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Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.

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Name jener reizenden Stadt und Grafschaft, worin Sir Walter eine Zeit lang als Sherif fungirte - zeichneten sich in der Unglücksschlacht von Flodden durch ihren Muth und ihre Hingebung aus, etwa wie die 400 Pforzheimer in der Schlacht bei Wimpfen. Im Volke hieß es damals, daß die Schlacht durch einen Verrath des Grafen Home verloren gegangen sei, und so entstand jenes Volkslied: "die Schuster von Selkirk", das sich in den Scott'schen Sammlungen vorfindet und folgendermaßen lautet:

Wir sind die Schuster von Selkirk,
Und Graf Home, ein Schelm bist Du,
Wir halten's mit Blau und Scharlach
Und machen einsohlige Schuh.
Zum Teufel Alles was gelb ist,
Und gelb und grün dazu,
Aber Vivat für Blau und Scharlach
Und jeden einsohligen Schuh.
Wir fechten für Blau und Scharlach
Und den König und unsre Schuh,
Denn wir sind die Schuster von Selkirk
Und Graf Home, ein Schelm bist Du.

So das Lied. Hat man diese kleinen Züge und Beziehungen immer gegenwärtig, so wird man um einiges milder in der Beurtheilung der ganzen Collection. Wir suchen nun einzutreten.

Der Eintritt in die "Kunstkammer", wie man Abbotsford vielleicht am richtigsten bezeichnet, geschieht durch

Name jener reizenden Stadt und Grafschaft, worin Sir Walter eine Zeit lang als Sherif fungirte – zeichneten sich in der Unglücksschlacht von Flodden durch ihren Muth und ihre Hingebung aus, etwa wie die 400 Pforzheimer in der Schlacht bei Wimpfen. Im Volke hieß es damals, daß die Schlacht durch einen Verrath des Grafen Home verloren gegangen sei, und so entstand jenes Volkslied: „die Schuster von Selkirk“, das sich in den Scott’schen Sammlungen vorfindet und folgendermaßen lautet:

Wir sind die Schuster von Selkirk,
Und Graf Home, ein Schelm bist Du,
Wir halten’s mit Blau und Scharlach
Und machen einsohlige Schuh.
Zum Teufel Alles was gelb ist,
Und gelb und grün dazu,
Aber Vivat für Blau und Scharlach
Und jeden einsohligen Schuh.
Wir fechten für Blau und Scharlach
Und den König und unsre Schuh,
Denn wir sind die Schuster von Selkirk
Und Graf Home, ein Schelm bist Du.

So das Lied. Hat man diese kleinen Züge und Beziehungen immer gegenwärtig, so wird man um einiges milder in der Beurtheilung der ganzen Collection. Wir suchen nun einzutreten.

Der Eintritt in die „Kunstkammer“, wie man Abbotsford vielleicht am richtigsten bezeichnet, geschieht durch

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[337/0354] Name jener reizenden Stadt und Grafschaft, worin Sir Walter eine Zeit lang als Sherif fungirte – zeichneten sich in der Unglücksschlacht von Flodden durch ihren Muth und ihre Hingebung aus, etwa wie die 400 Pforzheimer in der Schlacht bei Wimpfen. Im Volke hieß es damals, daß die Schlacht durch einen Verrath des Grafen Home verloren gegangen sei, und so entstand jenes Volkslied: „die Schuster von Selkirk“, das sich in den Scott’schen Sammlungen vorfindet und folgendermaßen lautet: Wir sind die Schuster von Selkirk, Und Graf Home, ein Schelm bist Du, Wir halten’s mit Blau und Scharlach Und machen einsohlige Schuh. Zum Teufel Alles was gelb ist, Und gelb und grün dazu, Aber Vivat für Blau und Scharlach Und jeden einsohligen Schuh. Wir fechten für Blau und Scharlach Und den König und unsre Schuh, Denn wir sind die Schuster von Selkirk Und Graf Home, ein Schelm bist Du. So das Lied. Hat man diese kleinen Züge und Beziehungen immer gegenwärtig, so wird man um einiges milder in der Beurtheilung der ganzen Collection. Wir suchen nun einzutreten. Der Eintritt in die „Kunstkammer“, wie man Abbotsford vielleicht am richtigsten bezeichnet, geschieht durch

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T15:22:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T15:22:45Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • i/j in Fraktur: keine Angabe;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht übernommen;
  • Kustoden: keine Angabe;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
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  • Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/354>, abgerufen am 28.04.2024.