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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
da ich dann wünschen möchte/ eure Geselschaft/ die mir sonst so angenehm ist/ nimmermehr
gesehen zuhaben. Hierauff gingen sie mit einander hinzu/ und bahten Furius mit bewägli-
chen Worten/ er möchte durch blinde und Vernunfftlose Begierden sich nicht verleiten
lassen/ ein solches zuwagen/ was ihm und der ganzen Geselschaft das unvermeidliche Ver-
derben über den Hals zihen würde. Furius entsetzete sich der unvermuhtlichen Einrede/
kehrete sich mit freundlichen Worten zu dem Frauenzimmer/ einwendend/ sie beschwereten
sich unbillich und ohn ursach über ihn/ weil er ja nichts ungebührlichs angefangen/ sondern
bey dem Fräulein nur durch untertähnige Bezeigung umb eine geringe Gunst angehalten/
und nähme ihn wunder/ daß sie sich dergestalt hochmühtig erzeigen und ihn anklagen dürf-
ten/ so daß sie nicht eins bedächten/ daß sie gefangene Leute/ und in seiner Gewalt währen.
was er ihnen versprochen hätte/ und wie weit ihn solches verbünde/ wüste er gar wol/ solte
auch von ihm nicht gebrochen werden/ aber sie dagegen solten auch wissen/ daß ihnen ein
solcher Hochmuht nicht zustünde/ und sie gar über ihn herschen wolten. Hernach trat er
mit seiner Geselschafft zusammen/ und beklagete sich anfangs/ daß Genutius wider äid und
gebühr sich ihm widersetzet/ und seinem Ansehen unleidlichen Eintrag getahn hätte/ indem
er die Geselschafft auf eines gefangenen Weibes falsche Anklage wider ihn auffmahnen
dürffen/ worüber dann billich Urtel und Recht ergehen müste; Daß nun die eine dräuete/
sich selbst zuentleiben/ währe gar liederlich/ und würde sie ehe alles erdulden/ als zu dieser ver-
zweiffelten Taht greiffen; jedoch dieses alles vor dißmahl beyseit gesetzet/ so ginge die Ver-
heissung nur bloß auf die beyden verheyrahteten Frauen/ das Fräulein und die adeliche
Leib Jungfer währen nicht mit eingeschlossen/ so daß/ wann einer oder ander zu dieser etwa
Anmuht hätte/ könte er seinem Willen wol ein genügen tuhn. Aber auch dieses ungeachtet/
so suchte er durchaus nicht/ der Fräulein unzüchtig zumißbrauchen/ sondern er hätte sich
in dieselbe höchst verliebet/ und währe des gänzlichen vorhabens/ sie zuehlichen/ daher er ei-
niger Ungebühr nicht könte beschuldiget werden/ weil ja in ehelicher Liebe keine Schande
steckete; hoffete demnach/ seine ehrliche Gesellen und Brüder würden ihm hierin nicht zu-
wider seyn/ sondern vielmehr befodern/ daß er seine inbrünstige Liebe zum gewünschten En-
de ausführen möchte; dagegen wolte er ihnen 100000 Kronen von seinem Anteil (er be-
kam aber den dritten Teil aller Beute) zuwenden/ und vor sein Häupt aus dieser Höhle mit
seiner Liebsten nicht weichen/ biß sie alle mit ihren Geldern sich in sicherheit gebracht hätten.
Genutius hielt bitlich an umb Erlaubniß/ vor sich zureden/ aber Fannius ihr Unterhaupt-
man fing an: Es müste durchaus die Uneinigkeit zwischen ihm und ihrem Hauptmann
beygeleget und in der Asche gedämpfet werden/ weil daraus nichts anders als ihr aller ver-
derben entstehen würde; baht darauf den Hauptman/ daß er Genutius die geführte Rede
günstig verzeihen möchte/ weil er solche vorzutragen/ gleichwol ein und andere Schein-
gründe gehabt hätte; Hingegen solte jener von aller weiteren Einrede abstehen/ und der
ganzen Geselschafft Ausspruch billichen; welches sie beyderseits eingingen. Hernach ward
Furius Vortrag in bedacht gezogen/ welchen sie vor billig hielten/ und die versprochenen
Gelder mit grosser Danksagung annahmen/ als ob sie schon gezählet währen; doch erinner-
ten sie ihn/ daß er aufs glimpflichste verfahren/ und alle Mittel versuchen möchte/ der Fräu-
lein Willen zuerlangen; wann aber keine Freundligkeit zulangen wolte/ würde er schon wis-

sen/

Sechſtes Buch.
