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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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in die Loge. Er that sehr vertraut mit Werner, der ihn mit komischer Freundlichkeit empfing, gleichsam als thue es ihm wohl, die geschärften Blicke eine Zeitlang auf jener flachen Unbedeutendheit ausruhen zu lassen. Das Stück hätte allenfalls Aufmerksamkeit verdient, allein Roll ließ es bei Keinem, außer bei Augusten, um die er sich niemals bekümmerte, zu einen gesunden Gedanken kommen. Sehn Sie um Gottes Willen! rief er ganz empört, hat die Reinhart nicht rothe Schuhe an! bei dem großen Fuß! Es ist, auf Ehre, unbegreiflich! Sein Mund verzog sich fast wehmüthig. Das allerliebste Mädchen! rief er, und so schimpfirt! Kaum gewann ein Lieblingsschauspieler so viel über ihn, daß er einige Augenblicke schwieg; dann aber beugte er sich zu Werner und sagte ihm vertrauend: wenn ich so glücklich sein könnte, den Richter nur einmal zu frisiren, er sollte wahrhaftig anders aussehn! Hm - entgegnete jener ganz kalt, das ließe sich vielleicht machen. Luise konnte sich trotz ihres Ingrimms des Lachens nicht erwehren, ein Muthwille, den Roll sehr bald, ohne es zu wissen, rächte, indem er zu Werner sagte: haben Sie schon gehört, daß unser hübscher Italiener wieder hier ist? Luise fuhr unwillkührlich zusammen. Werner bemerkte es, und sich gegen das Innre des Hauses vorbeugend, sagte er: in der

in die Loge. Er that sehr vertraut mit Werner, der ihn mit komischer Freundlichkeit empfing, gleichsam als thue es ihm wohl, die geschärften Blicke eine Zeitlang auf jener flachen Unbedeutendheit ausruhen zu lassen. Das Stück hätte allenfalls Aufmerksamkeit verdient, allein Roll ließ es bei Keinem, außer bei Augusten, um die er sich niemals bekümmerte, zu einen gesunden Gedanken kommen. Sehn Sie um Gottes Willen! rief er ganz empört, hat die Reinhart nicht rothe Schuhe an! bei dem großen Fuß! Es ist, auf Ehre, unbegreiflich! Sein Mund verzog sich fast wehmüthig. Das allerliebste Mädchen! rief er, und so schimpfirt! Kaum gewann ein Lieblingsschauspieler so viel über ihn, daß er einige Augenblicke schwieg; dann aber beugte er sich zu Werner und sagte ihm vertrauend: wenn ich so glücklich sein könnte, den Richter nur einmal zu frisiren, er sollte wahrhaftig anders aussehn! Hm – entgegnete jener ganz kalt, das ließe sich vielleicht machen. Luise konnte sich trotz ihres Ingrimms des Lachens nicht erwehren, ein Muthwille, den Roll sehr bald, ohne es zu wissen, rächte, indem er zu Werner sagte: haben Sie schon gehört, daß unser hübscher Italiener wieder hier ist? Luise fuhr unwillkührlich zusammen. Werner bemerkte es, und sich gegen das Innre des Hauses vorbeugend, sagte er: in der

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[101/0103] in die Loge. Er that sehr vertraut mit Werner, der ihn mit komischer Freundlichkeit empfing, gleichsam als thue es ihm wohl, die geschärften Blicke eine Zeitlang auf jener flachen Unbedeutendheit ausruhen zu lassen. Das Stück hätte allenfalls Aufmerksamkeit verdient, allein Roll ließ es bei Keinem, außer bei Augusten, um die er sich niemals bekümmerte, zu einen gesunden Gedanken kommen. Sehn Sie um Gottes Willen! rief er ganz empört, hat die Reinhart nicht rothe Schuhe an! bei dem großen Fuß! Es ist, auf Ehre, unbegreiflich! Sein Mund verzog sich fast wehmüthig. Das allerliebste Mädchen! rief er, und so schimpfirt! Kaum gewann ein Lieblingsschauspieler so viel über ihn, daß er einige Augenblicke schwieg; dann aber beugte er sich zu Werner und sagte ihm vertrauend: wenn ich so glücklich sein könnte, den Richter nur einmal zu frisiren, er sollte wahrhaftig anders aussehn! Hm – entgegnete jener ganz kalt, das ließe sich vielleicht machen. Luise konnte sich trotz ihres Ingrimms des Lachens nicht erwehren, ein Muthwille, den Roll sehr bald, ohne es zu wissen, rächte, indem er zu Werner sagte: haben Sie schon gehört, daß unser hübscher Italiener wieder hier ist? Luise fuhr unwillkührlich zusammen. Werner bemerkte es, und sich gegen das Innre des Hauses vorbeugend, sagte er: in der

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/103>, abgerufen am 29.04.2024.