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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
stehen möge. In deine Hände/ mein Gott und Erlöser/ befehle ich mein Leib und Seele/ mein Ge-
mahl/ Eltern/ Söhnlein/ und alle Anverwanten; bekehre HErr GOtt/ die noch in der heydnischen
Blindheit stecken/ und die schon erleuchtet sind/ bestätige in deiner Warheit und Liebe/ daß weder Troz
noch Gewalt/ weder Ehre noch Schande/ weder Glük noch Unfal/ weder Leben noch Tod sie von dei-
ner Liebe und Beständigkeit abschrecke. Laß mein übriges Leben nach deinem Wolgefallen angestellet
seyn/ zu Lobe deinem hochheiligen Nahmen/ und zu meiner Seelen Heil und Seligkeit/ Amen/ Amen.

Hierauff behteten sie das heilige Vater Unser/ den Christlichen Apostolischen alge-
meinen Glauben/ und beschlossen mit diesem Sprüchlein des 33sten Psalmes: Unsere Seele
harret auff den HErrn/ er ist unser Hülffe und Schild; dann unser Herz freuet sich sein/ und wir trauen
auf seinen heiligen Nahmen; Deine Güte/ HErr/ sey über uns/ wie wir auff dich hoffen.

Hernach verfügeten sie sich/ ein jeder auf sein zubereitetes Schlafzimmer/ ohn daß Fr.
Sophia und Frl. Lukrezie wieder nach den Gästen gingen. Sie gward hatte unter dessen
bessere Gelegenheit gefunden/ mit seinem geliebten Fräulein zureden/ und bemühete sich sehr/
eine unbedingete Antwort bey ihr zu erhalten/ welches ihr aber die Jungfräuliche Zucht
nicht gönnen noch zulassen wolte/ ob sie gleich ihr Herz schon darzu geschicket hatte; Zwar
sie gestund/ daß wegen beschehener Rettung sie ihm hoch verpflichtet währe/ weil sie aber
über sich selbst keine Gewalt hätte/ sondern ihren Eltern und Anverwanten billich müste
untergeben seyn/ würde er nach seiner Fürstlichen Vernunfft leicht ermässen/ wie in solchen
sachen ihr nicht geziemen wolte/ schließliche Antwort zugeben/ zweifelte auch nicht/ er wür-
de solches vielmehr an ihr loben/ als tadeln oder hassen. Er aber kunte sich hiemit nicht be-
friedigen lassen/ sondern erwiederte/ daß in dergleichen Teidungen deren Wille eigentlich
der vornehmste währe/ denen es zum nähesten anginge; wolte gleichwol dieses nicht zu dem
Ende geredet haben/ als ob er ihre hochansehnliche Eltern und Anverwanten vorbey zuge-
hen oder zuverachten willens währe/ nur allein bähte er umb so viel Versicherung/ dz wann
er an solchen Orten ein solches suchen würde/ sie ihm nicht verhinderlich oder zuwider seyn
wolte. Hieselbst befand sich das Fräulein gefangen/ durffte es doch unbeantwortet nicht
lassen/ und gab ihr gleichwol die gewöhnliche Scham nicht zu/ eine richtige Erklärung von
sich zugeben/ ungeachtet Fr. Sophia sie dessen schon gnug versichert hatte/ dz ihren Eltern
angenehmers nicht würde begegnen können/ sondern sagte zu ihm: Durchl. Fürst/ Eure
Liebe halten bey mir umb ein solches an/ wovor ich billich höchlich Dank sage/ mich auch
wol erinnere/ daß demselben meiner Ehren heutige Rettung nähest Gott zudanken habe/
und daher ihm nach Mögligkeit zubegegnen schuldig bin; Ich bitte aber sehr/ Eure Liebe
wollen mir in diesem Stücke bedenkenszeit gönnen/ und inzwischen sich versichern/ dz mei-
ner herzgeliebeten Eltern und Anverwanten Wille/ des meinigen die unfehlbahre Richt-
schnur seyn und bleiben muß; wobey dieses anzuhängen ich mich selbst überwinden wil/ dz
meine Eltern und Freunde wol erkennen werden/ wie viel Euer Liebe sie schuldig sind. Fr.
Sophia setzete sich zu Siegward nider/ und fragete ihn/ wie er sich an der von dem Räu-
ber empfangenen Wunde befünde; Worauf er zur Antwort gab: Dieser Verletzung
währe leicht raht zuschaffen/ wann das Fräulein nur zuerbitten seyn möchte/ daß sie ihm
feine Herzenswunde/ welche sie ihm geschlagen/ wieder heilen wolte/ könte aber weder hülf-
fe noch Verwerffung bey ihr erlangen/ indem sie mit zweifelhafter/ und auf Schrauben ge-
stelleter Antwort je mehr und mehr sich vernehmen liesse; wann aber Ihre Liebe der heut

