Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

entweder etwas zurücklegen oder doch am
Ende nach Willkühr noch lustiger leben könne.
Serlo hörte das gern und Melina wagte
sich mit seinem Plane hervor.

Ich will, sagte er, nicht behaupten, daß
einer von den Schauspielern gegenwärtig zu
viel Gage hat; es sind verdienstvolle Leute
und sie würden an jedem Orte willkommen
seyn; allein für die Einnahme, die sie uns
verschaffen, erhalten sie doch zu viel. Mein
Vorschlag wäre eine Oper einzurichten, und
was das Schauspiel betrifft, so muß ich Ihnen
sagen, Sie sind der Mann allein ein ganzes
Schauspiel auszumachen. Müssen Sie jetzt
nicht selbst erfahren, daß man Ihre Verdienste
verkennt. Nicht, weil Ihre Mitspieler vor¬
trefflich, sondern weil sie gut sind, läßt man
Ihrem außerordentlichen Talente keine Ge¬
rechtigkeit mehr wiederfahren.

Stellen Sie sich, wie wohl sonst gesche¬

entweder etwas zurücklegen oder doch am
Ende nach Willkühr noch luſtiger leben könne.
Serlo hörte das gern und Melina wagte
ſich mit ſeinem Plane hervor.

Ich will, ſagte er, nicht behaupten, daß
einer von den Schauſpielern gegenwärtig zu
viel Gage hat; es ſind verdienſtvolle Leute
und ſie würden an jedem Orte willkommen
ſeyn; allein für die Einnahme, die ſie uns
verſchaffen, erhalten ſie doch zu viel. Mein
Vorſchlag wäre eine Oper einzurichten, und
was das Schauſpiel betrifft, ſo muß ich Ihnen
ſagen, Sie ſind der Mann allein ein ganzes
Schauſpiel auszumachen. Müſſen Sie jetzt
nicht ſelbſt erfahren, daß man Ihre Verdienſte
verkennt. Nicht, weil Ihre Mitſpieler vor¬
trefflich, ſondern weil ſie gut ſind, läßt man
Ihrem außerordentlichen Talente keine Ge¬
rechtigkeit mehr wiederfahren.

Stellen Sie ſich, wie wohl ſonſt geſche¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0194" n="188"/>
entweder etwas zurücklegen oder doch am<lb/>
Ende nach Willkühr noch lu&#x017F;tiger leben könne.<lb/>
Serlo hörte das gern und Melina wagte<lb/>
&#x017F;ich mit &#x017F;einem Plane hervor.</p><lb/>
            <p>Ich will, &#x017F;agte er, nicht behaupten, daß<lb/>
einer von den Schau&#x017F;pielern gegenwärtig zu<lb/>
viel Gage hat; es &#x017F;ind verdien&#x017F;tvolle Leute<lb/>
und &#x017F;ie würden an jedem Orte willkommen<lb/>
&#x017F;eyn; allein für die Einnahme, die &#x017F;ie uns<lb/>
ver&#x017F;chaffen, erhalten &#x017F;ie doch zu viel. Mein<lb/>
Vor&#x017F;chlag wäre eine Oper einzurichten, und<lb/>
was das Schau&#x017F;piel betrifft, &#x017F;o muß ich Ihnen<lb/>
&#x017F;agen, Sie &#x017F;ind der Mann allein ein ganzes<lb/>
Schau&#x017F;piel auszumachen. Mü&#x017F;&#x017F;en Sie jetzt<lb/>
nicht &#x017F;elb&#x017F;t erfahren, daß man Ihre Verdien&#x017F;te<lb/>
verkennt. Nicht, weil Ihre Mit&#x017F;pieler vor¬<lb/>
trefflich, &#x017F;ondern weil &#x017F;ie gut &#x017F;ind, läßt man<lb/>
Ihrem außerordentlichen Talente keine Ge¬<lb/>
rechtigkeit mehr wiederfahren.</p><lb/>
            <p>Stellen Sie &#x017F;ich, wie wohl &#x017F;on&#x017F;t ge&#x017F;che¬<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0194] entweder etwas zurücklegen oder doch am Ende nach Willkühr noch luſtiger leben könne. Serlo hörte das gern und Melina wagte ſich mit ſeinem Plane hervor. Ich will, ſagte er, nicht behaupten, daß einer von den Schauſpielern gegenwärtig zu viel Gage hat; es ſind verdienſtvolle Leute und ſie würden an jedem Orte willkommen ſeyn; allein für die Einnahme, die ſie uns verſchaffen, erhalten ſie doch zu viel. Mein Vorſchlag wäre eine Oper einzurichten, und was das Schauſpiel betrifft, ſo muß ich Ihnen ſagen, Sie ſind der Mann allein ein ganzes Schauſpiel auszumachen. Müſſen Sie jetzt nicht ſelbſt erfahren, daß man Ihre Verdienſte verkennt. Nicht, weil Ihre Mitſpieler vor¬ trefflich, ſondern weil ſie gut ſind, läßt man Ihrem außerordentlichen Talente keine Ge¬ rechtigkeit mehr wiederfahren. Stellen Sie ſich, wie wohl ſonſt geſche¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/194
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/194>, abgerufen am 29.04.2024.