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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
nicht ausschlagen würde/ da sie ihm nur werden könte/ und ich daher mich derselben aller-
dinge unwirdig erkenne; wiewol deren zugeniessen mein höchster Wunsch ist/ wann nicht
im siebenden Jahre meines Alters ich durch einen Unglüksfall meine Gesundheit verloh-
ren/ und der Manheit beraubet währe. Ich bitte aber lauter um Gottes willen/ diesen mei-
nen Mangel keinem Menschen zuoffenbahren/ weil ich bißher aller Unbilligkeit frey blieben/
auch lieber tausendmahl sterben/ als in einige Schande gehehlen wil; zweifele nicht/ Ihre
Gn. werden mir ihrem gehorsamsten Knechte nicht minder nach wie vor gnädig gewogen
bleiben/ und sich versichern/ daß weder Pein noch einiges ander Mittel/ von mir bringen
oder erzwingen sol/ wessen Eure Gn. sich anjezt gegen mich vernehmen lassen. Das un-
barmherzige Unglük sey verflucht/ hatte sie geantwortet/ das einen so volkommenen schönen
Leib geschändet/ und der Manheit beraubet hat. Du aber hast sehr wol getahn/ daß du sol-
ches bißher in geheim gehalten/ dessen doch mein H. Zinna von dir stark muhtmasset/ und
wann ers wüste/ dich vor ein grosses Geld loßschlagen könte. So behalte nun meine Reden
in deinem Herzen/ ich wil deine Heimligkeit hinwiederumb vertuschen/ und dir allen guten
Willen erzeigen. Diese Zusage hatte sie auch redlich gehalten/ daß er nach der Zeit
fast Kindes gleich mit Kleidern und Speisen versehen worden. Doch hatte er stets besor-
get/ sie würde nach der Warheit fleissiger Kundschaft legen/ und deßwegen ihm vergenom-
men/ ein gut stük Geldes (welches er hernach reichlich erstatten wolte) seinem Herrn zu-
entwenden/ und bey erster guten Gelegenheit davon zustreichen. Mich betreffend/ kunte
ich in anderthalb Jahren nicht das geringste von ihm erfahren/ und wahr wol zuverwun-
dern/ daß er sein Unglük zuertragen/ sich selbst also halßstarrigte/ und es weder mir noch
seinen Eltern zuwissen taht/ wiewol eure Liebe dessen Ursach hernach vernehmen wird.
Die blosse Hoffnung/ seinen Zustand zuerforschen/ hielt mich die ganze Zeit in Römischen
Diensten/ und schrieb ich zwar etlichemahl an meine Fr. Mutter/ aber an was Ort ich mich
auffhielte/ ließ ich sie nicht wissen/ sondern die Gelder muste sie mir auff Aquileja überma-
chen/ von dannen ich sie abhohlen ließ; was vor bekümmernis seine liebe Eltern erlitten/
daß sie so lange nichts von ihm in erfahrung bringen kunten/ ist leicht zuerachten/ weil er
ihnen so ein lieber Sohn wahr. Doch wolte die Göttliche Versehung ihn der Welt end-
lich wieder gönnen/ damit er das von dem Himmel ihm verlihene köstliche Pfund nicht in
die Erde vergraben/ noch sein tugendergebenes Herz unter den Ketten der Leibeigenschaft
ersticken mögte; dann nach verlauff 16 Monat/ nam mein Rittmeister einen Freireuter
an/ der mich ohngefehr klagen hörete/ daß ich einen Verwanten verlohren/ und zwar durch
räuberische entführung/ beschrieb ihn auch nach seiner Gestalt und Kleidung/ und erboht
mich abermahl/ 2000 Kronen zugeben/ der mir seinetwegen nur etwas nachricht zuertei-
len wüste; worauff dieser Reuter/ nahmens Minutius alsbald sagete: Er hätte vor fünf-
viertel Jahren den allerschönsten und herzhafftesten Jungling der Welt/ 12 Pannonischen
Räubern helffen abnehmen/ welchen sie nach Rom gebracht/ und daselbst umb 4000 Kro-
nen verkauft hatten. Ich wuste nicht/ was ich vor freuden antworten solte/ hörete alsbald/
daß es kein ander als mein Herkules seyn müste/ fragete alles fleissig nach/ und ließ die 2000
Kronen herlangen/ welche von mir anzunehmen ich ihn fast nöhtigen muste. Das schlim-
meste wahr/ daß er mir den Römischen Käuffer nicht zu nennen wuste/ wiewol ich der

Hoff-
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Fuͤnftes Buch.
