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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
fen/ und sich unter einen hauffen Juden/ welche zusahen/ sich zuverstecken. Aber der Stat-
halter schikte alsbald einen Häuptman ab/ und ließ/ die ihn zwischen sich genommen hatten/
bedräuen/ dafern sie den entlauffenen nicht alsbald darstelleten/ solten sie alle am Leben ge-
straffet werden. Als der abgelauffene solches hörete/ begehrte er von einen Juden sein Brod-
messer/ nam es in die linke Hand/ und schnitte ihm selber damit die Kehle ab; über welchen
Wuht sich Valikules und der Stathalter sehr entsetzeten. Die übrigen bewaffneten Juden
hielten einen Raht/ ob sie alle zugleich auf Valikules einstürmen/ und ihn niderschlagen wol-
ten/ ungeachtet sie wieder sterben müsten; wahren auch schon eins/ diesen Mordfall zuwa-
gen/ aber der Stathalter befahrete ein solches/ und sendete ihnen zehn geharnischte Reuter
entgegen/ welches ihren Vorsatz brach/ und Valikules unangegriffen blieb. Derselbe ging
nun zu fusse dem Stathalter entgegen/ welcher mit zimlicher eile zu ihm hin ritte/ dem er/ so
bald er zu ihm kam/ mit entblössetem Häupte vor seine Gegenwart dienstlich dankete/ wel-
che ausser allem zweifel ihm Schutz wider seines Feindes Anhang gehalten/ und ihr mörd-
liches Vorhaben gebrochen hätte. Er aber antwortete ihm: Treflicher Ritter/ ich bitte um
verzeihung/ dz anfangs ich an eurer gnugsamkeit habe gezweifelt/ nachdem eure Tugend und
stärke ich dermassen beschaffen sehe/ dz ich schuldig bin euch zuehren/ als welcher von meinem
allergnädigsten Käyser selbst/ nit unbillich geehret ist; Werdet demnach mir die freundschaft
erweisen/ und mit mir nach meiner Wohnung reiten. Valikules hingegen stellete sich sehr de-
mütig/ einwendend/ das unverdiente Lob machete ihn nur schamroht/ wäre schuldig dem
Herrn Stathalter auffzuwarten/ und ihn biß an seinen Hof zubegleiten/ zweiffelte auch
nicht/ er würde darauff hochgünstige Erlassung von seiner Durchl. erhalten/ weil seine
Reise sehr eilig währe. Herr Pompejus nam das Erbieten mit freundlicher Antwort an/
und ritten nach der Stad zu/ da er ihn baht/ seinen Nahmen unbeschweret zumelden/ da-
mit er ihn als seinen Freund zu nennen wüste. Hierin wolte er ihm nun gerne zuwillen seyn/
und sagte: Mein Herr/ aus gewissen Ursachen nenne ich mich diese Zeit Valikules/ sonst
ist mein rechter Nahme Herkules. Herkules? sagte der Stathalter/ umbfing ihn auch
mit dem linken Arme auff dem Pferde mit sonderlicher Freundligkeit/ und fuhr also fort:
Euch danke ich ihr Götter/ daß ich den trefflichen Helden und Erretter meines Vaterlan-
des kennen und ehren sol/ massen ich durchaus nicht zweiffele/ er und kein ander Herkules
ist es/ welcher durch glükliche auffreibung der Räuber vor Padua/ ganz Italien vom ver-
derben befreiet hat. Dieser wunderte sich höchlich/ daß diese Zeitung schon so weit über
Meer erschollen wahr/ gereuete ihn auch/ daß er seinen Nahmen genennet hatte/ und gab
zur Antwort; daß ich Italien vom Verderben befreien solte/ bin ich viel zu wenig; die Rau-
berische Rotte habe ich zwar nach meinem geringen Vermögen helffen angreiffen/ wie auch
mein brüderliche Geselle Ladisla; aber dem Hochmögenden Herrn Stathalter zu Padua
und seinem ritterlichen Sohne/ muß die Ehre dieses Sieges billich vorbehalten werden.
Nein mein Herr/ sagte Pompejus/ seine höfliche Demuht heisset ihn so reden/ dann nicht
allein mein Schwager und brüderlicher Freund Herr Fabius/ sondern Käyserl. Hocheit
ihr Hoffmeister selbst hat mir alles außführlich beschrieben/ auch was vor Ehren-Gedächt-
nis den beyden Fremden unvergleichlichen Helden auffgerichtet sind. Freilich hat man
uns weit über unser Verdienst und Wirdigkeit erhoben/ antwortete er/ aber uns dadurch

zu
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Drittes Buch.