da ich dann wuͤnſchen moͤchte/ eure Geſelſchaft/ die mir ſonſt ſo angenehm iſt/ nimmermehr
geſehen zuhaben. Hierauff gingen ſie mit einander hinzu/ und bahten Furius mit bewaͤgli-
chen Worten/ er moͤchte durch blinde und Vernunfftloſe Begierden ſich nicht verleiten
laſſen/ ein ſolches zuwagen/ was ihm und der ganzen Geſelſchaft das unvermeidliche Ver-
derben uͤber den Hals zihen wuͤrde. Furius entſetzete ſich der unvermuhtlichen Einrede/
kehrete ſich mit freundlichen Worten zu dem Frauenzimmer/ einwendend/ ſie beſchwereten
ſich unbillich und ohn urſach uͤber ihn/ weil er ja nichts ungebuͤhrlichs angefangen/ ſondeꝛn
bey dem Fraͤulein nur durch untertaͤhnige Bezeigung umb eine geringe Gunſt angehaltẽ/
und naͤhme ihn wunder/ daß ſie ſich dergeſtalt hochmuͤhtig erzeigen und ihn anklagen duͤrf-
ten/ ſo daß ſie nicht eins bedaͤchten/ daß ſie gefangene Leute/ und in ſeiner Gewalt waͤhren.
was er ihnen verſprochen haͤtte/ und wie weit ihn ſolches verbünde/ wuͤſte er gar wol/ ſolte
auch von ihm nicht gebrochen werden/ aber ſie dagegen ſolten auch wiſſen/ daß ihnen ein
ſolcher Hochmuht nicht zuſtuͤnde/ und ſie gar uͤber ihn herſchen wolten. Hernach trat er
mit ſeiner Geſelſchafft zuſammen/ und beklagete ſich anfangs/ daß Genutius wider aͤid uñ
gebuͤhr ſich ihm widerſetzet/ und ſeinem Anſehen unleidlichen Eintrag getahn haͤtte/ indem
er die Geſelſchafft auf eines gefangenen Weibes falſche Anklage wider ihn auffmahnen
duͤrffen/ woruͤber dann billich Urtel und Recht ergehen müſte; Daß nun die eine draͤuete/
ſich ſelbſt zuentleiben/ waͤhre gar liederlich/ und wuͤrde ſie ehe alles eꝛdulden/ als zu dieſeꝛ veꝛ-
zweiffelten Taht greiffen; jedoch dieſes alles vor dißmahl beyſeit geſetzet/ ſo ginge die Ver-
heiſſung nur bloß auf die beyden verheyrahteten Frauen/ das Fraͤulein und die adeliche
Leib Jungfer waͤhren nicht mit eingeſchloſſen/ ſo daß/ wann einer oder ander zu dieſer etwa
Anmuht haͤtte/ koͤnte er ſeinem Willen wol ein genuͤgen tuhn. Aber auch dieſes ungeachtet/
ſo ſuchte er durchaus nicht/ der Fraͤulein unzuͤchtig zumißbrauchen/ ſondern er haͤtte ſich
in dieſelbe hoͤchſt verliebet/ und waͤhre des gaͤnzlichen vorhabens/ ſie zuehlichen/ daher er ei-
niger Ungebuͤhr nicht koͤnte beſchuldiget werden/ weil ja in ehelicher Liebe keine Schande
ſteckete; hoffete demnach/ ſeine ehrliche Geſellen und Bruͤder wuͤrden ihm hierin nicht zu-
wider ſeyn/ ſondern vielmehr befodern/ daß er ſeine inbruͤnſtige Liebe zum gewuͤnſchten En-
de ausfuͤhren moͤchte; dagegen wolte er ihnen 100000 Kronen von ſeinem Anteil (er be-
kam aber den dritten Teil aller Beute) zuwenden/ und vor ſein Haͤupt aus dieſer Hoͤhle mit
ſeiner Liebſten nicht weichen/ biß ſie alle mit ihren Geldern ſich in ſicherheit gebracht haͤttẽ.
Genutius hielt bitlich an umb Erlaubniß/ vor ſich zureden/ aber Fannius ihr Unterhaupt-
man fing an: Es muͤſte durchaus die Uneinigkeit zwiſchen ihm und ihrem Hauptmann
beygeleget und in deꝛ Aſche gedaͤmpfet werden/ weil daraus nichts anders als ihr aller ver-
derben entſtehen wuͤrde; baht darauf den Hauptman/ daß er Genutius die gefuͤhrte Rede
guͤnſtig verzeihen moͤchte/ weil er ſolche vorzutragen/ gleichwol ein und andere Schein-
gruͤnde gehabt haͤtte; Hingegen ſolte jener von aller weiteren Einrede abſtehen/ und der
ganzen Geſelſchafft Ausſpruch billichen; welches ſie beyderſeits eingingen. Hernach ward
Furius Vortrag in bedacht gezogen/ welchen ſie vor billig hielten/ und die verſprochenen
Gelder mit groſſer Dankſagung annahmen/ als ob ſie ſchon gezaͤhlet waͤhren; doch eriñer-
ten ſie ihn/ daß er aufs glimpflichſte verfahren/ und alle Mittel verſuchen moͤchte/ der Fraͤu-
lein Willen zuerlangen; wañ aber keine Freundligkeit zulangen wolte/ wuͤrde er ſchon wiſ-

