Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Buch.
mich vor deren Augen habe finden lassen; wo nit/ wird sie/ wann sie mich liebet/ mich nim-
mermehr so hoch wieder betrüben. Fr. Sophia entschuldigte sich bester massen/ und erklä-
rete sich/ weil ihrer Liebe es also gefiele/ ihrem Willen genüge zutuhn. Inzwischen hatten
die beyden Fräulein sich herzlich/ und wol mit hundert Küssen empfangen/ hernach sagte
Frl. Lukrezie zu der Groß Fürstin: Durchl. Fr. Schwester/ alhie sihet Eure Gn. unsere
geliebte Freundin Frl. Sibyllen/ deren wir in unserm Gespräch so oft Erwähnung getahn/
und stehet sie bereit/ Euer Gn. die Hände zu küssen. Sie ist mir eine sehr geliebte Freun-
din/ antwortete sie/ umfing sie lieblich/ und versprach ihr alle Schwesterliche Liebe und
Träue zuerweisen. Hingegen bezeigete sich das Fräulein sehr untertähnig/ und baht/ dz sie
ihre schlechtgültige Auffwartung ihr gn. möchte gefallen lassen. Es stunden aber die beyden
jungen Fürsten eine geraume Zeit mit entblössetem Häupte/ ehe sie ihr wilkommen verrich-
ten kunten/ hätten auch weiters noch warten müssen/ wann nicht Herkules sein Gemahl
erinnert hätte/ da er zu ihr sagte: Geliebter Schaz/ sehet da eure beyden Oheimbe/ den Kö-
niglichen Fürsten aus Schweden/ und meinen geliebten Bruder Fürst Baldrich/ welche
Gott aus sonderlicher Versehung biß hieher geleitet hat/ und bereit stehen/ eure Liebe zu
grüssen. Die Groß Fürstin erröhtete gar wegen ihrer unvermuhtlichen Gegenwart: und
antwortete: Ach mein Gott/ sol dann der heutige Tag so voller Glükseligkeiten seyn/ und
mir die längstgewünschete Kundschafft dieser so angenehmen Oheimben und Freunde er-
teilen? neigete sich zugleich sehr ehrerbietig gegen dieselben/ da Siegward zu ihr trat/ und
auff ein Knie sich niedersetzend/ ihr die Hand küssete/ nachgehend also anfing: Nachdem
der günstige Himmel mir den langgewünscheten Tag scheinen lässet/ an welchem mir Ge-
legenheit fället/ Ihrer Gn. unvergleichlicher Vortrefligkeit aufzudienen/ habe ich den ge-
wünschten Zweg meiner Glükseligkeit schon erreichet/ vor dißmahl demühtig bittend/ daß
in die Zahl ihrer bereitwilligsten Knechte ich möge untergenommen werden. Valiska
beschwerete sich der Ehrerbietung gar zu schwerer auffgeladener Bürde/ welche zuer-
tragen sie allerdinge sich unbestand befünde/ baht deswegen den Fürsten/ auffzustehen/
damit sie nicht gezwungen unhöflich seyn müste. Sie gward küssete ihr die Hand zum an-
dernmahle/ hub sich sittig auff/ und nach berührung des Saumes ihres Ober Roks gab er
vor/ es währe alle Welt schuldig/ vor ihrer höchstrühmlichen Tugend sich zu demühtigen/
und des Himmels volkommenes Meisterstük gebührlich zuverehren/ bähte demnach/ ihre
Gn. ihm sein unvermögen in ablegung der schuldigen Ehre gnädig zu gute halten/ und
sich versichern möchte/ daß mit Gedanken er leisten wolte/ was in äusserlicher volbringung
ihm unmöglich währe. Herkules selbst gedauchte diese Höfligkeit zu groß seyn/ setzete deß-
wegen seine Reden ins mittel und sagete: Geliebter Bruder und Oheim/ eure Liebe dürf-
ten mein Gemahl wol gar zu einer Stummen machen/ nach dem ihr schwer fallen wird/
dergleichen über-ruhm zubeantworten. Dem ist freilich also/ sagte sie/ und behalte ich mir
dieser unbilligkeit Rache billich bevor/ wo mir sonst nicht abtrag gemacht wird; neigete sich
abermahl gegen ihn/ und trat hin zu Baldrich/ welcher gleichergestalt niderkniete/ und nach
geleistetem Handkusse mit anmuhtiger Rede sagete: Durchl. Frau Schwester und Wase/
zu meines Herrn Bruders und eurer Durchl. Heyraht wünsche ich den himlischen Se-
gen/ erfreue mich ihrer glüklichen erlösung/ und möchte wunschen/ daß unsere liebe Eltern

dessen

Sechſtes Buch.