früh
o o ij

Sechſtes Buch.
ſtehen moͤge. In deine Haͤnde/ mein Gott und Erloͤſer/ befehle ich mein Leib und Seele/ mein Ge-
mahl/ Eltern/ Soͤhnlein/ und alle Anverwanten; bekehre HErr GOtt/ die noch in der heydniſchen
Blindheit ſtecken/ und die ſchon erleuchtet ſind/ beſtaͤtige in deiner Warheit und Liebe/ daß weder Troz
noch Gewalt/ weder Ehre noch Schande/ weder Gluͤk noch Unfal/ weder Leben noch Tod ſie von dei-
ner Liebe und Beſtaͤndigkeit abſchrecke. Laß mein uͤbriges Leben nach deinem Wolgefallen angeſtellet
ſeyn/ zu Lobe deinem hochheiligen Nahmen/ und zu meiner Seelen Heil und Seligkeit/ Amen/ Amen.

Hierauff behteten ſie das heilige Vater Unſer/ den Chriſtlichen Apoſtoliſchen alge-
meinen Glauben/ und beſchloſſen mit dieſem Spruͤchlein des 33ſten Pſalmes: Unſere Seele
harret auff den HErrn/ er iſt unſer Huͤlffe und Schild; dann unſer Herz freuet ſich ſein/ und wir trauẽ
auf ſeinen heiligen Nahmen; Deine Guͤte/ HErr/ ſey uͤber uns/ wie wir auff dich hoffen.

