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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
sen/ sie ihm verbindlich zumachen. Bald setzete Furius zehn Schildwachten aus; hieß auch
die übrigen einen Abtrit nehmen/ und verfügete sich wieder nach dem Frauenzimmer/ des
gänzlichen Vorhabens/ entweder durch Zulassung oder Gewalt seinen boßhaften Willen
zuvergnügen. Diese hatten ihres Gutschers vorbringen angehöret/ und verwunderten sich
der unerhöreten Verrähterey/ entschuldigten ihn gleichwol in etwas/ und hielten ihn noch
vor den redlichsten unter allen; Als sie nun alle andere sahen einen Abtrit nehmen/ und den
Hauptman allein bleiben/ sagete Fr. Sophia zu ihren Gespielen; Dieser Schelm wird nit
unterlassen/ Gewalt zugebrauchen/ ihr aber mein Schwesterchen haltet euch so fest ihr im-
mer könnet/ solte er euch dann überwältigen wollen/ hoffe ich ihn durch die Hülffe meines
einigen wahren Gottes dergestalt anzugreiffen/ daß er keinem ehrlichen Weibesbilde mehr
sol Schande anmuhten. Dieser nun stellete sich mit angenommener Freundligkeit bey ih-
nen ein/ und verwieß es Fr. Sophien als im scherze/ dz sie sich dergestalt über ihn beschwe-
rete; entschuldigte sie bald darauff/ weil sie seines Standes und Wesens keine Kundschaft
hätte/ könte er ihr solches nicht allerdinge verargen; tähte ihnen demnach ingesamt zuwis-
sen/ daß er hohes Römischen Adels/ und wegen Verfolgung seiner unbefugten mächtigen
Feinde aus Rom gewichen währe/ hätte sich in Pannonien nidergelassen/ und daselbst eine
gewaltige freye Herschafft an sich gebracht; so mangelte es ihm weder an Baarschafften
noch anderem Reichtuhm/ daß er als ein Fürst zuleben Mittel gnug hätte; allein es fehlete
ihm ein wirdiges Gemahl/ die er biß daher nicht antreffen können/ als heut diesen morgen/
da er am wenigsten daran gedacht/ hätte ihn das hochgeneigete Glük dieses überaus schö-
ne/ und seinem Stande gemässe Fräulein/ ja seine hochgeliebte Frl. Landmännin zugefüh-
ret/ deren er sich ganz zueigen ergeben/ und in ehelicher Liebe und Träue mit ihr zuleben/ auch
sie zur gebietenden Frauen über sich selbst zumachen/ sein endlicher Vorsaz währe; könte
demnach ihn niemand anklagen/ als suchete er ihre Ehre und Zucht zuschwächen/ weil seine
Liebe auff eheliche Träue gegründet währe/ die er hiemit äidlich wolte versprochen haben/
nicht zweifelnd/ sie würde sich in die Zeit schicken/ und solches erbieten annehmen/ dann ob
sie gleich vorschützete/ daß sie mit einem andern schon verlobet währe/ könte ihn solches nicht
hindern/ dann wer die Braut hätte/ ginge billich mit ihr zu Bette. Das liebe Fräulein war
nicht anders als eine Todten Leiche/ daß sie auch in starrende Ohmacht niderfiel/ und weder
Hand noch Fuß regete/ welches Fr. Ursul ersehend/ zu ihr nahete/ und sie bester massen er-
quickete/ biß sie endlich zu sich selber kam/ und zu Fr. Ursulen sagete: Liebe Fr. Schwester/
warumb verbeut sie mir zusterben/ da ich ehrlich zuleben nicht mehr bemächtiget bin? Un-
terdessen hatte Fr. Sophia ihre Unterredung mit dem wütigen Furius/ und vermahnete
ihn durch allerhand bewägliche Ursachen/ sich eines bessern zubedenken/ sintemal er ja weder
leichtfertige Metzen noch gemeiner Leute Töchter/ sondn hochgeborne Römische Frauen und
Fräulein vor sich hätte/ welche lieber den Tod als Schande wählen würden; sein eheliches
vorgeben währe umsonst/ dann hierzu würden beyderseits Gemühter erfodert; währe er a-
ber ein so grosser Herr/ als er vorgäbe/ und dergestalt begütert/ müste er umb ihre Wase nit
in der Räuber Höhle/ sondern bey ihren Eltern werben/ und vor allen dingen sie zuvor frey
lassen/ damit es nicht ein Zwang währe; hätte es dann GOtt also versehen/ würde solche
Heyraht wol vor sich gehen. Aber der wütige Mensch lachete des vorbringens/ und gab

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Sechſtes Buch.
