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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
vorgetragen werden. Dieser Erlassung freueten sich die unsern höchlich/ und erklärete sich
die Groß Fürstin/ denen/ die ihr zubefehlen hätten/ würde sie keine Bitte versagen/ dafern
die Leistung nur in ihrer Gewalt stünde. Jederman meynete/ es würde nunmehr alles ge-
endet seyn; aber hie trat Arbianes auf/ und wie Valiska ihm eingegeben hatte/ sing er zu sei-
nen Eltern also an: Gnädiger Herr Vater und Fr. Mutter; wie höchlich dieselben mir
allemahl dieser Fürsten Gemühter zurühmen pflegen/ welche auf ihr Fürstliches Erbe nit
verbacken sind/ sondern in der Jugend/ durch lobwirdige übungen/ Besichtigung fremder
Länder und Sitten/ und andere löbliche Tahten/ die tugendliche Volkommenheit und Eh-
re suchen/ werden sie sich gnädig erinnern können. Wann nun zeit meines Lebens mir hier-
zu bessere Gelegenheit nicht werden kan/ als das Glük mir jetzo anbent; so gelanget dem-
nach an dieselbe mein kindlich-untertähniges ersuchen/ mir väter- und mütterlich zugön-
nen/ daß mit dem teuren Groß Fürsten/ Herrn Herkules/ ich nach Italien/ und so weiter
nach Böhmen und Teutschland reisen möge/ damit ich die Landschafften und Schlösser
sehe/ auf welchen diese volkommene Fürsten gezeuget sind; und daß ich dieses bey meinen
Eltern desto leichter erhalten könne/ bitte den Großmächtigen Groß Fürsten/ Herrn Arta-
rerxes/ und die sämtliche anwesende Fürsten/ meine hochgebietende Herren Oheimbe ich
untertähnig/ mit ihrer kräfftigen Vorbitte mir behülflich zuseyn/ und dieses mein inständi-
ges ansuchen zubefodern. Sein Vater antwortete: Lieber Sohn/ du hast an meiner seiten
keines Vorbitters vonnöhten/ sondern sihe dich nach denen umb/ welche bey Groß Fürst
Herkules dir solches zuwege bringen; Ich vor mein Häupt sehe viel lieber/ daß dein Ge-
müht nach Erfahrung als Wollust; nach reisen als süsser Ruhe stehet. Zwar ich halte es
keinem jungen Fürsten vor übel/ daß er daheim bleibet/ wann er wegen frühzeitigen Abfalls
seiner Eltern/ die Landesbeherschung anzutreten gezwungen wird/ oder sonst wichtige Ur-
sachen hat/ in seinem Lande zubleiben; oder die Besichtigung fremder Landschafften ihm
schädlicher als zuträglich oder nüzlich sind; oder wann er daheim eben das sehen und er-
fahren kan/ was in andern Reichen hochgehalten wird; oder wann ihn Leibesschwacheit
abhält; oder endlich/ wann die Gefahr solcher Reise groß/ und der Vortel klein oder nicht
gültig ist; aber die/ so aus blosser Faulheit und Lust dem Fleische sanfte zutuhn/ auf ihren
Land Schlössern bey stetem fressen und sauffen veralten/ so daß sie kaum wissen/ ob die ganze
Welt zehn Meile breit und lang sey; Diese/ sage ich/ sind unwirdig/ daß sie eines Fürsten
Namen führen. Ich kenne einen preißwirdigen Fürsten/ welchen ich nicht nennen wil/ der
in seiner Jugend genöhtiget ward/ die Landesbeherschung wider seinen Willen anzuneh-
men/ gleich da er sich geschicket hatte/ nach einer schon zimlich fernen Reise/ eine viel weite-
re über Meer und Land zutuhn. Aber seines hochgepriesenen Herr Vaters unvermuhtli-
cher Todesfall riß ihn zurük/ wie hefftig er auch umb Erlassung etlicher Jahre anhielt. O
wehe mir/ pflag er zusagen/ daß ich meine Jugend mit diesem schweren Joche muß lassen
überladen; da er doch in diesem Jünglings Alter Wiz und Verstand gnug hatte/ nicht al-
lein seine Herschafft/ sondern viel eine grössere zuverwalten. Solche Nohtwendigkeit/ mein
Sohn/ bindet dich an Ekbatana nicht/ sondern du hast Freyheit/ dich zuversuchen/ und sa-
gest recht daran/ daß du bessere Gelegenheit/ etwas zufassen/ nimmermehr finden werdest/
dafern dir nur diese werden kan. Groß Fürstin Saptina merkete schon/ daß Valiska mit

dahin-
z

Fuͤnftes Buch.
