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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.

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Tag, der hierbei verloren geht, ist "in Verlust für ganz Deutschland. So lange
wir nur Kriegsschiffe bedürfen, um unsere Küsten gegen Dänemark und etwa gegen
Nußland, dessen Flotte auch in Wirklichkeit nicht so übermächtig ist, wie sie auf
dem Papiere aussieht, zu vertheidigen und etwa Gleiches mit Gleichem vergeltend,
die Kaperei unserer Handelsschiffe durch Wiederkapern der feindlichen auszugleichen,
bedürfen wir im Nothfall keiner sehr großen Kriegsschiffe. Kleine, schnellsegelnde
Fahrzeuge in genügender Zahl und tüchtig bemannt, würden auch dazu hinreichend
sein. Diese können wir aber für nicht zu theuern Preis in großer Auswahl be¬
kommen. In unsern Nord- und Ostseehäfen liegen bei der gegenwärtigen Han-
delsstocknng eine Menge kleinerer Fahrzeuge unbenutzt da und viele tüchtige See-
leute treibe" sich geschäftlos am Lande umher. Von diesen Fahrzeugen wähle man
sich nach Bedarf 00 bis 100 Stück, die besonders tüchtig gebaut und anerkannt
schnell im Segeln sind, von einer Große von 20 bis 40 Last, so daß sie 4 bis
12 leichte Kanonen und Raketengeschütz gut tragen können, aus und suche dieselben
für eine billige Jahresmiethe und der Garantie gegen etwaige Beschädigung oder
Verlust von den Eigenthümern zu miethen. Wir sind überzeugt, daß man für
nicht zu hohe Kosten eine genügende Anzahl von solchen passenden Fahrzeugen
erhalten kann, denn die Rheder derselben werden wohl geneigter sein, billig
zu vermiethen, als ganz nutzlos im Hafen liegen zu lassen. Auch mehrere
kleine Dampfschiffe, wie Deutschland in allen seinen Häfen jetzt schon viele
zählt, wird man unschwer erhalten, und diese besonders dürften sehr gute
Dienste leisten. Ein großes, auch gleich zum Kriegsgebrauch ausgerüstetes Dampf¬
schiff hat Preußen schon an seinem "Adler," der von Stettin nach Petersburg
den Postdienst verrichten sollte. Namentlich auch von den Hamburger Dampf¬
schiffen, die von dort nach den englischen Häfen fahren, sind mehrere so groß, daß
sie leicht in gar nicht zu verachtende Kriegsschiffe umgewandelt werden könnten.
Kanonen, 4 bis 500 an der Zahl, die anch zum Seegebrauch passend wären,
vermöchte Deutschland wohl aufzutreiben und vorläufig aus seiner Landmacht zu
entnehmen, die dann wieder aus den großartigen Geschützgießereien, die mehrere
Staaten besitzen, leicht nachgeliefert werden könnten.

Tüchtige Mannschaft für diese s> improvistrteu Kriegsschiffe wäre aber in ge¬
nügender Auswahl aus unsern zahlreichen Matrosen zu bekommen, und es hält
sehr leicht, binnen einigen Wochen in unseren Nord- wie Ostseehäfen 14 -- 1500
Matrosen anzuwerben, die es mit jedem Seevolk der Welt und gar mit deu
Russen oder Franzosen, wenn uns vielleicht von diesen ein Krieg drohen sollte,
aufzunehmen bereit sind. Auch Führer für diese Kriegsschiffe, die mit allen
Eigenheiten der Küsten genau bekannt wären, und dadurch vor dein Feinde Man¬
ches voraus hätten, ließen sich bei einiger Sorgsamkeit aus der Zahl der jetzt
unbeschäftigten deutschen Kauffarthci-Kapitäne finden. Zur Bedienung der Kano¬
nen, wie anch sonst zur Bewaffnung der Schiffe mit Büchsenschützen, müßte ein


