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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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Es drängten sich mehrere Masken dazwischen. Luise sah nur die verworrene Menge hin und her wogen und ward gedankenlos mit fortgerissen. In dem wachsenden Gedränge lispelte eine Stimme dicht an ihr Ohr: Hat die Büßende in dem Treibhause Blumen für Julius Grab gesammelt; oder will sie sich mit neuen Myrthen schmücken? Sie wandte sich erschrocken nach der Seite des Sprechenden, ein dichter Haufe schwarzer Dominos arbeitete sich durcheinander hin, Cesario stand in einer entfernten Loge und sah der lustigen Verwirrung eine Weile müßig zu. Lassen Sie uns dem Magier dort näher treten, sagte Stein, ich wette, es ist der Maler. Luise sah überall nur den ungeschmückten Grabhügel und jene fremde Hand, die sie so frostig darauf hinwies. Stein hatte indeß den Magier angeredet und ihn befragt: ob er ihm die Tiefen seines verworrenen Schicksals aufdecken wolle. Das Furchtbarste, erwiederte eine dumpfe Stimme, faßt Dich schon mit beiden Händen, das Gefürchtete ist ein Unding. Ein neuer Strom eindringender Masken drängte sie auseinander. Das Spiel, sagte der Obrist, wird immer bunter und lustiger, recht nach Masken-Weise, dort treibt Arlechino auf's neue sein tolles Wesen; horen wir doch, was der Magier Colombinen sagt, sie nahen jetzt einander. Niemals! rief der prophetische Alte

Es drängten sich mehrere Masken dazwischen. Luise sah nur die verworrene Menge hin und her wogen und ward gedankenlos mit fortgerissen. In dem wachsenden Gedränge lispelte eine Stimme dicht an ihr Ohr: Hat die Büßende in dem Treibhause Blumen für Julius Grab gesammelt; oder will sie sich mit neuen Myrthen schmücken? Sie wandte sich erschrocken nach der Seite des Sprechenden, ein dichter Haufe schwarzer Dominos arbeitete sich durcheinander hin, Cesario stand in einer entfernten Loge und sah der lustigen Verwirrung eine Weile müßig zu. Lassen Sie uns dem Magier dort näher treten, sagte Stein, ich wette, es ist der Maler. Luise sah überall nur den ungeschmückten Grabhügel und jene fremde Hand, die sie so frostig darauf hinwies. Stein hatte indeß den Magier angeredet und ihn befragt: ob er ihm die Tiefen seines verworrenen Schicksals aufdecken wolle. Das Furchtbarste, erwiederte eine dumpfe Stimme, faßt Dich schon mit beiden Händen, das Gefürchtete ist ein Unding. Ein neuer Strom eindringender Masken drängte sie auseinander. Das Spiel, sagte der Obrist, wird immer bunter und lustiger, recht nach Masken-Weise, dort treibt Arlechino auf’s neue sein tolles Wesen; horen wir doch, was der Magier Colombinen sagt, sie nahen jetzt einander. Niemals! rief der prophetische Alte

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[144/0146] Es drängten sich mehrere Masken dazwischen. Luise sah nur die verworrene Menge hin und her wogen und ward gedankenlos mit fortgerissen. In dem wachsenden Gedränge lispelte eine Stimme dicht an ihr Ohr: Hat die Büßende in dem Treibhause Blumen für Julius Grab gesammelt; oder will sie sich mit neuen Myrthen schmücken? Sie wandte sich erschrocken nach der Seite des Sprechenden, ein dichter Haufe schwarzer Dominos arbeitete sich durcheinander hin, Cesario stand in einer entfernten Loge und sah der lustigen Verwirrung eine Weile müßig zu. Lassen Sie uns dem Magier dort näher treten, sagte Stein, ich wette, es ist der Maler. Luise sah überall nur den ungeschmückten Grabhügel und jene fremde Hand, die sie so frostig darauf hinwies. Stein hatte indeß den Magier angeredet und ihn befragt: ob er ihm die Tiefen seines verworrenen Schicksals aufdecken wolle. Das Furchtbarste, erwiederte eine dumpfe Stimme, faßt Dich schon mit beiden Händen, das Gefürchtete ist ein Unding. Ein neuer Strom eindringender Masken drängte sie auseinander. Das Spiel, sagte der Obrist, wird immer bunter und lustiger, recht nach Masken-Weise, dort treibt Arlechino auf’s neue sein tolles Wesen; horen wir doch, was der Magier Colombinen sagt, sie nahen jetzt einander. Niemals! rief der prophetische Alte

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/146>, abgerufen am 29.04.2024.