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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
dahinter steckete/ deswegen stund sie auff/ und hielt sehr fleissig bey ihr an/ sie möchte bey ih-
rem Gemahl helffen loßwirken/ daß seine Liebe ihren herzgeliebten Herr Sohn/ zu seiner
Geselschafft und ferneren Unterweisung ihm wolte lassen anbefohlen seyn. Aber Herkules
antwortete selbst hierauf: Ihm könte liebers nichts wiederfahren/ als wann er seinen hoch-
geliebten Herr Bruder/ Fürst Arbianes zum Reise-Gesellen haben/ und dessen angenehme
gegenwärtige Freundschafft noch länger geniessen solte; weil ihm dann solches angeboh-
ten würde/ welches er vor ein sonderliches Zeichen der Gewogenheit erkennete/ wolte er
hiemit Fürstlich versprechen/ sich dieses Tugendergebenen Fürsten nicht weniger als eines
leiblichen Bruders anzunehmen/ und allen Fleiß anzuwenden/ daß er gesund und frisch bey
den lieben seinigen wieder anlangen möchte; welches von allen anwesenden Morgenlän-
dischen Fürsten/ mit hohem erbieten angenommen ward.

Nach Endigung dieses Gesprächs/ meldete Gallus Herrn Fabius an/ es währe eine
ansehnliche junge F[r]au in Trauerkleidern vor dem Schloß Thor/ die nach seinem Nahmen
fragete/ und ihrem vorgeben nach/ aus dem Fürstentuhm Susiana kähme. Er gedachte
alsbald/ es würde Statira seyn/ ging zu ihr/ und hieß sie freundlich wilkommen. Die ver-
lauffenen unzimlichen Liebessachen machten sie sehr schamroht/ baht auch demühtig umb
Vergebung/ da ihm ichtwas widriges von ihr begegnet währe; die Götter wüsten/ daß sie
nicht als durch äussersten Liebes-zwang sich an ihm versündiget hätte/ hoffete dessen Ver-
gebung/ und wünschete/ daß sein hoher Stand ihr hätte mögen wissend seyn; dann wolte sie
schon so viel Macht geh abt haben/ ihn der billigen Knechtschafft zubenehmen. Er gab zur
Antwort: Sie möchte ihr gefallen lassen/ alles geschehene zuvergessen; Ihr geträues Herz
gegen ihn hätte verdienet/ daß er sich ihrer Wolfahrt als seiner eigenen annähme/ welches
zuleisten er ziemliches Vermögens währe. Aber/ sagte er/ ist auch der gute Nabarzanes un-
gehalten/ daß meine Seele so unbarmherzig mit ihm verfahren? Ach/ sagte sie/ ich kan be-
teuren/ daß ers mit keinem Worte geahnet hat/ so lange er im Leben gewesen/ welches aber
nur wenig Stunden nach erfahrner Zeitung wehrete; dann er ritte des folgenden Tages
auf die Jagt/ da ihn ein hungeriger Löue in stücken zurissen/ und er mir von den Jägern so
elendig zu Hause gebracht ist/ daß ich gleichwol ihm noch eine Standeswirdige Begräb-
niß ausrichten können; Und ob ich zwar meinem Herrn gestehen muß/ daß ich schlechte
Liebe zu ihm getragen/ so ist mir dannoch der Unfall so sehr zu herzen gangen/ daß ichs biß
an diesen Tag nicht vergessen mögen. Fabius tröstete sie mit freundlichen Worten/ sie solte
sich zufrieden stellen/ es währen unter den Susianischen Völkern unterschiedliche treffliche
Rit: er Herren Standes/ deren einen er ihr zufreyen wolte/ welches auszuschlagen er nicht
rahten könte. Sie zwar wolte sich dessen viel entschuldigen aber er setzete sich zu ihr auff die
Gutsche ließ ihm sein Pferd nachführen/ und brachte sie in eine vornehme Herberge/ mit
Versprechung/ wo nicht heut/ doch gewiß morgen sie zubesuchen; kehrete wieder nach dem
Schlosse/ und zeigete Groß Fürstin Valiska an/ daß die Susianische Frey Frau/ die in sei-
ner Dienstbarkeit ihm so manniche Guttaht erzeiget/ und aus Gobares Händen sein Le-
ben entrissen/ Ihrer Durchl. untertähnigst auffzuwarten/ ankommen währe. Ey so hätte
der H. Bruder sie herauff nöhtigen sollen/ antwortete sie; rief alsbald ihrer Hofmeisterin
Libussen neben Kleofis/ daß sie ihre Leib Gutsche anspannen lassen/ und die fremde Frau her-

