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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
er dann von dem alten Dametas ernstlich vermahnet ward. Herr Pompejus nam mit
seinem Schwieger Sohn Abrede/ er wolte mit Gottes Hülffe innerhalb Viertel Jahrs
alle seine Sachen von Jerusalem abhohlen/ seine Güter zu Rom loßschiagen/ und alle
Baarschafften auf Kölln mit sich nehmen/ dann er währe bedacht/ mit seinem Gemahl da-
selbst/ oder wol gar in Herkules Gebiet sein Leben zuenden; welches seiner Tochter eine
grosse Freude wahr. Siegward hatte vorhin Königin Sophien verheissen müssen/ daß er
sich etliche Jahr mit seinem Gemahl zu Prag auffhalten wolte/ wo er inzwischen nicht zur
Schwedischen Kron gefodert würde/ versprach auch seinen Schwieger Eltern/ sie jähr-
lich zubesuchen. Mit diesen Begebnissen und Gesprächen ward der Abend hingebracht/
biß man die Feld Betten hervor suchete/ da Kinder und Eltern eine gemeine Sträu ma-
cheten/ so bald das Abend Gebeht gehalten wahr/ dann die beyde Gebrüdere Fabiussen hat-
ten durch Pompejus Anmahnung den Christlichen Glauben angenommen/ in welchem
sie biß an ihr Ende beständig verblieben. Des Morgens sehr früh/ nahmen Eltern und
Kinder trähnenden Abscheid/ befohlen sich allerseits dem Schuz Gottes/ und nam jeder
seinen Weg vor/ da dann unsere Helden mit zimlichen Tage Reisen/ so viel der Wagen
Menge zuließ/ forteileten/ die Böhmischen Grenzen zuerreichen/ weil Valiska überaus
hohes Verlangen trug/ ihre Fr. Mutter zusehen und zuerfreuen/ und nam sie wunder/ daß
der alte Groß Fürst derselben so gar nichts wegen ihrer völligen Erlösung zuentbohten hat-
te/ welches Neklam doch kund genug gemacht; aber die Ursach wahr/ daß derselbe wähne-
te/ es währe ihr von den unsern selbst zugeschrieben worden.

Die vier Pannonische Diener hinterbrachten des Gesanten Pines und seiner Ge-
sellen Unfal ihrem Könige gar zeitig/ nebest dem Käyserlichen Schreiben/ worüber dersel-
be und seine Land Stände so hefftig erschraken/ daß sie in guter Zeit sich nicht begreiffen
kunten/ was ihnen zutuhn währe/ wiewol der gröste teil den verwägenen Pines verfluche-
te/ daß er seinen König durch sein großsprechen und vermässenes verheissen darzu beredet
hätte/ einen solchen Vertrag einz[u]gehen/ welcher nicht könte wiederruffen werden. Sein
Bruder Dropion/ Königlicher Stathalter/ der seine beiden Brüder an Boßheit und
Stolz übertraff/ lag eben dazumahl an einer beschwerlichen unsaubern Krankheit hart da-
nieder/ daß er bey der Versamlung nicht erscheinen kunte/ und durfte man ihm die unglük-
liche Zeitung nicht anmelden/ damit er nicht durch gar zuhefftigen Eifer ihm selbst schaden
tähte. Zwar es gingen viel Stimmen dahin/ weil man dem Käyser/ was ihm freiwillig an-
gebohten währe/ redlich und unbrüchig halten müste (dann hierin wahren sie einig) solte
man nicht seumen/ alsbald ein mächtiges Heer zusamlen/ dem Bömischen Könige ins
Land zufallen/ damit man sich an demselben rächete/ und von den Böhmen ablangete/
[w]as den Römern müste entrichtet werden; welchen Vorschlag der König ihm anfangs
wolgefallen lies; aber etliche ansehnliche Reichs- und Kriegs Rähte führeten mit wichti-
gen Gründen an/ es würde rahtsahm sein/ bedachtsam zufahren/ und den Römischen Frie-
den fest zusetzen/ damit dem Käyser die Hände zu der Böhmen Hülffe gebunden würden;
welches auch vor beschlossen angenommen ward/ insonderheit/ weil die Arzte gute Hoff-
nung gaben/ daß der Stathalter schier genesen würde. Weil aber die vier Diener zugleich
anzeige tahten/ daß der Bömische und Teutsche Fürst in kurzen wieder in ihr Vaterland zi-

hen

Sechſtes Buch.
