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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
auff den Dienst/ da er von der Besichtigung kam/ stieß ihm das Schwert durch den Leib/
und machte sich in seiner vermummeten gestalt im Augenblik davon/ daß ihn niemand ken-
nete. Nach empfangenem Stosse fiel Klodius nider zur Erde/ worüber sein Knabe hart ruf-
fen ward/ welches ein Wund Arzt in der nähe wohnend/ vernam/ lief im blossen Hemde her-
zu/ und empfand an der Schlag Ader/ dz noch Leben in ihm war/ trug ihn mit hülffe etlicher
herzulauffenden Bürger in sein Hauß/ und fand/ dz der Stoß forne ein/ und hinten wieder aus
ging. Er brauchte allen fleiß/ biß er ihn erquickete/ und verband ihm die Wunde/ mit dem ver-
sprechen/ dafern er am Eingeweide unverlezt währe/ welches sich bald außweisen würde/
solte er vor dißmal gerettet seyn. Klodius antwortete ihm; ist meine Zeit kommen/ so sterbe ich
gerne/ wann ich nur vor meinem Tode erfahren mag/ was vor ein Bube mich so unredli-
cher Weise angefallen hat/ damit ihm sein Lohn werden möge. Die Anwesende bahten
ihn/ Geduld zuhaben/ und durch Eiser sich nicht zubewägen/ damit das Ubel nicht ärger
gemacht würde; nach dem Tähter solte fleissig geforschet/ und ihm die Mordtaht nicht ge-
schenket werden/ es geriete gleich mit ihm zum Tod oder Leben. Inzwischen wahr sein Kna-
be nach des Stathalters Hofe gelauffen/ und hatte seines Herrn Tod/ wie er meinete/
ruchtbar gemacht. Fr. Agatha lag im harten schlaffe/ und kam ihr vor/ wie ein Bähre sie
hätte niederreissen wollen; weil er ihr aber nicht beykommen mögen/ währe er an Klodius
gefallen/ und hätte ihn zur Erden geworffen/ dessen sie also erschrak/ daß sie ein lautes Ge-
schrey ergehen ließ/ gleich da Fr. Sophia mit einer Windkerze zu ihr kam/ und sie ermah-
nete/ sich über ihrer Ankunfft nicht zu entsetzen; es kähme ein Geschrey/ als währe ihr lieb-
ster etwas verwundet/ welches sie ihr lieber selber/ als durch andere anzeigen wollen/ damit
sie durch unwarhaften Bericht nicht zu hart erschrecket würde. Die gute Frau hörete die
leidige Zeitung mit bebenden Gliedern/ gehub sich übel und sagete; sie zweiffelte nicht/ er
würde schon Todseyn/ weil ihr solches im schlaffe vorkommen währe; stieg gar ohmäch-
tig aus dem Bette/ und legte die Kleider an/ umb selbst hinzugehen/ und diesen Unfall in
Augenschein zunehmen: Fr. Sophia hatte schon etliche Diener außgeschikt/ deren einer
wiederkam/ und andeutete/ er währe zwar hart verwundet/ aber schon verbunden/ und gä-
be der Arzt guten Trost. Hiedurch ward sie in etwas gestärket/ und fragete/ wer doch der
schändliche Tähter seyn möchte; kunte aber nichts erfahren biß der Leibknabe berichtete/
es währe ein Verkappeter auß einem Nebengäschen hervor gewischet/ und nach getah-
nem Stosse davon gelauffen. Alsbald muhtmassete sie auff Volumnius/ und sagete; Gn.
Frau/ ich wolte den Mörder leicht errahten; und was gilts/ wo es nicht der heutige Bube
ist? Sie antwortete/ lasset euch nichts merken/ so wollen wir noch wol dahinter kommen.
Libussa kam mit Frl. Sibyllen auch herzu/ liessen sich ingesamt von bewehreten Knechten
nach des Arztes Behausung bringen/ und wolten gleich zu dem verwundeten in die Stube
gehen; aber der Arzt wehrete ihnen; man müste ihn nicht verunruhen/ dz nicht die Wun-
de mit Lebens-gefahr auffsprünge; welches Fr. Agatha annam/ als währe er gewißlich
Tod/ und sagete zu ihm: Mein Freund/ der Kranke gehöret mir am nähesten zu/ drumb
saget mir die Warheit/ und speiset mich nicht mit leerer Hoffnung/ damit ich die lezte träue
an ihm verrichte; mit welchem Worte sie in Ohmacht fiel/ und ward ohn alle empfindlig-
keit auff ein ander Gemach getragen/ daß nicht Klodius durch ein Jammergeschrey irre

gemacht
N n n iij

Anderes Buch.