Hernach verfuͤgeten ſie ſich/ ein jeder auf ſein zubereitetes Schlafzimmer/ ohn daß Fr.
Sophia und Frl. Lukrezie wieder nach den Gaͤſten gingen. Sie gward hatte unter deſſen
beſſere Gelegenheit gefunden/ mit ſeinem geliebten Fraͤulein zureden/ uñ bemuͤhete ſich ſehꝛ/
eine unbedingete Antwort bey ihr zu erhalten/ welches ihr aber die Jungfraͤuliche Zucht
nicht goͤnnen noch zulaſſen wolte/ ob ſie gleich ihr Herz ſchon darzu geſchicket hatte; Zwar
ſie geſtund/ daß wegen beſchehener Rettung ſie ihm hoch verpflichtet waͤhre/ weil ſie aber
über ſich ſelbſt keine Gewalt haͤtte/ ſondern ihren Eltern und Anverwanten billich muͤſte
untergeben ſeyn/ würde er nach ſeiner Fürſtlichen Vernunfft leicht ermaͤſſen/ wie in ſolchen
ſachen ihr nicht geziemen wolte/ ſchließliche Antwort zugeben/ zweifelte auch nicht/ er wuͤr-
de ſolches vielmehr an ihr loben/ als tadeln oder haſſen. Er aber kunte ſich hiemit nicht be-
friedigen laſſen/ ſondern erwiederte/ daß in dergleichen Teidungen deren Wille eigentlich
der vornehmſte waͤhꝛe/ denen es zum naͤheſten anginge; wolte gleichwol dieſes nicht zu dem
Ende geredet haben/ als ob er ihre hochanſehnliche Eltern und Anverwanten vorbey zuge-
hen oder zuverachten willens waͤhre/ nur allein baͤhte er umb ſo viel Verſicherung/ dz wañ
er an ſolchen Orten ein ſolches ſuchen wuͤrde/ ſie ihm nicht verhinderlich oder zuwider ſeyn
wolte. Hieſelbſt befand ſich das Fraͤulein gefangen/ durffte es doch unbeantwortet nicht
laſſen/ und gab ihr gleichwol die gewoͤhnliche Scham nicht zu/ eine richtige Erklaͤrung von
ſich zugeben/ ungeachtet Fr. Sophia ſie deſſen ſchon gnug verſichert hatte/ dz ihren Eltern
angenehmers nicht wuͤrde begegnen koͤnnen/ ſondern ſagte zu ihm: Durchl. Fuͤrſt/ Eure
Liebe halten bey mir umb ein ſolches an/ wovor ich billich hoͤchlich Dank ſage/ mich auch
wol erinnere/ daß demſelben meiner Ehren heutige Rettung naͤheſt Gott zudanken habe/
und daher ihm nach Moͤgligkeit zubegegnen ſchuldig bin; Ich bitte aber ſehr/ Eure Liebe
wollen mir in dieſem Stuͤcke bedenkenszeit goͤnnen/ und inzwiſchen ſich verſichern/ dz mei-
ner herzgeliebeten Eltern und Anverwanten Wille/ des meinigen die unfehlbahre Richt-
ſchnur ſeyn und bleiben muß; wobey dieſes anzuhaͤngen ich mich ſelbſt uͤberwinden wil/ dz
meine Eltern und Freunde wol erkennen werden/ wie viel Euer Liebe ſie ſchuldig ſind. Fr.
Sophia ſetzete ſich zu Siegward nider/ und fragete ihn/ wie er ſich an der von dem Raͤu-
ber empfangenen Wunde befuͤnde; Worauf er zur Antwort gab: Dieſer Verletzung
waͤhre leicht raht zuſchaffen/ wann das Fraͤulein nur zuerbitten ſeyn moͤchte/ daß ſie ihm
feine Herzenswunde/ welche ſie ihm geſchlagen/ wieder heilen wolte/ koͤnte aber weder huͤlf-
fe noch Verwerffung bey ihr erlangen/ indem ſie mit zweifelhafter/ und auf Schrauben ge-
ſtelleter Antwort je mehr und mehr ſich vernehmen lieſſe; wann aber Ihre Liebe der heut

