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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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kules ausgeben dürften/ dieselben müsten ohn zweiffel sich fälschlich also nennen/ und alle die
es bejaheten/ hielte er nicht anders. Valikules sahe daß es zeit wahr loßzubrechen/ und ant-
wortete ihm: Er solte ja wol zusehen was er redete/ könte ihm auch gönnen/ daß er sich bey
zeiten erkennete/ und auffhörete sich fremder Tahten zurühmen/ an welchen er keinen Teil
hätte/ sonsten müste er ihm gewißlich einen Rittersatz halten. O du Unseliger/ sagte dieser/
was Unglük hat dich hieher geführet/ deines Lebens Ende von meinem Schwerte zuneh-
men; mit welchem ich in einem Kampffe mehr dann XXX Fechter erschlagen? Du? sagte
Valikules/ hastu Leutebescheisser ein solches getahn? und soltestu der berümte Ladisla seyn?
ein Erz Bube und Lügener bistu/ der anderer Leute Nahmen und Ehre stihlet; und bildestu
dir ganz umsonst ein/ daß ich Herrn Ladisla und Herkules nicht kennen solte. Kehrete sich
hiemit zu dem Wirte/ und sagete: Dafern ihr mir diesen Bösewicht heimlich davon strei-
chen lasset/ sollet ihr von eurer Obrigkeit an Leib und Leben gestraffet werden/ darnach habt
euch zurichten; dann ich bin von diesen beyden Herren abgesand/ daß ich den Frevel dieser
Lügener eintreibe. Stund hiemit auff/ ging in sein Gemach/ und ließ von Gallus sich die
Waffen anlegen. Inzwischen blieb dieser Bube im Esse Saal/ und gehub sich dermassen/
als wolte er vor Eifer bersten/ insonderheit muste der Wirt sich rechtschaffen leiden/ war-
umb er diesen Lügener beherberget hätte. Gallus kam gleich darzu/ und hörete diese Schelt-
worte/ fassete einen Stecken/ der ihm zur Hand stund/ und schlug ihn damit etliche mahl ü-
ber die Ohren/ sprechend: Du ehrvergessener Bube/ soltestu meinen Herrn in seinem Ab-
wesen also schelten. Dieser wolte solchen Schimpf auff sich nicht ersitzen lassen/ fassete das
Brodmesser/ in Meynung ihm die Gurgel abzustechen/ fehlete aber neben hin/ und stieß es
ihm in die Schulder/ daß es in der Wunde abbrach/ da ers wieder heraus zihen/ und den
andern Stich führen wolte. Valikules folgete bald/ stellete sich zwischen sie mit entblössetem
Degen/ und hieß den Buben die Waffen anlegen/ umb sehen zulassen/ ob er in Tapfferkeit
dem gleich währe/ dessen Nahmen er führete; würde er sich dessen aber wegern/ solte der
Diebshenker seiner Schelmstücken Bekäntniß bald aus ihn peinigen. Dieser blieb ver-
wägen nach wie vor/ sagete/ er hätte diesen Nahmen bißher mit Ehren geführet/ und so man-
nichen Sieg von Großsprechern erhalten/ daß alle Landschaften/ die er durchgereiset/ seines
Ruhms voll währen; lief hiemit zur Tühr hinaus/ und rüstete sich zum Streit. Der ertich-
tete Herkules folgete ihm zitternd nach/ dann er wahr mit Waffen nie umgangen/ sondern
seiner Kunst ein Mahler Geselle/ und hatte sich von dem andern verleiten lassen/ Herkules
Nahmen anzunehmen/ den er doch niemahls gesehen; Weil er nun merkete/ dz ihr Betrug
offenbahr werden dürffte/ gab er seinem Gesellen zuverstehen/ er währe willens davon zu
lauffen/ und seine Kunst zutreiben; aber dieser wehrete ihm/ mit Bedräuung/ da er nit ein
Herz ergreiffen würde/ wolte er ihn strak angesichts erstechen; solte nur frisch und unver-
zagt die Waffen anlegen/ und mit hinaus reiten/ er wolte dem Streitschon wissen eine sol-
che masse zugeben/ daß dieser fremder auff dem Platze bleiben solte. Also ließ dieser unschul-
dige Herkules sich halten und in Harnisch zwingen. Valikules ritte unterdessen nach dem
Stadmeister/ zeigete ihm die betriegliche Boßheit an/ und daß er ein Römischer Ritter
währe/ eigentlich derhalben zugegen/ daß er diesen Lügen ihre Endschafft gäbe; begehrete
demnach/ die Stad Tohr zubesetzen/ daß die Buben nicht entreiten möchten. Dieser hatte

schon
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Anderes Buch.
