Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch.
O du glükseliger Leches/ antwortete er/ wie wandelbahr ist des Glückes Rad; ich gedenke
der lieben Zeit/ da du mich den seligsten/ und dich den verworffensten nenne test; nun aber
hat sich das Spiel gar verkehret; doch/ geliebte wase/ saget mir/ bitte ich/ durch was Mittel
ich zu ihr gelangen könne; solte ich dann darüber zu grunde gehen/ wil ich euch zuvor zur
einigen Erbin aller meiner Güter einsetzen/ welches/ wie ich durchaus nicht zweiffele/ un-
sers Königes Gemahl alhie bekräfftigen sol. Nun nun/ sagte sie/ gebet euch zu frieden/ ihr
solt nicht drüber sterben/ sondern sie ohn alle Mühe erhalten/ wann ich nur einwilligen wer-
de. Neda stund auff/ fiel ihr umb den Hals/ und küssete sie so inniglich/ daß sie ihn deßwegen
straffen muste. Wie stellet ihr euch so unbendig? sagte sie/ ich kan wol schwören/ daß mich
nie kein Mannesbilde dergestalt gehöhnet/ und wann ihr nicht meiner Stief-Schwester
Sohn währet/ würde ichs trauen an euch eifern. Neda baht umb Verzeihung/ zweifelte
nicht/ die nahe Blutfreundschafft würde ihn von allem ungleichen Wahn leicht befreyen
und loßsprechen. Ja sagte sie/ in Ansehung deren sol euch auch Verzeihung widerfahren;
aber vernehmet nun/ wie die Sachen stehen. Es ist nicht anders/ daß eure Liebste auff un-
ser Gn. Fräulein Willen und Befehl mit einem Griechischen Ritter/ Nahmens Alexan-
der in der Stad Tyrus sich ehelich hat versprechen müssen/ welcher ihr hingegen äidlich
angelobet/ sie keinerley weise zuberühren/ biß er sie in Italien nicht weit von hinnen würde
gebracht haben/ da er über das den bestimmeten Tag zur Hochzeit abwarten solte. Nun hat
er ihr solchen äid unbrüchig gehalten/ wie meine Wase mir mit höchster Beteurung ge-
meldet/ und ich/ angesehen er ein Tugendhaffter auffrichtiger Aedelmann ist/ billich gläu-
ben muß/ und ist der morgende Tag zum Beylager und Hochzeit Fest berahmet. Wehe mir
armen/ fiel er ihr in die Rede/ ist das der Trost/ den ihr mir versprochen habt? Aber sagt mir
Herzen Wase/ werdet ihr bey der Hochzeit auch mit erscheinen? Welch eine Frage ist diß?
sagte sie/ sol ich doch ihr nähester Beystand seyn. Gar wol/ antwortete er/ so wird der Aff-
ter Bräutigam entweder auff mein Einsprechen abtreten/ oder ich werde auch sein nähe-
ster Beystand seyn/ doch also/ daß entweder er oder ich das Leben drüber einbüssen. Ich
würde euch dieses selbst heissen/ wanns je nöhtig währe/ sagte sie/ aber nun bedarffs dessen
keines/ dann der vermeynte Bräutigam ist etwa vor zwo Stunden von seinem Spieß Ge-
sellen im absonderlichen Kampffe erstochen/ und also meine Wase ehe Witwe als Frau
worden. Herzgeliebte Wase/ sagte er/ wie möget ihr mich dergestalt aufzihen/ und mit mei-
ner hefftigen Liebe einen so leichten Spot treiben? Versichert euch/ sagte sie/ daß ich die
lautere Warheit rede/ als gewiß ich begehre in der Götter Gnade zuverbleiben; Ob sie a-
ber euch wieder annehmen wolle (sagte sie/ da er sich frölich bezeigete) ist mir unwissend/
massen sie von ihrem todten Bräutigam über XVII Tonnen Schatz an lauter Baarschaft/
Kleinoten und verkaufften Landgütern geerbet hat/ welcher grosse und welt beliebte Reich-
tuhm gar leicht einen grossen Römischen Herrn zu ihrer ohn das gnug wir digen Liebe be-
wägen dürffte. Ich weiß nicht/ sagte Neda/ wie ihrs mit mir im Sinne habt; Wann ich
mich fürchte/ dann tröstet ihr mich; empfahe ich dann etwas Freude in meiner Seele/ so
stürzet ihr mich nur immer in tieffere Verzweifelung; drumb bitte ich euch umb unser na-
hen Verwandschafft willen/ erlöset mich aus der Angst/ in welche ihr mich geführet/ und
versichert euch/ daß ich mich dermassen dankbar erzeigen wil/ daß ihr daraus mein Herz er-

kennen

Drittes Buch.
