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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band.

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-- Als Bassist an Salomon's Stelle ist i" Berlin Hr. Steinmüller engagirt. -- Die
neue italienische Oper scheint, mit Ausnahme des Frl. Fodor, die ihren alten Ruhm
behauptet, aus nicht sehr erheblichen Kräften zu bestehen. -- In Hannover ist die fran¬
zösische Bearbeitung von Calderon's "Lautes Geheimniß": "Fächer und Handschuh" mit
großem Erfolg aufgeführt. -- Die Tänzerin Frl. Lucile Grahn giebt Gastrolle"
in Wien. -- Josephine Weiß, die Vorsteherin des bekannten Kindcrballcts, bat sich
im Oestreichischen ein Rittergut getauft. Sie muß also doch gute Geschäfte gemacht
haben. -- Eduard Devrient wird, wie es heißt, schon im Oetober die Leitung der
Karlsruher Bühne übernehmen. -- Wie Hector Berlioz berichtet, wird der Chef der
Claqueurs in Paris nicht von den Directionen, besoldet, sondern er zahlt denselben eine
ziemlich erhebliche Pacht. -- Madame Ca stell an hat am 5. Oetober in Lissabon als
Nachtwandlerin debntirt. -- Henriette Soutag ist am 8. September in New-Uork
angekommen und mit großen Huldigungen empfangen worden. -- Heinrich Marschncr
bleibt dem Hannöverschen, Franz Dinge Ist ete dem Münchener Theater, erhalten,
beides zu unsrer großen Befriedigung. -- Im Theater as la ?orde Le. IVlarlin wird eine
französische Bearbeitung von Shakspeare's Richard III. mit Musik von De Groot aufgeführt.


In Sachen des Zollvereins.

-- Die Aufklärungen über die geheimen
Artikel des Septembc" Vereins, die neuerdings durch die Presse bekannt gemacht sind,
lassen uns auf den bedenklichsten Punkt dieser Angelegenheit mit größerer Beruhigung
blicken. Wir meinen die Stimmung Hannovers. Es zeigt sich, daß einerseits alles
Interesse dieses Staats aus Erhaltung jenes Vertrags gerichtet sein muß, daß anderer¬
seits kein rechtlicher Vorbehalt vorliegt, ihn zu brechen. Die hannöversche Regierung ist
aber nicht von der Art, diese beiden Umstände zu ignoriren. Da aus diese Weise Preußen
ruhig und sicher seinen Weg fortgehen kann, so sollten seine Anhänger jede überflüssige
Herausforderung, Alles, was nach Großsprecherei aussieht, vermeiden. Dahin rechnen
wir z. B. die Anforderung an die preußische Regierung, die, Circulation des Cvalitious-
PapiergeldcS zu verbieten. Was soll dieser Unsinn? Auch sollte mau nicht zu eilfertig
von der Verlegung der Leipziger Messe nach Berlin sprechen. Zwar sind auch wir
überzeugt, daß eine etwaige Zolllinie nördlich von Leipzig sür die Einwohner Leipzigs,
namentlich die Hausbesitzer, die bedenklichsten Folgen haben wird: vielleicht eben so sehr
dnrch den panischen Schreck, als durch die wirklich damit verbundenen Uebelstände. Denn
wenn erst einzelne Auswanderungen anfangen, so wird mau alle Häuser loszuschlagen
suchen, und daraus wird eine Kalamität hervorgehen, die über die Nothwendigkeit hin¬
ausgeht. Aber man soll die Sache nicht übertreiben; und im Uebrigen wirkt ja jede Kala¬
mität, die den einen deutschen Staat griffe, aus alle andere" zurück. Die Deutschen mögen
und sollen unter einander streiten, den" die Sachen stehen noch nicht so, wie sie stehen solle";
aber sie mögen streiten, wie Männer, die sich eigentlich einander recht lieben wollen, und
nur noch nicht einig sind, wie. -- Was die Coalitionsprcsse betrifft, so hat sie die
Entdeckung gemacht, bei dem Septcmbervcrein wäre es eigentlich ans den Sturz Man-
teuffel'S abgesehn gewesen; die Feinde der preußischen Regierung, d. h. die Liberalen
hätten auch dieses Werk des Unheils zu Stande gebracht, und jetzt stände die erstere
wieder im Bunde mit der Demokratie gegen die Landeshoheit. -- Was wir doch sür
schlaue Intriguanten und gewitzte Verschwörer sind! Daß Herr von Manteuffel nur ein
Werkzeug in unsren Händen ist, dieses ist uns äußerst überraschend und schmeichelhaft. ---


Notiz.

Wir bespräche" vor einiger Zeit das Buch von Prof. Hinrichs:
"Die Könige" und theilten mit, daß es dem Herzog von Coburg-Gotha gewidmet sei,
als einem Fürsten, dem die Nation nicht genug Achtung beweisen könne; wir hören, daß
diese Widmung die freundlichste Aufnahme gesunden hat.




