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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
getrieben ward. Sie kehreten sich aber in herzlicher Andacht zu Gott/ und danketen ihm/
daß er seinen lieben Sohn alhie hätte wollen lassen zur Welt gebohren werden; liessen sich
hernach eine Viertelmeile von der Stad gegen Suden zu dem Turm Eder führen/ bey
welchem der grosse Engel des HErrn den armen Hirten im Felde die freudenreiche Ge-
burt des lieben Jesuleins verkündiget hatte; hernach kehreten sie wiederumb zurük gegen
Norden/ da man ihnen auff der andern Seite der Stad eine Viertelmeile von dannen/ dz
Grab Rahel zeigete. In der Stad sahen sie des Jesse/ Davids Vaters Begräbniß/ und
nahmen von dar ab ihren Weg nit straks gegen Norden auff Jerufalem zu/ sondern wen-
deten sich gegen Osten/ Bethanien zubesehen/ da sie des von den Todten erwecketen Lazarus
Grab/ und Simon des Aussätzigen Haus ihnen zeigen liessen. Von dannen gingen sie fol-
gendes Tages die halbe Meile biß nach Jerusalem zu fusse gegen Westen zu über den Oel-
berg/ eben den Weg/ auff welchem der Herr Christus seinen Königlichen Einzug auff ei-
nem Esel gehalten hatte/ da sie allen Bericht fleissig einnahmen/ wo der Garte Gethsema-
ne gelegen/ in welchem Christus Blut geschwitzet und gefangen worden; an was Orte er
über die Bach Kidron geführet; wo das Tempel- und Schaf Tohr gewesen; wo Hannas/
wo Kaiphas Wonung/ wo Pilatus Richthaus gestanden/ da der HErr verspottet/ gegeis-
selt/ und mit Dornen gekrönet wahr. Leztlich liessen sie sich auff den Berg Golgatha leiten/
da die heydnische Kirche stund/ an welche sie sich doch nicht kehreten/ sondern fielen auf ihre
Knie/ und verrichteten ihr Gebeht etliche Stunden/ da Valikules unter andern dieses hielt.
O du Sohn des ewigen Gottes/ der du samt deinem Vater und Heiligem Geiste eines Wesens bist;
dir danke ich aus tieffestem Abgrunde meiner Seelen/ daß du mich armen Sünder so hoch geliebet/
und umb meiner Seligkeit willen dein unschuldiges heiliges Blut am Stamme des Kreuzes auff die-
sem Berge hast vergiessen wollen/ der ich sonst ewig verdamt und verlohren seyn müssen. O du barm-
herziger Gottes Sohn/ sihe nicht an meinen vorigen heydnischen Unglauben/ noch was ich aus Flei-
sches Schwach- und Boßheit jemahls wider deinen heiligen Willen begangen habe/ sondern von aller
meiner Untugend wasche mich mit deinem teuren Blute/ und erhalte mich im beständigen Glauben/
und beharlicher Gottseligkeit/ daß ich durch Fleisch und Blut mich nicht verführen lasse/ deinem Wil-
len zuwiderstreben/ und deines Verdienstes mich unfähig zumachen. Gib auch Gnade zu meiner vor-
genommenen Reise/ und erhalte mein geliebtes Fräulein beym Leben/ auff daß sie aus den Händen
der schnöden Räuber/ und des unzüchtigen Gottlosen Königes erlöset werden/ und an ihren Ehren
unverlezt bleiben möge O du mein Heyland/ laß sie doch zum wenigsten nur so lange im Leben/ biß sie
durch deines Heil. Geistes Krafft im seligmachenden Glauben unterrichtet werde/ damit wegen der
heydnischen Greuel sie nicht in die hellische Verdamniß falle/ sondern ein Kind des ewigen Lebens sey
und bleibe. Ist es auch dein gnädiger Göttlicher Wille/ so zeug meinen geliebten Ladisla/ meine herz-
liebe Eltern/ Geschwistere und Anverwanten/ daß sie von Verachtung deines hochheiligen Nahmens
abstehen/ und die allen Sündern angebohtene Gnade empfahen. Dieses mein Gebeht wollest du O
mein Erlöser gnädiglich erhören/ umb deines Blutes und Todes willen/ Amen.

