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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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ßige, ja ich darf sagen schlechte Leute für ge¬
ringe Gage an sich zu ziehen, stutzen Sie
das Volk, wie Sie es so sehr verstehen, im
Mechanischen zu, wenden Sie das übrige an
die Oper und Sie werden sehen, daß Sie
mit derselben Mühe und mit denselben Ko¬
sten mehr Zufriedenheit erregen, und ungleich
mehr Geld als bisher gewinnen werden.

Serlo war zu sehr geschmeichelt, als daß
seine Einwendungen einige Stärke hätten
haben sollen. Er gestand Melina gern zu,
daß er bey seiner Liebhaberey zur Musik
längst so etwas gewünscht habe, doch sehe
er freylich ein, daß die Neigung des Publi¬
kums dadurch noch mehr auf Abwege gelei¬
tet und daß bey so einer Vermischung eines
Theaters, das nicht recht Oper nicht recht
Schauspiel sey, nothwendig der Überrest von
Geschmack, an einen bestimmten und aus¬

hen iſt, nur allein hin, ſuchen Sie mittelmä¬
ßige, ja ich darf ſagen ſchlechte Leute für ge¬
ringe Gage an ſich zu ziehen, ſtutzen Sie
das Volk, wie Sie es ſo ſehr verſtehen, im
Mechaniſchen zu, wenden Sie das übrige an
die Oper und Sie werden ſehen, daß Sie
mit derſelben Mühe und mit denſelben Ko¬
ſten mehr Zufriedenheit erregen, und ungleich
mehr Geld als bisher gewinnen werden.

Serlo war zu ſehr geſchmeichelt, als daß
ſeine Einwendungen einige Stärke hätten
haben ſollen. Er geſtand Melina gern zu,
daß er bey ſeiner Liebhaberey zur Muſik
längſt ſo etwas gewünſcht habe, doch ſehe
er freylich ein, daß die Neigung des Publi¬
kums dadurch noch mehr auf Abwege gelei¬
tet und daß bey ſo einer Vermiſchung eines
Theaters, das nicht recht Oper nicht recht
Schauſpiel ſey, nothwendig der Überreſt von
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[189/0195] hen iſt, nur allein hin, ſuchen Sie mittelmä¬ ßige, ja ich darf ſagen ſchlechte Leute für ge¬ ringe Gage an ſich zu ziehen, ſtutzen Sie das Volk, wie Sie es ſo ſehr verſtehen, im Mechaniſchen zu, wenden Sie das übrige an die Oper und Sie werden ſehen, daß Sie mit derſelben Mühe und mit denſelben Ko¬ ſten mehr Zufriedenheit erregen, und ungleich mehr Geld als bisher gewinnen werden. Serlo war zu ſehr geſchmeichelt, als daß ſeine Einwendungen einige Stärke hätten haben ſollen. Er geſtand Melina gern zu, daß er bey ſeiner Liebhaberey zur Muſik längſt ſo etwas gewünſcht habe, doch ſehe er freylich ein, daß die Neigung des Publi¬ kums dadurch noch mehr auf Abwege gelei¬ tet und daß bey ſo einer Vermiſchung eines Theaters, das nicht recht Oper nicht recht Schauſpiel ſey, nothwendig der Überreſt von Geſchmack, an einen beſtimmten und aus¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/195>, abgerufen am 29.04.2024.