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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band.

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Wellington.
ii.

Nach neunjähriger Abwesenheit kehrte Sir Arthur Welleöley im September
1805 nach England zurück, belohnt mit dem Generalmajorspateut, dem Comthurkreuz
des Bathordens, und dem öffentlichen Dank von König und Parlament. Jetzt
erhielt er auch einen Sitz im Unterhause, wurde Secretair für Irland und ge¬
heimer Staatsrath, und war für die nächsten drei Jahre meistens im Civilstaats¬
dienste seines Vaterlands beschäftigt. Nur eine Expedition uach Bremen, die in
Folge von Napoleon'S Sieg' bei Austerlitz ohne alle Resultate blieb, nud eine
audere von größerer Erheblichkeit nach Dänemark, fallen in diese Zwischenzeit.
Wellesley zeichnete sich während der letzteren durch das glückliche Gefecht bei
Kioghe aus, wo er deu Dänen 1500 Gefangene und 1i Kanonen abnahm -- der
erste Sieg des Sepoygencrals über europäische Truppen; auch übertrug man ihm
die Unterhandlungen wegen der Kapitulation von Kopenhagen.

Damals stand Napoleon ans dem Gipfelpunkte seiner Macht. Rußland war -
aus einem Feinde ein Verbündeter geworden, gelockt durch die trügerische Aussicht
mit dem Bezwinger Enropa's die Herrschaft über das Festland theilen zu dürfen;
Oestreich war niedergeschmettert, Preußen so gut wie vernichtet. Durch eine in
der Geschichte noch nie dagewesene Hinterlist hatte Napoleon sich der ganzen
pyrenäischen Halbinsel bemächtigt, die Bourbonen aus Madrid, die Brcigcmza's
aus Lissabon vertrieben, und seinen Bruder zum, König von Spanien gemacht.'
England stand allein noch ungebeugt da, aber die Waffen, mit denen es seinen Tod¬
feind zu bekämpfen gewohnt war, die Armeen der Koalitionen, standen ihm nicht mehr
Zur Verfügung. Jedoch die Unersättlichkeit Napoleon's brachte jetzt neue Streit-
kräfte auf die Bühne des Wettkampfs. Die Portugiesen und Spanier standen wie
ein Mann auf, eine französische Armee mußte bei Baylcn vor einem zusammen¬
gerafften Volköheer die Waffen strecke", König Joseph eiligst ans Madrid fliehen,


Grenzboten. IV. 21
Wellington.
ii.

Nach neunjähriger Abwesenheit kehrte Sir Arthur Welleöley im September
1805 nach England zurück, belohnt mit dem Generalmajorspateut, dem Comthurkreuz
des Bathordens, und dem öffentlichen Dank von König und Parlament. Jetzt
erhielt er auch einen Sitz im Unterhause, wurde Secretair für Irland und ge¬
heimer Staatsrath, und war für die nächsten drei Jahre meistens im Civilstaats¬
dienste seines Vaterlands beschäftigt. Nur eine Expedition uach Bremen, die in
Folge von Napoleon'S Sieg' bei Austerlitz ohne alle Resultate blieb, nud eine
audere von größerer Erheblichkeit nach Dänemark, fallen in diese Zwischenzeit.
Wellesley zeichnete sich während der letzteren durch das glückliche Gefecht bei
Kioghe aus, wo er deu Dänen 1500 Gefangene und 1i Kanonen abnahm — der
erste Sieg des Sepoygencrals über europäische Truppen; auch übertrug man ihm
die Unterhandlungen wegen der Kapitulation von Kopenhagen.

Damals stand Napoleon ans dem Gipfelpunkte seiner Macht. Rußland war -
aus einem Feinde ein Verbündeter geworden, gelockt durch die trügerische Aussicht
mit dem Bezwinger Enropa's die Herrschaft über das Festland theilen zu dürfen;
Oestreich war niedergeschmettert, Preußen so gut wie vernichtet. Durch eine in
der Geschichte noch nie dagewesene Hinterlist hatte Napoleon sich der ganzen
pyrenäischen Halbinsel bemächtigt, die Bourbonen aus Madrid, die Brcigcmza's
aus Lissabon vertrieben, und seinen Bruder zum, König von Spanien gemacht.'
England stand allein noch ungebeugt da, aber die Waffen, mit denen es seinen Tod¬
feind zu bekämpfen gewohnt war, die Armeen der Koalitionen, standen ihm nicht mehr
Zur Verfügung. Jedoch die Unersättlichkeit Napoleon's brachte jetzt neue Streit-
kräfte auf die Bühne des Wettkampfs. Die Portugiesen und Spanier standen wie
ein Mann auf, eine französische Armee mußte bei Baylcn vor einem zusammen¬
gerafften Volköheer die Waffen strecke», König Joseph eiligst ans Madrid fliehen,


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[0171] Wellington. ii. Nach neunjähriger Abwesenheit kehrte Sir Arthur Welleöley im September 1805 nach England zurück, belohnt mit dem Generalmajorspateut, dem Comthurkreuz des Bathordens, und dem öffentlichen Dank von König und Parlament. Jetzt erhielt er auch einen Sitz im Unterhause, wurde Secretair für Irland und ge¬ heimer Staatsrath, und war für die nächsten drei Jahre meistens im Civilstaats¬ dienste seines Vaterlands beschäftigt. Nur eine Expedition uach Bremen, die in Folge von Napoleon'S Sieg' bei Austerlitz ohne alle Resultate blieb, nud eine audere von größerer Erheblichkeit nach Dänemark, fallen in diese Zwischenzeit. Wellesley zeichnete sich während der letzteren durch das glückliche Gefecht bei Kioghe aus, wo er deu Dänen 1500 Gefangene und 1i Kanonen abnahm — der erste Sieg des Sepoygencrals über europäische Truppen; auch übertrug man ihm die Unterhandlungen wegen der Kapitulation von Kopenhagen. Damals stand Napoleon ans dem Gipfelpunkte seiner Macht. Rußland war - aus einem Feinde ein Verbündeter geworden, gelockt durch die trügerische Aussicht mit dem Bezwinger Enropa's die Herrschaft über das Festland theilen zu dürfen; Oestreich war niedergeschmettert, Preußen so gut wie vernichtet. Durch eine in der Geschichte noch nie dagewesene Hinterlist hatte Napoleon sich der ganzen pyrenäischen Halbinsel bemächtigt, die Bourbonen aus Madrid, die Brcigcmza's aus Lissabon vertrieben, und seinen Bruder zum, König von Spanien gemacht.' England stand allein noch ungebeugt da, aber die Waffen, mit denen es seinen Tod¬ feind zu bekämpfen gewohnt war, die Armeen der Koalitionen, standen ihm nicht mehr Zur Verfügung. Jedoch die Unersättlichkeit Napoleon's brachte jetzt neue Streit- kräfte auf die Bühne des Wettkampfs. Die Portugiesen und Spanier standen wie ein Mann auf, eine französische Armee mußte bei Baylcn vor einem zusammen¬ gerafften Volköheer die Waffen strecke», König Joseph eiligst ans Madrid fliehen, Grenzboten. IV. 21

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94982/171>, abgerufen am 16.06.2024.