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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebs Historien/ das II. Buch.
dieweil sie einen guten Weg schon gefahren/ vnnd
die Pferde müd waren worden/ begehren sie ein ey-
gene Kammer für sich? Man bereitet jhnen auch
das Abendmal: vnd endlich als sie wol gessen hat-
ten/ schliessen sie die Thür zu vnd legen sich zu Bett
in zwey vnterschiedliche Bette.

Charles Destampes der ander Bruder vnnd
Kauffmann von Paris/ welcher hergegen gen
Chartres wolte ziehen/ kommet vngefehr vnd zwar
garspat in eben das Dorff: vnd da er nach dem be-
sten Wirthshauß fraget/ zeiget man jhm eben das
Wirthshauß/ darinnen sein Mutter vnd Bruder/
jhm aber gantz vnwissend waren: Er jsset zu nächt
vnd wird jm eingegeben eine Kammer/ durch wel-
che man muste durchgehen/ wann man inn die
Kammer/ darinnen sein Mutter vnd Bruder wa-
ren/ wolte kommen.

Nun begab es sich vngefehr vmb Mitternacht/
daß dieser Charles Destampes von Paris hörete/
daß sein Bruder mit seiner Mutter redete/ (dann
es war nur ein schlechter Vnterschlag zwischen bey-
den Kammern/ also daß er gar wol verstehen kond-
te/ was sie beyde miteinander redeten/) das machte
jhm nun angst vnnd bang: Dann weil er noch
nicht anderst wuste/ als daß sein Bruder solte ge-
storben seyn/ bildete er jm ein/ es were seines Bru-
ders Geist/ welcher wider käme oder vielleicht sonst
ein Gespenst/ welches jhn nicht wolte schlaffen las-
sen: Weil er aber doch gar nichts sahe/ dachte er/ es
köndte vielleicht sonst ein Mann seyn/ der ein solche
Stimm vnd Rede/ wie sein Bruder gehabt/ hette:

Bläset

Diebs Hiſtorien/ das II. Buch.
dieweil ſie einen guten Weg ſchon gefahren/ vnnd
die Pferde muͤd waren worden/ begehren ſie ein ey-
gene Kammer fuͤr ſich? Man bereitet jhnen auch
das Abendmal: vnd endlich als ſie wol geſſen hat-
ten/ ſchlieſſen ſie die Thuͤr zu vnd legen ſich zu Bett
in zwey vnterſchiedliche Bette.

Charles Deſtampes der ander Bruder vnnd
Kauffmann von Paris/ welcher hergegen gen
Chartres wolte ziehen/ kommet vngefehr vnd zwar
garſpat in eben das Dorff: vnd da er nach dem be-
ſten Wirthshauß fraget/ zeiget man jhm eben das
Wirthshauß/ darinnen ſein Mutter vnd Bruder/
jhm aber gantz vnwiſſend waren: Er jſſet zu naͤcht
vnd wird jm eingegeben eine Kammer/ durch wel-
che man muſte durchgehen/ wann man inn die
Kammer/ darinnen ſein Mutter vnd Bruder wa-
ren/ wolte kommen.

Nun begab es ſich vngefehr vmb Mitternacht/
daß dieſer Charles Deſtampes von Paris hoͤrete/
daß ſein Bruder mit ſeiner Mutter redete/ (dann
es war nur ein ſchlechter Vnteꝛſchlag zwiſchen bey-
den Kammern/ alſo daß er gar wol verſtehen kond-
te/ was ſie beyde miteinander redeten/) das machte
jhm nun angſt vnnd bang: Dann weil er noch
nicht anderſt wuſte/ als daß ſein Bruder ſolte ge-
ſtorben ſeyn/ bildete er jm ein/ es were ſeines Bru-
ders Geiſt/ welcher wider kaͤme oder vielleicht ſonſt
ein Geſpenſt/ welches jhn nicht wolte ſchlaffen laſ-
ſen: Weil er aber doch gar nichts ſahe/ dachte er/ es
koͤndte vielleicht ſonſt ein Mann ſeyn/ der ein ſolche
Stimm vnd Rede/ wie ſein Bruder gehabt/ hette:

Blaͤſet
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[107/0117] Diebs Hiſtorien/ das II. Buch. dieweil ſie einen guten Weg ſchon gefahren/ vnnd die Pferde muͤd waren worden/ begehren ſie ein ey- gene Kammer fuͤr ſich? Man bereitet jhnen auch das Abendmal: vnd endlich als ſie wol geſſen hat- ten/ ſchlieſſen ſie die Thuͤr zu vnd legen ſich zu Bett in zwey vnterſchiedliche Bette. Charles Deſtampes der ander Bruder vnnd Kauffmann von Paris/ welcher hergegen gen Chartres wolte ziehen/ kommet vngefehr vnd zwar garſpat in eben das Dorff: vnd da er nach dem be- ſten Wirthshauß fraget/ zeiget man jhm eben das Wirthshauß/ darinnen ſein Mutter vnd Bruder/ jhm aber gantz vnwiſſend waren: Er jſſet zu naͤcht vnd wird jm eingegeben eine Kammer/ durch wel- che man muſte durchgehen/ wann man inn die Kammer/ darinnen ſein Mutter vnd Bruder wa- ren/ wolte kommen. Nun begab es ſich vngefehr vmb Mitternacht/ daß dieſer Charles Deſtampes von Paris hoͤrete/ daß ſein Bruder mit ſeiner Mutter redete/ (dann es war nur ein ſchlechter Vnteꝛſchlag zwiſchen bey- den Kammern/ alſo daß er gar wol verſtehen kond- te/ was ſie beyde miteinander redeten/) das machte jhm nun angſt vnnd bang: Dann weil er noch nicht anderſt wuſte/ als daß ſein Bruder ſolte ge- ſtorben ſeyn/ bildete er jm ein/ es were ſeines Bru- ders Geiſt/ welcher wider kaͤme oder vielleicht ſonſt ein Geſpenſt/ welches jhn nicht wolte ſchlaffen laſ- ſen: Weil er aber doch gar nichts ſahe/ dachte er/ es koͤndte vielleicht ſonſt ein Mann ſeyn/ der ein ſolche Stimm vnd Rede/ wie ſein Bruder gehabt/ hette: Blaͤſet

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/117>, abgerufen am 29.04.2024.