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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
Hoffnung lebete/ seinen ertichteten Nahmen zu Rom wol außzufragen/ und daß seiner
Schönheit und Tugend halben er wol bekant seyn würde; bald aber fiel mir ein/ er würde
gewißlich schon Tod seyn/ weil er von Rom aus gute Gelegenheit gehabt hätte an mich zu
schreiben nach Prag/ und doch dessen sich nichts fünde; endlich speisete mich die Hofnung/
der Himmel würde ihm Schuz halten; ging zu meinem Ritmeister/ gab ihm zuverneh-
men/ wie seine fleissige Nachforschung so viel gewirket/ daß ich meines verlohrnen Freun-
des Zustand erfahren hätte/ schenkete ihm die versprochenen 2000 Kronen/ und wirkete
damit Minutius loß/ welchen ich mit meines Herkules ehmahligen ädlen Leib diener Ek-
hard (der sich stets bey mir auffhielt/ und unter der Zahl meiner 12 Reuter wahr) nach Rom
schickete/ allen möglichen fleiß anzuwenden/ daß sie ihn nur außkundschaffen/ und mir ge-
wisse Zeitung von ihm bringen könten; welches ihnen des vierden Tages nach ihrer an-
kunfft daselbst/ gelungen wahr. Dann Ekhard hatte ihn des morgens sehr früh vor seiner
Herberge sehen hergehen/ und in ein grosses ansehnliches Gebäu einkehren/ woselbst der
Christen Gottesdienst in stiller geheim wahr gehalten worden. Er wahr ihm gefolget/ hat-
te ihn aber unter der Versamlung nicht sehen können/ biß die andern alle hinaus gangen/
und er fast allein auff den Knien sitzen blieben wahr/ auch mit auffgehobenen Händen und
fliessenden Augen sein Gebeht so inbrünstig verrichtet/ daß das Wasser ihm über die Wan-
gen auff die Erde gefallen/ deßwegen er nicht zu ihm gehen dürffen/ und vor mitleiden ge-
weinet hatte/ weil ihm dergleichen anstellung niemahls zugesichte kommen wahr; endlich
wahr ein alter ansehnlicher Lehrer zu ihm getreten/ der mit sonderlichem troste ihm zuge-
redet; er solte in seinem schmerzlichen anliegen sich mit Geduld wapnen/ und im Gebeht
nicht laß noch zweiffelhaftig werden/ sondern mit fester zuversicht sich auff Gottes Hülffe
gründen/ und versichert seyn/ das dessen alwissen des Auge seine Trähnen ansehen/ sie zäh-
len/ in seinen Sak aufffassen/ und in gar kurzer Zeit sie in Lust und Freude verkehren wür-
de. Worauff Herkules sich gegen diesen Alten sehr ehrerbietig erzeiget/ und mit frölichem
Angesicht und lach enden Augen aus dem Hause hinweg gangen war/ da Ekhard mit diesen
Worten zu ihm getreten: O Durchleuchtigster Groß Fürst/ wes zeihen eure Durchl. sich
an diesem Orte? können die ihres lieben Ladisla so gar vergessen/ daß sie demselben ihr Le-
ben und Zustand nicht eins kund machen? Ja können die sich ihrer Eltern und Geschwi-
steren so gar begeben/ als ob sie nicht mehr in der Welt währen? eure Durchl. kan nim-
mermehr gläuben/ was vor Angst Fürst Ladisla sider ihren Verlust erlitten/ und von der
Zeit her biß auff diese Stunde sich unter einem schlechten Ritmeister in Römischen dien-
sten bey dem Römischen Grenz Heer auffgehalten/ nur daß er einige Kundschaft von euer
Gn. einzihen möge/ zu welchem Ende dann er mich außdrüklich hieher gesand hat. Herku-
les wahr ihm um den Hals gefallen/ und hatte geantwortet: O du mein geträuer Ekhard/
wie treffe ich dich alhie zu so glüklicher Stunde an? meinestu aber/ daß du mit Fürst Her-
kules aus Teutschland redest? O nein! sondern mit Oedemeier/ einem verkaufften Knecht
und Leibeigenen Sklaven/ (wie diese Kette es außweiset) welcher mannichen herben Trunk
der Knechtischen Bitterkeit eingesoffen/ und ihm Gott Lob eine zeitlang so gut worden
ist/ daß er sein Brod/ wiewol als ein Knecht mit abrichtung der Pferde verdienen können.
Hier auff hatte Ekhard angefangen überlaut zuweinen/ und gefraget/ warumb er doch an

seine

Fuͤnftes Buch.
