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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band.

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fasser als Motto seiner Schrift verwendet, was andeuten soll, daß er der ge¬
wünschte Enkel sei. In der That ist er der Enkel der Kaiserin Josephine und
der Neffe des Kajsers. Er hat durch seiue Vergangenheit und durch seine Ne¬
gierung bewiesen, daß er auch der Erbe des Genies von Napoleon gewesen.
Denn wie uns der Verfasser sagt, hat Gott einem edlen Volke an seine Spitze
einen Mann gegeben, der ein administratives Genie ist wie Colbert und ausführt
wie Richelieu, schreibt wie Pascal, herrscht und regiert wie Napoleon."

Das Kaiserreich hat übrigens nichts mehr zu fürchten vom Auslande, da der
Hauptgrund der Koalitionen, der Haß Englands gegen Frankreich, wegfalle. Seit
Amerika frei, habe England nicht mehr Ursache, Frankreich zu hassen, und es gebe
keinen' Pitt mehr.

"Die Wiederherstellung des Kaiserreichs hätte nicht nur einen Sinn für
uns, in unsrem Lande, in unsrer Herde, in unsrem Innern, sondern auch einen
beträchtlichen, welcher verdient, die Augen und das Nachdenken Europa's auf
sich zu richten."

Mit Louis Napoleon's Kaiserkrone würden die Staatsideen wieder her¬
gestellt werden als nöthiges Gegengewicht für die Nevolutionsid e en.

Weder Graf Chambord, noch der Graf von Paris hatten Aussicht, weil sie
die französische Revolution nicht zur Anerkennung bringen konnten, und falls sie
es thäten, würden sie nur fortsetzen, was Louis Bonaparte so glorreich begonnen.
Frankreich wolle das Kaiserthum, und nur die Factionen wären dagegen. Der
Schluß lautet, wie folgt: "Als der Kaiser starb, wollte das Volk nicht an
diesen Tod glauben: es wiederholte oft, daß der Kaiser eines Tages plötzlich wieder
erscheinen werde. Diese rührende populaire Legende hat sich auf diese Weise ver¬
wirklicht, denn der Kaiser erscheint wieder in seinen Werken, in seinem Geiste, in
der Person seines Erben, des Enkels der Kaiserin Josephine. Das ist ein
Wunder des Geschickes! Hier ist er in der That, Ihr seht es, Ihr hört es, er
lebt, er ist vor Euch. Begrüßet also diese vierte Dynastie, von welcher der
Kaiser unaufhörlich in Se. Helena gesprochen und welche in seinem Gedanken für
immer das Wohl, die Glückseligkeit und die Ruhe Frankreichs sichern sollte. Accla-
miren wir das constitutionelle Kaiserthum Frankreichs. Acclamiren wir nun das
Kaiserreich und den Kaiser. Es ist der Wille des Volkes und Gottes." Von
gewisser Seite her wird in Umlauf gesetzt, ein Herr Deschamp wäre der Ver¬
fasser dieser Brochure, wir glauben aber zu wissen> daß sie aus'der Feder des
Präsidenten selbst rühre, oder doch von ihm dictirt und in ihren Grundsätzen
entworfen worden sei.*)





*) D (Anm, d. Red.) urch Zufall ist der Abdruck dieser Korrespondenz zu unsrem Be¬
dauern um eine Woche verzögert worden.

fasser als Motto seiner Schrift verwendet, was andeuten soll, daß er der ge¬
wünschte Enkel sei. In der That ist er der Enkel der Kaiserin Josephine und
der Neffe des Kajsers. Er hat durch seiue Vergangenheit und durch seine Ne¬
gierung bewiesen, daß er auch der Erbe des Genies von Napoleon gewesen.
Denn wie uns der Verfasser sagt, hat Gott einem edlen Volke an seine Spitze
einen Mann gegeben, der ein administratives Genie ist wie Colbert und ausführt
wie Richelieu, schreibt wie Pascal, herrscht und regiert wie Napoleon."

Das Kaiserreich hat übrigens nichts mehr zu fürchten vom Auslande, da der
Hauptgrund der Koalitionen, der Haß Englands gegen Frankreich, wegfalle. Seit
Amerika frei, habe England nicht mehr Ursache, Frankreich zu hassen, und es gebe
keinen' Pitt mehr.

„Die Wiederherstellung des Kaiserreichs hätte nicht nur einen Sinn für
uns, in unsrem Lande, in unsrer Herde, in unsrem Innern, sondern auch einen
beträchtlichen, welcher verdient, die Augen und das Nachdenken Europa's auf
sich zu richten."

Mit Louis Napoleon's Kaiserkrone würden die Staatsideen wieder her¬
gestellt werden als nöthiges Gegengewicht für die Nevolutionsid e en.