mich vor deren Augen habe finden laſſen; wo nit/ wird ſie/ wann ſie mich liebet/ mich nim-
mermehr ſo hoch wieder betruͤben. Fr. Sophia entſchuldigte ſich beſter maſſen/ und erklaͤ-
rete ſich/ weil ihrer Liebe es alſo gefiele/ ihrem Willen genuͤge zutuhn. Inzwiſchen hatten
die beyden Fraͤulein ſich herzlich/ und wol mit hundert Kuͤſſen empfangen/ hernach ſagte
Frl. Lukrezie zu der Groß Fuͤrſtin: Durchl. Fr. Schweſter/ alhie ſihet Eure Gn. unſere
geliebte Freundin Frl. Sibyllen/ derẽ wir in unſerm Geſpraͤch ſo oft Erwaͤhnung getahn/
und ſtehet ſie bereit/ Euer Gn. die Haͤnde zu kuͤſſen. Sie iſt mir eine ſehr geliebte Freun-
din/ antwortete ſie/ umfing ſie lieblich/ und verſprach ihr alle Schweſterliche Liebe und
Traͤue zuerweiſen. Hingegen bezeigete ſich das Fraͤulein ſehr untertaͤhnig/ und baht/ dz ſie
ihre ſchlechtguͤltige Auffwartung ihr gn. moͤchte gefallen laſſen. Es ſtunden aber die beydẽ
jungen Fürſten eine geraume Zeit mit entbloͤſſetem Haͤupte/ ehe ſie ihr wilkommen verꝛich-
ten kunten/ haͤtten auch weiters noch warten muͤſſen/ wann nicht Herkules ſein Gemahl
erinnert haͤtte/ da er zu ihr ſagte: Geliebter Schaz/ ſehet da eure beyden Oheimbe/ den Koͤ-
niglichen Fuͤrſten aus Schweden/ und meinen geliebten Bruder Fuͤrſt Baldrich/ welche
Gott aus ſonderlicher Verſehung biß hieher geleitet hat/ und bereit ſtehen/ eure Liebe zu
gruͤſſen. Die Groß Fuͤrſtin erroͤhtete gar wegen ihrer unvermuhtlichen Gegenwart: und
antwortete: Ach mein Gott/ ſol dann der heutige Tag ſo voller Gluͤkſeligkeiten ſeyn/ und
mir die laͤngſtgewuͤnſchete Kundſchafft dieſer ſo angenehmen Oheimben und Freunde eꝛ-
teilen? neigete ſich zugleich ſehr ehrerbietig gegen dieſelben/ da Siegward zu ihr trat/ und
auff ein Knie ſich niederſetzend/ ihr die Hand kuͤſſete/ nachgehend alſo anfing: Nachdem
der guͤnſtige Himmel mir den langgewuͤnſcheten Tag ſcheinen laͤſſet/ an welchem mir Ge-
legenheit faͤllet/ Ihrer Gn. unvergleichlicher Vortrefligkeit aufzudienen/ habe ich den ge-
wuͤnſchten Zweg meiner Gluͤkſeligkeit ſchon erreichet/ vor dißmahl demuͤhtig bittend/ daß
in die Zahl ihrer bereitwilligſten Knechte ich moͤge untergenommen werden. Valiſka
beſchwerete ſich der Ehrerbietung gar zu ſchwerer auffgeladener Bürde/ welche zuer-
tragen ſie allerdinge ſich unbeſtand befuͤnde/ baht deswegen den Fuͤrſten/ auffzuſtehen/
damit ſie nicht gezwungen unhoͤflich ſeyn muͤſte. Sie gward kuͤſſete ihr die Hand zum an-
dernmahle/ hub ſich ſittig auff/ und nach berührung des Saumes ihres Ober Roks gab er
vor/ es waͤhre alle Welt ſchuldig/ vor ihrer hoͤchſtruͤhmlichen Tugend ſich zu demuͤhtigen/
und des Himmels volkommenes Meiſterſtuͤk gebührlich zuverehren/ baͤhte demnach/ ihre