Herausgegeben von Gustav Freytast und Julian Schmidt.
Als verantwortl. Redacteur lcgitiuiirn F. W. Gruuow. -- Verlag von F. L, Herbig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

— Als Bassist an Salomon's Stelle ist i» Berlin Hr. Steinmüller engagirt. — Die
neue italienische Oper scheint, mit Ausnahme des Frl. Fodor, die ihren alten Ruhm
behauptet, aus nicht sehr erheblichen Kräften zu bestehen. — In Hannover ist die fran¬
zösische Bearbeitung von Calderon's „Lautes Geheimniß": „Fächer und Handschuh" mit
großem Erfolg aufgeführt. — Die Tänzerin Frl. Lucile Grahn giebt Gastrolle»
in Wien. — Josephine Weiß, die Vorsteherin des bekannten Kindcrballcts, bat sich
im Oestreichischen ein Rittergut getauft. Sie muß also doch gute Geschäfte gemacht
haben. — Eduard Devrient wird, wie es heißt, schon im Oetober die Leitung der
Karlsruher Bühne übernehmen. — Wie Hector Berlioz berichtet, wird der Chef der
Claqueurs in Paris nicht von den Directionen, besoldet, sondern er zahlt denselben eine
ziemlich erhebliche Pacht. — Madame Ca stell an hat am 5. Oetober in Lissabon als
Nachtwandlerin debntirt. — Henriette Soutag ist am 8. September in New-Uork
angekommen und mit großen Huldigungen empfangen worden. — Heinrich Marschncr
bleibt dem Hannöverschen, Franz Dinge Ist ete dem Münchener Theater, erhalten,
beides zu unsrer großen Befriedigung. — Im Theater as la ?orde Le. IVlarlin wird eine
französische Bearbeitung von Shakspeare's Richard III. mit Musik von De Groot aufgeführt.


In Sachen des Zollvereins.

— Die Aufklärungen über die geheimen
Artikel des Septembc» Vereins, die neuerdings durch die Presse bekannt gemacht sind,
lassen uns auf den bedenklichsten Punkt dieser Angelegenheit mit größerer Beruhigung
blicken. Wir meinen die Stimmung Hannovers. Es zeigt sich, daß einerseits alles
Interesse dieses Staats aus Erhaltung jenes Vertrags gerichtet sein muß, daß anderer¬
seits kein rechtlicher Vorbehalt vorliegt, ihn zu brechen. Die hannöversche Regierung ist
aber nicht von der Art, diese beiden Umstände zu ignoriren. Da aus diese Weise Preußen
ruhig und sicher seinen Weg fortgehen kann, so sollten seine Anhänger jede überflüssige
Herausforderung, Alles, was nach Großsprecherei aussieht, vermeiden. Dahin rechnen
wir z. B. die Anforderung an die preußische Regierung, die, Circulation des Cvalitious-
PapiergeldcS zu verbieten. Was soll dieser Unsinn? Auch sollte mau nicht zu eilfertig
von der Verlegung der Leipziger Messe nach Berlin sprechen. Zwar sind auch wir
überzeugt, daß eine etwaige Zolllinie nördlich von Leipzig sür die Einwohner Leipzigs,
namentlich die Hausbesitzer, die bedenklichsten Folgen haben wird: vielleicht eben so sehr
dnrch den panischen Schreck, als durch die wirklich damit verbundenen Uebelstände. Denn
wenn erst einzelne Auswanderungen anfangen, so wird mau alle Häuser loszuschlagen
suchen, und daraus wird eine Kalamität hervorgehen, die über die Nothwendigkeit hin¬
ausgeht. Aber man soll die Sache nicht übertreiben; und im Uebrigen wirkt ja jede Kala¬
mität, die den einen deutschen Staat griffe, aus alle andere» zurück. Die Deutschen mögen
und sollen unter einander streiten, den» die Sachen stehen noch nicht so, wie sie stehen solle»;
aber sie mögen streiten, wie Männer, die sich eigentlich einander recht lieben wollen, und
nur noch nicht einig sind, wie. — Was die Coalitionsprcsse betrifft, so hat sie die
Entdeckung gemacht, bei dem Septcmbervcrein wäre es eigentlich ans den Sturz Man-
teuffel'S abgesehn gewesen; die Feinde der preußischen Regierung, d. h. die Liberalen
hätten auch dieses Werk des Unheils zu Stande gebracht, und jetzt stände die erstere
wieder im Bunde mit der Demokratie gegen die Landeshoheit. — Was wir doch sür
schlaue Intriguanten und gewitzte Verschwörer sind! Daß Herr von Manteuffel nur ein
Werkzeug in unsren Händen ist, dieses ist uns äußerst überraschend und schmeichelhaft. -—


Notiz.

Wir bespräche» vor einiger Zeit das Buch von Prof. Hinrichs:
„Die Könige" und theilten mit, daß es dem Herzog von Coburg-Gotha gewidmet sei,
als einem Fürsten, dem die Nation nicht genug Achtung beweisen könne; wir hören, daß
diese Widmung die freundlichste Aufnahme gesunden hat.




