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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
men wollet. Klodius bedankete sich der hohen Befoderung/ ließ sich den Völkern vorstel-
len/ und verhielt sich dermassen träufleissig in diesem Amte/ daß die ganze Stad ihm sehr
gewogen ward/ und ihm ein herliches Landgut zu Lehn aufftrugen/ davor er seine Dank-
barkeit zuerzeigen/ ein Stük 40 Schritte lang/ an der alten Stadmaur niderreissen/ und
auff seinen Kosten neu machen ließ/ welches lange Zeit den Nahmen behielt/ daß es Klo-
dius-Werk genennet ward.

Als er nun hieselbst mit seiner Liebsten in guter Gesundheit und hohem Ehrenstande
lebete/ wolte ihm das Glük bald anfangs einen Tück beweisen/ worüber er schier das Leben
hätte einbüssen müssen. Es wahr ein junger reicher Paduanischer ädelmann/ Nahmens
Volumnius/ derselbe befand sich gegen Fr. Agathen hefftig verliebet/ und suchete alle Ge-
legenheit/ mit ihr zureden/ und ihr seine Liebe zuoffenbahren. Er hatte seinen Hof gegen den
Stathalter über/ bey dem er zimlich gelitten wahr/ weil er sich höflich zu schicken/ und den
Schalk zubergen wuste. Nachdem er nun diese Zeit sich viel statlicher hielt/ als er zuvor ge-
wohnet/ und in Fabius Hofe sich täglich sehen ließ/ merkete Fr. Sophia/ daß es umb Liebe
willen geschahe/ wiewol sie nicht finden kunte/ auff welche er sein Absehen haben möchte.
Nun ging sie einsmahls mit Fr. Ursulen und Agathen/ auch Frl. Sibyllen und Libussen
hinaus vor das Tohr/ weil es ein lustiger Herbsttag wahr/ und stund Volumnius gleich
vor seinem Hofe; wolte also diese Gelegenheit nicht versäumen/ sondern folgete nach/ und
baht wegen dieser Kühnheit umb Verzeihung. Fr. Sophia sagete: weil sie ingesamt sich
zu ihm aller Erbarkeit und Freundschafft versähen/ solte es ihm erläubet seyn. Nicht ferne
von der Stad wahr ein lustiger Ort/ voller schattigter Bäume/ da sie sich auff die Erde
niderliessen/ und hatte Fr. Sophia schon angemerket/ daß im hingehen er sich Fr. Agathen
sehr nahete; hier aber nam er ungenöhtiget die näheste stelle bey ihr/ kunte auch seine unkeu-
sche Begierden nicht verhehlen/ daß die Augen ihn nicht verrahten hätten/ wiewol dessen
niemand als Fr. Sophia wahr nam/ welche besser dahinter zukommen/ auffstund/ und mit
den andern etwas weiter unter die Bäume ging/ da Fr. Agatha ihr zwar folgen wolte/ aber
von Volumnius auffgehalten ward/ weil er vorgab/ ihr ingeheim etwas zuvertrauen; fing
auch aus verwägener Kühnheit an/ seine unzimliche Liebe unter dem Deckel einer sonder-
lichen Gewogenheit ihr beyzubringen/ daß sie seiner Unbilligkeit nicht inne ward/ biß er um
diese und jene Gunst bey ihr anhielt/ dessen sie nicht wenig erschrak/ wolte ihm doch nicht
unhöflich begegnen/ sondern entschuldigte sich/ daß sie keine solche währe/ die von Mannes-
bildern angebohtene Liebe auffnehmen/ und darauff sich erklären könte/ angesehen sie im E-
hestande lebete/ und er demnach seine Liebe an ort und ende verwenden würde/ da sie haften
und Vergeltung erlangen könte. Aber dieser durch Liebe verblendet/ hielt es nur vor eine
Wort-Entschuldigung/ weil sie so gar ohne Bewägung redete; fuhr demnach fort in sei-
ner schändlichen Werbung/ und suchte allerhand schöne Worte hervor/ sich bey ihr beliebt
zumachen; Er hätte nicht gemeynet/ sagte er/ daß Griechenland so zarte Engelchen zeuge-
te/ könte ihm auch nicht einbilden/ daß ihres gleichen in derselben ganzen Landschafft zu fin-
den währe/ daß daher selbiges Reich über ihren Ehe Junker sich wol beklagen möchte/ daß
er einen so treflichen Schatz von dannen geführet/ und Italien damit ausgezieret hätte;
jedoch wolte er sich darüber vielmehr erfreuen/ als beschweren/ der Hoffnung gelebend/ ihr

Herz
N n n ij

Anderes Buch.
men wollet. Klodius bedankete ſich der hohen Befoderung/ ließ ſich den Voͤlkern vorſtel-
len/ und verhielt ſich dermaſſen traͤufleiſſig in dieſem Amte/ daß die ganze Stad ihm ſehr
gewogen ward/ und ihm ein herliches Landgut zu Lehn aufftrugen/ davor er ſeine Dank-
barkeit zuerzeigen/ ein Stuͤk 40 Schritte lang/ an der alten Stadmaur niderreiſſen/ und
auff ſeinen Koſten neu machen ließ/ welches lange Zeit den Nahmen behielt/ daß es Klo-
dius-Werk genennet ward.