Nachdem er dieses und dergleichen Gebehter mit häuffigen Trähnen und inbrünsti-
ger Andacht gesprochen hatte/ legte er sich in eine geringe Herberge/ und nach zween Ta-
gen ließ er sich bey dem Bischoff daselbst anmelden/ der ihn bald zu sich foderte/ und freund-
lich empfing; er hinwieder bezeigete sich gegen ihn als einen Vorsteher der Kirchen Got-
tes sehr ehrerbietig/ und offenbahrete ihm in vertrauen/ daß er von Fürstlichen Eltern in
Teutschland gebohren/ und durch Unfal gefangen nach Rom geführet/ woselbst er durch

Gottes
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Drittes Buch.
getrieben ward. Sie kehreten ſich aber in herzlicher Andacht zu Gott/ und danketen ihm/
daß er ſeinen lieben Sohn alhie haͤtte wollen laſſen zur Welt gebohren werden; lieſſen ſich
hernach eine Viertelmeile von der Stad gegen Suden zu dem Turm Eder fuͤhren/ bey
welchem der groſſe Engel des HErrn den armen Hirten im Felde die freudenreiche Ge-
burt des lieben Jeſuleins verkuͤndiget hatte; hernach kehreten ſie wiederumb zuruͤk gegen
Norden/ da man ihnen auff der andern Seite der Stad eine Viertelmeile von dannen/ dz
Grab Rahel zeigete. In der Stad ſahen ſie des Jeſſe/ Davids Vaters Begraͤbniß/ und
nahmen von dar ab ihren Weg nit ſtraks gegen Norden auff Jerufalem zu/ ſondern wen-
deten ſich gegen Oſten/ Bethanien zubeſehen/ da ſie des von den Todten erwecketen Lazarus
Grab/ und Simon des Auſſaͤtzigen Haus ihnen zeigen lieſſen. Von dannen gingen ſie fol-
gendes Tages die halbe Meile biß nach Jeruſalem zu fuſſe gegen Weſten zu uͤber den Oel-
berg/ eben den Weg/ auff welchem der Herr Chriſtus ſeinen Koͤniglichen Einzug auff ei-
nem Eſel gehalten hatte/ da ſie allen Bericht fleiſſig einnahmen/ wo der Garte Gethſema-
ne gelegen/ in welchem Chriſtus Blut geſchwitzet und gefangen worden; an was Orte er
uͤber die Bach Kidron gefuͤhret; wo das Tempel- und Schaf Tohr geweſen; wo Hañas/
wo Kaiphas Wonung/ wo Pilatus Richthaus geſtanden/ da der HErr verſpottet/ gegeiſ-
ſelt/ und mit Dornen gekroͤnet wahr. Leztlich lieſſen ſie ſich auff den Berg Golgatha leiten/
da die heydniſche Kirche ſtund/ an welche ſie ſich doch nicht kehreten/ ſondern fielen auf ihre
Knie/ uñ verrichteten ihr Gebeht etliche Stunden/ da Valikules unter andern dieſes hielt.