O du gluͤkſeliger Leches/ antwortete er/ wie wandelbahr iſt des Gluͤckes Rad; ich gedenke
der lieben Zeit/ da du mich den ſeligſten/ und dich den verworffenſten nenne teſt; nun aber
hat ſich das Spiel gar verkehret; doch/ geliebte waſe/ ſaget mir/ bitte ich/ durch was Mittel
ich zu ihr gelangen koͤnne; ſolte ich dann daruͤber zu grunde gehen/ wil ich euch zuvor zur
einigen Erbin aller meiner Guͤter einſetzen/ welches/ wie ich durchaus nicht zweiffele/ un-
ſers Koͤniges Gemahl alhie bekraͤfftigen ſol. Nun nun/ ſagte ſie/ gebet euch zu frieden/ ihr
ſolt nicht druͤber ſterben/ ſondern ſie ohn alle Muͤhe erhalten/ wañ ich nur einwilligen wer-
de. Neda ſtund auff/ fiel ihr umb den Hals/ und kuͤſſete ſie ſo inniglich/ daß ſie ihn deßwegen
ſtraffen muſte. Wie ſtellet ihr euch ſo unbendig? ſagte ſie/ ich kan wol ſchwoͤren/ daß mich
nie kein Mannesbilde dergeſtalt gehoͤhnet/ und wann ihr nicht meiner Stief-Schweſter
Sohn waͤhret/ wuͤrde ichs trauen an euch eifern. Neda baht umb Verzeihung/ zweifelte
nicht/ die nahe Blutfreundſchafft wuͤrde ihn von allem ungleichen Wahn leicht befreyen
und loßſprechen. Ja ſagte ſie/ in Anſehung deren ſol euch auch Verzeihung widerfahren;
aber vernehmet nun/ wie die Sachen ſtehen. Es iſt nicht anders/ daß eure Liebſte auff un-
ſer Gn. Fraͤulein Willen und Befehl mit einem Griechiſchen Ritter/ Nahmens Alexan-
der in der Stad Tyrus ſich ehelich hat verſprechen muͤſſen/ welcher ihr hingegen aͤidlich
angelobet/ ſie keinerley weiſe zuberuͤhren/ biß er ſie in Italien nicht weit von hinnen wuͤrde
gebracht haben/ da er uͤber das den beſtimmeten Tag zur Hochzeit abwarten ſolte. Nun hat
er ihr ſolchen aͤid unbruͤchig gehalten/ wie meine Waſe mir mit hoͤchſter Beteurung ge-
meldet/ und ich/ angeſehen er ein Tugendhaffter auffrichtiger Aedelmann iſt/ billich glaͤu-
ben muß/ und iſt der morgende Tag zum Beylager und Hochzeit Feſt berahmet. Wehe miꝛ
armen/ fiel er ihr in die Rede/ iſt das der Troſt/ den ihr mir verſprochen habt? Aber ſagt miꝛ
Herzen Waſe/ werdet ihr bey der Hochzeit auch mit erſcheinen? Welch eine Frage iſt diß?