fen/ und ſich unter einen hauffen Juden/ welche zuſahen/ ſich zuverſtecken. Aber der Stat-
halter ſchikte alsbald einen Haͤuptman ab/ und ließ/ die ihn zwiſchen ſich genommen hattẽ/
bedraͤuen/ dafern ſie den entlauffenen nicht alsbald darſtelleten/ ſolten ſie alle am Leben ge-
ſtraffet werden. Als der abgelauffene ſolches hoͤrete/ begehrte er von einẽ Juden ſein Bꝛod-
meſſer/ nam es in die linke Hand/ und ſchnitte ihm ſelber damit die Kehle ab; uͤber welchen
Wuht ſich Valikules und der Stathalter ſehr entſetzeten. Die uͤbrigen bewaffneten Judẽ
hielten einen Raht/ ob ſie alle zugleich auf Valikules einſtuͤrmen/ und ihn niderſchlagẽ wol-
ten/ ungeachtet ſie wieder ſterben muͤſten; wahren auch ſchon eins/ dieſen Mordfall zuwa-
gen/ aber der Stathalter befahrete ein ſolches/ und ſendete ihnen zehn geharniſchte Reuter
entgegen/ welches ihren Vorſatz brach/ und Valikules unangegriffen blieb. Derſelbe ging
nun zu fuſſe dem Stathalter entgegen/ welcher mit zimlicher eile zu ihm hin ritte/ dem er/ ſo
bald er zu ihm kam/ mit entbloͤſſetem Haͤupte vor ſeine Gegenwart dienſtlich dankete/ wel-
che auſſer allem zweifel ihm Schutz wider ſeines Feindes Anhang gehalten/ und ihr moͤrd-
liches Vorhaben gebrochen haͤtte. Er aber antwortete ihm: Treflicher Ritter/ ich bitte um
verzeihung/ dz anfangs ich an eurer gnugſamkeit habe gezweifelt/ nachdem euꝛe Tugend uñ
ſtaͤrke ich deꝛmaſſen beſchaffen ſehe/ dz ich ſchuldig bin euch zuehrẽ/ als welcheꝛ von meinem
allergnaͤdigſtẽ Kaͤyſer ſelbſt/ nit unbillich geehret iſt; Werdet demnach mir die freundſchaft
erweiſen/ uñ mit mir nach meiner Wohnung reiten. Valikules hingegẽ ſtellete ſich ſehr de-
muͤtig/ einwendend/ das unverdiente Lob machete ihn nur ſchamroht/ waͤre ſchuldig dem
Herrn Stathalter auffzuwarten/ und ihn biß an ſeinen Hof zubegleiten/ zweiffelte auch
nicht/ er wuͤrde darauff hochguͤnſtige Erlaſſung von ſeiner Durchl. erhalten/ weil ſeine
Reiſe ſehr eilig waͤhre. Herr Pompejus nam das Erbieten mit freundlicher Antwort an/
und ritten nach der Stad zu/ da er ihn baht/ ſeinen Nahmen unbeſchweret zumelden/ da-
mit er ihn als ſeinen Freund zu neñen wuͤſte. Hierin wolte er ihm nun gerne zuwillen ſeyn/
und ſagte: Mein Herꝛ/ aus gewiſſen Urſachen nenne ich mich dieſe Zeit Valikules/ ſonſt
iſt mein rechter Nahme Herkules. Herkules? ſagte der Stathalter/ umbfing ihn auch
mit dem linken Arme auff dem Pferde mit ſonderlicher Freundligkeit/ und fuhr alſo fort:
Euch danke ich ihr Goͤtter/ daß ich den trefflichen Helden und Erretter meines Vaterlan-
des kennen und ehren ſol/ maſſen ich durchaus nicht zweiffele/ er und kein ander Herkules
iſt es/ welcher durch gluͤkliche auffreibung der Raͤuber vor Padua/ ganz Italien vom ver-
derben befreiet hat. Dieſer wunderte ſich hoͤchlich/ daß dieſe Zeitung ſchon ſo weit uͤber
Meer erſchollen wahr/ gereuete ihn auch/ daß er ſeinen Nahmen genennet hatte/ und gab
zur Antwort; daß ich Italien vom Verderben befreien ſolte/ bin ich viel zu wenig; die Rau-
beriſche Rotte habe ich zwar nach meinem geringen Vermoͤgen helffen angreiffẽ/ wie auch
mein bruͤderliche Geſelle Ladiſla; aber dem Hochmoͤgenden Herrn Stathalter zu Padua
und ſeinem ritterlichen Sohne/ muß die Ehre dieſes Sieges billich vorbehalten werden.
