Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
Und wir verehren euch darum nicht minder. Das Alter macht nicht kindisch, wie man spricht, Es findet uns nur noch als wahre Kinder. Director. Der Worte sind genug gewechselt, Laßt mich auch endlich Thaten sehn; Indeß ihr Complimente drechselt, Kann etwas nützliches geschehn. Was hilft es viel von Stimmung reden? Dem Zaudernden erscheint sie nie. Gebt ihr euch einmal für Poeten, So kommandirt die Poesie. Euch ist bekannt was wir bedürfen, Wir wollen stark Getränke schlürfen; Nun braut mir unverzüglich dran! Was heute nicht geschieht, ist Morgen nicht gethan, Und keinen Tag soll man verpassen, Das Mögliche soll der Entschluß Beherzt sogleich beym Schopfe fassen, Er will es dann nicht fahren lassen, Und wirket weiter, weil er muß.
Und wir verehren euch darum nicht minder. Das Alter macht nicht kindiſch, wie man ſpricht, Es findet uns nur noch als wahre Kinder. Director. Der Worte ſind genug gewechſelt, Laßt mich auch endlich Thaten ſehn; Indeß ihr Complimente drechſelt, Kann etwas nuͤtzliches geſchehn. Was hilft es viel von Stimmung reden? Dem Zaudernden erſcheint ſie nie. Gebt ihr euch einmal fuͤr Poeten, So kommandirt die Poeſie. Euch iſt bekannt was wir beduͤrfen, Wir wollen ſtark Getraͤnke ſchluͤrfen; Nun braut mir unverzuͤglich dran! Was heute nicht geſchieht, iſt Morgen nicht gethan, Und keinen Tag ſoll man verpaſſen, Das Moͤgliche ſoll der Entſchluß Beherzt ſogleich beym Schopfe faſſen, Er will es dann nicht fahren laſſen, Und wirket weiter, weil er muß. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#LUPERS"> <p><pb facs="#f0024" n="18"/> Und wir verehren euch darum nicht minder.<lb/> Das Alter macht nicht kindiſch, wie man ſpricht,<lb/> Es findet uns nur noch als wahre Kinder.</p> </sp><lb/> <sp who="#DIR"> <speaker><hi rendition="#g">Director</hi>.</speaker><lb/> <p>Der Worte ſind genug gewechſelt,<lb/> Laßt mich auch endlich Thaten ſehn;<lb/> Indeß ihr Complimente drechſelt,<lb/> Kann etwas nuͤtzliches geſchehn.<lb/> Was hilft es viel von Stimmung reden?<lb/> Dem Zaudernden erſcheint ſie nie.<lb/> Gebt ihr euch einmal fuͤr Poeten,<lb/> So kommandirt die Poeſie.<lb/> Euch iſt bekannt was wir beduͤrfen,<lb/> Wir wollen ſtark Getraͤnke ſchluͤrfen;<lb/> Nun braut mir unverzuͤglich dran!<lb/> Was heute nicht geſchieht, iſt Morgen nicht gethan,<lb/> Und keinen Tag ſoll man verpaſſen,<lb/> Das Moͤgliche ſoll der Entſchluß<lb/> Beherzt ſogleich beym Schopfe faſſen,<lb/> Er will es dann nicht fahren laſſen,<lb/> Und wirket weiter, weil er muß.</p><lb/> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [18/0024]
Und wir verehren euch darum nicht minder.
Das Alter macht nicht kindiſch, wie man ſpricht,
Es findet uns nur noch als wahre Kinder.
Director.
Der Worte ſind genug gewechſelt,
Laßt mich auch endlich Thaten ſehn;
Indeß ihr Complimente drechſelt,
Kann etwas nuͤtzliches geſchehn.
Was hilft es viel von Stimmung reden?
Dem Zaudernden erſcheint ſie nie.
Gebt ihr euch einmal fuͤr Poeten,
So kommandirt die Poeſie.
Euch iſt bekannt was wir beduͤrfen,
Wir wollen ſtark Getraͤnke ſchluͤrfen;
Nun braut mir unverzuͤglich dran!
Was heute nicht geſchieht, iſt Morgen nicht gethan,
Und keinen Tag ſoll man verpaſſen,
Das Moͤgliche ſoll der Entſchluß
Beherzt ſogleich beym Schopfe faſſen,
Er will es dann nicht fahren laſſen,
Und wirket weiter, weil er muß.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/24 |
Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/24>, abgerufen am 24.09.2023. |