Herausgegeben von Gustav Freytast und Julian Schmidt.
Als verantwortl. Redacteur lcgitiuiirn F. W. Gruuow. — Verlag von F. L, Herbig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
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[0170] — Als Bassist an Salomon's Stelle ist i» Berlin Hr. Steinmüller engagirt. — Die neue italienische Oper scheint, mit Ausnahme des Frl. Fodor, die ihren alten Ruhm behauptet, aus nicht sehr erheblichen Kräften zu bestehen. — In Hannover ist die fran¬ zösische Bearbeitung von Calderon's „Lautes Geheimniß": „Fächer und Handschuh" mit großem Erfolg aufgeführt. — Die Tänzerin Frl. Lucile Grahn giebt Gastrolle» in Wien. — Josephine Weiß, die Vorsteherin des bekannten Kindcrballcts, bat sich im Oestreichischen ein Rittergut getauft. Sie muß also doch gute Geschäfte gemacht haben. — Eduard Devrient wird, wie es heißt, schon im Oetober die Leitung der Karlsruher Bühne übernehmen. — Wie Hector Berlioz berichtet, wird der Chef der Claqueurs in Paris nicht von den Directionen, besoldet, sondern er zahlt denselben eine ziemlich erhebliche Pacht. — Madame Ca stell an hat am 5. Oetober in Lissabon als Nachtwandlerin debntirt. — Henriette Soutag ist am 8. September in New-Uork angekommen und mit großen Huldigungen empfangen worden. — Heinrich Marschncr bleibt dem Hannöverschen, Franz Dinge Ist ete dem Münchener Theater, erhalten, beides zu unsrer großen Befriedigung. — Im Theater as la ?orde Le. IVlarlin wird eine französische Bearbeitung von Shakspeare's Richard III. mit Musik von De Groot aufgeführt. In Sachen des Zollvereins. — Die Aufklärungen über die geheimen Artikel des Septembc» Vereins, die neuerdings durch die Presse bekannt gemacht sind, lassen uns auf den bedenklichsten Punkt dieser Angelegenheit mit größerer Beruhigung blicken. Wir meinen die Stimmung Hannovers. Es zeigt sich, daß einerseits alles Interesse dieses Staats aus Erhaltung jenes Vertrags gerichtet sein muß, daß anderer¬ seits kein rechtlicher Vorbehalt vorliegt, ihn zu brechen. Die hannöversche Regierung ist aber nicht von der Art, diese beiden Umstände zu ignoriren. Da aus diese Weise Preußen ruhig und sicher seinen Weg fortgehen kann, so sollten seine Anhänger jede überflüssige Herausforderung, Alles, was nach Großsprecherei aussieht, vermeiden. Dahin rechnen wir z. B. die Anforderung an die preußische Regierung, die, Circulation des Cvalitious- PapiergeldcS zu verbieten. Was soll dieser Unsinn? Auch sollte mau nicht zu eilfertig von der Verlegung der Leipziger Messe nach Berlin sprechen. Zwar sind auch wir überzeugt, daß eine etwaige Zolllinie nördlich von Leipzig sür die Einwohner Leipzigs, namentlich die Hausbesitzer, die bedenklichsten Folgen haben wird: vielleicht eben so sehr dnrch den panischen Schreck, als durch die wirklich damit verbundenen Uebelstände. Denn wenn erst einzelne Auswanderungen anfangen, so wird mau alle Häuser loszuschlagen suchen, und daraus wird eine Kalamität hervorgehen, die über die Nothwendigkeit hin¬ ausgeht. Aber man soll die Sache nicht übertreiben; und im Uebrigen wirkt ja jede Kala¬ mität, die den einen deutschen Staat griffe, aus alle andere» zurück. Die Deutschen mögen und sollen unter einander streiten, den» die Sachen stehen noch nicht so, wie sie stehen solle»; aber sie mögen streiten, wie Männer, die sich eigentlich einander recht lieben wollen, und nur noch nicht einig sind, wie. — Was die Coalitionsprcsse betrifft, so hat sie die Entdeckung gemacht, bei dem Septcmbervcrein wäre es eigentlich ans den Sturz Man- teuffel'S abgesehn gewesen; die Feinde der preußischen Regierung, d. h. die Liberalen hätten auch dieses Werk des Unheils zu Stande gebracht, und jetzt stände die erstere wieder im Bunde mit der Demokratie gegen die Landeshoheit. — Was wir doch sür schlaue Intriguanten und gewitzte Verschwörer sind! Daß Herr von Manteuffel nur ein Werkzeug in unsren Händen ist, dieses ist uns äußerst überraschend und schmeichelhaft. -— Notiz. Wir bespräche» vor einiger Zeit das Buch von Prof. Hinrichs: „Die Könige" und theilten mit, daß es dem Herzog von Coburg-Gotha gewidmet sei, als einem Fürsten, dem die Nation nicht genug Achtung beweisen könne; wir hören, daß diese Widmung die freundlichste Aufnahme gesunden hat. Herausgegeben von Gustav Freytast und Julian Schmidt. Als verantwortl. Redacteur lcgitiuiirn F. W. Gruuow. — Verlag von F. L, Herbig in Leipzig. Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94982/170>, abgerufen am 15.06.2024.