Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.

Bild:
<< vorherige Seite

an jeder der vier Wandflächen und die an der Ostseite, die da lautet: up with the sutors of Selkirk, theilt den schmalen Raum einer Sandsteinplatte, mit einem darüber befindlichen, roh in den Stein gekratzten Schwert.

Alle diese Dinge, deren Seltsamlichkeit ich bereits zu Anfang dieses Aufsatzes betont habe und deren Absichtlichkeit keinen besonders günstigen Eindruck möglich macht, sind doch nicht voll so seltsamlich, wie sie dem erscheinen müssen, der all die Umstände und Veranlassungen nicht kennt, die den Ankauf oder die Ueberreichung solcher Curiositäten begleiteten. Das Steinportal und der hölzerne Thorflügel des niedergerissenen Edinburger Tolbooth-Gefängnisses nehmen sich wunderlich genug aus; wenn man aber weiß, daß "Tolbooth-Gefängniß" nur der prosaische Name ist für das, was wir Alle unter dem Namen "das Herz von Midlothian" kennen (Niemand weiß genau, warum das Gefängniß zu diesem poetischen Namen kam), so ändert sich dadurch die Sache ein wenig und wir können nicht umhin, es sinnig und liebenswürdig zu finden, daß der Edinburger Magistrat jene beiden Stücke, wie Bausteine oder zwei Reliefbilder, zur Ausschmückung des Ganzen beigesteuert hat. Eine Reihe von Geschichten und Anekdoten muß man stets gegenwärtig haben, um alle diese Schnurren nicht noch schnurriger zu finden, als sie ohnehin schon sind.

Auch das in Stein gekratzte Schwert, mit der Umschrift: "Auf, ihr Schuster von Selkirk", ist keineswegs bedeutungslos. Die Schuster von Selkirk - der

an jeder der vier Wandflächen und die an der Ostseite, die da lautet: up with the sutors of Selkirk, theilt den schmalen Raum einer Sandsteinplatte, mit einem darüber befindlichen, roh in den Stein gekratzten Schwert.

Alle diese Dinge, deren Seltsamlichkeit ich bereits zu Anfang dieses Aufsatzes betont habe und deren Absichtlichkeit keinen besonders günstigen Eindruck möglich macht, sind doch nicht voll so seltsamlich, wie sie dem erscheinen müssen, der all die Umstände und Veranlassungen nicht kennt, die den Ankauf oder die Ueberreichung solcher Curiositäten begleiteten. Das Steinportal und der hölzerne Thorflügel des niedergerissenen Edinburger Tolbooth-Gefängnisses nehmen sich wunderlich genug aus; wenn man aber weiß, daß „Tolbooth-Gefängniß“ nur der prosaische Name ist für das, was wir Alle unter dem Namen „das Herz von Midlothian“ kennen (Niemand weiß genau, warum das Gefängniß zu diesem poetischen Namen kam), so ändert sich dadurch die Sache ein wenig und wir können nicht umhin, es sinnig und liebenswürdig zu finden, daß der Edinburger Magistrat jene beiden Stücke, wie Bausteine oder zwei Reliefbilder, zur Ausschmückung des Ganzen beigesteuert hat. Eine Reihe von Geschichten und Anekdoten muß man stets gegenwärtig haben, um alle diese Schnurren nicht noch schnurriger zu finden, als sie ohnehin schon sind.

Auch das in Stein gekratzte Schwert, mit der Umschrift: „Auf, ihr Schuster von Selkirk“, ist keineswegs bedeutungslos. Die Schuster von Selkirk – der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0353" n="336"/>
an jeder der vier Wandflächen und die an der Ostseite, die da lautet: <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="eng">up with the sutors of Selkirk</foreign></hi>, theilt den schmalen Raum einer Sandsteinplatte, mit einem              darüber befindlichen, roh in den Stein gekratzten Schwert.</p><lb/>
          <p>Alle diese Dinge, deren <hi rendition="#g">Seltsamlichkeit</hi> ich bereits zu Anfang dieses Aufsatzes betont habe und deren <hi rendition="#g">Absichtlichkeit</hi> keinen besonders günstigen Eindruck möglich macht, sind doch nicht <hi rendition="#g">voll</hi> so seltsamlich, wie sie dem erscheinen müssen, der all die Umstände und Veranlassungen nicht kennt, die den Ankauf oder die Ueberreichung solcher Curiositäten begleiteten. Das Steinportal und der hölzerne Thorflügel des niedergerissenen Edinburger Tolbooth-Gefängnisses nehmen sich wunderlich genug aus; wenn man aber weiß, daß &#x201E;Tolbooth-Gefängniß&#x201C; nur der prosaische Name ist für das, was wir Alle unter dem Namen &#x201E;das Herz von Midlothian&#x201C; kennen (Niemand weiß genau, warum das Gefängniß zu diesem poetischen Namen kam), so ändert sich dadurch die Sache ein wenig und wir können nicht umhin, es sinnig und liebenswürdig zu finden, daß der Edinburger Magistrat jene beiden Stücke, wie Bausteine oder zwei Reliefbilder, zur Ausschmückung des Ganzen beigesteuert hat. Eine Reihe von Geschichten und Anekdoten muß man stets gegenwärtig haben, um alle diese Schnurren nicht noch schnurriger zu finden, als sie ohnehin schon sind. </p><lb/>
          <p>Auch das in Stein gekratzte Schwert, mit der Umschrift: &#x201E;Auf, ihr Schuster von Selkirk&#x201C;, ist keineswegs bedeutungslos. Die Schuster von <hi rendition="#g">Selkirk</hi> &#x2013; der<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[336/0353] an jeder der vier Wandflächen und die an der Ostseite, die da lautet: up with the sutors of Selkirk, theilt den schmalen Raum einer Sandsteinplatte, mit einem darüber befindlichen, roh in den Stein gekratzten Schwert. Alle diese Dinge, deren Seltsamlichkeit ich bereits zu Anfang dieses Aufsatzes betont habe und deren Absichtlichkeit keinen besonders günstigen Eindruck möglich macht, sind doch nicht voll so seltsamlich, wie sie dem erscheinen müssen, der all die Umstände und Veranlassungen nicht kennt, die den Ankauf oder die Ueberreichung solcher Curiositäten begleiteten. Das Steinportal und der hölzerne Thorflügel des niedergerissenen Edinburger Tolbooth-Gefängnisses nehmen sich wunderlich genug aus; wenn man aber weiß, daß „Tolbooth-Gefängniß“ nur der prosaische Name ist für das, was wir Alle unter dem Namen „das Herz von Midlothian“ kennen (Niemand weiß genau, warum das Gefängniß zu diesem poetischen Namen kam), so ändert sich dadurch die Sache ein wenig und wir können nicht umhin, es sinnig und liebenswürdig zu finden, daß der Edinburger Magistrat jene beiden Stücke, wie Bausteine oder zwei Reliefbilder, zur Ausschmückung des Ganzen beigesteuert hat. Eine Reihe von Geschichten und Anekdoten muß man stets gegenwärtig haben, um alle diese Schnurren nicht noch schnurriger zu finden, als sie ohnehin schon sind. Auch das in Stein gekratzte Schwert, mit der Umschrift: „Auf, ihr Schuster von Selkirk“, ist keineswegs bedeutungslos. Die Schuster von Selkirk – der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T15:22:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T15:22:45Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • i/j in Fraktur: keine Angabe;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht übernommen;
  • Kustoden: keine Angabe;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: keine;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • u/v bzw. U/V: keine Angabe;
  • Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/353
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/353>, abgerufen am 27.04.2024.