ſagte ſie/ ſol ich doch ihr naͤheſter Beyſtand ſeyn. Gar wol/ antwortete er/ ſo wird der Aff-
ter Braͤutigam entweder auff mein Einſprechen abtreten/ oder ich werde auch ſein naͤhe-
ſter Beyſtand ſeyn/ doch alſo/ daß entweder er oder ich das Leben druͤber einbuͤſſen. Ich
wuͤrde euch dieſes ſelbſt heiſſen/ wanns je noͤhtig waͤhre/ ſagte ſie/ aber nun bedarffs deſſen
keines/ dann der vermeynte Braͤutigam iſt etwa vor zwo Stunden von ſeinem Spieß Ge-
ſellen im abſonderlichen Kampffe erſtochen/ und alſo meine Waſe ehe Witwe als Frau
worden. Herzgeliebte Waſe/ ſagte er/ wie moͤget ihr mich dergeſtalt aufzihen/ und mit mei-
ner hefftigen Liebe einen ſo leichten Spot treiben? Verſichert euch/ ſagte ſie/ daß ich die
lautere Warheit rede/ als gewiß ich begehre in der Goͤtter Gnade zuverbleiben; Ob ſie a-
ber euch wieder annehmen wolle (ſagte ſie/ da er ſich froͤlich bezeigete) iſt mir unwiſſend/
maſſen ſie von ihrem todten Braͤutigam uͤber XVII Tonnen Schatz an lauter Baarſchaft/
Kleinoten und verkaufften Landguͤtern geerbet hat/ welcher groſſe und welt beliebte Reich-
tuhm gar leicht einen groſſen Roͤmiſchen Herrn zu ihrer ohn das gnug wir digen Liebe be-
waͤgen duͤrffte. Ich weiß nicht/ ſagte Neda/ wie ihrs mit mir im Sinne habt; Wann ich
mich fuͤrchte/ dann troͤſtet ihr mich; empfahe ich dann etwas Freude in meiner Seele/ ſo
ſtuͤrzet ihr mich nur immer in tieffere Verzweifelung; drumb bitte ich euch umb unſer na-
hen Verwandſchafft willen/ erloͤſet mich aus der Angſt/ in welche ihr mich gefuͤhret/ und
verſichert euch/ daß ich mich dermaſſen dankbar erzeigen wil/ daß ihr daraus mein Herz eꝛ-

kennen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0552" n="514"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi></fw><lb/>
O du glu&#x0364;k&#x017F;eliger Leches/ antwortete er/ wie wandelbahr i&#x017F;t des Glu&#x0364;ckes Rad; ich gedenke<lb/>
der lieben Zeit/ da du mich den &#x017F;elig&#x017F;ten/ und dich den verworffen&#x017F;ten nenne te&#x017F;t; nun aber<lb/>
hat &#x017F;ich das Spiel gar verkehret; doch/ geliebte wa&#x017F;e/ &#x017F;aget mir/ bitte ich/ durch was Mittel<lb/>
ich zu ihr gelangen ko&#x0364;nne; &#x017F;olte ich dann daru&#x0364;ber zu grunde gehen/ wil ich euch zuvor zur<lb/>
einigen Erbin aller meiner Gu&#x0364;ter ein&#x017F;etzen/ welches/ wie ich durchaus nicht zweiffele/ un-<lb/>
&#x017F;ers Ko&#x0364;niges Gemahl alhie bekra&#x0364;fftigen &#x017F;ol. Nun nun/ &#x017F;agte &#x017F;ie/ gebet euch zu frieden/ ihr<lb/>
&#x017F;olt nicht dru&#x0364;ber &#x017F;terben/ &#x017F;ondern &#x017F;ie ohn alle Mu&#x0364;he erhalten/ wan&#x0303; ich nur einwilligen wer-<lb/>
de. Neda &#x017F;tund auff/ fiel ihr umb den Hals/ und ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;ete &#x017F;ie &#x017F;o inniglich/ daß &#x017F;ie ihn deßwegen<lb/>
