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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. III. Band.

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scheu) Particularismus aufzupflanzen. Andrerseits waren aber ziemlich alle Redner ^
darüber einig, daß ein starkes, mMtiges^ noth-
wendig sei. Selbst von denen, welche für Jacoby stimmten, sprachen sich mehrere
und darunter die bedeutendsten, wie Waldeck und Temme, sehr energisch in
diesem Sinne ans. Ein ähnliches freudiges Interesse, für Preußen,.....welches, fich
mit einer Hingebung andie,, .allgemeinen.deutsch" wohl verträgt,
regt sich in den prenHWen^Mgeordnewl ^ zu Frankfurt; so neulich, als ein
Abgeordneter" der äußersten Linken, ich glaube Herr Z iß , ^ich erdreistete, die
Ehre der preußischen Waffen beschimpfen zu wolle". So lange die Männer,
welche das Vertrauen des Volkes haben, an Preußen nicht verzweifeln, so lange
ist Preußen nicht verloren, trotz aller Anfeindung, denn seine Existenz ruht nur
in dieser Gesinnung.

Endlich können wir auch deshalb mit dem Resultat zufrieden sein, weil es
das Bestehen des Ministeriums vorläufig sicher stellt und weil der bisherige leicht¬
sinnige Ministerwechsel von einer gesetzlich proclamirtcn Anarchie nicht sehr ver¬
schieden war.

Herr Jacoby hat übrigens das tragikomische Schicksal, mit seinem anti¬
preußischen Antrage auch in der Frankfurter Versammlung durchzufalleu. Dieselbe
erklärte sich höchst entrüstet -- sie war gerade im Zuge, sie hatte durch die erhe¬
benden Beschlüsse über Hannover, denen einige gekrönte Häupter als Zuschauer
beiwohnten, ihr Selbstgefühl in Athem gesetzt -- über das Attentat der Berliner,
an der Jnfallibilität des alleinseligmachenden Frankfurt zu mäkeln, sie war sehr
geneigt, den Dr. Jacoby in die Klasse der Rebellen zusammen mit dem König
von Hannover zu werfen und auf seine Praxis in Königsberg eben so Sequester
zu legen, wie es die äußerste Linke mit dem Königreich Hannover machen wollte.
Ernst August und Johann Jacoby zusammen auf der Bank der Angeklagte"! Der
Gedanke erheitert in einer trüben Zeit.

Man hat jene Erklärung des preußischen Ministeriums über die Wahl des
Erzherzogs mit der der hannöverschen Regierung in Parallele stellen wollen, aber
""t Unrecht. Der Vorbehalt Preußens bezog fich aus eine sehr entfernte und
unwahrscheinliche Eventualität, er trat dem gegenwärtigen Beschluß der Versamm¬
lung in keiner Weise entgegen. Der König von Hannover dagegen und sein Mi¬
nisterium wollen nur vorläufig die rechtlich ihnen zustehenden Einwendungen gegen
denselben nicht erheben; sie behalten sich aber vor, später darauf zurückzukommen.
Wenn daher die Stände von Hannover über diese Erklärung ihr Bedauern nicht
zurückdrängen können, wenn die hannöverschen Deputieren beim Reichsparlament
teuer eventuelle" Protest für null und nichtig erklären und, im Einverständnis
alt der g^z^ Versammlung, den Reichsverweser zu ernstlichen Remonstrationen
veranlassen; endlich der "deutsche Verein" zu Leipzig eine fulminante Adresse
a" die Hannoveraner erläßt, um ihnen seine Entrüstung an den Tag zu legen,


scheu) Particularismus aufzupflanzen. Andrerseits waren aber ziemlich alle Redner ^
darüber einig, daß ein starkes, mMtiges^ noth-
wendig sei. Selbst von denen, welche für Jacoby stimmten, sprachen sich mehrere
und darunter die bedeutendsten, wie Waldeck und Temme, sehr energisch in
diesem Sinne ans. Ein ähnliches freudiges Interesse, für Preußen,.....welches, fich
mit einer Hingebung andie,, .allgemeinen.deutsch« wohl verträgt,
regt sich in den prenHWen^Mgeordnewl ^ zu Frankfurt; so neulich, als ein
Abgeordneter" der äußersten Linken, ich glaube Herr Z iß , ^ich erdreistete, die
Ehre der preußischen Waffen beschimpfen zu wolle». So lange die Männer,
welche das Vertrauen des Volkes haben, an Preußen nicht verzweifeln, so lange
ist Preußen nicht verloren, trotz aller Anfeindung, denn seine Existenz ruht nur
in dieser Gesinnung.

Endlich können wir auch deshalb mit dem Resultat zufrieden sein, weil es
das Bestehen des Ministeriums vorläufig sicher stellt und weil der bisherige leicht¬
sinnige Ministerwechsel von einer gesetzlich proclamirtcn Anarchie nicht sehr ver¬
schieden war.

Herr Jacoby hat übrigens das tragikomische Schicksal, mit seinem anti¬
preußischen Antrage auch in der Frankfurter Versammlung durchzufalleu. Dieselbe
erklärte sich höchst entrüstet — sie war gerade im Zuge, sie hatte durch die erhe¬
benden Beschlüsse über Hannover, denen einige gekrönte Häupter als Zuschauer
beiwohnten, ihr Selbstgefühl in Athem gesetzt — über das Attentat der Berliner,
an der Jnfallibilität des alleinseligmachenden Frankfurt zu mäkeln, sie war sehr
geneigt, den Dr. Jacoby in die Klasse der Rebellen zusammen mit dem König
von Hannover zu werfen und auf seine Praxis in Königsberg eben so Sequester
zu legen, wie es die äußerste Linke mit dem Königreich Hannover machen wollte.
Ernst August und Johann Jacoby zusammen auf der Bank der Angeklagte»! Der
Gedanke erheitert in einer trüben Zeit.

Man hat jene Erklärung des preußischen Ministeriums über die Wahl des
Erzherzogs mit der der hannöverschen Regierung in Parallele stellen wollen, aber
""t Unrecht. Der Vorbehalt Preußens bezog fich aus eine sehr entfernte und
unwahrscheinliche Eventualität, er trat dem gegenwärtigen Beschluß der Versamm¬
lung in keiner Weise entgegen. Der König von Hannover dagegen und sein Mi¬
nisterium wollen nur vorläufig die rechtlich ihnen zustehenden Einwendungen gegen
denselben nicht erheben; sie behalten sich aber vor, später darauf zurückzukommen.
Wenn daher die Stände von Hannover über diese Erklärung ihr Bedauern nicht
zurückdrängen können, wenn die hannöverschen Deputieren beim Reichsparlament
teuer eventuelle« Protest für null und nichtig erklären und, im Einverständnis
alt der g^z^ Versammlung, den Reichsverweser zu ernstlichen Remonstrationen
veranlassen; endlich der „deutsche Verein" zu Leipzig eine fulminante Adresse
a» die Hannoveraner erläßt, um ihnen seine Entrüstung an den Tag zu legen,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_277429/139>, abgerufen am 16.06.2024.