ſen/ ſie ihm verbindlich zumachen. Bald ſetzete Furius zehn Schildwachten aus; hieß auch
die uͤbrigen einen Abtrit nehmen/ und verfuͤgete ſich wieder nach dem Frauenzimmer/ des
gaͤnzlichen Vorhabens/ entweder durch Zulaſſung oder Gewalt ſeinen boßhaften Willen
zuvergnügen. Dieſe hatten ihres Gutſchers vorbringen angehoͤret/ und verwunderten ſich
der unerhoͤreten Verraͤhterey/ entſchuldigten ihn gleichwol in etwas/ und hielten ihn noch
vor den redlichſten unter allen; Als ſie nun alle andere ſahen einen Abtrit nehmen/ und den
Hauptman allein bleiben/ ſagete Fr. Sophia zu ihren Geſpielen; Dieſer Schelm wird nit
unterlaſſen/ Gewalt zugebrauchen/ ihr aber mein Schweſterchen haltet euch ſo feſt ihr im-
mer koͤnnet/ ſolte er euch dann uͤberwaͤltigen wollen/ hoffe ich ihn durch die Huͤlffe meines
einigen wahren Gottes dergeſtalt anzugreiffen/ daß er keinem ehrlichen Weibesbilde mehꝛ
ſol Schande anmuhten. Dieſer nun ſtellete ſich mit angenommener Freundligkeit bey ih-
nen ein/ und verwieß es Fr. Sophien als im ſcherze/ dz ſie ſich dergeſtalt über ihn beſchwe-
rete; entſchuldigte ſie bald darauff/ weil ſie ſeines Standes und Weſens keine Kundſchaft
haͤtte/ koͤnte er ihr ſolches nicht allerdinge verargen; taͤhte ihnen demnach ingeſamt zuwiſ-
ſen/ daß er hohes Roͤmiſchen Adels/ und wegen Verfolgung ſeiner unbefugten maͤchtigen
Feinde aus Rom gewichen waͤhre/ haͤtte ſich in Pannonien nidergelaſſen/ und daſelbſt eine
gewaltige freye Herſchafft an ſich gebracht; ſo mangelte es ihm weder an Baarſchafften
noch anderem Reichtuhm/ daß er als ein Fuͤrſt zuleben Mittel gnug haͤtte; allein es fehlete
ihm ein wirdiges Gemahl/ die er biß daher nicht antreffen koͤnnen/ als heut dieſen morgen/
da er am wenigſten daran gedacht/ haͤtte ihn das hochgeneigete Gluͤk dieſes überaus ſchoͤ-
ne/ und ſeinem Stande gemaͤſſe Fraͤulein/ ja ſeine hochgeliebte Frl. Landmaͤnnin zugefuͤh-
ret/ deren er ſich ganz zueigen ergeben/ und in ehelicher Liebe uñ Traͤue mit ihr zuleben/ auch
ſie zur gebietenden Frauen uͤber ſich ſelbſt zumachen/ ſein endlicher Vorſaz waͤhre; koͤnte
demnach ihn niemand anklagen/ als ſuchete er ihre Ehre und Zucht zuſchwaͤchen/ weil ſeine
Liebe auff eheliche Traͤue gegruͤndet waͤhre/ die er hiemit aͤidlich wolte verſprochen haben/
nicht zweifelnd/ ſie wuͤrde ſich in die Zeit ſchicken/ und ſolches erbieten annehmen/ dann ob
ſie gleich vorſchützete/ daß ſie mit einem andern ſchon verlobet waͤhre/ koͤnte ihn ſolches nicht
hindern/ dann wer die Braut haͤtte/ ginge billich mit ihr zu Bette. Das liebe Fraͤulein waꝛ