&#x017F;traffen mu&#x017F;te. Wie &#x017F;tellet ihr euch &#x017F;o unbendig? &#x017F;agte &#x017F;ie/ ich kan wol &#x017F;chwo&#x0364;ren/ daß mich<lb/>
nie kein Mannesbilde derge&#x017F;talt geho&#x0364;hnet/ und wann ihr nicht meiner Stief-Schwe&#x017F;ter<lb/>
Sohn wa&#x0364;hret/ wu&#x0364;rde ichs trauen an euch eifern. Neda baht umb Verzeihung/ zweifelte<lb/>
nicht/ die nahe Blutfreund&#x017F;chafft wu&#x0364;rde ihn von allem ungleichen Wahn leicht befreyen<lb/>
und loß&#x017F;prechen. Ja &#x017F;agte &#x017F;ie/ in An&#x017F;ehung deren &#x017F;ol euch auch Verzeihung widerfahren;<lb/>
aber vernehmet nun/ wie die Sachen &#x017F;tehen. Es i&#x017F;t nicht anders/ daß eure Lieb&#x017F;te auff un-<lb/>
&#x017F;er Gn. Fra&#x0364;ulein Willen und Befehl mit einem Griechi&#x017F;chen Ritter/ Nahmens Alexan-<lb/>
der in der Stad Tyrus &#x017F;ich ehelich hat ver&#x017F;prechen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ welcher ihr hingegen a&#x0364;idlich<lb/>
angelobet/ &#x017F;ie keinerley wei&#x017F;e zuberu&#x0364;hren/ biß er &#x017F;ie in Italien nicht weit von hinnen wu&#x0364;rde<lb/>
gebracht haben/ da er u&#x0364;ber das den be&#x017F;timmeten Tag zur Hochzeit abwarten &#x017F;olte. Nun hat<lb/>
er ihr &#x017F;olchen a&#x0364;id unbru&#x0364;chig gehalten/ wie meine Wa&#x017F;e mir mit ho&#x0364;ch&#x017F;ter Beteurung ge-<lb/>
meldet/ und ich/ ange&#x017F;ehen er ein Tugendhaffter auffrichtiger Aedelmann i&#x017F;t/ billich gla&#x0364;u-<lb/>
ben muß/ und i&#x017F;t der morgende Tag zum Beylager und Hochzeit Fe&#x017F;t berahmet. Wehe mi&#xA75B;<lb/>
armen/ fiel er ihr in die Rede/ i&#x017F;t das der Tro&#x017F;t/ den ihr mir ver&#x017F;prochen habt? Aber &#x017F;agt mi&#xA75B;<lb/>
Herzen Wa&#x017F;e/ werdet ihr bey der Hochzeit auch mit er&#x017F;cheinen? Welch eine Frage i&#x017F;t diß?<lb/>
&#x017F;agte &#x017F;ie/ &#x017F;ol ich doch ihr na&#x0364;he&#x017F;ter Bey&#x017F;tand &#x017F;eyn. Gar wol/ antwortete er/ &#x017F;o wird der Aff-<lb/>
ter Bra&#x0364;utigam entweder auff mein Ein&#x017F;prechen abtreten/ oder ich werde auch &#x017F;ein na&#x0364;he-<lb/>
&#x017F;ter Bey&#x017F;tand &#x017F;eyn/ doch al&#x017F;o/ daß entweder er oder ich das Leben dru&#x0364;ber einbu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Ich<lb/>
wu&#x0364;rde euch die&#x017F;es &#x017F;elb&#x017F;t hei&#x017F;&#x017F;en/ wanns je no&#x0364;htig wa&#x0364;hre/ &#x017F;agte &#x017F;ie/ aber nun bedarffs de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
keines/ dann der vermeynte Bra&#x0364;utigam i&#x017F;t etwa vor zwo Stunden von &#x017F;einem Spieß Ge-<lb/>
&#x017F;ellen im ab&#x017F;onderlichen Kampffe er&#x017F;tochen/ und al&#x017F;o meine Wa&#x017F;e ehe Witwe als Frau<lb/>