Gn. ihm ſein unvermoͤgen in ablegung der ſchuldigen Ehre gnaͤdig zu gute halten/ und
ſich verſichern moͤchte/ daß mit Gedanken er leiſten wolte/ was in aͤuſſerlicher volbringung
ihm unmoͤglich waͤhre. Herkules ſelbſt gedauchte dieſe Hoͤfligkeit zu groß ſeyn/ ſetzete deß-
wegen ſeine Reden ins mittel und ſagete: Geliebter Bruder und Oheim/ eure Liebe duͤrf-
ten mein Gemahl wol gar zu einer Stummen machen/ nach dem ihr ſchwer fallen wird/
dergleichen uͤber-ruhm zubeantworten. Dem iſt freilich alſo/ ſagte ſie/ und behalte ich mir
dieſer unbilligkeit Rache billich bevor/ wo mir ſonſt nicht abtrag gemacht wird; neigete ſich
abermahl gegen ihn/ und trat hin zu Baldꝛich/ welcheꝛ gleichergeſtalt niderkniete/ und nach
geleiſtetem Handkuſſe mit anmuhtiger Rede ſagete: Durchl. Frau Schweſter und Waſe/
zu meines Herrn Bruders und eurer Durchl. Heyraht wuͤnſche ich den himliſchen Se-
gen/ erfreue mich ihrer gluͤklichen erloͤſung/ und moͤchte wůnſchen/ daß unſere liebe Eltern

deſſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0292" n="286"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
mich vor deren Augen habe finden la&#x017F;&#x017F;en; wo nit/ wird &#x017F;ie/ wann &#x017F;ie mich liebet/ mich nim-<lb/>
mermehr &#x017F;o hoch wieder betru&#x0364;ben. Fr. Sophia ent&#x017F;chuldigte &#x017F;ich be&#x017F;ter ma&#x017F;&#x017F;en/ und erkla&#x0364;-<lb/>
rete &#x017F;ich/ weil ihrer Liebe es al&#x017F;o gefiele/ ihrem Willen genu&#x0364;ge zutuhn. Inzwi&#x017F;chen hatten<lb/>
die beyden Fra&#x0364;ulein &#x017F;ich herzlich/ und wol mit hundert Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en empfangen/ hernach &#x017F;agte<lb/>
Frl. Lukrezie zu der Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin: Durchl. Fr. Schwe&#x017F;ter/ alhie &#x017F;ihet Eure Gn. un&#x017F;ere<lb/>
geliebte Freundin Frl. Sibyllen/ dere&#x0303; wir in un&#x017F;erm Ge&#x017F;pra&#x0364;ch &#x017F;o oft Erwa&#x0364;hnung getahn/<lb/>
und &#x017F;tehet &#x017F;ie bereit/ Euer Gn. die Ha&#x0364;nde zu ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Sie i&#x017F;t mir eine &#x017F;ehr geliebte Freun-<lb/>
din/ antwortete &#x017F;ie/ umfing &#x017F;ie lieblich/ und ver&#x017F;prach ihr alle Schwe&#x017F;terliche Liebe und<lb/>
Tra&#x0364;ue zuerwei&#x017F;en. Hingegen bezeigete &#x017F;ich das Fra&#x0364;ulein &#x017F;ehr unterta&#x0364;hnig/ und baht/ dz &#x017F;ie<lb/>
ihre &#x017F;chlechtgu&#x0364;ltige Auffwartung ihr gn. mo&#x0364;chte gefallen la&#x017F;&#x017F;en. Es &#x017F;tunden aber die beyde&#x0303;<lb/>
jungen Für&#x017F;ten eine geraume Zeit mit entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;etem Ha&#x0364;upte/ ehe &#x017F;ie ihr wilkommen ver&#xA75B;ich-<lb/>