Hoffnung lebete/ ſeinen ertichteten Nahmen zu Rom wol außzufragen/ und daß ſeiner
Schoͤnheit und Tugend halben er wol bekant ſeyn wuͤrde; bald aber fiel mir ein/ er würde
gewißlich ſchon Tod ſeyn/ weil er von Rom aus gute Gelegenheit gehabt haͤtte an mich zu
ſchreiben nach Prag/ uñ doch deſſen ſich nichts fuͤnde; endlich ſpeiſete mich die Hofnung/
der Himmel wuͤrde ihm Schuz halten; ging zu meinem Ritmeiſter/ gab ihm zuverneh-
men/ wie ſeine fleiſſige Nachforſchung ſo viel gewirket/ daß ich meines verlohrnen Freun-
des Zuſtand erfahren haͤtte/ ſchenkete ihm die verſprochenen 2000 Kronen/ und wirkete
damit Minutius loß/ welchen ich mit meines Herkules ehmahligen aͤdlen Leib diener Ek-
hard (der ſich ſtets bey mir auffhielt/ uñ unter der Zahl meiner 12 Reuter wahr) nach Rom
ſchickete/ allen moͤglichen fleiß anzuwenden/ daß ſie ihn nur außkundſchaffen/ und mir ge-
wiſſe Zeitung von ihm bringen koͤnten; welches ihnen des vierden Tages nach ihrer an-
kunfft daſelbſt/ gelungen wahr. Dann Ekhard hatte ihn des morgens ſehr fruͤh vor ſeiner
Herberge ſehen hergehen/ und in ein groſſes anſehnliches Gebaͤu einkehren/ woſelbſt der
Chriſten Gottesdienſt in ſtiller geheim wahr gehalten worden. Er wahr ihm gefolget/ hat-
te ihn aber unter der Verſamlung nicht ſehen koͤnnen/ biß die andern alle hinaus gangen/
und er faſt allein auff den Knien ſitzen blieben wahr/ auch mit auffgehobenen Haͤnden und
flieſſenden Augen ſein Gebeht ſo inbruͤnſtig verrichtet/ daß das Waſſer ihm uͤber die Wan-
gen auff die Erde gefallen/ deßwegen er nicht zu ihm gehen duͤrffen/ und vor mitleiden ge-
weinet hatte/ weil ihm dergleichen anſtellung niemahls zugeſichte kommen wahr; endlich
wahr ein alter anſehnlicher Lehrer zu ihm getreten/ der mit ſonderlichem troſte ihm zuge-
redet; er ſolte in ſeinem ſchmerzlichen anliegen ſich mit Geduld wapnen/ und im Gebeht
nicht laß noch zweiffelhaftig werden/ ſondern mit feſter zuverſicht ſich auff Gottes Huͤlffe
gruͤnden/ und verſichert ſeyn/ das deſſen alwiſſen des Auge ſeine Traͤhnen anſehen/ ſie zaͤh-
len/ in ſeinen Sak aufffaſſen/ und in gar kurzer Zeit ſie in Luſt und Freude verkehren wür-
de. Worauff Herkules ſich gegen dieſen Alten ſehr ehrerbietig erzeiget/ und mit froͤlichem
Angeſicht und lach enden Augẽ aus dem Hauſe hinweg gangen war/ da Ekhard mit dieſen
Worten zu ihm getreten: O Durchleuchtigſter Groß Fuͤrſt/ wes zeihen eure Durchl. ſich
an dieſem Orte? koͤnnen die ihres lieben Ladiſla ſo gar vergeſſen/ daß ſie demſelben ihr Le-
ben und Zuſtand nicht eins kund machen? Ja koͤnnen die ſich ihrer Eltern und Geſchwi-
ſteren ſo gar begeben/ als ob ſie nicht mehr in der Welt waͤhren? eure Durchl. kan nim-
mermehr glaͤuben/ was vor Angſt Fuͤrſt Ladiſla ſider ihren Verluſt erlitten/ und von der
Zeit her biß auff dieſe Stunde ſich unter einem ſchlechten Ritmeiſter in Roͤmiſchen dien-
ſten bey dem Roͤmiſchen Grenz Heer auffgehalten/ nur daß er einige Kundſchaft von euer
Gn. einzihen moͤge/ zu welchem Ende dann er mich außdruͤklich hieher geſand hat. Herku-
les wahr ihm um den Hals gefallen/ und hatte geantwortet: O du mein getraͤuer Ekhard/
wie treffe ich dich alhie zu ſo gluͤklicher Stunde an? meineſtu aber/ daß du mit Fuͤrſt Her-
kules aus Teutſchland redeſt? O nein! ſondern mit Oedemeier/ einem verkaufften Knecht
und Leibeigenen Sklaven/ (wie dieſe Kette es außweiſet) welcher mañichen herben Trunk
der Knechtiſchen Bitterkeit eingeſoffen/ und ihm Gott Lob eine zeitlang ſo gut worden
iſt/ daß er ſein Brod/ wiewol als ein Knecht mit abrichtung der Pferde verdienen koͤnnen.
