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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Mangel des Lichts, die große Nähe des Auges und die Kleinheit des deutlichen Gesichtsfelds ihrem Gebrauche unüberwindliche Hindernisse entgegen.

Ueberhaupt wird der Gebrauch der einfachen Vergrößerungsgläser durch viele Umstände sehr erschweret, wenn die Brennweite kurz ist. Alsdann nemlich müssen Gegenstand, Glas und Auge äußerst nahe zusammengebracht werden, wobey es an Bequemlichkeit, den Gegenstand anzubringen, und an der nöthigen Menge von Licht mangelt. Sind die Gegenstände durchsichtig oder dünn genug, um viel Licht durchzulassen, so kan man sie von der Rückseite her erleuchten, und hiezu haben einige Künstler sehr bequeme Einrichtungen des einsachen Mikroskops angegeben.

Unter andern beschrieb Wilson eine solche im Jahre 1702 in den philosophischen Transactionen, die nachher von D. Lieberkühn zum Sonnenmikroskop gebraucht, und unter dem Namen des wilsonischen oder lieberkühnischen Mikroskops allgemein beliebt geworden ist. Sie besteht aus zwo Röhren, die sich in einander schrauben lassen, Taf. XVI. Fig. 45. Am Ende der innern Röhre AC befindet sich ein großes erhabnes Linsenglas, dessen Brennweite ohngefähr bis D aus andere Ende des Instruments reicht. Wenn man dieses Glas gegen das Taglicht kehrt, so wird alles, was sich um D herum befindet, stark erleuchtet. In der äußern Röhre stemmt sich eine Spiralfeder von einigen Windungen aus Drath mit ihrem Ende gegen eine anliegende Platte, welche dadurch beständig gegen eine zweyte Platte angedrückt wird. Diese äußere Röhre hat auch an der Vorderseite bey D die zur Vergrößerung dienende Linse, welche in eine hohle oder trichterförmige Fassung eingelegt ist, so daß man das Auge bequem in die Höhlung legen, und der Linse so nahe als möglich bringen kan. Beyde Röhren sind an den Seiten, fast an ihrer ganzen Länge hin, ausgeschnitten und offen. Die Gegenstände befinden sich in einem Fig. 45 b [Abbildung] besonders vorgestellten Schieber mit Löchern, in welchen sie zwischen Plättchen von Frauenglas, oder besser dünnem Glas, eingeklemmt sind. Diesen Schieber steckt


Mangel des Lichts, die große Naͤhe des Auges und die Kleinheit des deutlichen Geſichtsfelds ihrem Gebrauche unuͤberwindliche Hinderniſſe entgegen.

Ueberhaupt wird der Gebrauch der einfachen Vergroͤßerungsglaͤſer durch viele Umſtaͤnde ſehr erſchweret, wenn die Brennweite kurz iſt. Alsdann nemlich muͤſſen Gegenſtand, Glas und Auge aͤußerſt nahe zuſammengebracht werden, wobey es an Bequemlichkeit, den Gegenſtand anzubringen, und an der noͤthigen Menge von Licht mangelt. Sind die Gegenſtaͤnde durchſichtig oder duͤnn genug, um viel Licht durchzulaſſen, ſo kan man ſie von der Ruͤckſeite her erleuchten, und hiezu haben einige Kuͤnſtler ſehr bequeme Einrichtungen des einſachen Mikroſkops angegeben.