ten kunten/ ha&#x0364;tten auch weiters noch warten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ wann nicht Herkules &#x017F;ein Gemahl<lb/>
erinnert ha&#x0364;tte/ da er zu ihr &#x017F;agte: Geliebter Schaz/ &#x017F;ehet da eure beyden Oheimbe/ den Ko&#x0364;-<lb/>
niglichen Fu&#x0364;r&#x017F;ten aus Schweden/ und meinen geliebten Bruder Fu&#x0364;r&#x017F;t Baldrich/ welche<lb/>
Gott aus &#x017F;onderlicher Ver&#x017F;ehung biß hieher geleitet hat/ und bereit &#x017F;tehen/ eure Liebe zu<lb/>
gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Die Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin erro&#x0364;htete gar wegen ihrer unvermuhtlichen Gegenwart: und<lb/>
antwortete: Ach mein Gott/ &#x017F;ol dann der heutige Tag &#x017F;o voller Glu&#x0364;k&#x017F;eligkeiten &#x017F;eyn/ und<lb/>
mir die la&#x0364;ng&#x017F;tgewu&#x0364;n&#x017F;chete Kund&#x017F;chafft die&#x017F;er &#x017F;o angenehmen Oheimben und Freunde e&#xA75B;-<lb/>
teilen? neigete &#x017F;ich zugleich &#x017F;ehr ehrerbietig gegen die&#x017F;elben/ da Siegward zu ihr trat/ und<lb/>
auff ein Knie &#x017F;ich nieder&#x017F;etzend/ ihr die Hand ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;ete/ nachgehend al&#x017F;o anfing: Nachdem<lb/>
der gu&#x0364;n&#x017F;tige Himmel mir den langgewu&#x0364;n&#x017F;cheten Tag &#x017F;cheinen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ an welchem mir Ge-<lb/>
legenheit fa&#x0364;llet/ Ihrer Gn. unvergleichlicher Vortrefligkeit aufzudienen/ habe ich den ge-<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chten Zweg meiner Glu&#x0364;k&#x017F;eligkeit &#x017F;chon erreichet/ vor dißmahl demu&#x0364;htig bittend/ daß<lb/>
in die Zahl ihrer bereitwillig&#x017F;ten Knechte ich mo&#x0364;ge untergenommen werden. Vali&#x017F;ka<lb/>
be&#x017F;chwerete &#x017F;ich der Ehrerbietung gar zu &#x017F;chwerer auffgeladener Bürde/ welche zuer-<lb/>
tragen &#x017F;ie allerdinge &#x017F;ich unbe&#x017F;tand befu&#x0364;nde/ baht deswegen den Fu&#x0364;r&#x017F;ten/ auffzu&#x017F;tehen/<lb/>
damit &#x017F;ie nicht gezwungen unho&#x0364;flich &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;te. Sie gward ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;ete ihr die Hand zum an-<lb/>
dernmahle/ hub &#x017F;ich &#x017F;ittig auff/ und nach berührung des Saumes ihres Ober Roks gab er<lb/>
vor/ es wa&#x0364;hre alle Welt &#x017F;chuldig/ vor ihrer ho&#x0364;ch&#x017F;tru&#x0364;hmlichen Tugend &#x017F;ich zu demu&#x0364;htigen/<lb/>
und des Himmels volkommenes Mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;k gebührlich zuverehren/ ba&#x0364;hte demnach/ ihre<lb/>