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[291/0297] Sechſtes Buch. ſtehen moͤge. In deine Haͤnde/ mein Gott und Erloͤſer/ befehle ich mein Leib und Seele/ mein Ge- mahl/ Eltern/ Soͤhnlein/ und alle Anverwanten; bekehre HErr GOtt/ die noch in der heydniſchen Blindheit ſtecken/ und die ſchon erleuchtet ſind/ beſtaͤtige in deiner Warheit und Liebe/ daß weder Troz noch Gewalt/ weder Ehre noch Schande/ weder Gluͤk noch Unfal/ weder Leben noch Tod ſie von dei- ner Liebe und Beſtaͤndigkeit abſchrecke. Laß mein uͤbriges Leben nach deinem Wolgefallen angeſtellet ſeyn/ zu Lobe deinem hochheiligen Nahmen/ und zu meiner Seelen Heil und Seligkeit/ Amen/ Amen. Hierauff behteten ſie das heilige Vater Unſer/ den Chriſtlichen Apoſtoliſchen alge- meinen Glauben/ und beſchloſſen mit dieſem Spruͤchlein des 33ſten Pſalmes: Unſere Seele harret auff den HErrn/ er iſt unſer Huͤlffe und Schild; dann unſer Herz freuet ſich ſein/ und wir trauẽ auf ſeinen heiligen Nahmen; Deine Guͤte/ HErr/ ſey uͤber uns/ wie wir auff dich hoffen. Hernach verfuͤgeten ſie ſich/ ein jeder auf ſein zubereitetes Schlafzimmer/ ohn daß Fr. Sophia und Frl. Lukrezie wieder nach den Gaͤſten gingen. Sie gward hatte unter deſſen beſſere Gelegenheit gefunden/ mit ſeinem geliebten Fraͤulein zureden/ uñ bemuͤhete ſich ſehꝛ/ eine unbedingete Antwort bey ihr zu erhalten/ welches ihr aber die Jungfraͤuliche Zucht nicht goͤnnen noch zulaſſen wolte/ ob ſie gleich ihr Herz ſchon darzu geſchicket hatte; Zwar ſie geſtund/ daß wegen beſchehener Rettung ſie ihm hoch verpflichtet waͤhre/ weil ſie aber über ſich ſelbſt keine Gewalt haͤtte/ ſondern ihren Eltern und Anverwanten billich muͤſte untergeben ſeyn/ würde er nach ſeiner Fürſtlichen Vernunfft leicht ermaͤſſen/ wie in ſolchen ſachen ihr nicht geziemen wolte/ ſchließliche Antwort zugeben/ zweifelte auch nicht/ er wuͤr- de ſolches vielmehr an ihr loben/ als tadeln oder haſſen. Er aber kunte ſich hiemit nicht be- friedigen laſſen/ ſondern erwiederte/ daß in dergleichen Teidungen deren Wille eigentlich der vornehmſte waͤhꝛe/ denen es zum naͤheſten anginge; wolte gleichwol dieſes nicht zu dem Ende geredet haben/ als ob er ihre hochanſehnliche Eltern und Anverwanten vorbey zuge- hen oder zuverachten willens waͤhre/ nur allein baͤhte er umb ſo viel Verſicherung/ dz wañ er an ſolchen Orten ein ſolches ſuchen wuͤrde/ ſie ihm nicht verhinderlich oder zuwider ſeyn wolte. Hieſelbſt befand ſich das Fraͤulein gefangen/ durffte es doch unbeantwortet nicht laſſen/ und gab ihr gleichwol die gewoͤhnliche Scham nicht zu/ eine richtige Erklaͤrung von ſich zugeben/ ungeachtet Fr. Sophia ſie deſſen ſchon gnug verſichert hatte/ dz ihren Eltern angenehmers nicht wuͤrde begegnen koͤnnen/ ſondern ſagte zu ihm: Durchl. Fuͤrſt/ Eure Liebe halten bey mir umb ein ſolches an/ wovor ich billich hoͤchlich Dank ſage/ mich auch wol erinnere/ daß demſelben meiner Ehren heutige Rettung naͤheſt Gott zudanken habe/ und daher ihm nach Moͤgligkeit zubegegnen ſchuldig bin; Ich bitte aber ſehr/ Eure Liebe wollen mir in dieſem Stuͤcke bedenkenszeit goͤnnen/ und inzwiſchen ſich verſichern/ dz mei- ner herzgeliebeten Eltern und Anverwanten Wille/ des meinigen die unfehlbahre Richt- ſchnur ſeyn und bleiben muß; wobey dieſes anzuhaͤngen ich mich ſelbſt uͤberwinden wil/ dz meine Eltern und Freunde wol erkennen werden/ wie viel Euer Liebe ſie ſchuldig ſind. Fr. Sophia ſetzete ſich zu Siegward nider/ und fragete ihn/ wie er ſich an der von dem Raͤu- ber empfangenen Wunde befuͤnde; Worauf er zur Antwort gab: Dieſer Verletzung waͤhre leicht raht zuſchaffen/ wann das Fraͤulein nur zuerbitten ſeyn moͤchte/ daß ſie ihm feine Herzenswunde/ welche ſie ihm geſchlagen/ wieder heilen wolte/ koͤnte aber weder huͤlf- fe noch Verwerffung bey ihr erlangen/ indem ſie mit zweifelhafter/ und auf Schrauben ge- ſtelleter Antwort je mehr und mehr ſich vernehmen lieſſe; wann aber Ihre Liebe der heut fruͤh o o ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/297>, abgerufen am 28.04.2024.