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[190/0196] Fuͤnftes Buch. Hoffnung lebete/ ſeinen ertichteten Nahmen zu Rom wol außzufragen/ und daß ſeiner Schoͤnheit und Tugend halben er wol bekant ſeyn wuͤrde; bald aber fiel mir ein/ er würde gewißlich ſchon Tod ſeyn/ weil er von Rom aus gute Gelegenheit gehabt haͤtte an mich zu ſchreiben nach Prag/ uñ doch deſſen ſich nichts fuͤnde; endlich ſpeiſete mich die Hofnung/ der Himmel wuͤrde ihm Schuz halten; ging zu meinem Ritmeiſter/ gab ihm zuverneh- men/ wie ſeine fleiſſige Nachforſchung ſo viel gewirket/ daß ich meines verlohrnen Freun- des Zuſtand erfahren haͤtte/ ſchenkete ihm die verſprochenen 2000 Kronen/ und wirkete damit Minutius loß/ welchen ich mit meines Herkules ehmahligen aͤdlen Leib diener Ek- hard (der ſich ſtets bey mir auffhielt/ uñ unter der Zahl meiner 12 Reuter wahr) nach Rom ſchickete/ allen moͤglichen fleiß anzuwenden/ daß ſie ihn nur außkundſchaffen/ und mir ge- wiſſe Zeitung von ihm bringen koͤnten; welches ihnen des vierden Tages nach ihrer an- kunfft daſelbſt/ gelungen wahr. Dann Ekhard hatte ihn des morgens ſehr fruͤh vor ſeiner Herberge ſehen hergehen/ und in ein groſſes anſehnliches Gebaͤu einkehren/ woſelbſt der Chriſten Gottesdienſt in ſtiller geheim wahr gehalten worden. Er wahr ihm gefolget/ hat- te ihn aber unter der Verſamlung nicht ſehen koͤnnen/ biß die andern alle hinaus gangen/ und er faſt allein auff den Knien ſitzen blieben wahr/ auch mit auffgehobenen Haͤnden und flieſſenden Augen ſein Gebeht ſo inbruͤnſtig verrichtet/ daß das Waſſer ihm uͤber die Wan- gen auff die Erde gefallen/ deßwegen er nicht zu ihm gehen duͤrffen/ und vor mitleiden ge- weinet hatte/ weil ihm dergleichen anſtellung niemahls zugeſichte kommen wahr; endlich wahr ein alter anſehnlicher Lehrer zu ihm getreten/ der mit ſonderlichem troſte ihm zuge- redet; er ſolte in ſeinem ſchmerzlichen anliegen ſich mit Geduld wapnen/ und im Gebeht nicht laß noch zweiffelhaftig werden/ ſondern mit feſter zuverſicht ſich auff Gottes Huͤlffe gruͤnden/ und verſichert ſeyn/ das deſſen alwiſſen des Auge ſeine Traͤhnen anſehen/ ſie zaͤh- len/ in ſeinen Sak aufffaſſen/ und in gar kurzer Zeit ſie in Luſt und Freude verkehren wür- de. Worauff Herkules ſich gegen dieſen Alten ſehr ehrerbietig erzeiget/ und mit froͤlichem Angeſicht und lach enden Augẽ aus dem Hauſe hinweg gangen war/ da Ekhard mit dieſen Worten zu ihm getreten: O Durchleuchtigſter Groß Fuͤrſt/ wes zeihen eure Durchl. ſich an dieſem Orte? koͤnnen die ihres lieben Ladiſla ſo gar vergeſſen/ daß ſie demſelben ihr Le- ben und Zuſtand nicht eins kund machen? Ja koͤnnen die ſich ihrer Eltern und Geſchwi- ſteren ſo gar begeben/ als ob ſie nicht mehr in der Welt waͤhren? eure Durchl. kan nim- mermehr glaͤuben/ was vor Angſt Fuͤrſt Ladiſla ſider ihren Verluſt erlitten/ und von der Zeit her biß auff dieſe Stunde ſich unter einem ſchlechten Ritmeiſter in Roͤmiſchen dien- ſten bey dem Roͤmiſchen Grenz Heer auffgehalten/ nur daß er einige Kundſchaft von euer Gn. einzihen moͤge/ zu welchem Ende dann er mich außdruͤklich hieher geſand hat. Herku- les wahr ihm um den Hals gefallen/ und hatte geantwortet: O du mein getraͤuer Ekhard/ wie treffe ich dich alhie zu ſo gluͤklicher Stunde an? meineſtu aber/ daß du mit Fuͤrſt Her- kules aus Teutſchland redeſt? O nein! ſondern mit Oedemeier/ einem verkaufften Knecht und Leibeigenen Sklaven/ (wie dieſe Kette es außweiſet) welcher mañichen herben Trunk der Knechtiſchen Bitterkeit eingeſoffen/ und ihm Gott Lob eine zeitlang ſo gut worden iſt/ daß er ſein Brod/ wiewol als ein Knecht mit abrichtung der Pferde verdienen koͤnnen. Hier auff hatte Ekhard angefangen uͤberlaut zuweinen/ und gefraget/ warumb er doch an ſeine

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/196>, abgerufen am 29.04.2024.