Weder Graf Chambord, noch der Graf von Paris hatten Aussicht, weil sie
die französische Revolution nicht zur Anerkennung bringen konnten, und falls sie
es thäten, würden sie nur fortsetzen, was Louis Bonaparte so glorreich begonnen.
Frankreich wolle das Kaiserthum, und nur die Factionen wären dagegen. Der
Schluß lautet, wie folgt: „Als der Kaiser starb, wollte das Volk nicht an
diesen Tod glauben: es wiederholte oft, daß der Kaiser eines Tages plötzlich wieder
erscheinen werde. Diese rührende populaire Legende hat sich auf diese Weise ver¬
wirklicht, denn der Kaiser erscheint wieder in seinen Werken, in seinem Geiste, in
der Person seines Erben, des Enkels der Kaiserin Josephine. Das ist ein
Wunder des Geschickes! Hier ist er in der That, Ihr seht es, Ihr hört es, er
lebt, er ist vor Euch. Begrüßet also diese vierte Dynastie, von welcher der
Kaiser unaufhörlich in Se. Helena gesprochen und welche in seinem Gedanken für
immer das Wohl, die Glückseligkeit und die Ruhe Frankreichs sichern sollte. Accla-
miren wir das constitutionelle Kaiserthum Frankreichs. Acclamiren wir nun das
Kaiserreich und den Kaiser. Es ist der Wille des Volkes und Gottes." Von
gewisser Seite her wird in Umlauf gesetzt, ein Herr Deschamp wäre der Ver¬
fasser dieser Brochure, wir glauben aber zu wissen> daß sie aus'der Feder des
Präsidenten selbst rühre, oder doch von ihm dictirt und in ihren Grundsätzen
entworfen worden sei.*)





*) D (Anm, d. Red.) urch Zufall ist der Abdruck dieser Korrespondenz zu unsrem Be¬
dauern um eine Woche verzögert worden.
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[0102] fasser als Motto seiner Schrift verwendet, was andeuten soll, daß er der ge¬ wünschte Enkel sei. In der That ist er der Enkel der Kaiserin Josephine und der Neffe des Kajsers. Er hat durch seiue Vergangenheit und durch seine Ne¬ gierung bewiesen, daß er auch der Erbe des Genies von Napoleon gewesen. Denn wie uns der Verfasser sagt, hat Gott einem edlen Volke an seine Spitze einen Mann gegeben, der ein administratives Genie ist wie Colbert und ausführt wie Richelieu, schreibt wie Pascal, herrscht und regiert wie Napoleon." Das Kaiserreich hat übrigens nichts mehr zu fürchten vom Auslande, da der Hauptgrund der Koalitionen, der Haß Englands gegen Frankreich, wegfalle. Seit Amerika frei, habe England nicht mehr Ursache, Frankreich zu hassen, und es gebe keinen' Pitt mehr. „Die Wiederherstellung des Kaiserreichs hätte nicht nur einen Sinn für uns, in unsrem Lande, in unsrer Herde, in unsrem Innern, sondern auch einen beträchtlichen, welcher verdient, die Augen und das Nachdenken Europa's auf sich zu richten." Mit Louis Napoleon's Kaiserkrone würden die Staatsideen wieder her¬ gestellt werden als nöthiges Gegengewicht für die Nevolutionsid e en. Weder Graf Chambord, noch der Graf von Paris hatten Aussicht, weil sie die französische Revolution nicht zur Anerkennung bringen konnten, und falls sie es thäten, würden sie nur fortsetzen, was Louis Bonaparte so glorreich begonnen. Frankreich wolle das Kaiserthum, und nur die Factionen wären dagegen. Der Schluß lautet, wie folgt: „Als der Kaiser starb, wollte das Volk nicht an diesen Tod glauben: es wiederholte oft, daß der Kaiser eines Tages plötzlich wieder erscheinen werde. Diese rührende populaire Legende hat sich auf diese Weise ver¬ wirklicht, denn der Kaiser erscheint wieder in seinen Werken, in seinem Geiste, in der Person seines Erben, des Enkels der Kaiserin Josephine. Das ist ein Wunder des Geschickes! Hier ist er in der That, Ihr seht es, Ihr hört es, er lebt, er ist vor Euch. Begrüßet also diese vierte Dynastie, von welcher der Kaiser unaufhörlich in Se. Helena gesprochen und welche in seinem Gedanken für immer das Wohl, die Glückseligkeit und die Ruhe Frankreichs sichern sollte. Accla- miren wir das constitutionelle Kaiserthum Frankreichs. Acclamiren wir nun das Kaiserreich und den Kaiser. Es ist der Wille des Volkes und Gottes." Von gewisser Seite her wird in Umlauf gesetzt, ein Herr Deschamp wäre der Ver¬ fasser dieser Brochure, wir glauben aber zu wissen> daß sie aus'der Feder des Präsidenten selbst rühre, oder doch von ihm dictirt und in ihren Grundsätzen entworfen worden sei.*) *) D (Anm, d. Red.) urch Zufall ist der Abdruck dieser Korrespondenz zu unsrem Be¬ dauern um eine Woche verzögert worden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94982/102>, abgerufen am 15.06.2024.