worden. Herzgeliebte Wa&#x017F;e/ &#x017F;agte er/ wie mo&#x0364;get ihr mich derge&#x017F;talt aufzihen/ und mit mei-<lb/>
ner hefftigen Liebe einen &#x017F;o leichten Spot treiben? Ver&#x017F;ichert euch/ &#x017F;agte &#x017F;ie/ daß ich die<lb/>
lautere Warheit rede/ als gewiß ich begehre in der Go&#x0364;tter Gnade zuverbleiben; Ob &#x017F;ie a-<lb/>
ber euch wieder annehmen wolle (&#x017F;agte &#x017F;ie/ da er &#x017F;ich fro&#x0364;lich bezeigete) i&#x017F;t mir unwi&#x017F;&#x017F;end/<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie von ihrem todten Bra&#x0364;utigam u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">XVII</hi> Tonnen Schatz an lauter Baar&#x017F;chaft/<lb/>
Kleinoten und verkaufften Landgu&#x0364;tern geerbet hat/ welcher gro&#x017F;&#x017F;e und welt beliebte Reich-<lb/>
tuhm gar leicht einen gro&#x017F;&#x017F;en Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Herrn zu ihrer ohn das gnug wir digen Liebe be-<lb/>
wa&#x0364;gen du&#x0364;rffte. Ich weiß nicht/ &#x017F;agte Neda/ wie ihrs mit mir im Sinne habt; Wann ich<lb/>
mich fu&#x0364;rchte/ dann tro&#x0364;&#x017F;tet ihr mich; empfahe ich dann etwas Freude in meiner Seele/ &#x017F;o<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;rzet ihr mich nur immer in tieffere Verzweifelung; drumb bitte ich euch umb un&#x017F;er na-<lb/>
hen Verwand&#x017F;chafft willen/ erlo&#x0364;&#x017F;et mich aus der Ang&#x017F;t/ in welche ihr mich gefu&#x0364;hret/ und<lb/>
ver&#x017F;ichert euch/ daß ich mich derma&#x017F;&#x017F;en dankbar erzeigen wil/ daß ihr daraus mein Herz e&#xA75B;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kennen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[514/0552] Drittes Buch. O du gluͤkſeliger Leches/ antwortete er/ wie wandelbahr iſt des Gluͤckes Rad; ich gedenke der lieben Zeit/ da du mich den ſeligſten/ und dich den verworffenſten nenne teſt; nun aber hat ſich das Spiel gar verkehret; doch/ geliebte waſe/ ſaget mir/ bitte ich/ durch was Mittel ich zu ihr gelangen koͤnne; ſolte ich dann daruͤber zu grunde gehen/ wil ich euch zuvor zur einigen Erbin aller meiner Guͤter einſetzen/ welches/ wie ich durchaus nicht zweiffele/ un- ſers Koͤniges Gemahl alhie bekraͤfftigen ſol. Nun nun/ ſagte ſie/ gebet euch zu frieden/ ihr ſolt nicht druͤber ſterben/ ſondern ſie ohn alle Muͤhe erhalten/ wañ ich nur einwilligen wer- de. Neda ſtund auff/ fiel ihr umb den Hals/ und kuͤſſete ſie ſo inniglich/ daß ſie ihn deßwegen ſtraffen muſte. Wie ſtellet ihr euch ſo unbendig? ſagte ſie/ ich kan wol ſchwoͤren/ daß mich nie kein Mannesbilde dergeſtalt gehoͤhnet/ und wann ihr nicht meiner Stief-Schweſter Sohn waͤhret/ wuͤrde ichs trauen an euch eifern. Neda baht umb Verzeihung/ zweifelte nicht/ die nahe Blutfreundſchafft wuͤrde ihn