er dann von dem alten Dametas ernſtlich vermahnet ward. Herr Pompejus nam mit
ſeinem Schwieger Sohn Abrede/ er wolte mit Gottes Huͤlffe innerhalb Viertel Jahrs
alle ſeine Sachen von Jeruſalem abhohlen/ ſeine Guͤter zu Rom loßſchiagen/ und alle
Baarſchafften auf Koͤlln mit ſich nehmen/ dann er waͤhre bedacht/ mit ſeinem Gemahl da-
ſelbſt/ oder wol gar in Herkules Gebiet ſein Leben zuenden; welches ſeiner Tochter eine
groſſe Freude wahr. Siegward hatte vorhin Koͤnigin Sophien verheiſſen muͤſſen/ daß er
ſich etliche Jahr mit ſeinem Gemahl zu Prag auffhalten wolte/ wo er inzwiſchen nicht zuꝛ
Schwediſchen Kron gefodert würde/ verſprach auch ſeinen Schwieger Eltern/ ſie jaͤhr-
lich zubeſuchen. Mit dieſen Begebniſſen und Geſpraͤchen ward der Abend hingebracht/
biß man die Feld Betten hervor ſuchete/ da Kinder und Eltern eine gemeine Straͤu ma-
cheten/ ſo bald das Abend Gebeht gehalten wahr/ dann die beyde Gebruͤdere Fabiuſſen hat-
ten durch Pompejus Anmahnung den Chriſtlichen Glauben angenommen/ in welchem
ſie biß an ihr Ende beſtaͤndig verblieben. Des Morgens ſehr fruͤh/ nahmen Eltern und
Kinder traͤhnenden Abſcheid/ befohlen ſich allerſeits dem Schuz Gottes/ und nam jeder
ſeinen Weg vor/ da dann unſere Helden mit zimlichen Tage Reiſen/ ſo viel der Wagen
Menge zuließ/ forteileten/ die Boͤhmiſchen Grenzen zuerreichen/ weil Valiſka uͤberaus
hohes Verlangẽ trug/ ihre Fr. Mutter zuſehen und zuerfreuen/ und nam ſie wunder/ daß
der alte Groß Fuͤrſt derſelben ſo gar nichts wegen ihrer voͤlligen Eꝛloͤſung zuentbohten hat-
te/ welches Neklam doch kund genug gemacht; aber die Urſach wahr/ daß derſelbe waͤhne-
te/ es waͤhre ihr von den unſern ſelbſt zugeſchrieben worden.

Die vier Pannoniſche Diener hinterbrachten des Geſanten Pines und ſeiner Ge-
ſellen Unfal ihrem Koͤnige gar zeitig/ nebeſt dem Kaͤyſerlichen Schreiben/ woruͤber derſel-
be und ſeine Land Staͤnde ſo hefftig erſchraken/ daß ſie in guter Zeit ſich nicht begreiffen
kunten/ was ihnen zutuhn waͤhre/ wiewol der groͤſte teil den verwaͤgenen Pines verfluche-
te/ daß er ſeinen Koͤnig durch ſein großſprechen und vermaͤſſenes verheiſſen darzu beredet
haͤtte/ einen ſolchen Vertrag einz[u]gehen/ welcher nicht koͤnte wiederruffen werden. Sein
Bruder Dropion/ Koͤniglicher Stathalter/ der ſeine beiden Bruͤder an Boßheit und
Stolz uͤbertraff/ lag eben dazumahl an einer beſchwerlichen unſaubern Krankheit hart da-
nieder/ daß er bey der Verſamlung nicht erſcheinen kunte/ und durfte man ihm die ungluͤk-
liche Zeitung nicht anmelden/ damit er nicht durch gar zuhefftigen Eifer ihm ſelbſt ſchadẽ
taͤhte. Zwar es gingen viel Stimmen dahin/ weil man dem Kaͤyſer/ was ihm freiwillig an-
gebohten waͤhre/ redlich und unbruͤchig halten muͤſte (dann hierin wahren ſie einig) ſolte
man nicht ſeumen/ alsbald ein maͤchtiges Heer zuſamlen/ dem Boͤmiſchen Koͤnige ins
Land zufallen/ damit man ſich an demſelben raͤchete/ und von den Boͤhmen ablangete/
[w]as den Roͤmern muͤſte entrichtet werden; welchen Vorſchlag der Koͤnig ihm anfangs
wolgefallen lies; aber etliche anſehnliche Reichs- und Kriegs Raͤhte fuͤhreten mit wichti-
gen Gruͤnden an/ es wuͤrde rahtſahm ſein/ bedachtſam zufahren/ und den Roͤmiſchen Frie-
den feſt zuſetzen/ damit dem Kaͤyſer die Haͤnde zu der Boͤhmen Huͤlffe gebunden würden;
welches auch vor beſchloſſen angenommen ward/ inſonderheit/ weil die Arzte gute Hoff-
nung gaben/ daß der Stathalter ſchier geneſen wuͤrde. Weil aber die vier Diener zugleich