auff den Dienſt/ da er von der Beſichtigung kam/ ſtieß ihm das Schwert durch den Leib/
und machte ſich in ſeiner vermummeten geſtalt im Augenblik davon/ daß ihn niemand ken-
nete. Nach empfangenem Stoſſe fiel Klodius nider zur Erde/ woruͤber ſein Knabe hart ruf-
fen ward/ welches ein Wund Arzt in der naͤhe wohnend/ vernam/ lief im bloſſen Hemde heꝛ-
zu/ und empfand an der Schlag Ader/ dz noch Leben in ihm war/ trug ihn mit huͤlffe etlicheꝛ
herzulauffenden Buͤrgeꝛ in ſein Hauß/ uñ fand/ dz der Stoß forne ein/ uñ hinten wiedeꝛ aus
ging. Er brauchte allen fleiß/ biß er ihn erquickete/ uñ verband ihm die Wunde/ mit dem veꝛ-
ſprechen/ dafern er am Eingeweide unverlezt waͤhre/ welches ſich bald außweiſen wuͤrde/
ſolte er vor dißmal gerettet ſeyn. Klodius antwoꝛtete ihm; iſt meine Zeit kom̃en/ ſo ſterbe ich
gerne/ wann ich nur vor meinem Tode erfahren mag/ was vor ein Bube mich ſo unredli-
cher Weiſe angefallen hat/ damit ihm ſein Lohn werden moͤge. Die Anweſende bahten
ihn/ Geduld zuhaben/ und durch Eiſer ſich nicht zubewaͤgen/ damit das Ubel nicht aͤrger
gemacht wuͤrde; nach dem Taͤhter ſolte fleiſſig geforſchet/ und ihm die Mordtaht nicht ge-
ſchenket werden/ es geriete gleich mit ihm zum Tod oder Leben. Inzwiſchẽ wahr ſein Kna-
be nach des Stathalters Hofe gelauffen/ und hatte ſeines Herꝛn Tod/ wie er meinete/
ruchtbar gemacht. Fr. Agatha lag im harten ſchlaffe/ und kam ihr vor/ wie ein Baͤhre ſie
haͤtte niederreiſſen wollen; weil er ihr aber nicht beykommen moͤgen/ waͤhre er an Klodius
gefallen/ und haͤtte ihn zur Erden geworffen/ deſſen ſie alſo erſchrak/ daß ſie ein lautes Ge-
ſchrey ergehen ließ/ gleich da Fr. Sophia mit einer Windkerze zu ihr kam/ und ſie ermah-
nete/ ſich uͤber ihrer Ankunfft nicht zu entſetzen; es kaͤhme ein Geſchrey/ als waͤhre ihr lieb-
ſter etwas verwundet/ welches ſie ihr lieber ſelber/ als durch andere anzeigen wollen/ damit
ſie durch unwarhaften Bericht nicht zu hart erſchrecket wuͤrde. Die gute Frau hoͤrete die
leidige Zeitung mit bebenden Gliedern/ gehub ſich uͤbel und ſagete; ſie zweiffelte nicht/ er
wuͤrde ſchon Todſeyn/ weil ihr ſolches im ſchlaffe vorkommen waͤhre; ſtieg gar ohmaͤch-
tig aus dem Bette/ und legte die Kleider an/ umb ſelbſt hinzugehen/ und dieſen Unfall in
Augenſchein zunehmen: Fr. Sophia hatte ſchon etliche Diener außgeſchikt/ deren einer
wiederkam/ und andeutete/ er waͤhre zwar hart verwundet/ aber ſchon verbunden/ und gaͤ-
be der Arzt guten Troſt. Hiedurch ward ſie in etwas geſtaͤrket/ und fragete/ wer doch der
ſchaͤndliche Taͤhter ſeyn moͤchte; kunte aber nichts erfahren biß der Leibknabe berichtete/
es waͤhre ein Verkappeter auß einem Nebengaͤſchen hervor gewiſchet/ und nach getah-
nem Stoſſe davon gelauffen. Alsbald muhtmaſſete ſie auff Volumnius/ und ſagete; Gn.
Frau/ ich wolte den Moͤrder leicht errahten; und was gilts/ wo es nicht der heutige Bube
iſt? Sie antwortete/ laſſet euch nichts merken/ ſo wollen wir noch wol dahinter kommen.
