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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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de. Diese Fremde grüsseten die Don-
ne Marie
, wie sie es verdiente;
und der Herr, der diese schöne Un-
bekannte führte, sagte zu ihr: Mei-
ne Frau, ihr sehet, daß diese Ber-
ge, welche sehr rauh scheinen, schöne
Personen herfürbringen. Dieses Land,
versetzte die Unbekannte, kann sich
einer so schönen Frucht nicht rühmen.
Diese schmeichlerische Reden mißfielen
der Donne Marie nicht. Sie
war damit beschäftiget, da sie diesen
schönen Haufen bey eben dem Gast-
hofe stille halten sahe, wo sie über-
nachtet hatte.

Jnzwischen stieg der Herr ab,
und hob die Frau vom Pferde, wel-
che, um einige Fragen an den Wirth
zu thun, der sie zu empfangen her-
bey gekommen war, ihre Haube ab-
nahm, und ein blendendes Angesicht
entdeckte. Der Herr frug sie: ob
sie etwas nehmen wollte? Aber sie
antwortete: weil sie ein wenig müde
wäre, so wollte sie lieber ausruhen.
Man führte sie in einen kleinen Saal;

da

de. Dieſe Fremde gruͤſſeten die Don-
ne Marie
, wie ſie es verdiente;
und der Herr, der dieſe ſchoͤne Un-
bekannte fuͤhrte, ſagte zu ihr: Mei-
ne Frau, ihr ſehet, daß dieſe Ber-
ge, welche ſehr rauh ſcheinen, ſchoͤne
Perſonen herfuͤrbringen. Dieſes Land,
verſetzte die Unbekannte, kann ſich
einer ſo ſchoͤnen Frucht nicht ruͤhmen.
Dieſe ſchmeichleriſche Reden mißfielen
der Donne Marie nicht. Sie
war damit beſchaͤftiget, da ſie dieſen
ſchoͤnen Haufen bey eben dem Gaſt-
hofe ſtille halten ſahe, wo ſie uͤber-
nachtet hatte.

Jnzwiſchen ſtieg der Herr ab,
und hob die Frau vom Pferde, wel-
che, um einige Fragen an den Wirth
zu thun, der ſie zu empfangen her-
bey gekommen war, ihre Haube ab-
nahm, und ein blendendes Angeſicht
entdeckte. Der Herr frug ſie: ob
ſie etwas nehmen wollte? Aber ſie
antwortete: weil ſie ein wenig muͤde
waͤre, ſo wollte ſie lieber ausruhen.
Man fuͤhrte ſie in einen kleinen Saal;

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[42/0044] de. Dieſe Fremde gruͤſſeten die Don- ne Marie, wie ſie es verdiente; und der Herr, der dieſe ſchoͤne Un- bekannte fuͤhrte, ſagte zu ihr: Mei- ne Frau, ihr ſehet, daß dieſe Ber- ge, welche ſehr rauh ſcheinen, ſchoͤne Perſonen herfuͤrbringen. Dieſes Land, verſetzte die Unbekannte, kann ſich einer ſo ſchoͤnen Frucht nicht ruͤhmen. Dieſe ſchmeichleriſche Reden mißfielen der Donne Marie nicht. Sie war damit beſchaͤftiget, da ſie dieſen ſchoͤnen Haufen bey eben dem Gaſt- hofe ſtille halten ſahe, wo ſie uͤber- nachtet hatte. Jnzwiſchen ſtieg der Herr ab, und hob die Frau vom Pferde, wel- che, um einige Fragen an den Wirth zu thun, der ſie zu empfangen her- bey gekommen war, ihre Haube ab- nahm, und ein blendendes Angeſicht entdeckte. Der Herr frug ſie: ob ſie etwas nehmen wollte? Aber ſie antwortete: weil ſie ein wenig muͤde waͤre, ſo wollte ſie lieber ausruhen. Man fuͤhrte ſie in einen kleinen Saal; da

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/44>, abgerufen am 27.04.2024.