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Eckarth, Friedrich: Chronica Oder Historische Beschreibung Des Dorffes Herwigsdorff. 1737.

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war an vielen Orten um Michael noch Winter Getrayde draussen, es verfaulte auch sehr viel Geträyde und Grund. Eck. und Gr.

Anno 1719. war ein überaus dürrer Sommer, daß fast alles verdorrete, hierauf erfolgte eine solche erschreckliche Theurung, sonderlich im Früh-Jahre 1720. dergleichen keinen Menschen gedachte, die Menschen musten viele ungewöhnliche Sachen den Hunger zu stillen, essen, und giengen so verhungert wie die Schemen herrim. Die Bettler danckten vor einen Bissen Brod, viel sehrer, als sie zu anderer Zeit vor einen Ducaten würden gethan haben. Die armen Leute in der Gemeine empfingen im Gerichten Zettul zum Brod Sammeln ums Dorf. Da geschahe es mehrmahlen, daß derjenige, der das Seine gespahret und zu Rathe gehalten, geben konte, und zwar demjenigen, der das Seine durch Mißiggehen, Spielen, Sauffen etc. verschwendet hatte. Der Scheffel Korn kam über 5. thl. diese Theurung wehrte biß zur Erndte.

Anno 1726. fiel im Winter ein grosser und tieffer Schnee, der erst in Mertzen abgieng, und da der Schnee weg war, sahe man, daß das liebe Korn Schaden gelitten, indem auf vielen Stücken nicht zu spühren war, ob Korn gestanden.

Anno 1731. war ein harter Winter, mit vielen Schnee, da nun der Schnee weg, sahe man seinen Jammer an den lieben Getrayde im Felde, sonderlich den Rocken, dessen Saat auf vielen Stücken dergestalt wegkommen war, daß man fast keine Spur davon finden konte. Dahero fing das Korn im Preisse an zu steigen, und galt der Scheffel Korn im April 2. thl. 2. gl. Im Junio kam es auf 2. thl. 6. gl. Im Julio galt es 2. thl. 9. gl. Im Augusto kam es bis auf 2. thl. 18. gl. das Saam Korn galt 3. thl. der Waitzen galt was weniger. Im September stieg das Getrayde über 3. thl. hernach schlug das Getrayde im Kauf, nach und nach ab, daß es Anno 1732. wieder auf 1. thl. 6. gl. biß 8. und 10. gl. kam.

Anno 1735. war ein nasser Sommer, weil es von May biß in Julio die meisten Tage regnete, dabey denn das Getrayde ziemlichen Schaden gelitten, und aus den Schocke so gut sein solte, ein Scheffel ist gedroschen worden. Mit dem Heufutter gab es viel Mühe und Arbeit, ehe es konte eingebracht werden.

war an vielen Orten um Michael noch Winter Getrayde draussen, es verfaulte auch sehr viel Geträyde und Grund. Eck. und Gr.

Anno 1719. war ein überaus dürrer Sommer, daß fast alles verdorrete, hierauf erfolgte eine solche erschreckliche Theurung, sonderlich im Früh-Jahre 1720. dergleichen keinen Menschen gedachte, die Menschen musten viele ungewöhnliche Sachen den Hunger zu stillen, essen, und giengen so verhungert wie die Schemen herrim. Die Bettler danckten vor einen Bissen Brod, viel sehrer, als sie zu anderer Zeit vor einen Ducaten würden gethan haben. Die armen Leute in der Gemeine empfingen im Gerichten Zettul zum Brod Sammeln ums Dorf. Da geschahe es mehrmahlen, daß derjenige, der das Seine gespahret und zu Rathe gehalten, geben konte, und zwar demjenigen, der das Seine durch Mißiggehen, Spielen, Sauffen etc. verschwendet hatte. Der Scheffel Korn kam über 5. thl. diese Theurung wehrte biß zur Erndte.

Anno 1726. fiel im Winter ein grosser und tieffer Schnee, der erst in Mertzen abgieng, und da der Schnee weg war, sahe man, daß das liebe Korn Schaden gelitten, indem auf vielen Stücken nicht zu spühren war, ob Korn gestanden.

