Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Caselius, Martin: Christliche Leich-Predigt über die thewre werthe Wort S. Pauli/ die Er uns in seiner ersten Epistel an Timotheum Cap. 1/ 12. seqq. hinterlassen hat. Altenburg, 1649.

Bild:
<< vorherige Seite
Christliche Leich-Predigt.

IV. Gedult. Denn ob er gleich die Zeit seiner Kranck-
heit mehrentheils mit steten Sitzen/ bey einem beschwerli-
chen Odem hat zubringen müssen: so hat man doch keine
sonderliche Vngedult von ihme vermercket, bevoraus und
gar nicht in Worten/ da er doch sonsten bey gesunden Ta-
gen gar leichtlich konte irritiret/ und zu unchristlichen Re-
den gebracht werden. Ob er auch gerne noch länger ge-
lebet/ so hat er doch allezeit auff der Prediger Zureden sich
erkläret/ daß er sich Gottes Willen gehorsamlich unterge-
ben wolte: auch dahero von seiner Grabstete geredet/ wo
man ihn hin begraben solte/ sonderlich aber von seinem ne-
wen Sterbehembde. Noch an dem Abend/ da er abtruckte/
sprache er: was ihme wäre versprochen worden/ daß möchte
er gerne haben. Er hat auch fleissig gesungen: Was mein
Gott wil das gescheh alzeit/ etc. Nun muß ich Sün-
der von dieser Welt/ scheiden nach Gottes willen/
etc.
Do der Prediger einmal Abschied von ihm nam/ und sagte
unter andern: Jch befehle euch der Gnaden Gottes/ etc.
Sprach er darauff mit Lateinischen Worten: Ego com-
mendo Spiritum meum in manus Domini: Ipse rede-
mit me.
Vnd ein andermahl sprach er: Gott bewahre
unser Leib und Seel zum ewigen Leben!

V. Christliche Andacht/ die er erwiesen/ mit
Heuptneigung bey Nennung des allerheiligsten Namens
Jesu/ mit zusammenfaltung der Hände/ und durch fleis-
sige Einstimmung/ so offt als gesungen wurde. Er wündsche-
te auch einsten/ daß er doch das Christ-Fest mit halten sol-
te/ und begehrte darauff zu singen: Gelobet seystu Jesu
Christ/ daß du Menschen geboren/ etc.
Welches auch ge-
schahe. Do einsten der Herr Hoff-Diaconus mit ihm ne-
nebenst andern Geistreichen Liedern/ gesungen hatte/ Hertz-

lich
F
Chriſtliche Leich-Predigt.

IV. Gedult. Denn ob er gleich die Zeit ſeiner Kranck-
heit mehrentheils mit ſteten Sitzen/ bey einem beſchwerli-
chen Odem hat zubringen muͤſſen: ſo hat man doch keine
ſonderliche Vngedult von ihme vermercket, bevoraus und
gar nicht in Worten/ da er doch ſonſten bey geſunden Ta-
gen gar leichtlich konte irritiret/ und zu unchriſtlichen Re-
den gebracht werden. Ob er auch gerne noch laͤnger ge-
lebet/ ſo hat er doch allezeit auff der Prediger Zureden ſich
erklaͤret/ daß er ſich Gottes Willen gehorſamlich unterge-
ben wolte: auch dahero von ſeiner Grabſtete geredet/ wo
man ihn hin begraben ſolte/ ſonderlich aber von ſeinem ne-
wen Sterbehembde. Noch an dem Abend/ da er abtruckte/
ſprache er: was ihme waͤre verſprochen worden/ daß moͤchte
er gerne haben. Er hat auch fleisſig geſungen: Was mein
Gott wil das geſcheh alzeit/ ꝛc. Nun muß ich Suͤn-
der von dieſer Welt/ ſcheiden nach Gottes willen/
ꝛc.
Do der Prediger einmal Abſchied von ihm nam/ und ſagte
unter andern: Jch befehle euch der Gnaden Gottes/ ꝛc.
Sprach er darauff mit Lateiniſchen Worten: Ego com-
mendo Spiritum meum in manus Domini: Ipſe rede-
mit me.
Vnd ein andermahl ſprach er: Gott bewahre
unſer Leib und Seel zum ewigen Leben!