O du Sohn des ewigen Gottes/ der du ſamt deinem Vater und Heiligem Geiſte eines Weſens biſt;
dir danke ich aus tieffeſtem Abgrunde meiner Seelen/ daß du mich armen Sünder ſo hoch geliebet/
und umb meiner Seligkeit willen dein unſchuldiges heiliges Blut am Stamme des Kreuzes auff die-
ſem Berge haſt vergieſſen wollen/ der ich ſonſt ewig verdamt und verlohren ſeyn muͤſſen. O du barm-
herziger Gottes Sohn/ ſihe nicht an meinen vorigen heydniſchen Unglauben/ noch was ich aus Flei-
ſches Schwach- und Boßheit jemahls wider deinen heiligen Willen begangen habe/ ſondern von alleꝛ
meiner Untugend waſche mich mit deinem teuren Blute/ und erhalte mich im beſtaͤndigen Glauben/
und beharlicher Gottſeligkeit/ daß ich durch Fleiſch und Blut mich nicht verfuͤhren laſſe/ deinem Wil-
len zuwiderſtreben/ und deines Verdienſtes mich unfaͤhig zumachen. Gib auch Gnade zu meiner vor-
genommenen Reiſe/ und erhalte mein geliebtes Fraͤulein beym Leben/ auff daß ſie aus den Haͤnden
der ſchnoͤden Raͤuber/ und des unzuͤchtigen Gottloſen Koͤniges erloͤſet werden/ und an ihren Ehren
unverlezt bleiben moͤge O du mein Heyland/ laß ſie doch zum wenigſten nur ſo lange im Leben/ biß ſie
durch deines Heil. Geiſtes Krafft im ſeligmachenden Glauben unterrichtet werde/ damit wegen der
heydniſchen Greuel ſie nicht in die helliſche Verdamniß falle/ ſondern ein Kind des ewigen Lebens ſey
und bleibe. Iſt es auch dein gnaͤdiger Goͤttlicher Wille/ ſo zeug meinen geliebten Ladiſla/ meine herz-
liebe Eltern/ Geſchwiſtere und Anverwanten/ daß ſie von Verachtung deines hochheiligen Nahmens
abſtehen/ und die allen Suͤndern angebohtene Gnade empfahen. Dieſes mein Gebeht wolleſt du O
mein Erloͤſer gnaͤdiglich erhoͤren/ umb deines Blutes und Todes willen/ Amen.

Nachdem er dieſes und dergleichen Gebehter mit haͤuffigen Traͤhnen und inbruͤnſti-
ger Andacht geſprochen hatte/ legte er ſich in eine geringe Herberge/ und nach zween Ta-
gen ließ er ſich bey dem Biſchoff daſelbſt anmelden/ der ihn bald zu ſich foderte/ uñ freund-
lich empfing; er hinwieder bezeigete ſich gegen ihn als einen Vorſteher der Kirchen Got-
tes ſehr ehrerbietig/ und offenbahrete ihm in vertrauen/ daß er von Fuͤrſtlichen Eltern in
Teutſchland gebohren/ und durch Unfal gefangen nach Rom gefuͤhret/ woſelbſt er durch

Gottes
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[485/0523] Drittes Buch. getrieben ward. Sie kehreten ſich aber in herzlicher Andacht zu Gott/ und danketen ihm/ daß er ſeinen lieben Sohn alhie haͤtte wollen laſſen zur Welt gebohren werden; lieſſen ſich hernach eine Viertelmeile von der Stad gegen Suden zu dem Turm Eder fuͤhren/ bey welchem der groſſe Engel des HErrn den armen Hirten im Felde die freudenreiche Ge- burt des lieben Jeſuleins verkuͤndiget hatte; hernach kehreten ſie wiederumb zuruͤk gegen Norden/ da man ihnen auff der andern Seite der Stad eine Viertelmeile von dannen/ dz Grab Rahel zeigete. In der Stad ſahen ſie des Jeſſe/ Davids Vaters Begraͤbniß/ und nahmen von dar ab ihren Weg nit ſtraks gegen Norden auff Jerufalem zu/ ſondern wen- deten ſich gegen Oſten/ Bethanien zubeſehen/ da ſie des von den Todten erwecketen Lazarus Grab/ und Simon des Auſſaͤtzigen Haus ihnen zeigen lieſſen. Von