Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

nichts Neues. Ich habe Sie immer verstanden. Wie sollte es mir entgangen sein, daß Ihnen Cesario, durch irgend eine innre Ideenverbindung, Fernandos Bild zurückwirft. Ich möchte Sie beruhigen können, wenn ich Ihnen sage, daß die Unklarheit der Erscheinung es ist, welche den trüben Eindruck erzeugt. Offenbar ist etwas da, was Sie anspricht, aber Sie wissen es weder in noch außer sich in einem bestimmten Zusammenhang zu denken. Es steht losgerissen da, und schwankt nach den entgegengesetztesten Richtungen. Das ist es, was Sie verwirrt. Denn gewiß ist es das Unzusammenhängende allein, was uns im Leben stört. Könnten wir die Geschichte der Welt und jedes einzelnen Wesens in ihrer natürlichen Verbindung zu einander entstehn und fortschreiten sehn, der Faden des verworrnen Knäuels ließe sich, ganz leicht, ohne willkührliches Abreißen und Verknüpfen, abrollen, und der Mensch hörte auf, so einzeln und so feindlich der Natur und sich gegenüber zu stehn. Deshalb lassen Sie sich auch jetzt nicht beunruhigen. Haben Sie überall nur Acht auf das, was in Ihnen vorgeht, und können Sie das scheinbar Störende in irgend einen Einklang mit sich selbst bringen, so lassen Sie es ruhig walten. Sie drängen es vergebens weg, wie unbequem es auch die gewohnte Weise durchkreuzt.

nichts Neues. Ich habe Sie immer verstanden. Wie sollte es mir entgangen sein, daß Ihnen Cesario, durch irgend eine innre Ideenverbindung, Fernandos Bild zurückwirft. Ich möchte Sie beruhigen können, wenn ich Ihnen sage, daß die Unklarheit der Erscheinung es ist, welche den trüben Eindruck erzeugt. Offenbar ist etwas da, was Sie anspricht, aber Sie wissen es weder in noch außer sich in einem bestimmten Zusammenhang zu denken. Es steht losgerissen da, und schwankt nach den entgegengesetztesten Richtungen. Das ist es, was Sie verwirrt. Denn gewiß ist es das Unzusammenhängende allein, was uns im Leben stört. Könnten wir die Geschichte der Welt und jedes einzelnen Wesens in ihrer natürlichen Verbindung zu einander entstehn und fortschreiten sehn, der Faden des verworrnen Knäuels ließe sich, ganz leicht, ohne willkührliches Abreißen und Verknüpfen, abrollen, und der Mensch hörte auf, so einzeln und so feindlich der Natur und sich gegenüber zu stehn. Deshalb lassen Sie sich auch jetzt nicht beunruhigen. Haben Sie überall nur Acht auf das, was in Ihnen vorgeht, und können Sie das scheinbar Störende in irgend einen Einklang mit sich selbst bringen, so lassen Sie es ruhig walten. Sie drängen es vergebens weg, wie unbequem es auch die gewohnte Weise durchkreuzt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0120" n="118"/>
nichts Neues. Ich habe Sie immer verstanden. Wie sollte es mir entgangen sein, daß Ihnen Cesario, durch irgend eine innre Ideenverbindung, Fernandos Bild zurückwirft. Ich möchte Sie beruhigen können, wenn ich Ihnen sage, daß die Unklarheit der Erscheinung es ist, welche den trüben Eindruck erzeugt. Offenbar ist etwas da, was Sie anspricht, aber Sie wissen es weder in noch außer sich in einem bestimmten Zusammenhang zu denken. Es steht losgerissen da, und schwankt nach den entgegengesetztesten Richtungen. Das ist es, was Sie verwirrt. Denn gewiß ist es das Unzusammenhängende allein, was uns im Leben stört. Könnten wir die Geschichte der Welt und jedes einzelnen Wesens in ihrer natürlichen Verbindung zu einander entstehn und fortschreiten sehn, der Faden des verworrnen Knäuels ließe sich, ganz leicht, ohne willkührliches Abreißen und Verknüpfen, abrollen, und der Mensch hörte auf, so einzeln und so feindlich der Natur und sich gegenüber zu stehn. Deshalb lassen Sie sich auch jetzt nicht beunruhigen. Haben Sie überall nur Acht auf das, was in Ihnen vorgeht, und können Sie das scheinbar Störende in irgend einen Einklang mit sich selbst bringen, so lassen Sie es ruhig walten. Sie drängen es vergebens weg, wie unbequem es auch die gewohnte Weise durchkreuzt.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0120] nichts Neues. Ich habe Sie immer verstanden. Wie sollte es mir entgangen sein, daß Ihnen Cesario, durch irgend eine innre Ideenverbindung, Fernandos Bild zurückwirft. Ich möchte Sie beruhigen können, wenn ich Ihnen sage, daß die Unklarheit der Erscheinung es ist, welche den trüben Eindruck erzeugt. Offenbar ist etwas da, was Sie anspricht, aber Sie wissen es weder in noch außer sich in einem bestimmten Zusammenhang zu denken. Es steht losgerissen da, und schwankt nach den entgegengesetztesten Richtungen. Das ist es, was Sie verwirrt. Denn gewiß ist es das Unzusammenhängende allein, was uns im Leben stört. Könnten wir die Geschichte der Welt und jedes einzelnen Wesens in ihrer natürlichen Verbindung zu einander entstehn und fortschreiten sehn, der Faden des verworrnen Knäuels ließe sich, ganz leicht, ohne willkührliches Abreißen und Verknüpfen, abrollen, und der Mensch hörte auf, so einzeln und so feindlich der Natur und sich gegenüber zu stehn. Deshalb lassen Sie sich auch jetzt nicht beunruhigen. Haben Sie überall nur Acht auf das, was in Ihnen vorgeht, und können Sie das scheinbar Störende in irgend einen Einklang mit sich selbst bringen, so lassen Sie es ruhig walten. Sie drängen es vergebens weg, wie unbequem es auch die gewohnte Weise durchkreuzt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid (2013-03-15T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/120
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/120>, abgerufen am 29.04.2024.