In weiche Ruh hinabgesunken, Unaufgestört von Harm und Not, Vom süssen Labebecher trunken, Den ihr der Gott des Schlummers bot, Woleingelult vom Abendliede Der wachen Freundin Nachtigal, Schläft meine Herzens-Adonide Nun ihr behäglich Schläfchen al.
Wolauf, mein liebender Gedanke, Wolauf, zu ihrem Lager hin! Und webe, gleich der Epheuranke, Dich um die traute Schläferin! Geneus der übersüssen Fülle Von aller Erdenseligkeit, Wovon zu kosten noch ihr Wille, Und ewig ach! vielleicht verbeut! --
Ahi!
Abendfantaſie eines Liebenden.
Im Frühjahr 1774.
In weiche Ruh hinabgeſunken, Unaufgeſtoͤrt von Harm und Not, Vom ſuͤſſen Labebecher trunken, Den ihr der Gott des Schlummers bot, Woleingelult vom Abendliede Der wachen Freundin Nachtigal, Schlaͤft meine Herzens-Adonide Nun ihr behaͤglich Schlaͤfchen al.
Wolauf, mein liebender Gedanke, Wolauf, zu ihrem Lager hin! Und webe, gleich der Epheuranke, Dich um die traute Schlaͤferin! Geneus der uͤberſuͤſſen Fuͤlle Von aller Erdenſeligkeit, Wovon zu koſten noch ihr Wille, Und ewig ach! vielleicht verbeut! —
Ahi!
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Abendfantaſie eines Liebenden.
Im Frühjahr 1774.
In weiche Ruh hinabgeſunken,
Unaufgeſtoͤrt von Harm und Not,
Vom ſuͤſſen Labebecher trunken,
Den ihr der Gott des Schlummers bot,
Woleingelult vom Abendliede
Der wachen Freundin Nachtigal,
Schlaͤft meine Herzens-Adonide
Nun ihr behaͤglich Schlaͤfchen al.
Wolauf, mein liebender Gedanke,
Wolauf, zu ihrem Lager hin!
Und webe, gleich der Epheuranke,
Dich um die traute Schlaͤferin!
Geneus der uͤberſuͤſſen Fuͤlle
Von aller Erdenſeligkeit,
Wovon zu koſten noch ihr Wille,
Und ewig ach! vielleicht verbeut! —
Ahi!
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Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_gedichte_1778/235>, abgerufen am 09.12.2023.
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