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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

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Sorgsamkeit kalifornischer Goldgräber umwühlte. Auch war die Jahreszeit, als
man die Spuren auffand, schon so weit vorgerückt/ daß die Entdecker weitere
Nachforschungen aufgeben, und ihre Schiffe in eine Bucht südlich von der Corn-
walliöinsel für den Winter unterbringen mußten. Ehe dieser jedoch in seiner
ganzen Strenge anbrach, wurden nach verschiedenen Richtungen Necognoscirnngs-
parteien ausgeschickt, welche zugleich Lebensmittelvorräthe zu künftigem Gebrauch
an geeigneten Orten niederlegen mußten. Obgleich aber der Winter durch seine
fürchterliche Kälte weitere Ausflüge unmöglich machte, blieb er doch nicht ganz
unbenutzt, indem man den Verlornen ans ganz eigenthümliche Weise Nachricht zu
geben versuchte. Mau sing nämlich sehr viele Füchse in Fallen, und ließ sje
wieder laufen, nachdem man ihnen Halsbänder, anf welchen die Lage der Schisse
genan verzeichnet war, umgebunden hatte. Diese Thiere eigneten sich zu unfrei-
willigeii Boten an die, vermißten Gefährten wegen ihrer außerordentlich scharfen
Witterung, mit der sie das kleinste Stückchen Fleisch schon aus weitester Ferne,
ausspüren, weshalb sie anch stets in großen Schaaren erscheinen, wo eine Reise¬
gesellschaft auf längere Zeit Rast hält. Ihr Spürsinn und ihr Appetit nach
Fleisch ist gleich außerordentlich. Einmal hatten die Officiere eines der Schiffe
einen Bären geschossen, und denselben, da es ihnen an Mitteln fehlte, ihn mit-
zunehmen, einstweilen unter dem Schnee vergraben, um ihn gelegentlich abzu¬
holen. Ein heftiger Schneesturm, der sich inzwischen einstellte, verwischte jedoch
alle Spuren der Cache. Was aber die Menschen nicht entdeckten, das fand die
seine Nase der Füchse auf. Als die. Officiere wieder zufällig auf die Stelle
kamen, fanden sie, daß diese Raubthiere sich unter dem Schnee eingegraben,
und von dem Bären nur das Gerippe übrig gelassen hatten.

Den Winter über besprach man eifrig die im Frühjahr vorzunehmenden Ent¬
deckungsreisen, und kam endlich dahin überein, daß Capt. Austin mit seiner Mann¬
schaft die Küste und das Meer in der Richtung der Melvilleinsel untersuchen
solle, während Capitain Penny sein Glück im Wellingtoncanal versuchte. In
Ermangelung aller Nachweise über die von Sir John Franklin eingeschlagene
Richtung hoffte man weitere Spuren am Cap Walker oder von dessen Nähe zu
finden,-da ihn seine Instructionen beauftragten, durch den Lancastersnnd und die
Barrowsrraße nach diesem Cap zu segeln, ohne ihm jedoch zu verwehren, wenn
er aus unüberwindliche Hindernisse stoßen sollte, einen andern Weg einzuschlagen.

Am 10. März' war man mit allen Vorbereitungen fertig, und man ver¬
brachte die Zwischenzeit bis zu dem von Allen mit der größten Ungeduld erwar¬
teten günstigen Wetter mit Uebnngsmärschen. Endlich am 12. April wurden
sämmtliche Schlitten, vierzehn an der Zahl, mit einer Mannschaft von 104 Offi-
cieren und Matrosen, und für 40 bis 4,2 Tage mit Lebensmitteln versehen, wodurch
im Durchschnitt jeder Mann 2W Pfd. zu ziehen bekam, unter Capitain Ommanney
in ein vorgeschobenes Lager am Nordwestende der Grisfithinsel gebracht, um die


Sorgsamkeit kalifornischer Goldgräber umwühlte. Auch war die Jahreszeit, als
man die Spuren auffand, schon so weit vorgerückt/ daß die Entdecker weitere
Nachforschungen aufgeben, und ihre Schiffe in eine Bucht südlich von der Corn-
walliöinsel für den Winter unterbringen mußten. Ehe dieser jedoch in seiner
ganzen Strenge anbrach, wurden nach verschiedenen Richtungen Necognoscirnngs-
parteien ausgeschickt, welche zugleich Lebensmittelvorräthe zu künftigem Gebrauch
an geeigneten Orten niederlegen mußten. Obgleich aber der Winter durch seine
fürchterliche Kälte weitere Ausflüge unmöglich machte, blieb er doch nicht ganz
unbenutzt, indem man den Verlornen ans ganz eigenthümliche Weise Nachricht zu
geben versuchte. Mau sing nämlich sehr viele Füchse in Fallen, und ließ sje
wieder laufen, nachdem man ihnen Halsbänder, anf welchen die Lage der Schisse
genan verzeichnet war, umgebunden hatte. Diese Thiere eigneten sich zu unfrei-
willigeii Boten an die, vermißten Gefährten wegen ihrer außerordentlich scharfen
Witterung, mit der sie das kleinste Stückchen Fleisch schon aus weitester Ferne,
ausspüren, weshalb sie anch stets in großen Schaaren erscheinen, wo eine Reise¬
gesellschaft auf längere Zeit Rast hält. Ihr Spürsinn und ihr Appetit nach
Fleisch ist gleich außerordentlich. Einmal hatten die Officiere eines der Schiffe
einen Bären geschossen, und denselben, da es ihnen an Mitteln fehlte, ihn mit-
zunehmen, einstweilen unter dem Schnee vergraben, um ihn gelegentlich abzu¬
holen. Ein heftiger Schneesturm, der sich inzwischen einstellte, verwischte jedoch
alle Spuren der Cache. Was aber die Menschen nicht entdeckten, das fand die
seine Nase der Füchse auf. Als die. Officiere wieder zufällig auf die Stelle
kamen, fanden sie, daß diese Raubthiere sich unter dem Schnee eingegraben,
und von dem Bären nur das Gerippe übrig gelassen hatten.

Den Winter über besprach man eifrig die im Frühjahr vorzunehmenden Ent¬
deckungsreisen, und kam endlich dahin überein, daß Capt. Austin mit seiner Mann¬
schaft die Küste und das Meer in der Richtung der Melvilleinsel untersuchen
solle, während Capitain Penny sein Glück im Wellingtoncanal versuchte. In
Ermangelung aller Nachweise über die von Sir John Franklin eingeschlagene
Richtung hoffte man weitere Spuren am Cap Walker oder von dessen Nähe zu
finden,-da ihn seine Instructionen beauftragten, durch den Lancastersnnd und die
Barrowsrraße nach diesem Cap zu segeln, ohne ihm jedoch zu verwehren, wenn
er aus unüberwindliche Hindernisse stoßen sollte, einen andern Weg einzuschlagen.

Am 10. März' war man mit allen Vorbereitungen fertig, und man ver¬
brachte die Zwischenzeit bis zu dem von Allen mit der größten Ungeduld erwar¬
teten günstigen Wetter mit Uebnngsmärschen. Endlich am 12. April wurden
sämmtliche Schlitten, vierzehn an der Zahl, mit einer Mannschaft von 104 Offi-
cieren und Matrosen, und für 40 bis 4,2 Tage mit Lebensmitteln versehen, wodurch
im Durchschnitt jeder Mann 2W Pfd. zu ziehen bekam, unter Capitain Ommanney
in ein vorgeschobenes Lager am Nordwestende der Grisfithinsel gebracht, um die


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/148>, abgerufen am 24.05.2024.