Libuſſa kam mit Frl. Sibyllen auch herzu/ lieſſen ſich ingeſamt von bewehreten Knechten
nach des Arztes Behauſung bringen/ und wolten gleich zu dem verwundeten in die Stube
gehen; aber der Arzt wehrete ihnen; man muͤſte ihn nicht verunruhen/ dz nicht die Wun-
de mit Lebens-gefahr auffſpruͤnge; welches Fr. Agatha annam/ als waͤhre er gewißlich
Tod/ und ſagete zu ihm: Mein Freund/ der Kranke gehoͤret mir am naͤheſten zu/ drumb
ſaget mir die Warheit/ uñ ſpeiſet mich nicht mit leerer Hoffnung/ damit ich die lezte traͤue
an ihm verrichte; mit welchem Worte ſie in Ohmacht fiel/ und ward ohn alle empfindlig-
keit auff ein ander Gemach getragen/ daß nicht Klodius durch ein Jammergeſchrey irre

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[469/0507] Anderes Buch. auff den Dienſt/ da er von der Beſichtigung kam/ ſtieß ihm das Schwert durch den Leib/ und machte ſich in ſeiner vermummeten geſtalt im Augenblik davon/ daß ihn niemand ken- nete. Nach empfangenem Stoſſe fiel Klodius nider zur Erde/ woruͤber ſein Knabe hart ruf- fen ward/ welches ein Wund Arzt in der naͤhe wohnend/ vernam/ lief im bloſſen Hemde heꝛ- zu/ und empfand an der Schlag Ader/ dz noch Leben in ihm war/ trug ihn mit huͤlffe etlicheꝛ herzulauffenden Buͤrgeꝛ in ſein Hauß/ uñ fand/ dz der Stoß forne ein/ uñ hinten wiedeꝛ aus ging. Er brauchte allen fleiß/ biß er ihn erquickete/ uñ verband ihm die Wunde/ mit dem veꝛ- ſprechen/ dafern er am Eingeweide unverlezt waͤhre/ welches ſich bald außweiſen wuͤrde/ ſolte er vor dißmal gerettet ſeyn. Klodius antwoꝛtete ihm; iſt meine Zeit kom̃en/ ſo ſterbe ich gerne/ wann ich nur vor meinem Tode erfahren mag/ was vor ein Bube mich ſo unredli- cher Weiſe angefallen hat/ damit ihm ſein Lohn werden moͤge. Die Anweſende bahten ihn/ Geduld zuhaben/ und durch Eiſer ſich nicht zubewaͤgen/ damit das Ubel nicht aͤrger gemacht wuͤrde; nach dem Taͤhter ſolte fleiſſig geforſchet/ und ihm die Mordtaht nicht ge- ſchenket werden/ es geriete gleich mit ihm zum Tod oder Leben. Inzwiſchẽ wahr ſein Kna- be nach des Stathalters Hofe gelauffen/ und hatte ſeines Herꝛn Tod/ wie er meinete/ ruchtbar gemacht. Fr. Agatha lag im harten ſchlaffe/ und kam ihr vor/ wie ein Baͤhre ſie haͤtte niederreiſſen wollen; weil er ihr aber nicht beykommen moͤgen/ waͤhre er an Klodius gefallen/ und haͤtte ihn zur Erden geworffen/ deſſen ſie alſo erſchrak/ daß ſie ein lautes Ge- ſchrey ergehen ließ/ gleich da Fr. Sophia mit einer Windkerze zu ihr kam/ und ſie ermah- nete/ ſich uͤber ihrer Ankunfft nicht zu entſetzen; es kaͤhme ein Geſchrey/ als waͤhre ihr lieb- ſter etwas verwundet/ welches ſie ihr lieber ſelber/ als durch andere anzeigen wollen/ damit ſie durch unwarhaften Bericht nicht zu hart erſchrecket wuͤrde. Die gute Frau hoͤrete die leidige Zeitung mit bebenden Gliedern/ gehub ſich uͤbel und ſagete; ſie zweiffelte nicht/ er wuͤrde ſchon Todſeyn/ weil ihr ſolches im ſchlaffe vorkommen waͤhre; ſtieg gar ohmaͤch- tig aus dem Bette/ und legte die Kleider an/ umb ſelbſt hinzugehen/ und dieſen Unfall in Augenſchein zunehmen: Fr. Sophia hatte ſchon etliche Diener außgeſchikt/ deren einer wiederkam/ und andeutete/ er waͤhre zwar hart verwundet/ aber ſchon verbunden/ und gaͤ- be der Arzt guten Troſt. Hiedurch ward ſie in etwas geſtaͤrket/ und fragete/ wer doch der ſchaͤndliche Taͤhter ſeyn moͤchte; kunte aber nichts erfahren biß der Leibknabe berichtete/ es waͤhre ein Verkappeter auß einem Nebengaͤſchen hervor gewiſchet/ und nach getah- nem Stoſſe davon gelauffen. Alsbald muhtmaſſete ſie auff Volumnius/ und ſagete; Gn. Frau/ ich wolte den Moͤrder leicht errahten; und was gilts/ wo es nicht der heutige Bube iſt? Sie antwortete/ laſſet euch nichts merken/ ſo wollen wir noch wol dahinter kommen. Libuſſa kam mit Frl. Sibyllen auch herzu/ lieſſen ſich ingeſamt von bewehreten Knechten nach des Arztes Behauſung bringen/ und wolten gleich zu dem verwundeten in die Stube gehen; aber der Arzt wehrete ihnen; man muͤſte ihn nicht verunruhen/ dz nicht die Wun- de mit Lebens-gefahr auffſpruͤnge; welches Fr. Agatha annam/ als waͤhre er gewißlich Tod/ und ſagete zu ihm: Mein Freund/ der Kranke gehoͤret mir am naͤheſten zu/ drumb ſaget mir die Warheit/ uñ ſpeiſet mich nicht mit leerer Hoffnung/ damit ich die lezte traͤue an ihm verrichte; mit welchem Worte ſie in Ohmacht fiel/ und ward ohn alle empfindlig- keit auff ein ander Gemach getragen/ daß nicht Klodius durch ein Jammergeſchrey irre gemacht N n n iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/507>, abgerufen am 17.06.2024.