zu

Fuͤnftes Buch.
dahinter ſteckete/ deswegen ſtund ſie auff/ und hielt ſehr fleiſſig bey ihr an/ ſie moͤchte bey ih-
rem Gemahl helffen loßwirken/ daß ſeine Liebe ihren herzgeliebten Herr Sohn/ zu ſeiner
Geſelſchafft und ferneren Unterweiſung ihm wolte laſſen anbefohlen ſeyn. Aber Herkules
antwortete ſelbſt hierauf: Ihm koͤnte liebers nichts wiederfahren/ als wann er ſeinen hoch-
geliebten Herr Bruder/ Fuͤrſt Arbianes zum Reiſe-Geſellen haben/ und deſſen angenehme
gegenwaͤrtige Freundſchafft noch laͤnger genieſſen ſolte; weil ihm dann ſolches angeboh-
ten wuͤrde/ welches er vor ein ſonderliches Zeichen der Gewogenheit erkennete/ wolte er
hiemit Fuͤrſtlich verſprechen/ ſich dieſes Tugendergebenen Fürſten nicht weniger als eines
leiblichen Bruders anzunehmen/ und allen Fleiß anzuwenden/ daß er geſund und friſch bey
den lieben ſeinigen wieder anlangen moͤchte; welches von allen anweſenden Morgenlaͤn-
diſchen Fuͤrſten/ mit hohem erbieten angenommen ward.

