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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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zur bestimmten Zeit in die vielfach gemischte Welt. Ein wunderliches Grauen überfiel Luisen, als die schwirrenden, lispelnden Töne aus den starren Lippen zu ihr hindrangen. Die größere Beweglichkeit der Gestalten und der Tod auf ihren Gesichtern, hatte etwas so Widriges für sie, daß sie kaum die gaukelnden Neckereien des zierlichen Arlechino bemerken, noch die Pracht anderer Erscheinungen gehörig würdigen konnte. Die Zigeunerin streifte an ihr vorbei, und Cesarios Hand fassend, sagte sie mit komischer Geberde:

Ich sage Dir wahr,
Mein Auge ist klar,
Der Trug liegt versteckt,
Ich hab' ihn entdeckt.

Drum leih' mir Dein Ohr,
Und sieh' Dich wohl vor,
Wenn Dirs geglückt,
Bist Du berückt.

Was Du umfaßt,
Es wird Dir zur Last,
Neckt Dich und quält,
Wie Du 's erwählt.

Euch allen droht List.
In kürzerer Frist
Als Ihr's erwogen,
Seid Ihr betrogen.

zur bestimmten Zeit in die vielfach gemischte Welt. Ein wunderliches Grauen überfiel Luisen, als die schwirrenden, lispelnden Töne aus den starren Lippen zu ihr hindrangen. Die größere Beweglichkeit der Gestalten und der Tod auf ihren Gesichtern, hatte etwas so Widriges für sie, daß sie kaum die gaukelnden Neckereien des zierlichen Arlechino bemerken, noch die Pracht anderer Erscheinungen gehörig würdigen konnte. Die Zigeunerin streifte an ihr vorbei, und Cesarios Hand fassend, sagte sie mit komischer Geberde:

Ich sage Dir wahr,
Mein Auge ist klar,
Der Trug liegt versteckt,
Ich hab’ ihn entdeckt.

Drum leih’ mir Dein Ohr,
Und sieh’ Dich wohl vor,
Wenn Dirs geglückt,
Bist Du berückt.

Was Du umfaßt,
Es wird Dir zur Last,
Neckt Dich und quält,
Wie Du ’s erwählt.

Euch allen droht List.
In kürzerer Frist
Als Ihr’s erwogen,
Seid Ihr betrogen.

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[143/0145] zur bestimmten Zeit in die vielfach gemischte Welt. Ein wunderliches Grauen überfiel Luisen, als die schwirrenden, lispelnden Töne aus den starren Lippen zu ihr hindrangen. Die größere Beweglichkeit der Gestalten und der Tod auf ihren Gesichtern, hatte etwas so Widriges für sie, daß sie kaum die gaukelnden Neckereien des zierlichen Arlechino bemerken, noch die Pracht anderer Erscheinungen gehörig würdigen konnte. Die Zigeunerin streifte an ihr vorbei, und Cesarios Hand fassend, sagte sie mit komischer Geberde: Ich sage Dir wahr, Mein Auge ist klar, Der Trug liegt versteckt, Ich hab’ ihn entdeckt. Drum leih’ mir Dein Ohr, Und sieh’ Dich wohl vor, Wenn Dirs geglückt, Bist Du berückt. Was Du umfaßt, Es wird Dir zur Last, Neckt Dich und quält, Wie Du ’s erwählt. Euch allen droht List. In kürzerer Frist Als Ihr’s erwogen, Seid Ihr betrogen.

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/145>, abgerufen am 29.04.2024.