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Ernst, Ferdinand: Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819. Hildesheim, 1820.

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In drei Tagen sind wir über die Alleghany-
Gebirge hieher -- man kann sagen -- geflogen. Mor-
gens 2 Uhr in die Postkutsche, 1/2 Stunde zum
Frühstück, eben so lange und nicht länger zum
Mittagsessen, alle 10 -- 12 Englische Meilen 4
frische muthige Pferde, welche in 4 Minuten ge-
wechselt sind, -- so ward man bis Abends 10
oder 11 Uhr in der übervollen unbequemen Post-
kutsche im Fluge fortgeschleudert. Wird es dun-
kel, so zündet man eine oben auf der Postkutsche
befindliche Laterne an.

Schon am ersten Tage, als wir Hägerstown
verließen, kamen wir über die blauen Berge, wel-
che mit diesen Thälern abwechseln. Die Gegend
wurde wilder, und wenige bebauete Plätze fanden
sich. Doch selbst auf dem Alleghany fehlen sie
nie ganz, und Wirthshäuser findet man auch in
hinreichender Anzahl. Auf dem höchsten Gipfel
des Alleghany stand Mittags den 28sten Jun. der
Thermometer auf 95° Fahrenheit; es war dabei
eine drückende Hitze. Gegen Abend stieg ein Ge-
witter auf, welches uns einen herrlichen Anblick
gewährte. Ueber die Gebirge hin rollte der Don-


In drei Tagen ſind wir uͤber die Alleghany-
Gebirge hieher — man kann ſagen — geflogen. Mor-
gens 2 Uhr in die Poſtkutſche, ½ Stunde zum
Fruͤhſtuͤck, eben ſo lange und nicht laͤnger zum
Mittagseſſen, alle 10 — 12 Engliſche Meilen 4
friſche muthige Pferde, welche in 4 Minuten ge-
wechſelt ſind, — ſo ward man bis Abends 10
oder 11 Uhr in der uͤbervollen unbequemen Poſt-
kutſche im Fluge fortgeſchleudert. Wird es dun-
kel, ſo zuͤndet man eine oben auf der Poſtkutſche
befindliche Laterne an.

Schon am erſten Tage, als wir Haͤgerstown
verließen, kamen wir uͤber die blauen Berge, wel-
che mit dieſen Thaͤlern abwechſeln. Die Gegend
wurde wilder, und wenige bebauete Plaͤtze fanden
ſich. Doch ſelbſt auf dem Alleghany fehlen ſie
nie ganz, und Wirthshaͤuſer findet man auch in
hinreichender Anzahl. Auf dem hoͤchſten Gipfel
des Alleghany ſtand Mittags den 28ſten Jun. der
Thermometer auf 95° Fahrenheit; es war dabei
eine druͤckende Hitze. Gegen Abend ſtieg ein Ge-
witter auf, welches uns einen herrlichen Anblick
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[20/0034] Wheeling den 1ſten Jul. 1819. In drei Tagen ſind wir uͤber die Alleghany- Gebirge hieher — man kann ſagen — geflogen. Mor- gens 2 Uhr in die Poſtkutſche, ½ Stunde zum Fruͤhſtuͤck, eben ſo lange und nicht laͤnger zum Mittagseſſen, alle 10 — 12 Engliſche Meilen 4 friſche muthige Pferde, welche in 4 Minuten ge- wechſelt ſind, — ſo ward man bis Abends 10 oder 11 Uhr in der uͤbervollen unbequemen Poſt- kutſche im Fluge fortgeſchleudert. Wird es dun- kel, ſo zuͤndet man eine oben auf der Poſtkutſche befindliche Laterne an. Schon am erſten Tage, als wir Haͤgerstown verließen, kamen wir uͤber die blauen Berge, wel- che mit dieſen Thaͤlern abwechſeln. Die Gegend wurde wilder, und wenige bebauete Plaͤtze fanden ſich. Doch ſelbſt auf dem Alleghany fehlen ſie nie ganz, und Wirthshaͤuſer findet man auch in hinreichender Anzahl. Auf dem hoͤchſten Gipfel des Alleghany ſtand Mittags den 28ſten Jun. der Thermometer auf 95° Fahrenheit; es war dabei eine druͤckende Hitze. Gegen Abend ſtieg ein Ge- witter auf, welches uns einen herrlichen Anblick gewaͤhrte. Ueber die Gebirge hin rollte der Don-

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Zitationshilfe: Ernst, Ferdinand: Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819. Hildesheim, 1820, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ernst_nordamerika_1820/34>, abgerufen am 30.04.2024.