nicht anders als eine Todten Leiche/ daß ſie auch in ſtarrende Ohmacht niderfiel/ und wedeꝛ
Hand noch Fuß regete/ welches Fr. Urſul erſehend/ zu ihr nahete/ und ſie beſter maſſen er-
quickete/ biß ſie endlich zu ſich ſelber kam/ und zu Fr. Urſulen ſagete: Liebe Fr. Schweſter/
warumb verbeut ſie mir zuſterben/ da ich ehrlich zuleben nicht mehr bemaͤchtiget bin? Un-
terdeſſen hatte Fr. Sophia ihre Unterredung mit dem wuͤtigen Furius/ und vermahnete
ihn durch allerhand bewaͤgliche Uꝛſachen/ ſich eines beſſern zubedenken/ ſintemal er ja weder
leichtfertige Metzẽ noch gemeiner Leute Toͤchter/ ſonďn hochgeborne Roͤmiſche Frauen uñ
Fraͤulein vor ſich haͤtte/ welche lieber den Tod als Schande waͤhlen wuͤrden; ſein eheliches
vorgeben waͤhre umſonſt/ dann hierzu würden beyderſeits Gemuͤhter erfodert; waͤhre er a-
ber ein ſo groſſer Herr/ als er vorgaͤbe/ und dergeſtalt beguͤtert/ muͤſte er umb ihre Waſe nit
in der Raͤuber Hoͤhle/ ſondern bey ihren Eltern werben/ und vor allen dingen ſie zuvor frey
laſſen/ damit es nicht ein Zwang waͤhre; haͤtte es dann GOtt alſo verſehen/ wuͤrde ſolche
Heyraht wol vor ſich gehen. Aber der wuͤtige Menſch lachete des vorbringens/ und gab

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[259/0265] Sechſtes Buch. ſen/ ſie ihm verbindlich zumachen. Bald ſetzete Furius zehn Schildwachten aus; hieß auch die uͤbrigen einen Abtrit nehmen/ und verfuͤgete ſich wieder nach dem Frauenzimmer/ des gaͤnzlichen Vorhabens/ entweder durch Zulaſſung oder Gewalt ſeinen boßhaften Willen zuvergnügen. Dieſe hatten ihres Gutſchers vorbringen angehoͤret/ und verwunderten ſich der unerhoͤreten Verraͤhterey/ entſchuldigten ihn gleichwol in etwas/ und hielten ihn noch vor den redlichſten unter allen; Als ſie nun alle andere ſahen einen Abtrit nehmen/ und den Hauptman allein bleiben/ ſagete Fr. Sophia zu ihren Geſpielen; Dieſer Schelm wird nit unterlaſſen/ Gewalt zugebrauchen/ ihr aber mein Schweſterchen haltet euch ſo feſt ihr im- mer koͤnnet/ ſolte er euch dann uͤberwaͤltigen wollen/ hoffe ich ihn durch die Huͤlffe meines einigen wahren Gottes dergeſtalt anzugreiffen/ daß er keinem ehrlichen Weibesbilde mehꝛ ſol Schande anmuhten. Dieſer nun ſtellete ſich mit angenommener Freundligkeit bey ih- nen ein/ und verwieß es Fr. Sophien als im ſcherze/ dz ſie ſich dergeſtalt über ihn beſchwe- rete; entſchuldigte ſie bald darauff/ weil ſie ſeines Standes und Weſens keine Kundſchaft haͤtte/ koͤnte er ihr ſolches nicht allerdinge verargen; taͤhte ihnen demnach ingeſamt zuwiſ- ſen/ daß er hohes