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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band.

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sie Ball spielen. Am Himmel ist ein großes von einem Damme umgebenes
Wasser; läuft es über, so wird es zu Regen, bricht der Damm, so stürzt der
ganze Himmel herab.

So weit der Einfluß der Herrnhuter reicht, sind diese Vorstellungen meist
verschwunden, wie die Hauptträger derselben, die Zauberer. Das Christenthum
ist auch bei den bekehrten Grönländern noch sehr dürftig und roh, aber die Be¬
mühungen der unverdrossenen Sendboten haben doch schon sehr segensreiche
Früchte getragen. Neben dem Evangelium lehren sie auch, was vou Handwerken
für die Eskimos paßt, und schützen dieselben gegen die Uebervortheilung im
Handel. Als Egede uach Grönland kam, wo vor ihm holländische Walfischjäger
hin und wieder die Küsten besucht hatten, bemerkten die Eingebornen: Warum
sind die Holländer nicht eben so willig, uns Gott kennen zu lehren? Ihre einzige
Sprache ist: Speck, Speck, den Kübel voll!" Der Handel mit Grönland wird
jetzt von den Dänen betrieben, welche jährlich etwa ein halbes Dutzend Schiffe
hinsenden. Sie holen Eiderdunen, Sechuudsfelle, Walroßzähne, Pelzwerk, Fisch¬
bein und Thran, und bringen Schießbedarf, Messer, Aexte, Nadeln, Pfeilspitzen,
etwas Leinen- und Baumwollenwaaren, Tuch, Taback, Mehl, Thee und Kasse.
Der Branntweinverkanf ist verboten. Der ganze Ein- und Ausfuhrhandel mag
sich auf etwa zweimalhunderttausend Thaler belaufet).




Neue Schriften über die französische Revolution.
Krsnier av LassaAnao, Histoiro dos 6auses ac la Jnvolution lranogise.
4 loin.
ViNiaumö, lliswirs as la revolution lrgnoaiso. (l789), ^ l'om.

Seit dem Februar hat die Darstellung der Revolution ihre Unbefangenheit
verloren. Die Geschichtschreiber mögen sich auf 48, oder auf 30 oder 89 bezie¬
hen, es wird immer entweder eine Bußpredigt gegen den Socialismus, oder eine
Anklage gegen die hartherzige Principlosigkeit der Bourgeoisie daraus. Die
beiden oben angezogenen Werke siud entschiedene Parteischristen; das eine für
die Reaction, das andere für die Barricaden. Granier findet in der großen
Revolution keine Spur einer innern Nothwendigkeit; sie ist ihm ein bloßer Zufall,
eine gelungene Intrigue. Die Philosophen haben keinen Antheil daran; ein
Paar Broschüren Necker's und Calonne's über die Steuerfreiheit des Adels haben
Alles gemacht. Vor allem ist aber die Habsucht, der Egoismus und die Feigheit



*) Er ist vorzugsweise Tauschhandel, und wird für Rechnung der dänischen Regierung
vou der "Direction des königlichen grönländischen und farörschen Handels" getrieben. Sie
schickt jährlich acht Schiffe uach Grönland, und hat.einen Gewinn von?5,0()0 Thalern. ,
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sie Ball spielen. Am Himmel ist ein großes von einem Damme umgebenes
Wasser; läuft es über, so wird es zu Regen, bricht der Damm, so stürzt der
ganze Himmel herab.

So weit der Einfluß der Herrnhuter reicht, sind diese Vorstellungen meist
verschwunden, wie die Hauptträger derselben, die Zauberer. Das Christenthum
ist auch bei den bekehrten Grönländern noch sehr dürftig und roh, aber die Be¬
mühungen der unverdrossenen Sendboten haben doch schon sehr segensreiche
Früchte getragen. Neben dem Evangelium lehren sie auch, was vou Handwerken
für die Eskimos paßt, und schützen dieselben gegen die Uebervortheilung im
Handel. Als Egede uach Grönland kam, wo vor ihm holländische Walfischjäger
hin und wieder die Küsten besucht hatten, bemerkten die Eingebornen: Warum
sind die Holländer nicht eben so willig, uns Gott kennen zu lehren? Ihre einzige
Sprache ist: Speck, Speck, den Kübel voll!" Der Handel mit Grönland wird
jetzt von den Dänen betrieben, welche jährlich etwa ein halbes Dutzend Schiffe
hinsenden. Sie holen Eiderdunen, Sechuudsfelle, Walroßzähne, Pelzwerk, Fisch¬
bein und Thran, und bringen Schießbedarf, Messer, Aexte, Nadeln, Pfeilspitzen,
etwas Leinen- und Baumwollenwaaren, Tuch, Taback, Mehl, Thee und Kasse.
Der Branntweinverkanf ist verboten. Der ganze Ein- und Ausfuhrhandel mag
sich auf etwa zweimalhunderttausend Thaler belaufet).