Unter andern beſchrieb Wilſon eine ſolche im Jahre 1702 in den philoſophiſchen Transactionen, die nachher von D. Lieberkuͤhn zum Sonnenmikroſkop gebraucht, und unter dem Namen des wilſoniſchen oder lieberkuͤhniſchen Mikroſkops allgemein beliebt geworden iſt. Sie beſteht aus zwo Roͤhren, die ſich in einander ſchrauben laſſen, Taf. XVI. Fig. 45. Am Ende der innern Roͤhre AC befindet ſich ein großes erhabnes Linſenglas, deſſen Brennweite ohngefaͤhr bis D aus andere Ende des Inſtruments reicht. Wenn man dieſes Glas gegen das Taglicht kehrt, ſo wird alles, was ſich um D herum befindet, ſtark erleuchtet. In der aͤußern Roͤhre ſtemmt ſich eine Spiralfeder von einigen Windungen aus Drath mit ihrem Ende gegen eine anliegende Platte, welche dadurch beſtaͤndig gegen eine zweyte Platte angedruͤckt wird. Dieſe aͤußere Roͤhre hat auch an der Vorderſeite bey D die zur Vergroͤßerung dienende Linſe, welche in eine hohle oder trichterfoͤrmige Faſſung eingelegt iſt, ſo daß man das Auge bequem in die Hoͤhlung legen, und der Linſe ſo nahe als moͤglich bringen kan. Beyde Roͤhren ſind an den Seiten, faſt an ihrer ganzen Laͤnge hin, ausgeſchnitten und offen. Die Gegenſtaͤnde befinden ſich in einem Fig. 45 b [Abbildung] beſonders vorgeſtellten Schieber mit Loͤchern, in welchen ſie zwiſchen Plaͤttchen von Frauenglas, oder beſſer duͤnnem Glas, eingeklemmt ſind. Dieſen Schieber ſteckt

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[221/0227] Mangel des Lichts, die große Naͤhe des Auges und die Kleinheit des deutlichen Geſichtsfelds ihrem Gebrauche unuͤberwindliche Hinderniſſe entgegen. Ueberhaupt wird der Gebrauch der einfachen Vergroͤßerungsglaͤſer durch viele Umſtaͤnde ſehr erſchweret, wenn die Brennweite kurz iſt. Alsdann nemlich muͤſſen Gegenſtand, Glas und Auge aͤußerſt nahe zuſammengebracht werden, wobey es an Bequemlichkeit, den Gegenſtand anzubringen, und an der noͤthigen Menge von Licht mangelt. Sind die Gegenſtaͤnde durchſichtig oder duͤnn genug, um viel Licht durchzulaſſen, ſo kan man ſie von der Ruͤckſeite her erleuchten, und hiezu haben einige Kuͤnſtler ſehr bequeme Einrichtungen des einſachen Mikroſkops angegeben. Unter andern beſchrieb Wilſon eine ſolche im Jahre 1702 in den philoſophiſchen Transactionen, die nachher von D. Lieberkuͤhn zum Sonnenmikroſkop gebraucht, und unter dem Namen des wilſoniſchen oder lieberkuͤhniſchen Mikroſkops allgemein beliebt geworden iſt. Sie beſteht aus zwo Roͤhren, die ſich in einander ſchrauben laſſen, Taf. XVI. Fig. 45. Am Ende der innern Roͤhre AC befindet ſich ein großes erhabnes Linſenglas, deſſen Brennweite ohngefaͤhr bis D aus andere Ende des Inſtruments reicht. Wenn man dieſes Glas gegen das Taglicht kehrt, ſo wird alles, was ſich um D herum befindet, ſtark erleuchtet. In der aͤußern Roͤhre ſtemmt ſich eine Spiralfeder von einigen Windungen aus Drath mit ihrem Ende gegen eine anliegende Platte, welche dadurch beſtaͤndig gegen eine zweyte Platte angedruͤckt wird. Dieſe aͤußere Roͤhre hat auch an der Vorderſeite bey D die zur Vergroͤßerung dienende Linſe, welche in eine hohle oder trichterfoͤrmige Faſſung eingelegt iſt, ſo daß man das Auge bequem in die Hoͤhlung legen, und der Linſe ſo nahe als moͤglich bringen kan. Beyde Roͤhren ſind an den Seiten, faſt an ihrer ganzen Laͤnge hin, ausgeſchnitten und offen. Die Gegenſtaͤnde befinden ſich in einem Fig. 45 b [Abbildung] beſonders vorgeſtellten Schieber mit Loͤchern, in welchen ſie zwiſchen Plaͤttchen von Frauenglas, oder beſſer duͤnnem Glas, eingeklemmt ſind. Dieſen Schieber ſteckt

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/227>, abgerufen am 27.04.2024.