Anno 1731. war ein harter Winter, mit vielen Schnee, da nun der Schnee weg, sahe man seinen Jammer an den lieben Getrayde im Felde, sonderlich den Rocken, dessen Saat auf vielen Stücken dergestalt wegkommen war, daß man fast keine Spur davon finden konte. Dahero fing das Korn im Preisse an zu steigen, und galt der Scheffel Korn im April 2. thl. 2. gl. Im Junio kam es auf 2. thl. 6. gl. Im Julio galt es 2. thl. 9. gl. Im Augusto kam es bis auf 2. thl. 18. gl. das Saam Korn galt 3. thl. der Waitzen galt was weniger. Im September stieg das Getrayde über 3. thl. hernach schlug das Getrayde im Kauf, nach und nach ab, daß es Anno 1732. wieder auf 1. thl. 6. gl. biß 8. und 10. gl. kam.

Anno 1735. war ein nasser Sommer, weil es von May biß in Julio die meisten Tage regnete, dabey denn das Getrayde ziemlichen Schaden gelitten, und aus den Schocke so gut sein solte, ein Scheffel ist gedroschen worden. Mit dem Heufutter gab es viel Mühe und Arbeit, ehe es konte eingebracht werden.

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[139/0143] war an vielen Orten um Michael noch Winter Getrayde draussen, es verfaulte auch sehr viel Geträyde und Grund. Eck. und Gr. Anno 1719. war ein überaus dürrer Sommer, daß fast alles verdorrete, hierauf erfolgte eine solche erschreckliche Theurung, sonderlich im Früh-Jahre 1720. dergleichen keinen Menschen gedachte, die Menschen musten viele ungewöhnliche Sachen den Hunger zu stillen, essen, und giengen so verhungert wie die Schemen herrim. Die Bettler danckten vor einen Bissen Brod, viel sehrer, als sie zu anderer Zeit vor einen Ducaten würden gethan haben. Die armen Leute in der Gemeine empfingen im Gerichten Zettul zum Brod Sammeln ums Dorf. Da geschahe es mehrmahlen, daß derjenige, der das Seine gespahret und zu Rathe gehalten, geben konte, und zwar demjenigen, der das Seine durch Mißiggehen, Spielen, Sauffen etc. verschwendet hatte. Der Scheffel Korn kam über 5. thl. diese Theurung wehrte biß zur Erndte. Anno 1726. fiel im Winter ein grosser und tieffer Schnee, der erst in Mertzen abgieng, und da der Schnee weg war, sahe man, daß das liebe Korn Schaden gelitten, indem auf vielen Stücken nicht zu spühren war, ob Korn gestanden. Anno 1731. war ein harter Winter, mit vielen Schnee, da nun der Schnee weg, sahe man seinen Jammer an den lieben Getrayde im Felde, sonderlich den Rocken, dessen Saat auf vielen Stücken dergestalt wegkommen war, daß man fast keine Spur davon finden konte. Dahero fing das Korn im Preisse an zu steigen, und galt der Scheffel Korn im April 2. thl. 2. gl. Im Junio kam es auf 2. thl. 6. gl. Im Julio galt es 2. thl. 9. gl. Im Augusto kam es bis auf 2. thl. 18. gl. das Saam Korn galt 3. thl. der Waitzen galt was weniger. Im September stieg das Getrayde über 3. thl. hernach schlug das Getrayde im Kauf, nach und nach ab, daß es Anno 1732. wieder auf 1. thl. 6. gl. biß 8. und 10. gl. kam. Anno 1735. war ein nasser Sommer, weil es von May biß in Julio die meisten Tage regnete, dabey denn das Getrayde ziemlichen Schaden gelitten, und aus den Schocke so gut sein solte, ein Scheffel ist gedroschen worden. Mit dem Heufutter gab es viel Mühe und Arbeit, ehe es konte eingebracht werden.

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Zitationshilfe: Eckarth, Friedrich: Chronica Oder Historische Beschreibung Des Dorffes Herwigsdorff. 1737, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckarth_chronica_1737/143>, abgerufen am 26.04.2024.