kules ausgeben duͤrften/ dieſelben muͤſten ohn zweiffel ſich faͤlſchlich alſo nennen/ uñ alle die
es bejaheten/ hielte er nicht anders. Valikules ſahe daß es zeit wahr loßzubꝛechen/ und ant-
wortete ihm: Er ſolte ja wol zuſehen was er redete/ koͤnte ihm auch goͤnnen/ daß er ſich bey
zeiten erkennete/ und auffhoͤrete ſich fremder Tahten zuruͤhmen/ an welchen er keinen Teil
haͤtte/ ſonſten muͤſte er ihm gewißlich einen Ritterſatz halten. O du Unſeliger/ ſagte dieſer/
was Ungluͤk hat dich hieher gefuͤhret/ deines Lebens Ende von meinem Schwerte zuneh-
men; mit welchem ich in einem Kampffe mehr dann XXX Fechter erſchlagen? Du? ſagte
Valikules/ haſtu Leutebeſcheiſſer ein ſolches getahn? und ſolteſtu der beruͤmte Ladiſla ſeyn?
ein Erz Bube und Luͤgener biſtu/ der anderer Leute Nahmen und Ehre ſtihlet; und bildeſtu
dir ganz umſonſt ein/ daß ich Herrn Ladiſla und Herkules nicht kennen ſolte. Kehrete ſich
hiemit zu dem Wirte/ und ſagete: Dafern ihr mir dieſen Boͤſewicht heimlich davon ſtrei-
chen laſſet/ ſollet ihr von eurer Obrigkeit an Leib und Leben geſtraffet werden/ darnach habt
euch zurichten; dann ich bin von dieſen beyden Herren abgeſand/ daß ich den Frevel dieſer
Luͤgener eintreibe. Stund hiemit auff/ ging in ſein Gemach/ und ließ von Gallus ſich die
Waffen anlegen. Inzwiſchen blieb dieſer Bube im Eſſe Saal/ und gehub ſich dermaſſen/
als wolte er vor Eifer berſten/ inſonderheit muſte der Wirt ſich rechtſchaffen leiden/ war-
umb er dieſen Luͤgener beherberget haͤtte. Gallus kam gleich darzu/ und hoͤrete dieſe Schelt-
worte/ faſſete einen Stecken/ der ihm zur Hand ſtund/ und ſchlug ihn damit etliche mahl uͤ-
ber die Ohren/ ſprechend: Du ehrvergeſſener Bube/ ſolteſtu meinen Herrn in ſeinem Ab-
weſen alſo ſchelten. Dieſer wolte ſolchen Schimpf auff ſich nicht erſitzen laſſen/ faſſete das
Brodmeſſer/ in Meynung ihm die Gurgel abzuſtechen/ fehlete aber neben hin/ und ſtieß es
ihm in die Schulder/ daß es in der Wunde abbrach/ da ers wieder heraus zihen/ und den
andern Stich fuͤhren wolte. Valikules folgete bald/ ſtellete ſich zwiſchẽ ſie mit entbloͤſſetem
Degen/ und hieß den Buben die Waffen anlegen/ umb ſehen zulaſſen/ ob er in Tapfferkeit
dem gleich waͤhre/ deſſen Nahmen er fuͤhrete; wuͤrde er ſich deſſen aber wegern/ ſolte der
Diebshenker ſeiner Schelmſtuͤcken Bekaͤntniß bald aus ihn peinigen. Dieſer blieb ver-
waͤgen nach wie vor/ ſagete/ er haͤtte dieſen Nahmen bißher mit Ehren gefuͤhret/ uñ ſo man-
nichen Sieg von Großſprechern erhalten/ daß alle Landſchaften/ die er durchgereiſet/ ſeines