Gn. ihm &#x017F;ein unvermo&#x0364;gen in ablegung der &#x017F;chuldigen Ehre gna&#x0364;dig zu gute halten/ und<lb/>
&#x017F;ich ver&#x017F;ichern mo&#x0364;chte/ daß mit Gedanken er lei&#x017F;ten wolte/ was in a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlicher volbringung<lb/>
ihm unmo&#x0364;glich wa&#x0364;hre. Herkules &#x017F;elb&#x017F;t gedauchte die&#x017F;e Ho&#x0364;fligkeit zu groß &#x017F;eyn/ &#x017F;etzete deß-<lb/>
wegen &#x017F;eine Reden ins mittel und &#x017F;agete: Geliebter Bruder und Oheim/ eure Liebe du&#x0364;rf-<lb/>
ten mein Gemahl wol gar zu einer Stummen machen/ nach dem ihr &#x017F;chwer fallen wird/<lb/>
dergleichen u&#x0364;ber-ruhm zubeantworten. Dem i&#x017F;t freilich al&#x017F;o/ &#x017F;agte &#x017F;ie/ und behalte ich mir<lb/>
die&#x017F;er unbilligkeit Rache billich bevor/ wo mir &#x017F;on&#x017F;t nicht abtrag gemacht wird; neigete &#x017F;ich<lb/>
abermahl gegen ihn/ und trat hin zu Bald&#xA75B;ich/ welche&#xA75B; gleicherge&#x017F;talt niderkniete/ und nach<lb/>
gelei&#x017F;tetem Handku&#x017F;&#x017F;e mit anmuhtiger Rede &#x017F;agete: Durchl. Frau Schwe&#x017F;ter und Wa&#x017F;e/<lb/>
zu meines Herrn Bruders und eurer Durchl. Heyraht wu&#x0364;n&#x017F;che ich den himli&#x017F;chen Se-<lb/>
gen/ erfreue mich ihrer glu&#x0364;klichen erlo&#x0364;&#x017F;ung/ und mo&#x0364;chte w&#x016F;n&#x017F;chen/ daß un&#x017F;ere liebe Eltern<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">de&#x017F;&#x017F;en</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[286/0292] Sechſtes Buch. mich vor deren Augen habe finden laſſen; wo nit/ wird ſie/ wann ſie mich liebet/ mich nim- mermehr ſo hoch wieder betruͤben. Fr. Sophia entſchuldigte ſich beſter maſſen/ und erklaͤ- rete ſich/ weil ihrer Liebe es alſo gefiele/ ihrem Willen genuͤge zutuhn. Inzwiſchen hatten die beyden Fraͤulein ſich herzlich/ und wol mit hundert Kuͤſſen empfangen/ hernach ſagte Frl. Lukrezie zu der Groß Fuͤrſtin: Durchl. Fr. Schweſter/ alhie ſihet Eure Gn. unſere geliebte Freundin Frl. Sibyllen/ derẽ wir in unſerm Geſpraͤch ſo oft Erwaͤhnung getahn/ und ſtehet ſie bereit/ Euer Gn. die Haͤnde zu kuͤſſen. Sie iſt mir eine ſehr geliebte Freun- din/ antwortete ſie/ umfing ſie lieblich/ und verſprach ihr alle Schweſterliche Liebe und Traͤue zuerweiſen. Hingegen bezeigete ſich das Fraͤulein ſehr untertaͤhnig/ und baht/ dz ſie ihre ſchlechtguͤltige Auffwartung ihr gn. moͤchte gefallen laſſen. Es ſtunden aber die beydẽ jungen Fürſten eine geraume Zeit mit entbloͤſſetem Haͤupte/ ehe ſie ihr wilkommen verꝛich- ten kunten/ haͤtten auch weiters noch warten muͤſſen/ wann nicht Herkules ſein Gemahl erinnert haͤtte/ da er zu ihr