Neue Schriften über die französische Revolution.
Krsnier av LassaAnao, Histoiro dos 6auses ac la Jnvolution lranogise.
4 loin.
ViNiaumö, lliswirs as la revolution lrgnoaiso. (l789), ^ l'om.

Seit dem Februar hat die Darstellung der Revolution ihre Unbefangenheit
verloren. Die Geschichtschreiber mögen sich auf 48, oder auf 30 oder 89 bezie¬
hen, es wird immer entweder eine Bußpredigt gegen den Socialismus, oder eine
Anklage gegen die hartherzige Principlosigkeit der Bourgeoisie daraus. Die
beiden oben angezogenen Werke siud entschiedene Parteischristen; das eine für
die Reaction, das andere für die Barricaden. Granier findet in der großen
Revolution keine Spur einer innern Nothwendigkeit; sie ist ihm ein bloßer Zufall,
eine gelungene Intrigue. Die Philosophen haben keinen Antheil daran; ein
Paar Broschüren Necker's und Calonne's über die Steuerfreiheit des Adels haben
Alles gemacht. Vor allem ist aber die Habsucht, der Egoismus und die Feigheit



*) Er ist vorzugsweise Tauschhandel, und wird für Rechnung der dänischen Regierung
vou der „Direction des königlichen grönländischen und farörschen Handels" getrieben. Sie
schickt jährlich acht Schiffe uach Grönland, und hat.einen Gewinn von?5,0()0 Thalern. ,
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[0119] sie Ball spielen. Am Himmel ist ein großes von einem Damme umgebenes Wasser; läuft es über, so wird es zu Regen, bricht der Damm, so stürzt der ganze Himmel herab. So weit der Einfluß der Herrnhuter reicht, sind diese Vorstellungen meist verschwunden, wie die Hauptträger derselben, die Zauberer. Das Christenthum ist auch bei den bekehrten Grönländern noch sehr dürftig und roh, aber die Be¬ mühungen der unverdrossenen Sendboten haben doch schon sehr segensreiche Früchte getragen. Neben dem Evangelium lehren sie auch, was vou Handwerken für die Eskimos paßt, und schützen dieselben gegen die Uebervortheilung im Handel. Als Egede uach Grönland kam, wo vor ihm holländische Walfischjäger hin und wieder die Küsten besucht hatten, bemerkten die Eingebornen: Warum sind die Holländer nicht eben so willig, uns Gott kennen zu lehren? Ihre einzige Sprache ist: Speck, Speck, den Kübel voll!" Der Handel mit Grönland wird jetzt von den Dänen betrieben, welche jährlich etwa ein halbes Dutzend Schiffe hinsenden. Sie holen Eiderdunen, Sechuudsfelle, Walroßzähne, Pelzwerk, Fisch¬ bein und Thran, und bringen Schießbedarf, Messer, Aexte, Nadeln, Pfeilspitzen, etwas Leinen- und Baumwollenwaaren, Tuch, Taback, Mehl, Thee und Kasse. Der Branntweinverkanf ist verboten. Der ganze Ein- und Ausfuhrhandel mag sich auf etwa zweimalhunderttausend Thaler belaufet). Neue Schriften über die französische Revolution. Krsnier av LassaAnao, Histoiro dos 6auses ac la Jnvolution lranogise. 4 loin. ViNiaumö, lliswirs as la revolution lrgnoaiso. (l789), ^ l'om. Seit dem Februar hat die Darstellung der Revolution ihre Unbefangenheit verloren. Die Geschichtschreiber mögen sich auf 48, oder auf 30 oder 89 bezie¬ hen, es wird immer entweder eine Bußpredigt gegen den Socialismus, oder eine Anklage gegen die hartherzige Principlosigkeit der Bourgeoisie daraus. Die beiden oben angezogenen Werke siud entschiedene Parteischristen; das eine für die Reaction, das andere für die Barricaden. Granier findet in der großen Revolution keine Spur einer innern Nothwendigkeit; sie ist ihm ein bloßer Zufall, eine gelungene Intrigue. Die Philosophen haben keinen Antheil daran; ein Paar Broschüren Necker's und Calonne's über die Steuerfreiheit des Adels haben Alles gemacht. Vor allem ist aber die Habsucht, der Egoismus und die Feigheit *) Er ist vorzugsweise Tauschhandel, und wird für Rechnung der dänischen Regierung vou der „Direction des königlichen grönländischen und farörschen Handels" getrieben. Sie schickt jährlich acht Schiffe uach Grönland, und hat.einen Gewinn von?5,0()0 Thalern. , 1^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345606/119>, abgerufen am 15.06.2024.