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[463/0469] Sechſtes Buch. er dann von dem alten Dametas ernſtlich vermahnet ward. Herr Pompejus nam mit ſeinem Schwieger Sohn Abrede/ er wolte mit Gottes Huͤlffe innerhalb Viertel Jahrs alle ſeine Sachen von Jeruſalem abhohlen/ ſeine Guͤter zu Rom loßſchiagen/ und alle Baarſchafften auf Koͤlln mit ſich nehmen/ dann er waͤhre bedacht/ mit ſeinem Gemahl da- ſelbſt/ oder wol gar in Herkules Gebiet ſein Leben zuenden; welches ſeiner Tochter eine groſſe Freude wahr. Siegward hatte vorhin Koͤnigin Sophien verheiſſen muͤſſen/ daß er ſich etliche Jahr mit ſeinem Gemahl zu Prag auffhalten wolte/ wo er inzwiſchen nicht zuꝛ Schwediſchen Kron gefodert würde/ verſprach auch ſeinen Schwieger Eltern/ ſie jaͤhr- lich zubeſuchen. Mit dieſen Begebniſſen und Geſpraͤchen ward der Abend hingebracht/ biß man die Feld Betten hervor ſuchete/ da Kinder und Eltern eine gemeine Straͤu ma- cheten/ ſo bald das Abend Gebeht gehalten wahr/ dann die beyde Gebruͤdere Fabiuſſen hat- ten durch Pompejus Anmahnung den Chriſtlichen Glauben angenommen/ in welchem ſie biß an ihr Ende beſtaͤndig verblieben. Des Morgens ſehr fruͤh/ nahmen Eltern und Kinder traͤhnenden Abſcheid/ befohlen ſich allerſeits dem Schuz Gottes/ und nam jeder ſeinen Weg vor/ da dann unſere Helden mit zimlichen Tage Reiſen/ ſo viel der Wagen Menge zuließ/ forteileten/ die Boͤhmiſchen Grenzen zuerreichen/ weil Valiſka uͤberaus hohes Verlangẽ trug/ ihre Fr. Mutter zuſehen und zuerfreuen/ und nam ſie wunder/ daß der alte Groß Fuͤrſt derſelben ſo gar nichts wegen ihrer voͤlligen Eꝛloͤſung zuentbohten hat- te/ welches Neklam doch kund genug gemacht; aber die Urſach wahr/ daß derſelbe waͤhne- te/ es waͤhre ihr von den unſern ſelbſt zugeſchrieben worden. Die vier Pannoniſche Diener hinterbrachten des Geſanten Pines und ſeiner Ge- ſellen Unfal ihrem Koͤnige gar zeitig/ nebeſt dem Kaͤyſerlichen Schreiben/ woruͤber derſel- be und ſeine Land Staͤnde ſo hefftig erſchraken/ daß ſie in guter Zeit ſich nicht begreiffen kunten/ was ihnen zutuhn waͤhre/ wiewol der groͤſte teil den verwaͤgenen Pines verfluche- te/ daß er ſeinen Koͤnig durch ſein großſprechen und vermaͤſſenes verheiſſen darzu beredet haͤtte/ einen ſolchen Vertrag einzugehen/ welcher nicht koͤnte wiederruffen werden. Sein Bruder Dropion/ Koͤniglicher Stathalter/ der ſeine beiden Bruͤder an Boßheit und Stolz uͤbertraff/ lag eben dazumahl an einer beſchwerlichen unſaubern Krankheit hart da- nieder/ daß er bey der Verſamlung nicht erſcheinen kunte/ und durfte man ihm die ungluͤk- liche Zeitung nicht anmelden/ damit er nicht durch gar zuhefftigen Eifer ihm ſelbſt ſchadẽ taͤhte. Zwar es gingen viel Stimmen dahin/ weil man dem Kaͤyſer/ was ihm freiwillig an- gebohten waͤhre/ redlich und unbruͤchig halten muͤſte (dann hierin wahren ſie einig) ſolte man nicht ſeumen/ alsbald ein maͤchtiges Heer zuſamlen/ dem Boͤmiſchen Koͤnige ins Land zufallen/ damit man ſich an demſelben raͤchete/ und von den Boͤhmen ablangete/ was den Roͤmern muͤſte entrichtet werden; welchen Vorſchlag der Koͤnig ihm anfangs wolgefallen lies; aber etliche anſehnliche Reichs- und Kriegs Raͤhte fuͤhreten mit wichti- gen Gruͤnden an/ es wuͤrde rahtſahm ſein/ bedachtſam zufahren/ und den Roͤmiſchen Frie- den feſt zuſetzen/ damit dem Kaͤyſer die Haͤnde zu der Boͤhmen Huͤlffe gebunden würden; welches auch vor beſchloſſen angenommen ward/ inſonderheit/ weil die Arzte gute Hoff- nung gaben/ daß der Stathalter ſchier geneſen wuͤrde. Weil aber die vier Diener zugleich anzeige tahten/ daß der Boͤmiſche uñ Teutſche Fuͤrſt in kurzen wieder in ihr Vaterland zi- hen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/469>, abgerufen am 14.05.2024.