V. Chriſtliche Andacht/ die er erwieſen/ mit
Heuptneigung bey Nennung des allerheiligſten Namens
Jeſu/ mit zuſammenfaltung der Haͤnde/ und durch fleis-
ſige Einſtim̃ung/ ſo offt als geſungen wurde. Er wuͤndſche-
te auch einſten/ daß er doch das Chriſt-Feſt mit halten ſol-
te/ und begehrte darauff zu ſingen: Gelobet ſeyſtu Jeſu
Chriſt/ daß du Menſchen geboren/ ꝛc.
Welches auch ge-
ſchahe. Do einſten der Herr Hoff-Diaconus mit ihm ne-
nebenſt andern Geiſtreichen Liedern/ geſungen hatte/ Hertz-

lich
F
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div n="1">
          <pb facs="#f0043" n="41"/>
          <fw place="top" type="header">Chri&#x017F;tliche Leich-Predigt.</fw><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">IV.</hi><hi rendition="#fr">Gedult.</hi> Denn ob er gleich die Zeit &#x017F;einer Kranck-<lb/>
heit mehrentheils mit &#x017F;teten Sitzen/ bey einem be&#x017F;chwerli-<lb/>
chen Odem hat zubringen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: &#x017F;o hat man doch keine<lb/>
&#x017F;onderliche Vngedult von ihme vermercket, bevoraus und<lb/>
gar nicht in Worten/ da er doch &#x017F;on&#x017F;ten bey ge&#x017F;unden Ta-<lb/>
gen gar leichtlich konte <hi rendition="#aq">irriti</hi>ret/ und zu unchri&#x017F;tlichen Re-<lb/>
den gebracht werden. Ob er auch gerne noch la&#x0364;nger ge-<lb/>
lebet/ &#x017F;o hat er doch allezeit auff der Prediger Zureden &#x017F;ich<lb/>
erkla&#x0364;ret/ daß er &#x017F;ich Gottes Willen gehor&#x017F;amlich unterge-<lb/>
ben wolte: auch dahero von &#x017F;einer Grab&#x017F;tete geredet/ wo<lb/>
man ihn hin begraben &#x017F;olte/ &#x017F;onderlich aber von &#x017F;einem ne-<lb/>
wen Sterbehembde. Noch an dem Abend/ da er abtruckte/<lb/>
&#x017F;prache er: was ihme wa&#x0364;re ver&#x017F;prochen worden/ daß mo&#x0364;chte<lb/>
er gerne haben. Er hat auch fleis&#x017F;ig ge&#x017F;ungen: <hi rendition="#fr">Was mein<lb/>
Gott wil das ge&#x017F;cheh alzeit/ &#xA75B;c. Nun muß ich Su&#x0364;n-<lb/>
der von die&#x017F;er Welt/ &#x017F;cheiden nach Gottes willen/</hi> &#xA75B;c.<lb/>
Do der Prediger einmal Ab&#x017F;chied von ihm nam/ und &#x017F;agte<lb/>
unter andern: Jch befehle euch der Gnaden Gottes/ &#xA75B;c.<lb/>
Sprach er darauff mit Lateini&#x017F;chen Worten: <hi rendition="#aq">Ego com-<lb/>
mendo Spiritum meum in manus Domini: Ip&#x017F;e rede-<lb/>
mit me.</hi> Vnd ein andermahl &#x017F;prach er: <hi rendition="#fr">Gott bewahre<lb/>
un&#x017F;er Leib und Seel zum ewigen Leben<hi rendition="#i">!</hi></hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">V.</hi><hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tliche Andacht/</hi> die er erwie&#x017F;en/ mit<lb/>
Heuptneigung bey Nennung des allerheilig&#x017F;ten Namens<lb/>
Je&#x017F;u/ mit zu&#x017F;ammenfaltung der Ha&#x0364;nde/ und durch fleis-<lb/>
&#x017F;ige Ein&#x017F;tim&#x0303;ung/ &#x017F;o offt als ge&#x017F;ungen wurde. Er wu&#x0364;nd&#x017F;che-<lb/>
te auch ein&#x017F;ten/ daß er doch das Chri&#x017F;t-Fe&#x017F;t mit halten &#x017F;ol-<lb/>
te/ und begehrte darauff zu &#x017F;ingen: <hi rendition="#fr">Gelobet &#x017F;ey&#x017F;tu Je&#x017F;u<lb/>