ſagte: Geliebter Schaz/ ſehet da eure beyden Oheimbe/ den Koͤ- niglichen Fuͤrſten aus Schweden/ und meinen geliebten Bruder Fuͤrſt Baldrich/ welche Gott aus ſonderlicher Verſehung biß hieher geleitet hat/ und bereit ſtehen/ eure Liebe zu gruͤſſen. Die Groß Fuͤrſtin erroͤhtete gar wegen ihrer unvermuhtlichen Gegenwart: und antwortete: Ach mein Gott/ ſol dann der heutige Tag ſo voller Gluͤkſeligkeiten ſeyn/ und mir die laͤngſtgewuͤnſchete Kundſchafft dieſer ſo angenehmen Oheimben und Freunde eꝛ- teilen? neigete ſich zugleich ſehr ehrerbietig gegen dieſelben/ da Siegward zu ihr trat/ und auff ein Knie ſich niederſetzend/ ihr die Hand kuͤſſete/ nachgehend alſo anfing: Nachdem der guͤnſtige Himmel mir den langgewuͤnſcheten Tag ſcheinen laͤſſet/ an welchem mir Ge- legenheit faͤllet/ Ihrer Gn. unvergleichlicher Vortrefligkeit aufzudienen/ habe ich den ge- wuͤnſchten Zweg meiner Gluͤkſeligkeit ſchon erreichet/ vor dißmahl demuͤhtig bittend/ daß in die Zahl ihrer bereitwilligſten Knechte ich moͤge untergenommen werden. Valiſka beſchwerete ſich der Ehrerbietung gar zu ſchwerer auffgeladener Bürde/ welche zuer- tragen ſie allerdinge ſich unbeſtand befuͤnde/ baht deswegen den Fuͤrſten/ auffzuſtehen/ damit ſie nicht gezwungen unhoͤflich ſeyn muͤſte. Sie gward kuͤſſete ihr die Hand zum an- dernmahle/ hub ſich ſittig auff/ und nach berührung des Saumes ihres Ober Roks gab er vor/ es waͤhre alle Welt ſchuldig/ vor ihrer hoͤchſtruͤhmlichen Tugend ſich zu demuͤhtigen/ und des Himmels volkommenes Meiſterſtuͤk gebührlich zuverehren/ baͤhte demnach/ ihre Gn. ihm ſein unvermoͤgen in ablegung der ſchuldigen Ehre gnaͤdig zu gute halten/ und ſich verſichern moͤchte/ daß mit Gedanken er leiſten wolte/ was in aͤuſſerlicher volbringung ihm unmoͤglich waͤhre. Herkules ſelbſt gedauchte dieſe Hoͤfligkeit zu groß ſeyn/ ſetzete deß- wegen ſeine Reden ins mittel und ſagete: Geliebter Bruder und Oheim/ eure Liebe duͤrf- ten mein Gemahl wol gar zu einer Stummen machen/ nach dem ihr ſchwer fallen wird/ dergleichen uͤber-ruhm zubeantworten. Dem iſt freilich alſo/ ſagte ſie/ und behalte ich mir dieſer unbilligkeit Rache billich bevor/ wo mir ſonſt nicht abtrag gemacht wird; neigete ſich abermahl gegen ihn/ und trat hin zu Baldꝛich/ welcheꝛ gleichergeſtalt niderkniete/ und nach geleiſtetem Handkuſſe mit anmuhtiger Rede ſagete: Durchl. Frau Schweſter und Waſe/ zu meines Herrn Bruders und eurer Durchl. Heyraht wuͤnſche ich den himliſchen Se- gen/ erfreue mich ihrer gluͤklichen erloͤſung/ und moͤchte wůnſchen/ daß unſere liebe Eltern deſſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/292
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/292>, abgerufen am 29.04.2024.