Als er nun hieſelbſt mit ſeiner Liebſten in guter Geſundheit und hohem Ehrenſtande
lebete/ wolte ihm das Gluͤk bald anfangs einen Tuͤck beweiſen/ woruͤber er ſchier das Leben
haͤtte einbuͤſſen muͤſſen. Es wahr ein junger reicher Paduaniſcher aͤdelmann/ Nahmens
Volumnius/ derſelbe befand ſich gegen Fr. Agathen hefftig verliebet/ und ſuchete alle Ge-
legenheit/ mit ihr zureden/ und ihr ſeine Liebe zuoffenbahren. Er hatte ſeinen Hof gegen den
Stathalter uͤber/ bey dem er zimlich gelitten wahr/ weil er ſich hoͤflich zu ſchicken/ und den
Schalk zubergen wuſte. Nachdem er nun dieſe Zeit ſich viel ſtatlicher hielt/ als er zuvor ge-
wohnet/ und in Fabius Hofe ſich taͤglich ſehen ließ/ merkete Fr. Sophia/ daß es umb Liebe
willen geſchahe/ wiewol ſie nicht finden kunte/ auff welche er ſein Abſehen haben moͤchte.
Nun ging ſie einsmahls mit Fr. Urſulen und Agathen/ auch Frl. Sibyllen und Libuſſen
hinaus vor das Tohr/ weil es ein luſtiger Herbſttag wahr/ und ſtund Volumnius gleich
vor ſeinem Hofe; wolte alſo dieſe Gelegenheit nicht verſaͤumen/ ſondern folgete nach/ und
baht wegen dieſer Kuͤhnheit umb Verzeihung. Fr. Sophia ſagete: weil ſie ingeſamt ſich
zu ihm aller Erbarkeit und Freundſchafft verſaͤhen/ ſolte es ihm erlaͤubet ſeyn. Nicht ferne
von der Stad wahr ein luſtiger Ort/ voller ſchattigter Baͤume/ da ſie ſich auff die Erde
niderlieſſen/ und hatte Fr. Sophia ſchon angemerket/ daß im hingehen er ſich Fr. Agathen
ſehr nahete; hier aber nam er ungenoͤhtiget die naͤheſte ſtelle bey ihr/ kunte auch ſeine unkeu-
ſche Begierden nicht verhehlen/ daß die Augen ihn nicht verrahten haͤtten/ wiewol deſſen
niemand als Fr. Sophia wahr nam/ welche beſſer dahinter zukommen/ auffſtund/ und mit
den andern etwas weiter unter die Baͤume ging/ da Fr. Agatha ihr zwar folgen wolte/ abeꝛ
von Volumnius auffgehalten ward/ weil er vorgab/ ihr ingeheim etwas zuvertrauen; fing
auch aus verwaͤgener Kuͤhnheit an/ ſeine unzimliche Liebe unter dem Deckel einer ſonder-
lichen Gewogenheit ihr beyzubringen/ daß ſie ſeiner Unbilligkeit nicht inne ward/ biß er um
dieſe und jene Gunſt bey ihr anhielt/ deſſen ſie nicht wenig erſchrak/ wolte ihm doch nicht
unhoͤflich begegnen/ ſondern entſchuldigte ſich/ daß ſie keine ſolche waͤhre/ die von Mannes-
bildern angebohtene Liebe auffnehmen/ und darauff ſich erklaͤren koͤnte/ angeſehen ſie im E-
heſtande lebete/ und er demnach ſeine Liebe an ort und ende verwenden wuͤrde/ da ſie haften
und Vergeltung erlangen koͤnte. Aber dieſer durch Liebe verblendet/ hielt es nur vor eine
Wort-Entſchuldigung/ weil ſie ſo gar ohne Bewaͤgung redete; fuhr demnach fort in ſei-
ner ſchaͤndlichen Werbung/ und ſuchte allerhand ſchoͤne Worte hervor/ ſich bey ihr beliebt
zumachen; Er haͤtte nicht gemeynet/ ſagte er/ daß Griechenland ſo zarte Engelchen zeuge-
te/ koͤnte ihm auch nicht einbilden/ daß ihres gleichen in derſelben ganzen Landſchafft zu fin-
den waͤhre/ daß daher ſelbiges Reich uͤber ihren Ehe Junker ſich wol beklagen moͤchte/ daß
er einen ſo treflichen Schatz von dannen gefuͤhret/ und Italien damit ausgezieret haͤtte;
jedoch wolte er ſich daruͤber vielmehr erfreuen/ als beſchweren/ der Hoffnung gelebend/ ihr