Chri&#x017F;t/ daß du Men&#x017F;chen geboren/ &#xA75B;c.</hi> Welches auch ge-<lb/>
&#x017F;chahe. Do ein&#x017F;ten der Herr Hoff-<hi rendition="#aq">Diaconus</hi> mit ihm ne-<lb/>
neben&#x017F;t andern Gei&#x017F;treichen Liedern/ ge&#x017F;ungen hatte/ <hi rendition="#fr">Hertz-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F</fw>  <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">lich</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0043] Chriſtliche Leich-Predigt. IV. Gedult. Denn ob er gleich die Zeit ſeiner Kranck- heit mehrentheils mit ſteten Sitzen/ bey einem beſchwerli- chen Odem hat zubringen muͤſſen: ſo hat man doch keine ſonderliche Vngedult von ihme vermercket, bevoraus und gar nicht in Worten/ da er doch ſonſten bey geſunden Ta- gen gar leichtlich konte irritiret/ und zu unchriſtlichen Re- den gebracht werden. Ob er auch gerne noch laͤnger ge- lebet/ ſo hat er doch allezeit auff der Prediger Zureden ſich erklaͤret/ daß er ſich Gottes Willen gehorſamlich unterge- ben wolte: auch dahero von ſeiner Grabſtete geredet/ wo man ihn hin begraben ſolte/ ſonderlich aber von ſeinem ne- wen Sterbehembde. Noch an dem Abend/ da er abtruckte/ ſprache er: was ihme waͤre verſprochen worden/ daß moͤchte er gerne haben. Er hat auch fleisſig geſungen: Was mein Gott wil das geſcheh alzeit/ ꝛc. Nun muß ich Suͤn- der von dieſer Welt/ ſcheiden nach Gottes willen/ ꝛc. Do der Prediger einmal Abſchied von ihm nam/ und ſagte unter andern: Jch befehle euch der Gnaden Gottes/ ꝛc. Sprach er darauff mit Lateiniſchen Worten: Ego com- mendo Spiritum meum in manus Domini: Ipſe rede- mit me. Vnd ein andermahl ſprach er: Gott bewahre unſer Leib und Seel zum ewigen Leben! V. Chriſtliche Andacht/ die er erwieſen/ mit Heuptneigung bey Nennung des allerheiligſten Namens Jeſu/ mit zuſammenfaltung der Haͤnde/ und durch fleis- ſige Einſtim̃ung/ ſo offt als geſungen wurde. Er wuͤndſche- te auch einſten/ daß er doch das Chriſt-Feſt mit halten ſol- te/ und begehrte darauff zu ſingen: Gelobet ſeyſtu Jeſu Chriſt/ daß du Menſchen geboren/ ꝛc. Welches auch ge- ſchahe. Do einſten der Herr Hoff-Diaconus mit ihm ne- nebenſt andern Geiſtreichen Liedern/ geſungen hatte/ Hertz- lich F

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Fabian Kaßner, Katja Mönnich, Maria Rausch: Bereitstellung der Texttranskription nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat (Faksimiles 1 bis 22) (2013-03-15T09:06:00Z)
Frank Wiegand: Bereitstellung der Texttranskription nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat (Faksimiles 23 bis 48) (2013-03-15T09:06:00Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/caselius_leichpredigt_1649
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/caselius_leichpredigt_1649/43
Zitationshilfe: Caselius, Martin: Christliche Leich-Predigt über die thewre werthe Wort S. Pauli/ die Er uns in seiner ersten Epistel an Timotheum Cap. 1/ 12. seqq. hinterlassen hat. Altenburg, 1649, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/caselius_leichpredigt_1649/43>, abgerufen am 28.03.2024.