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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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nur ein Opfer, was so natürlich ist, und kaum einer Ueberlegung bedarf, da ich ohne Schmerz ein Vaterland hinter mir lasse, das nichts als trübe Erinnrungen einschließt.

Er drückte freudig ihre beiden Hände an sein Herz. Ich habe das nicht glauben, ich habe es nicht hoffen mögen! rief er; und nun - gewiß, in der Liebe wird den Frauen eine Kraft und ein Wille, der den Glauben der Männer weit überfliegt. Aber wenn nun fremde Sitten, wunderliche, ungewohnte Erscheinungen, plötzlich eine Scheidewand zwischen Ihnen und die heimathliche, befreundete Welt ziehen, meine Luise, werden Sie immer an diesem Herzen Trost und Ersatz suchen?

Sie sagte ihm darauf recht wahr und zuversichtlich, wie sie es empfand, daß sie in seiner Nähe allein noch Ruhe und Schutz gegen oft erwachende, innre Störungen finden könne, daß seine Milde und Klarheit keinen Zweifel und keine Besorgniß in ihr aufkommen lasse, und die Zukunft sich recht hell vor ihr ausdehne.

So innig und durcheinander beruhigt, mit dem festem Blick auf ein vereint heitres Leben, schickten sie sich beide zu dem Feste des kommenden Tages an, und theilten recht freudig die allgemein empfundene Lust.

Sorgfältig und höchst edel gekleidet, traten sie

nur ein Opfer, was so natürlich ist, und kaum einer Ueberlegung bedarf, da ich ohne Schmerz ein Vaterland hinter mir lasse, das nichts als trübe Erinnrungen einschließt.

Er drückte freudig ihre beiden Hände an sein Herz. Ich habe das nicht glauben, ich habe es nicht hoffen mögen! rief er; und nun – gewiß, in der Liebe wird den Frauen eine Kraft und ein Wille, der den Glauben der Männer weit überfliegt. Aber wenn nun fremde Sitten, wunderliche, ungewohnte Erscheinungen, plötzlich eine Scheidewand zwischen Ihnen und die heimathliche, befreundete Welt ziehen, meine Luise, werden Sie immer an diesem Herzen Trost und Ersatz suchen?

Sie sagte ihm darauf recht wahr und zuversichtlich, wie sie es empfand, daß sie in seiner Nähe allein noch Ruhe und Schutz gegen oft erwachende, innre Störungen finden könne, daß seine Milde und Klarheit keinen Zweifel und keine Besorgniß in ihr aufkommen lasse, und die Zukunft sich recht hell vor ihr ausdehne.

So innig und durcheinander beruhigt, mit dem festem Blick auf ein vereint heitres Leben, schickten sie sich beide zu dem Feste des kommenden Tages an, und theilten recht freudig die allgemein empfundene Lust.

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[142/0144] nur ein Opfer, was so natürlich ist, und kaum einer Ueberlegung bedarf, da ich ohne Schmerz ein Vaterland hinter mir lasse, das nichts als trübe Erinnrungen einschließt. Er drückte freudig ihre beiden Hände an sein Herz. Ich habe das nicht glauben, ich habe es nicht hoffen mögen! rief er; und nun – gewiß, in der Liebe wird den Frauen eine Kraft und ein Wille, der den Glauben der Männer weit überfliegt. Aber wenn nun fremde Sitten, wunderliche, ungewohnte Erscheinungen, plötzlich eine Scheidewand zwischen Ihnen und die heimathliche, befreundete Welt ziehen, meine Luise, werden Sie immer an diesem Herzen Trost und Ersatz suchen? Sie sagte ihm darauf recht wahr und zuversichtlich, wie sie es empfand, daß sie in seiner Nähe allein noch Ruhe und Schutz gegen oft erwachende, innre Störungen finden könne, daß seine Milde und Klarheit keinen Zweifel und keine Besorgniß in ihr aufkommen lasse, und die Zukunft sich recht hell vor ihr ausdehne. So innig und durcheinander beruhigt, mit dem festem Blick auf ein vereint heitres Leben, schickten sie sich beide zu dem Feste des kommenden Tages an, und theilten recht freudig die allgemein empfundene Lust. Sorgfältig und höchst edel gekleidet, traten sie

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/144>, abgerufen am 29.04.2024.