Ruhms voll waͤhren; lief hiemit zur Tuͤhr hinaus/ und ruͤſtete ſich zum Streit. Deꝛ ertich-
tete Herkules folgete ihm zitternd nach/ dann er wahr mit Waffen nie umgangen/ ſondern
ſeiner Kunſt ein Mahler Geſelle/ und hatte ſich von dem andern verleiten laſſen/ Herkules
Nahmen anzunehmen/ den er doch niemahls geſehen; Weil er nun merkete/ dz ihr Betrug
offenbahr werden duͤrffte/ gab er ſeinem Geſellen zuverſtehen/ er waͤhre willens davon zu
lauffen/ und ſeine Kunſt zutreiben; aber dieſer wehrete ihm/ mit Bedraͤuung/ da er nit ein
Herz ergreiffen wuͤrde/ wolte er ihn ſtrak angeſichts erſtechen; ſolte nur friſch und unver-
zagt die Waffen anlegen/ und mit hinaus reiten/ er wolte dem Streitſchon wiſſen eine ſol-
che maſſe zugeben/ daß dieſer fremder auff dem Platze bleiben ſolte. Alſo ließ dieſer unſchul-
dige Herkules ſich halten und in Harniſch zwingen. Valikules ritte unterdeſſen nach dem
Stadmeiſter/ zeigete ihm die betriegliche Boßheit an/ und daß er ein Roͤmiſcher Ritter
waͤhre/ eigentlich derhalben zugegen/ daß er dieſen Luͤgen ihre Endſchafft gaͤbe; begehrete
demnach/ die Stad Tohr zubeſetzen/ daß die Buben nicht entreiten moͤchten. Dieſer hatte

ſchon
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[457/0495] Anderes Buch. kules ausgeben duͤrften/ dieſelben muͤſten ohn zweiffel ſich faͤlſchlich alſo nennen/ uñ alle die es bejaheten/ hielte er nicht anders. Valikules ſahe daß es zeit wahr loßzubꝛechen/ und ant- wortete ihm: Er ſolte ja wol zuſehen was er redete/ koͤnte ihm auch goͤnnen/ daß er ſich bey zeiten erkennete/ und auffhoͤrete ſich fremder Tahten zuruͤhmen/ an welchen er keinen Teil haͤtte/ ſonſten muͤſte er ihm gewißlich einen Ritterſatz halten. O du Unſeliger/ ſagte dieſer/ was Ungluͤk hat dich hieher gefuͤhret/ deines Lebens Ende von meinem Schwerte zuneh- men; mit welchem ich in einem Kampffe mehr dann XXX Fechter erſchlagen? Du? ſagte Valikules/ haſtu Leutebeſcheiſſer ein ſolches getahn? und ſolteſtu der beruͤmte Ladiſla ſeyn? ein Erz Bube und Luͤgener biſtu/ der anderer Leute Nahmen und Ehre ſtihlet; und bildeſtu dir ganz umſonſt ein/ daß ich Herrn Ladiſla und Herkules nicht kennen ſolte. Kehrete ſich hiemit zu dem Wirte/ und ſagete: Dafern ihr mir dieſen Boͤſewicht heimlich davon ſtrei- chen laſſet/ ſollet ihr von eurer Obrigkeit an Leib und Leben geſtraffet werden/ darnach habt euch zurichten; dann ich bin von dieſen beyden Herren abgeſand/ daß ich den Frevel dieſer Luͤgener eintreibe. Stund hiemit auff/ ging in ſein Gemach/ und ließ von Gallus ſich die