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[467/0505] Anderes Buch. men wollet. Klodius bedankete ſich der hohen Befoderung/ ließ ſich den Voͤlkern vorſtel- len/ und verhielt ſich dermaſſen traͤufleiſſig in dieſem Amte/ daß die ganze Stad ihm ſehr gewogen ward/ und ihm ein herliches Landgut zu Lehn aufftrugen/ davor er ſeine Dank- barkeit zuerzeigen/ ein Stuͤk 40 Schritte lang/ an der alten Stadmaur niderreiſſen/ und auff ſeinen Koſten neu machen ließ/ welches lange Zeit den Nahmen behielt/ daß es Klo- dius-Werk genennet ward. Als er nun hieſelbſt mit ſeiner Liebſten in guter Geſundheit und hohem Ehrenſtande lebete/ wolte ihm das Gluͤk bald anfangs einen Tuͤck beweiſen/ woruͤber er ſchier das Leben haͤtte einbuͤſſen muͤſſen. Es wahr ein junger reicher Paduaniſcher aͤdelmann/ Nahmens Volumnius/ derſelbe befand ſich gegen Fr. Agathen hefftig verliebet/ und ſuchete alle Ge- legenheit/ mit ihr zureden/ und ihr ſeine Liebe zuoffenbahren. Er hatte ſeinen Hof gegen den Stathalter uͤber/ bey dem er zimlich gelitten wahr/ weil er ſich hoͤflich zu ſchicken/ und den Schalk zubergen wuſte. Nachdem er nun dieſe Zeit ſich viel ſtatlicher hielt/ als er zuvor ge- wohnet/ und in Fabius Hofe ſich taͤglich ſehen ließ/ merkete Fr. Sophia/ daß es umb Liebe willen geſchahe/ wiewol ſie nicht finden kunte/ auff welche er ſein Abſehen haben moͤchte. Nun ging ſie einsmahls mit Fr. Urſulen und Agathen/ auch Frl. Sibyllen und Libuſſen hinaus vor das Tohr/ weil es ein luſtiger Herbſttag wahr/ und ſtund Volumnius gleich vor ſeinem Hofe; wolte alſo dieſe Gelegenheit nicht verſaͤumen/ ſondern folgete nach/ und baht wegen dieſer Kuͤhnheit umb Verzeihung. Fr. Sophia ſagete: weil ſie ingeſamt ſich zu ihm aller Erbarkeit und Freundſchafft verſaͤhen/ ſolte es ihm erlaͤubet ſeyn. Nicht ferne von der Stad wahr ein luſtiger Ort/ voller ſchattigter Baͤume/ da ſie ſich auff die Erde niderlieſſen/ und hatte Fr. Sophia ſchon angemerket/ daß im hingehen er ſich Fr. Agathen ſehr nahete; hier aber nam er ungenoͤhtiget die naͤheſte ſtelle bey ihr/ kunte auch ſeine unkeu- ſche Begierden nicht verhehlen/ daß die Augen ihn nicht verrahten haͤtten/ wiewol deſſen niemand als Fr. Sophia wahr nam/ welche beſſer dahinter zukommen/ auffſtund/ und mit den andern etwas weiter unter die Baͤume ging/ da Fr. Agatha ihr zwar folgen wolte/ abeꝛ von Volumnius auffgehalten ward/ weil er vorgab/ ihr ingeheim etwas zuvertrauen; fing auch aus verwaͤgener Kuͤhnheit an/ ſeine unzimliche Liebe unter dem Deckel einer ſonder- lichen Gewogenheit ihr beyzubringen/ daß ſie ſeiner Unbilligkeit nicht inne ward/ biß er um dieſe und jene Gunſt bey ihr anhielt/ deſſen ſie nicht wenig erſchrak/ wolte ihm doch nicht unhoͤflich begegnen/ ſondern entſchuldigte ſich/ daß ſie keine ſolche waͤhre/ die von Mannes- bildern angebohtene Liebe auffnehmen/ und darauff ſich erklaͤren koͤnte/ angeſehen ſie im E- heſtande lebete/ und er demnach ſeine Liebe an ort und ende verwenden wuͤrde/ da ſie haften und Vergeltung erlangen koͤnte. Aber dieſer durch Liebe verblendet/ hielt es nur vor eine Wort-Entſchuldigung/ weil ſie ſo gar ohne Bewaͤgung redete; fuhr demnach fort in ſei- ner ſchaͤndlichen Werbung/ und ſuchte allerhand ſchoͤne Worte hervor/ ſich bey ihr beliebt zumachen; Er haͤtte nicht gemeynet/ ſagte er/ daß Griechenland ſo zarte Engelchen zeuge- te/ koͤnte ihm auch nicht einbilden/ daß ihres gleichen in derſelben ganzen Landſchafft zu fin- den waͤhre/ daß daher ſelbiges Reich uͤber ihren Ehe Junker ſich wol beklagen moͤchte/ daß er einen ſo treflichen Schatz von dannen gefuͤhret/ und Italien damit ausgezieret haͤtte; jedoch wolte er ſich daruͤber vielmehr erfreuen/ als beſchweren/ der Hoffnung gelebend/ ihr Herz N n n ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/505>, abgerufen am 17.06.2024.