dannen gingen ſie fol- gendes Tages die halbe Meile biß nach Jeruſalem zu fuſſe gegen Weſten zu uͤber den Oel- berg/ eben den Weg/ auff welchem der Herr Chriſtus ſeinen Koͤniglichen Einzug auff ei- nem Eſel gehalten hatte/ da ſie allen Bericht fleiſſig einnahmen/ wo der Garte Gethſema- ne gelegen/ in welchem Chriſtus Blut geſchwitzet und gefangen worden; an was Orte er uͤber die Bach Kidron gefuͤhret; wo das Tempel- und Schaf Tohr geweſen; wo Hañas/ wo Kaiphas Wonung/ wo Pilatus Richthaus geſtanden/ da der HErr verſpottet/ gegeiſ- ſelt/ und mit Dornen gekroͤnet wahr. Leztlich lieſſen ſie ſich auff den Berg Golgatha leiten/ da die heydniſche Kirche ſtund/ an welche ſie ſich doch nicht kehreten/ ſondern fielen auf ihre Knie/ uñ verrichteten ihr Gebeht etliche Stunden/ da Valikules unter andern dieſes hielt. O du Sohn des ewigen Gottes/ der du ſamt deinem Vater und Heiligem Geiſte eines Weſens biſt; dir danke ich aus tieffeſtem Abgrunde meiner Seelen/ daß du mich armen Sünder ſo hoch geliebet/ und umb meiner Seligkeit willen dein unſchuldiges heiliges Blut am Stamme des Kreuzes auff die- ſem Berge haſt vergieſſen wollen/ der ich ſonſt ewig verdamt und verlohren ſeyn muͤſſen. O du barm- herziger Gottes Sohn/ ſihe nicht an meinen vorigen heydniſchen Unglauben/ noch was ich aus Flei- ſches Schwach- und Boßheit jemahls wider deinen heiligen Willen begangen habe/ ſondern von alleꝛ meiner Untugend waſche mich mit deinem teuren Blute/ und erhalte mich im beſtaͤndigen Glauben/ und beharlicher Gottſeligkeit/ daß ich durch Fleiſch und Blut mich nicht verfuͤhren laſſe/ deinem Wil- len zuwiderſtreben/ und deines Verdienſtes mich unfaͤhig zumachen. Gib auch Gnade zu meiner vor- genommenen Reiſe/ und erhalte mein geliebtes Fraͤulein beym Leben/ auff daß ſie aus den Haͤnden der ſchnoͤden Raͤuber/ und des unzuͤchtigen Gottloſen Koͤniges erloͤſet werden/ und an ihren Ehren unverlezt bleiben moͤge O du mein Heyland/ laß ſie doch zum wenigſten nur ſo lange im Leben/ biß ſie durch deines Heil. Geiſtes Krafft im ſeligmachenden Glauben unterrichtet werde/ damit wegen der heydniſchen Greuel ſie nicht in die helliſche Verdamniß falle/ ſondern ein Kind des ewigen Lebens ſey und bleibe. Iſt es auch dein gnaͤdiger Goͤttlicher Wille/ ſo zeug meinen geliebten Ladiſla/ meine herz- liebe Eltern/ Geſchwiſtere und Anverwanten/ daß ſie von Verachtung deines hochheiligen Nahmens abſtehen/ und die allen Suͤndern angebohtene Gnade empfahen. Dieſes mein Gebeht wolleſt du O mein Erloͤſer gnaͤdiglich erhoͤren/ umb deines Blutes und Todes willen/ Amen. Nachdem er dieſes und dergleichen Gebehter mit haͤuffigen Traͤhnen und inbruͤnſti- ger Andacht geſprochen hatte/ legte er ſich in eine geringe Herberge/ und nach zween Ta- gen ließ er ſich bey dem Biſchoff daſelbſt anmelden/ der ihn bald zu ſich foderte/ uñ freund- lich empfing; er hinwieder bezeigete ſich gegen ihn als einen Vorſteher der Kirchen Got- tes ſehr ehrerbietig/ und offenbahrete ihm in vertrauen/ daß er von Fuͤrſtlichen Eltern in Teutſchland gebohren/ und durch Unfal gefangen nach Rom gefuͤhret/ woſelbſt er durch Gottes P p p iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/523>, abgerufen am 17.06.2024.