Nach Endigung dieſes Geſpraͤchs/ meldete Gallus Herrn Fabius an/ es waͤhre eine
anſehnliche junge F[r]au in Trauerkleidern vor dem Schloß Thor/ die nach ſeinem Nahmẽ
fragete/ und ihrem vorgeben nach/ aus dem Fuͤrſtentuhm Suſiana kaͤhme. Er gedachte
alsbald/ es wuͤrde Statira ſeyn/ ging zu ihr/ und hieß ſie freundlich wilkommen. Die ver-
lauffenen unzimlichen Liebesſachen machten ſie ſehr ſchamroht/ baht auch demuͤhtig umb
Vergebung/ da ihm ichtwas widriges von ihr begegnet waͤhre; die Goͤtter wüſten/ daß ſie
nicht als durch aͤuſſerſten Liebes-zwang ſich an ihm verſuͤndiget haͤtte/ hoffete deſſen Ver-
gebung/ und wünſchete/ daß ſein hoher Stand ihr haͤtte moͤgen wiſſend ſeyn; dann wolte ſie
ſchon ſo viel Macht geh abt haben/ ihn der billigen Knechtſchafft zubenehmen. Er gab zur
Antwort: Sie moͤchte ihr gefallen laſſen/ alles geſchehene zuvergeſſen; Ihr getraͤues Herz
gegen ihn haͤtte verdienet/ daß er ſich ihrer Wolfahrt als ſeiner eigenen annaͤhme/ welches
zuleiſten er ziemliches Vermoͤgens waͤhre. Aber/ ſagte er/ iſt auch der gute Nabarzanes un-
gehalten/ daß meine Seele ſo unbarmherzig mit ihm verfahren? Ach/ ſagte ſie/ ich kan be-
teuren/ daß ers mit keinem Worte geahnet hat/ ſo lange er im Leben geweſen/ welches aber
nur wenig Stunden nach erfahrner Zeitung wehrete; dann er ritte des folgenden Tages
auf die Jagt/ da ihn ein hungeriger Loͤue in ſtuͤcken zuriſſen/ und er mir von den Jaͤgern ſo
elendig zu Hauſe gebracht iſt/ daß ich gleichwol ihm noch eine Standeswirdige Begraͤb-
niß ausrichten koͤnnen; Und ob ich zwar meinem Herrn geſtehen muß/ daß ich ſchlechte
Liebe zu ihm getragen/ ſo iſt mir dannoch der Unfall ſo ſehr zu herzen gangen/ daß ichs biß
an dieſen Tag nicht vergeſſen moͤgen. Fabius troͤſtete ſie mit freundlichen Worten/ ſie ſolte
ſich zufrieden ſtellen/ es waͤhren unter den Suſianiſchen Voͤlkern unterſchiedliche treffliche
Rit: er Herren Standes/ deren einen er ihr zufreyen wolte/ welches auszuſchlagen er nicht
rahten koͤnte. Sie zwar wolte ſich deſſen viel entſchuldigen aber er ſetzete ſich zu ihr auff die
Gutſche ließ ihm ſein Pferd nachführen/ und brachte ſie in eine vornehme Herberge/ mit
Verſprechung/ wo nicht heut/ doch gewiß morgen ſie zubeſuchen; kehrete wieder nach dem
Schloſſe/ und zeigete Groß Fürſtin Valiſka an/ daß die Suſianiſche Frey Frau/ die in ſei-
ner Dienſtbarkeit ihm ſo manniche Guttaht erzeiget/ und aus Gobares Haͤnden ſein Le-
ben entriſſen/ Ihrer Durchl. untertaͤhnigſt auffzuwarten/ ankommen waͤhre. Ey ſo haͤtte
der H. Bruder ſie herauff noͤhtigen ſollen/ antwortete ſie; rief alsbald ihrer Hofmeiſterin
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[178/0184] Fuͤnftes Buch. dahinter ſteckete/ deswegen ſtund ſie auff/ und hielt ſehr fleiſſig bey ihr an/ ſie moͤchte bey ih- rem Gemahl helffen loßwirken/ daß ſeine Liebe ihren herzgeliebten Herr Sohn/ zu ſeiner Geſelſchafft und ferneren Unterweiſung ihm wolte laſſen anbefohlen ſeyn. Aber Herkules antwortete ſelbſt hierauf: Ihm koͤnte liebers nichts wiederfahren/ als wann er ſeinen hoch- geliebten Herr Bruder/ Fuͤrſt Arbianes zum Reiſe-Geſellen haben/ und deſſen angenehme gegenwaͤrtige Freundſchafft noch laͤnger genieſſen ſolte; weil ihm dann ſolches angeboh- ten wuͤrde/ welches er vor ein ſonderliches Zeichen der Gewogenheit erkennete/ wolte er hiemit Fuͤrſtlich verſprechen/ ſich dieſes Tugendergebenen Fürſten nicht weniger als eines leiblichen Bruders anzunehmen/ und allen Fleiß anzuwenden/ daß er geſund und friſch bey den lieben ſeinigen wieder anlangen moͤchte; welches von allen anweſenden Morgenlaͤn- diſchen Fuͤrſten/ mit hohem erbieten angenommen ward. Nach Endigung dieſes Geſpraͤchs/ meldete Gallus Herrn Fabius an/ es waͤhre eine anſehnliche junge Frau in Trauerkleidern vor dem Schloß Thor/ die nach ſeinem Nahmẽ fragete/ und ihrem vorgeben nach/ aus dem Fuͤrſtentuhm Suſiana kaͤhme. Er gedachte alsbald/ es wuͤrde Statira ſeyn/ ging zu ihr/ und hieß ſie freundlich wilkommen. Die ver- lauffenen unzimlichen Liebesſachen machten ſie ſehr ſchamroht/ baht auch demuͤhtig umb Vergebung/ da ihm ichtwas widriges von ihr begegnet waͤhre; die Goͤtter wüſten/ daß ſie nicht als durch aͤuſſerſten Liebes-zwang ſich an ihm verſuͤndiget haͤtte/ hoffete deſſen Ver- gebung/ und wünſchete/ daß ſein hoher Stand ihr haͤtte moͤgen wiſſend ſeyn; dann wolte ſie ſchon ſo viel Macht geh abt haben/ ihn der billigen Knechtſchafft zubenehmen. Er gab zur Antwort: Sie moͤchte ihr gefallen laſſen/ alles geſchehene zuvergeſſen; Ihr getraͤues Herz gegen ihn haͤtte verdienet/ daß er ſich ihrer Wolfahrt als ſeiner eigenen annaͤhme/ welches zuleiſten er ziemliches Vermoͤgens waͤhre. Aber/ ſagte er/ iſt auch der gute Nabarzanes un- gehalten/ daß meine Seele ſo unbarmherzig mit ihm verfahren? Ach/ ſagte ſie/ ich kan be- teuren/ daß ers mit keinem Worte geahnet hat/ ſo lange er im Leben geweſen/ welches aber nur wenig Stunden nach erfahrner Zeitung wehrete; dann er ritte des folgenden Tages auf die Jagt/ da ihn ein hungeriger Loͤue in ſtuͤcken zuriſſen/ und er mir von den Jaͤgern ſo elendig zu Hauſe gebracht iſt/ daß ich gleichwol ihm noch eine Standeswirdige Begraͤb- niß ausrichten koͤnnen; Und ob ich zwar meinem Herrn geſtehen muß/ daß ich ſchlechte Liebe zu ihm getragen/ ſo iſt mir dannoch der Unfall ſo ſehr zu herzen gangen/ daß ichs biß an dieſen Tag nicht vergeſſen moͤgen. Fabius troͤſtete ſie mit freundlichen Worten/ ſie ſolte ſich zufrieden ſtellen/ es waͤhren unter den Suſianiſchen Voͤlkern unterſchiedliche treffliche Rit: er Herren Standes/ deren einen er ihr zufreyen wolte/ welches auszuſchlagen er nicht rahten koͤnte. Sie zwar wolte ſich deſſen viel entſchuldigen aber er ſetzete ſich zu ihr auff die Gutſche ließ ihm ſein Pferd nachführen/ und brachte ſie in eine vornehme Herberge/ mit Verſprechung/ wo nicht heut/ doch gewiß morgen ſie zubeſuchen; kehrete wieder nach dem Schloſſe/ und zeigete Groß Fürſtin Valiſka an/ daß die Suſianiſche Frey Frau/ die in ſei- ner Dienſtbarkeit ihm ſo manniche Guttaht erzeiget/ und aus Gobares Haͤnden ſein Le- ben entriſſen/ Ihrer Durchl. untertaͤhnigſt auffzuwarten/ ankommen waͤhre. Ey ſo haͤtte der H. Bruder ſie herauff noͤhtigen ſollen/ antwortete ſie; rief alsbald ihrer Hofmeiſterin Libuſſen neben Kleofis/ daß ſie ihre Leib Gutſche anſpannen laſſen/ und die fremde Frau her- zu

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/184>, abgerufen am 28.04.2024.