nicht ausſchlagen wuͤrde/ da ſie ihm nur werden koͤnte/ und ich daher mich derſelben aller-
dinge unwirdig erkenne; wiewol deren zugenieſſen mein hoͤchſter Wunſch iſt/ wann nicht
im ſiebenden Jahre meines Alters ich durch einen Ungluͤksfall meine Geſundheit verloh-
ren/ und der Manheit beraubet waͤhre. Ich bitte aber lauter um Gottes willen/ dieſen mei-
nen Mangel keinem Menſchen zuoffenbahren/ weil ich bißher aller Unbilligkeit frey bliebẽ/
auch lieber tauſendmahl ſterben/ als in einige Schande gehehlen wil; zweifele nicht/ Ihre
Gn. werden mir ihrem gehorſamſten Knechte nicht minder nach wie vor gnaͤdig gewogen
bleiben/ und ſich verſichern/ daß weder Pein noch einiges ander Mittel/ von mir bringen
oder erzwingen ſol/ weſſen Eure Gn. ſich anjezt gegen mich vernehmen laſſen. Das un-
barmherzige Ungluͤk ſey verflucht/ hatte ſie geantwortet/ das einen ſo volkommenen ſchoͤnẽ
Leib geſchaͤndet/ und der Manheit beraubet hat. Du aber haſt ſehr wol getahn/ daß du ſol-
ches bißher in geheim gehalten/ deſſen doch mein H. Zinna von dir ſtark muhtmaſſet/ und
wann ers wuͤſte/ dich vor ein groſſes Geld loßſchlagen koͤnte. So behalte nun meine Redẽ
in deinem Herzen/ ich wil deine Heimligkeit hinwiederumb vertuſchen/ und dir allen guten
Willen erzeigen. Dieſe Zuſage hatte ſie auch redlich gehalten/ daß er nach der Zeit
faſt Kindes gleich mit Kleidern und Speiſen verſehen worden. Doch hatte er ſtets beſor-
get/ ſie wuͤrde nach der Warheit fleiſſiger Kundſchaft legen/ und deßwegen ihm vergenom-
men/ ein gut ſtük Geldes (welches er hernach reichlich erſtatten wolte) ſeinem Herrn zu-
entwenden/ und bey erſter guten Gelegenheit davon zuſtreichen. Mich betreffend/ kunte
ich in anderthalb Jahren nicht das geringſte von ihm erfahren/ und wahr wol zuverwun-
dern/ daß er ſein Ungluͤk zuertragen/ ſich ſelbſt alſo halßſtarrigte/ und es weder mir noch
ſeinen Eltern zuwiſſen taht/ wiewol eure Liebe deſſen Urſach hernach vernehmen wird.
Die bloſſe Hoffnung/ ſeinen Zuſtand zuerforſchen/ hielt mich die ganze Zeit in Roͤmiſchen
Dienſten/ und ſchrieb ich zwar etlichemahl an meine Fr. Mutter/ aber an was Ort ich mich
auffhielte/ ließ ich ſie nicht wiſſen/ ſondern die Gelder muſte ſie mir auff Aquileja uͤberma-
chen/ von dannen ich ſie abhohlen ließ; was vor bekümmernis ſeine liebe Eltern erlitten/
daß ſie ſo lange nichts von ihm in erfahrung bringen kunten/ iſt leicht zuerachten/ weil er
ihnen ſo ein lieber Sohn wahr. Doch wolte die Goͤttliche Verſehung ihn der Welt end-
lich wieder goͤnnen/ damit er das von dem Himmel ihm verlihene koͤſtliche Pfund nicht in
die Erde vergraben/ noch ſein tugendergebenes Herz unter den Ketten der Leibeigenſchaft
erſticken moͤgte; dann nach verlauff 16 Monat/ nam mein Rittmeiſter einen Freireuter
an/ der mich ohngefehr klagen hoͤrete/ daß ich einen Verwanten verlohren/ und zwar durch
raͤuberiſche entfuͤhrung/ beſchrieb ihn auch nach ſeiner Geſtalt und Kleidung/ und erboht
mich abermahl/ 2000 Kronen zugeben/ der mir ſeinetwegen nur etwas nachricht zuertei-
len wuͤſte; worauff dieſer Reuter/ nahmens Minutius alsbald ſagete: Er haͤtte vor fuͤnf-
viertel Jahren den allerſchoͤnſten und herzhaffteſten Jungling der Welt/ 12 Pannoniſchẽ
Raͤubern helffen abnehmen/ welchen ſie nach Rom gebracht/ und daſelbſt umb 4000 Kro-
nen verkauft hatten. Ich wuſte nicht/ was ich vor freuden antworten ſolte/ hoͤrete alsbald/
daß es kein ander als mein Herkules ſeyn muͤſte/ fragete alles fleiſſig nach/ uñ ließ die 2000
Kronen herlangen/ welche von mir anzunehmen ich ihn faſt noͤhtigen muſte. Das ſchlim-
meſte wahr/ daß er mir den Roͤmiſchen Kaͤuffer nicht zu nennen wuſte/ wiewol ich der