Tag, der hierbei verloren geht, ist «in Verlust für ganz Deutschland. So lange
wir nur Kriegsschiffe bedürfen, um unsere Küsten gegen Dänemark und etwa gegen
Nußland, dessen Flotte auch in Wirklichkeit nicht so übermächtig ist, wie sie auf
dem Papiere aussieht, zu vertheidigen und etwa Gleiches mit Gleichem vergeltend,
die Kaperei unserer Handelsschiffe durch Wiederkapern der feindlichen auszugleichen,
bedürfen wir im Nothfall keiner sehr großen Kriegsschiffe. Kleine, schnellsegelnde
Fahrzeuge in genügender Zahl und tüchtig bemannt, würden auch dazu hinreichend
sein. Diese können wir aber für nicht zu theuern Preis in großer Auswahl be¬
kommen. In unsern Nord- und Ostseehäfen liegen bei der gegenwärtigen Han-
delsstocknng eine Menge kleinerer Fahrzeuge unbenutzt da und viele tüchtige See-
leute treibe» sich geschäftlos am Lande umher. Von diesen Fahrzeugen wähle man
sich nach Bedarf 00 bis 100 Stück, die besonders tüchtig gebaut und anerkannt
schnell im Segeln sind, von einer Große von 20 bis 40 Last, so daß sie 4 bis
12 leichte Kanonen und Raketengeschütz gut tragen können, aus und suche dieselben
für eine billige Jahresmiethe und der Garantie gegen etwaige Beschädigung oder
Verlust von den Eigenthümern zu miethen. Wir sind überzeugt, daß man für
nicht zu hohe Kosten eine genügende Anzahl von solchen passenden Fahrzeugen
erhalten kann, denn die Rheder derselben werden wohl geneigter sein, billig
zu vermiethen, als ganz nutzlos im Hafen liegen zu lassen. Auch mehrere
kleine Dampfschiffe, wie Deutschland in allen seinen Häfen jetzt schon viele
zählt, wird man unschwer erhalten, und diese besonders dürften sehr gute
Dienste leisten. Ein großes, auch gleich zum Kriegsgebrauch ausgerüstetes Dampf¬
schiff hat Preußen schon an seinem „Adler," der von Stettin nach Petersburg
den Postdienst verrichten sollte. Namentlich auch von den Hamburger Dampf¬
schiffen, die von dort nach den englischen Häfen fahren, sind mehrere so groß, daß
sie leicht in gar nicht zu verachtende Kriegsschiffe umgewandelt werden könnten.
Kanonen, 4 bis 500 an der Zahl, die anch zum Seegebrauch passend wären,
vermöchte Deutschland wohl aufzutreiben und vorläufig aus seiner Landmacht zu
entnehmen, die dann wieder aus den großartigen Geschützgießereien, die mehrere
Staaten besitzen, leicht nachgeliefert werden könnten.

Tüchtige Mannschaft für diese s> improvistrteu Kriegsschiffe wäre aber in ge¬
nügender Auswahl aus unsern zahlreichen Matrosen zu bekommen, und es hält
sehr leicht, binnen einigen Wochen in unseren Nord- wie Ostseehäfen 14 — 1500
Matrosen anzuwerben, die es mit jedem Seevolk der Welt und gar mit deu
Russen oder Franzosen, wenn uns vielleicht von diesen ein Krieg drohen sollte,
aufzunehmen bereit sind. Auch Führer für diese Kriegsschiffe, die mit allen
Eigenheiten der Küsten genau bekannt wären, und dadurch vor dein Feinde Man¬
ches voraus hätten, ließen sich bei einiger Sorgsamkeit aus der Zahl der jetzt
unbeschäftigten deutschen Kauffarthci-Kapitäne finden. Zur Bedienung der Kano¬
nen, wie anch sonst zur Bewaffnung der Schiffe mit Büchsenschützen, müßte ein


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276205/223>, abgerufen am 17.06.2024.