Nein mein Herr/ ſagte Pompejus/ ſeine hoͤfliche Demuht heiſſet ihn ſo reden/ dann nicht
allein mein Schwager und bruͤderlicher Freund Herr Fabius/ ſondern Kaͤyſerl. Hocheit
ihr Hoffmeiſter ſelbſt hat mir alles außfuͤhrlich beſchrieben/ auch was vor Ehren-Gedaͤcht-
nis den beyden Fremden unvergleichlichen Helden auffgerichtet ſind. Freilich hat man
uns weit uͤber unſer Verdienſt und Wirdigkeit erhoben/ antwortete er/ aber uns dadurch

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[493/0531] Drittes Buch. fen/ und ſich unter einen hauffen Juden/ welche zuſahen/ ſich zuverſtecken. Aber der Stat- halter ſchikte alsbald einen Haͤuptman ab/ und ließ/ die ihn zwiſchen ſich genommen hattẽ/ bedraͤuen/ dafern ſie den entlauffenen nicht alsbald darſtelleten/ ſolten ſie alle am Leben ge- ſtraffet werden. Als der abgelauffene ſolches hoͤrete/ begehrte er von einẽ Juden ſein Bꝛod- meſſer/ nam es in die linke Hand/ und ſchnitte ihm ſelber damit die Kehle ab; uͤber welchen Wuht ſich Valikules und der Stathalter ſehr entſetzeten. Die uͤbrigen bewaffneten Judẽ hielten einen Raht/ ob ſie alle zugleich auf Valikules einſtuͤrmen/ und ihn niderſchlagẽ wol- ten/ ungeachtet ſie wieder ſterben muͤſten; wahren auch ſchon eins/ dieſen Mordfall zuwa- gen/ aber der Stathalter befahrete ein ſolches/ und ſendete ihnen zehn geharniſchte Reuter entgegen/ welches ihren Vorſatz brach/ und Valikules unangegriffen blieb. Derſelbe ging nun zu fuſſe dem Stathalter entgegen/ welcher mit zimlicher eile zu ihm hin ritte/ dem er/ ſo bald er zu ihm kam/ mit entbloͤſſetem Haͤupte vor ſeine Gegenwart dienſtlich dankete/ wel- che auſſer allem zweifel ihm Schutz wider ſeines Feindes Anhang gehalten/ und ihr moͤrd- liches Vorhaben gebrochen haͤtte. Er aber antwortete ihm: Treflicher Ritter/ ich bitte um verzeihung/ dz anfangs ich an eurer gnugſamkeit habe gezweifelt/ nachdem euꝛe Tugend uñ ſtaͤrke ich deꝛmaſſen beſchaffen ſehe/ dz ich ſchuldig bin euch zuehrẽ/ als welcheꝛ von meinem allergnaͤdigſtẽ Kaͤyſer ſelbſt/ nit unbillich geehret iſt; Werdet demnach mir die freundſchaft erweiſen/ uñ mit mir nach meiner Wohnung reiten. Valikules hingegẽ ſtellete ſich ſehr de- muͤtig/ einwendend/ das unverdiente Lob machete ihn nur ſchamroht/ waͤre ſchuldig dem Herrn Stathalter auffzuwarten/ und ihn biß an ſeinen Hof zubegleiten/ zweiffelte auch nicht/ er wuͤrde darauff hochguͤnſtige Erlaſſung von ſeiner Durchl. erhalten/ weil ſeine Reiſe ſehr eilig waͤhre. Herr Pompejus nam das Erbieten mit freundlicher Antwort an/ und ritten nach der Stad zu/ da er ihn baht/ ſeinen Nahmen unbeſchweret zumelden/ da- mit er ihn als ſeinen Freund zu neñen wuͤſte. Hierin wolte er ihm nun gerne zuwillen ſeyn/ und ſagte: Mein Herꝛ/ aus gewiſſen Urſachen nenne ich mich dieſe Zeit Valikules/ ſonſt iſt mein rechter Nahme Herkules. Herkules? ſagte der Stathalter/ umbfing ihn auch mit dem linken Arme auff dem Pferde mit ſonderlicher Freundligkeit/ und fuhr alſo fort: Euch danke ich ihr Goͤtter/ daß ich den trefflichen Helden und Erretter meines Vaterlan- des kennen und ehren ſol/ maſſen ich durchaus nicht zweiffele/ er und kein ander Herkules iſt es/ welcher durch gluͤkliche auffreibung der Raͤuber vor Padua/ ganz Italien vom ver- derben befreiet hat. Dieſer wunderte ſich hoͤchlich/ daß dieſe Zeitung ſchon ſo weit uͤber Meer erſchollen wahr/ gereuete ihn auch/ daß er ſeinen Nahmen genennet hatte/ und gab zur Antwort; daß ich Italien vom Verderben befreien ſolte/ bin ich viel zu wenig; die Rau- beriſche Rotte habe ich zwar nach meinem geringen Vermoͤgen helffen angreiffẽ/ wie auch mein bruͤderliche Geſelle Ladiſla; aber dem Hochmoͤgenden Herrn Stathalter zu Padua und ſeinem ritterlichen Sohne/ muß die Ehre dieſes Sieges billich vorbehalten werden. Nein mein Herr/ ſagte Pompejus/ ſeine hoͤfliche Demuht heiſſet ihn ſo reden/ dann nicht allein mein Schwager und bruͤderlicher Freund Herr Fabius/ ſondern Kaͤyſerl. Hocheit ihr Hoffmeiſter ſelbſt hat mir alles außfuͤhrlich beſchrieben/ auch was vor Ehren-Gedaͤcht- nis den beyden Fremden unvergleichlichen Helden auffgerichtet ſind. Freilich hat man uns weit uͤber unſer Verdienſt und Wirdigkeit erhoben/ antwortete er/ aber uns dadurch zu Q q q iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/531>, abgerufen am 17.06.2024.