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[258/0264] Sechſtes Buch. da ich dann wuͤnſchen moͤchte/ eure Geſelſchaft/ die mir ſonſt ſo angenehm iſt/ nimmermehr geſehen zuhaben. Hierauff gingen ſie mit einander hinzu/ und bahten Furius mit bewaͤgli- chen Worten/ er moͤchte durch blinde und Vernunfftloſe Begierden ſich nicht verleiten laſſen/ ein ſolches zuwagen/ was ihm und der ganzen Geſelſchaft das unvermeidliche Ver- derben uͤber den Hals zihen wuͤrde. Furius entſetzete ſich der unvermuhtlichen Einrede/ kehrete ſich mit freundlichen Worten zu dem Frauenzimmer/ einwendend/ ſie beſchwereten ſich unbillich und ohn urſach uͤber ihn/ weil er ja nichts ungebuͤhrlichs angefangen/ ſondeꝛn bey dem Fraͤulein nur durch untertaͤhnige Bezeigung umb eine geringe Gunſt angehaltẽ/ und naͤhme ihn wunder/ daß ſie ſich dergeſtalt hochmuͤhtig erzeigen und ihn anklagen duͤrf- ten/ ſo daß ſie nicht eins bedaͤchten/ daß ſie gefangene Leute/ und in ſeiner Gewalt waͤhren. was er ihnen verſprochen haͤtte/ und wie weit ihn ſolches verbünde/ wuͤſte er gar wol/ ſolte auch von ihm nicht gebrochen werden/ aber ſie dagegen ſolten auch wiſſen/ daß ihnen ein ſolcher Hochmuht nicht zuſtuͤnde/ und ſie gar uͤber ihn herſchen wolten. Hernach trat er mit ſeiner Geſelſchafft zuſammen/ und beklagete ſich anfangs/ daß Genutius wider aͤid uñ gebuͤhr ſich ihm widerſetzet/ und ſeinem Anſehen unleidlichen Eintrag getahn haͤtte/ indem er die Geſelſchafft auf eines gefangenen Weibes falſche Anklage wider ihn auffmahnen duͤrffen/ woruͤber dann billich Urtel und Recht ergehen müſte; Daß nun die eine draͤuete/ ſich ſelbſt zuentleiben/ waͤhre gar liederlich/ und wuͤrde ſie ehe alles eꝛdulden/ als zu dieſeꝛ veꝛ- zweiffelten Taht greiffen; jedoch dieſes alles vor dißmahl beyſeit geſetzet/ ſo ginge die Ver- heiſſung nur bloß auf die beyden verheyrahteten Frauen/ das Fraͤulein und die adeliche Leib Jungfer waͤhren nicht mit eingeſchloſſen/ ſo daß/ wann einer oder ander zu dieſer etwa Anmuht haͤtte/ koͤnte er ſeinem Willen wol ein genuͤgen tuhn. Aber auch dieſes ungeachtet/ ſo ſuchte er durchaus nicht/ der Fraͤulein unzuͤchtig zumißbrauchen/ ſondern er haͤtte ſich in dieſelbe hoͤchſt verliebet/ und waͤhre des gaͤnzlichen vorhabens/ ſie zuehlichen/ daher er ei- niger Ungebuͤhr nicht koͤnte beſchuldiget werden/ weil ja in ehelicher Liebe keine Schande ſteckete; hoffete demnach/ ſeine ehrliche Geſellen und Bruͤder wuͤrden ihm hierin nicht zu- wider ſeyn/ ſondern vielmehr befodern/ daß er ſeine inbruͤnſtige Liebe zum gewuͤnſchten En- de ausfuͤhren moͤchte; dagegen wolte er ihnen 100000 Kronen von ſeinem Anteil (er be- kam aber den dritten Teil aller Beute) zuwenden/ und vor ſein Haͤupt aus dieſer Hoͤhle mit ſeiner Liebſten nicht weichen/ biß ſie alle mit ihren Geldern ſich in ſicherheit gebracht haͤttẽ. Genutius hielt bitlich an umb Erlaubniß/ vor ſich zureden/ aber Fannius ihr Unterhaupt- man fing an: Es muͤſte durchaus die Uneinigkeit zwiſchen ihm und ihrem Hauptmann beygeleget und in deꝛ Aſche gedaͤmpfet werden/ weil daraus nichts anders als ihr aller ver- derben entſtehen wuͤrde; baht darauf den Hauptman/ daß er Genutius die gefuͤhrte Rede guͤnſtig verzeihen moͤchte/ weil er ſolche vorzutragen/ gleichwol ein und andere Schein- gruͤnde gehabt haͤtte; Hingegen ſolte jener von aller weiteren Einrede abſtehen/ und der ganzen Geſelſchafft Ausſpruch billichen; welches ſie beyderſeits eingingen. Hernach ward Furius Vortrag in bedacht gezogen/ welchen ſie vor billig hielten/ und die verſprochenen Gelder mit groſſer Dankſagung annahmen/ als ob ſie ſchon gezaͤhlet waͤhren; doch eriñer- ten ſie ihn/ daß er aufs glimpflichſte verfahren/ und alle Mittel verſuchen moͤchte/ der Fraͤu- lein Willen zuerlangen; wañ aber keine Freundligkeit zulangen wolte/ wuͤrde er ſchon wiſ- ſen/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/264>, abgerufen am 29.04.2024.