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[189/0195] Fuͤnftes Buch. nicht ausſchlagen wuͤrde/ da ſie ihm nur werden koͤnte/ und ich daher mich derſelben aller- dinge unwirdig erkenne; wiewol deren zugenieſſen mein hoͤchſter Wunſch iſt/ wann nicht im ſiebenden Jahre meines Alters ich durch einen Ungluͤksfall meine Geſundheit verloh- ren/ und der Manheit beraubet waͤhre. Ich bitte aber lauter um Gottes willen/ dieſen mei- nen Mangel keinem Menſchen zuoffenbahren/ weil ich bißher aller Unbilligkeit frey bliebẽ/ auch lieber tauſendmahl ſterben/ als in einige Schande gehehlen wil; zweifele nicht/ Ihre Gn. werden mir ihrem gehorſamſten Knechte nicht minder nach wie vor gnaͤdig gewogen bleiben/ und ſich verſichern/ daß weder Pein noch einiges ander Mittel/ von mir bringen oder erzwingen ſol/ weſſen Eure Gn. ſich anjezt gegen mich vernehmen laſſen. Das un- barmherzige Ungluͤk ſey verflucht/ hatte ſie geantwortet/ das einen ſo volkommenen ſchoͤnẽ Leib geſchaͤndet/ und der Manheit beraubet hat. Du aber haſt ſehr wol getahn/ daß du ſol- ches bißher in geheim gehalten/ deſſen doch mein H. Zinna von dir ſtark muhtmaſſet/ und wann ers wuͤſte/ dich vor ein groſſes Geld loßſchlagen koͤnte. So behalte nun meine Redẽ in deinem Herzen/ ich wil deine Heimligkeit hinwiederumb vertuſchen/ und dir allen guten Willen erzeigen. Dieſe Zuſage hatte ſie auch redlich gehalten/ daß er nach der Zeit faſt Kindes gleich mit Kleidern und Speiſen verſehen worden. Doch hatte er ſtets beſor- get/ ſie wuͤrde nach der Warheit fleiſſiger Kundſchaft legen/ und deßwegen ihm vergenom- men/ ein gut ſtük Geldes (welches er hernach reichlich erſtatten wolte) ſeinem Herrn zu- entwenden/ und bey erſter guten Gelegenheit davon zuſtreichen. Mich betreffend/ kunte ich in anderthalb Jahren nicht das geringſte von ihm erfahren/ und wahr wol zuverwun- dern/ daß er ſein Ungluͤk zuertragen/ ſich ſelbſt alſo halßſtarrigte/ und es weder mir noch ſeinen Eltern zuwiſſen taht/ wiewol eure Liebe deſſen Urſach hernach vernehmen wird. Die bloſſe Hoffnung/ ſeinen Zuſtand zuerforſchen/ hielt mich die ganze Zeit in Roͤmiſchen Dienſten/ und ſchrieb ich zwar etlichemahl an meine Fr. Mutter/ aber an was Ort ich mich auffhielte/ ließ ich ſie nicht wiſſen/ ſondern die Gelder muſte ſie mir auff Aquileja uͤberma- chen/ von dannen ich ſie abhohlen ließ; was vor bekümmernis ſeine liebe Eltern erlitten/ daß ſie ſo lange nichts von ihm in erfahrung bringen kunten/ iſt leicht zuerachten/ weil er ihnen ſo ein lieber Sohn wahr. Doch wolte die Goͤttliche Verſehung ihn der Welt end- lich wieder goͤnnen/ damit er das von dem Himmel ihm verlihene koͤſtliche Pfund nicht in die Erde vergraben/ noch ſein tugendergebenes Herz unter den Ketten der Leibeigenſchaft erſticken moͤgte; dann nach verlauff 16 Monat/ nam mein Rittmeiſter einen Freireuter an/ der mich ohngefehr klagen hoͤrete/ daß ich einen Verwanten verlohren/ und zwar durch raͤuberiſche entfuͤhrung/ beſchrieb ihn auch nach ſeiner Geſtalt und Kleidung/ und erboht mich abermahl/ 2000 Kronen zugeben/ der mir ſeinetwegen nur etwas nachricht zuertei- len wuͤſte; worauff dieſer Reuter/ nahmens Minutius alsbald ſagete: Er haͤtte vor fuͤnf- viertel Jahren den allerſchoͤnſten und herzhaffteſten Jungling der Welt/ 12 Pannoniſchẽ Raͤubern helffen abnehmen/ welchen ſie nach Rom gebracht/ und daſelbſt umb 4000 Kro- nen verkauft hatten. Ich wuſte nicht/ was ich vor freuden antworten ſolte/ hoͤrete alsbald/ daß es kein ander als mein Herkules ſeyn muͤſte/ fragete alles fleiſſig nach/ uñ ließ die 2000 Kronen herlangen/ welche von mir anzunehmen ich ihn faſt noͤhtigen muſte. Das ſchlim- meſte wahr/ daß er mir den Roͤmiſchen Kaͤuffer nicht zu nennen wuſte/ wiewol ich der Hoff- a a iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/195>, abgerufen am 29.04.2024.