Roͤmiſchen Adels/ und wegen Verfolgung ſeiner unbefugten maͤchtigen Feinde aus Rom gewichen waͤhre/ haͤtte ſich in Pannonien nidergelaſſen/ und daſelbſt eine gewaltige freye Herſchafft an ſich gebracht; ſo mangelte es ihm weder an Baarſchafften noch anderem Reichtuhm/ daß er als ein Fuͤrſt zuleben Mittel gnug haͤtte; allein es fehlete ihm ein wirdiges Gemahl/ die er biß daher nicht antreffen koͤnnen/ als heut dieſen morgen/ da er am wenigſten daran gedacht/ haͤtte ihn das hochgeneigete Gluͤk dieſes überaus ſchoͤ- ne/ und ſeinem Stande gemaͤſſe Fraͤulein/ ja ſeine hochgeliebte Frl. Landmaͤnnin zugefuͤh- ret/ deren er ſich ganz zueigen ergeben/ und in ehelicher Liebe uñ Traͤue mit ihr zuleben/ auch ſie zur gebietenden Frauen uͤber ſich ſelbſt zumachen/ ſein endlicher Vorſaz waͤhre; koͤnte demnach ihn niemand anklagen/ als ſuchete er ihre Ehre und Zucht zuſchwaͤchen/ weil ſeine Liebe auff eheliche Traͤue gegruͤndet waͤhre/ die er hiemit aͤidlich wolte verſprochen haben/ nicht zweifelnd/ ſie wuͤrde ſich in die Zeit ſchicken/ und ſolches erbieten annehmen/ dann ob ſie gleich vorſchützete/ daß ſie mit einem andern ſchon verlobet waͤhre/ koͤnte ihn ſolches nicht hindern/ dann wer die Braut haͤtte/ ginge billich mit ihr zu Bette. Das liebe Fraͤulein waꝛ nicht anders als eine Todten Leiche/ daß ſie auch in ſtarrende Ohmacht niderfiel/ und wedeꝛ Hand noch Fuß regete/ welches Fr. Urſul erſehend/ zu ihr nahete/ und ſie beſter maſſen er- quickete/ biß ſie endlich zu ſich ſelber kam/ und zu Fr. Urſulen ſagete: Liebe Fr. Schweſter/ warumb verbeut ſie mir zuſterben/ da ich ehrlich zuleben nicht mehr bemaͤchtiget bin? Un- terdeſſen hatte Fr. Sophia ihre Unterredung mit dem wuͤtigen Furius/ und vermahnete ihn durch allerhand bewaͤgliche Uꝛſachen/ ſich eines beſſern zubedenken/ ſintemal er ja weder leichtfertige Metzẽ noch gemeiner Leute Toͤchter/ ſonďn hochgeborne Roͤmiſche Frauen uñ Fraͤulein vor ſich haͤtte/ welche lieber den Tod als Schande waͤhlen wuͤrden; ſein eheliches vorgeben waͤhre umſonſt/ dann hierzu würden beyderſeits Gemuͤhter erfodert; waͤhre er a- ber ein ſo groſſer Herr/ als er vorgaͤbe/ und dergeſtalt beguͤtert/ muͤſte er umb ihre Waſe nit in der Raͤuber Hoͤhle/ ſondern bey ihren Eltern werben/ und vor allen dingen ſie zuvor frey laſſen/ damit es nicht ein Zwang waͤhre; haͤtte es dann GOtt alſo verſehen/ wuͤrde ſolche Heyraht wol vor ſich gehen. Aber der wuͤtige Menſch lachete des vorbringens/ und gab zur k k ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/265>, abgerufen am 28.04.2024.