von allem ungleichen Wahn leicht befreyen und loßſprechen. Ja ſagte ſie/ in Anſehung deren ſol euch auch Verzeihung widerfahren; aber vernehmet nun/ wie die Sachen ſtehen. Es iſt nicht anders/ daß eure Liebſte auff un- ſer Gn. Fraͤulein Willen und Befehl mit einem Griechiſchen Ritter/ Nahmens Alexan- der in der Stad Tyrus ſich ehelich hat verſprechen muͤſſen/ welcher ihr hingegen aͤidlich angelobet/ ſie keinerley weiſe zuberuͤhren/ biß er ſie in Italien nicht weit von hinnen wuͤrde gebracht haben/ da er uͤber das den beſtimmeten Tag zur Hochzeit abwarten ſolte. Nun hat er ihr ſolchen aͤid unbruͤchig gehalten/ wie meine Waſe mir mit hoͤchſter Beteurung ge- meldet/ und ich/ angeſehen er ein Tugendhaffter auffrichtiger Aedelmann iſt/ billich glaͤu- ben muß/ und iſt der morgende Tag zum Beylager und Hochzeit Feſt berahmet. Wehe miꝛ armen/ fiel er ihr in die Rede/ iſt das der Troſt/ den ihr mir verſprochen habt? Aber ſagt miꝛ Herzen Waſe/ werdet ihr bey der Hochzeit auch mit erſcheinen? Welch eine Frage iſt diß? ſagte ſie/ ſol ich doch ihr naͤheſter Beyſtand ſeyn. Gar wol/ antwortete er/ ſo wird der Aff- ter Braͤutigam entweder auff mein Einſprechen abtreten/ oder ich werde auch ſein naͤhe- ſter Beyſtand ſeyn/ doch alſo/ daß entweder er oder ich das Leben druͤber einbuͤſſen. Ich wuͤrde euch dieſes ſelbſt heiſſen/ wanns je noͤhtig waͤhre/ ſagte ſie/ aber nun bedarffs deſſen keines/ dann der vermeynte Braͤutigam iſt etwa vor zwo Stunden von ſeinem Spieß Ge- ſellen im abſonderlichen Kampffe erſtochen/ und alſo meine Waſe ehe Witwe als Frau worden. Herzgeliebte Waſe/ ſagte er/ wie moͤget ihr mich dergeſtalt aufzihen/ und mit mei- ner hefftigen Liebe einen ſo leichten Spot treiben? Verſichert euch/ ſagte ſie/ daß ich die lautere Warheit rede/ als gewiß ich begehre in der Goͤtter Gnade zuverbleiben; Ob ſie a- ber euch wieder annehmen wolle (ſagte ſie/ da er ſich froͤlich bezeigete) iſt mir unwiſſend/ maſſen ſie von ihrem todten Braͤutigam uͤber XVII Tonnen Schatz an lauter Baarſchaft/ Kleinoten und verkaufften Landguͤtern geerbet hat/ welcher groſſe und welt beliebte Reich- tuhm gar leicht einen groſſen Roͤmiſchen Herrn zu ihrer ohn das gnug wir digen Liebe be- waͤgen duͤrffte. Ich weiß nicht/ ſagte Neda/ wie ihrs mit mir im Sinne habt; Wann ich mich fuͤrchte/ dann troͤſtet ihr mich; empfahe ich dann etwas Freude in meiner Seele/ ſo ſtuͤrzet ihr mich nur immer in tieffere Verzweifelung; drumb bitte ich euch umb unſer na- hen Verwandſchafft willen/ erloͤſet mich aus der Angſt/ in welche ihr mich gefuͤhret/ und verſichert euch/ daß ich mich dermaſſen dankbar erzeigen wil/ daß ihr daraus mein Herz eꝛ- kennen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/552
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/552>, abgerufen am 17.06.2024.