vorgetragen werden. Dieſer Erlaſſung freueten ſich die unſern hoͤchlich/ und erklaͤrete ſich
die Groß Fuͤrſtin/ denen/ die ihr zubefehlen haͤtten/ wuͤrde ſie keine Bitte verſagen/ dafern
die Leiſtung nur in ihrer Gewalt ſtuͤnde. Jederman meynete/ es wuͤrde nunmehr alles ge-
endet ſeyn; aber hie trat Arbianes auf/ und wie Valiſka ihm eingegeben hatte/ ſing er zu ſei-
nen Eltern alſo an: Gnaͤdiger Herr Vater und Fr. Mutter; wie hoͤchlich dieſelben mir
allemahl dieſer Fuͤrſten Gemuͤhter zuruͤhmen pflegen/ welche auf ihr Fuͤrſtliches Erbe nit
verbacken ſind/ ſondern in der Jugend/ durch lobwirdige uͤbungen/ Beſichtigung fremder
Laͤnder und Sitten/ und andere loͤbliche Tahten/ die tugendliche Volkommenheit und Eh-
re ſuchen/ werden ſie ſich gnaͤdig erinnern koͤnnen. Wann nun zeit meines Lebens mir hieꝛ-
zu beſſere Gelegenheit nicht werden kan/ als das Gluͤk mir jetzo anbent; ſo gelanget dem-
nach an dieſelbe mein kindlich-untertaͤhniges erſuchen/ mir vaͤter- und muͤtterlich zugoͤn-
nen/ daß mit dem teuren Groß Fuͤrſten/ Herrn Herkules/ ich nach Italien/ und ſo weiter
nach Boͤhmen und Teutſchland reiſen moͤge/ damit ich die Landſchafften und Schloͤſſer
ſehe/ auf welchen dieſe volkommene Fuͤrſten gezeuget ſind; und daß ich dieſes bey meinen
Eltern deſto leichter erhalten koͤnne/ bitte den Großmaͤchtigen Groß Fuͤrſten/ Herrn Arta-
rerxes/ und die ſaͤmtliche anweſende Fuͤrſten/ meine hochgebietende Herren Oheimbe ich
untertaͤhnig/ mit ihrer kraͤfftigen Vorbitte mir behuͤlflich zuſeyn/ und dieſes mein inſtaͤndi-
ges anſuchen zubefodern. Sein Vater antwortete: Lieber Sohn/ du haſt an meiner ſeiten
keines Vorbitters vonnoͤhten/ ſondern ſihe dich nach denen umb/ welche bey Groß Fuͤrſt
Herkules dir ſolches zuwege bringen; Ich vor mein Haͤupt ſehe viel lieber/ daß dein Ge-
muͤht nach Erfahrung als Wolluſt; nach reiſen als ſuͤſſer Ruhe ſtehet. Zwar ich halte es
keinem jungen Fuͤrſten vor uͤbel/ daß er daheim bleibet/ wann er wegen fruͤhzeitigen Abfalls
ſeiner Eltern/ die Landesbeherſchung anzutreten gezwungen wird/ oder ſonſt wichtige Ur-
ſachen hat/ in ſeinem Lande zubleiben; oder die Beſichtigung fremder Landſchafften ihm
ſchaͤdlicher als zutraͤglich oder nuͤzlich ſind; oder wann er daheim eben das ſehen und er-
fahren kan/ was in andern Reichen hochgehalten wird; oder wann ihn Leibesſchwacheit
abhaͤlt; oder endlich/ wann die Gefahr ſolcher Reiſe groß/ und der Vortel klein oder nicht
guͤltig iſt; aber die/ ſo aus bloſſer Faulheit und Luſt dem Fleiſche ſanfte zutuhn/ auf ihren
Land Schloͤſſern bey ſtetem freſſen und ſauffen veralten/ ſo daß ſie kaum wiſſen/ ob die ganze
Welt zehn Meile breit und lang ſey; Dieſe/ ſage ich/ ſind unwirdig/ daß ſie eines Fuͤrſten
Namen fuͤhren. Ich kenne einen preißwirdigen Fuͤrſten/ welchen ich nicht nennen wil/ der
in ſeiner Jugend genoͤhtiget ward/ die Landesbeherſchung wider ſeinen Willen anzuneh-
men/ gleich da er ſich geſchicket hatte/ nach einer ſchon zimlich fernen Reiſe/ eine viel weite-
re über Meer und Land zutuhn. Aber ſeines hochgeprieſenen Herr Vaters unvermuhtli-
cher Todesfall riß ihn zuruͤk/ wie hefftig er auch umb Erlaſſung etlicher Jahre anhielt. O
wehe mir/ pflag er zuſagen/ daß ich meine Jugend mit dieſem ſchweren Joche muß laſſen
überladen; da er doch in dieſem Jünglings Alter Wiz und Verſtand gnug hatte/ nicht al-
lein ſeine Herſchafft/ ſondern viel eine groͤſſere zuverwalten. Solche Nohtwendigkeit/ mein
Sohn/ bindet dich an Ekbatana nicht/ ſondern du haſt Freyheit/ dich zuverſuchen/ und ſa-
geſt recht daran/ daß du beſſere Gelegenheit/ etwas zufaſſen/ nimmermehr finden werdeſt/
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dahin-
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/183>, abgerufen am 29.04.2024.