Waffen anlegen. Inzwiſchen blieb dieſer Bube im Eſſe Saal/ und gehub ſich dermaſſen/ als wolte er vor Eifer berſten/ inſonderheit muſte der Wirt ſich rechtſchaffen leiden/ war- umb er dieſen Luͤgener beherberget haͤtte. Gallus kam gleich darzu/ und hoͤrete dieſe Schelt- worte/ faſſete einen Stecken/ der ihm zur Hand ſtund/ und ſchlug ihn damit etliche mahl uͤ- ber die Ohren/ ſprechend: Du ehrvergeſſener Bube/ ſolteſtu meinen Herrn in ſeinem Ab- weſen alſo ſchelten. Dieſer wolte ſolchen Schimpf auff ſich nicht erſitzen laſſen/ faſſete das Brodmeſſer/ in Meynung ihm die Gurgel abzuſtechen/ fehlete aber neben hin/ und ſtieß es ihm in die Schulder/ daß es in der Wunde abbrach/ da ers wieder heraus zihen/ und den andern Stich fuͤhren wolte. Valikules folgete bald/ ſtellete ſich zwiſchẽ ſie mit entbloͤſſetem Degen/ und hieß den Buben die Waffen anlegen/ umb ſehen zulaſſen/ ob er in Tapfferkeit dem gleich waͤhre/ deſſen Nahmen er fuͤhrete; wuͤrde er ſich deſſen aber wegern/ ſolte der Diebshenker ſeiner Schelmſtuͤcken Bekaͤntniß bald aus ihn peinigen. Dieſer blieb ver- waͤgen nach wie vor/ ſagete/ er haͤtte dieſen Nahmen bißher mit Ehren gefuͤhret/ uñ ſo man- nichen Sieg von Großſprechern erhalten/ daß alle Landſchaften/ die er durchgereiſet/ ſeines Ruhms voll waͤhren; lief hiemit zur Tuͤhr hinaus/ und ruͤſtete ſich zum Streit. Deꝛ ertich- tete Herkules folgete ihm zitternd nach/ dann er wahr mit Waffen nie umgangen/ ſondern ſeiner Kunſt ein Mahler Geſelle/ und hatte ſich von dem andern verleiten laſſen/ Herkules Nahmen anzunehmen/ den er doch niemahls geſehen; Weil er nun merkete/ dz ihr Betrug offenbahr werden duͤrffte/ gab er ſeinem Geſellen zuverſtehen/ er waͤhre willens davon zu lauffen/ und ſeine Kunſt zutreiben; aber dieſer wehrete ihm/ mit Bedraͤuung/ da er nit ein Herz ergreiffen wuͤrde/ wolte er ihn ſtrak angeſichts erſtechen; ſolte nur friſch und unver- zagt die Waffen anlegen/ und mit hinaus reiten/ er wolte dem Streitſchon wiſſen eine ſol- che maſſe zugeben/ daß dieſer fremder auff dem Platze bleiben ſolte. Alſo ließ dieſer unſchul- dige Herkules ſich halten und in Harniſch zwingen. Valikules ritte unterdeſſen nach dem Stadmeiſter/ zeigete ihm die betriegliche Boßheit an/ und daß er ein Roͤmiſcher Ritter waͤhre/ eigentlich derhalben zugegen/ daß er dieſen Luͤgen ihre Endſchafft gaͤbe; begehrete demnach/ die Stad Tohr zubeſetzen/ daß die Buben nicht entreiten moͤchten. Dieſer hatte ſchon M m m

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/495>, abgerufen am 17.06.2024.