Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Georges Sands tritt in diesem Roman so glänzend hervor, wie nicht in allen
ihren beliebtesten und gelesensten Schriften.

(Schluß folgt.)




Ueber die drohende Machrertveiternng Rußlands infolge des
Ausbaues seiner Eisenbahnlinien.

Es sind nunmehr zwanzig Jahre verflossen, seitdem der Eisenbahnbau in
unsrem Welttheil allgemeiner geworden ist. In diesem Zeitraum, welcher mit
dem Jahre -1833 anhebt, kam das zur Ausführung, was man heutzutage daS
west- und mitteleuropäische Eisenbahnsystem nennen kann. Wenn auch einige
Bindeglieder, die in Zukunft in diesem großen Straßennetz nicht entbehrt wer¬
den können, derzeit noch mangeln, außerdem auf der pyrenäischen Halbinsel
noch wenig geschehen ist, so kann man den Hauptkörper des Systems dennoch
bereits als vollendet ansehen, was um so bemerkenswerther ist, da im Osten
Europas bis dahin noch nichts besteht, was man mit den Communicationen
im Centrum und im Westen unsres Welttheils in irgendeinen Vergleich stellen
könnte.

Vielleicht zu keiner Zeit vorher waren beide Weltgegenden in dieser Hinsicht
soweit voneinander verschieden. In Deutschland, in Frankreich, Belgien, Hol¬
land, der Schweiz, Italien, auf den. britischen Inseln und selbst in Dänemark
ein dichtgemaschtes Netz von Eisenlinien, auf denen sich Menschen und Güter
mit der Schnelligkeit von fünf geographischen Meilen per Stunde und, wenn
es noththut, mit der doppelten (ja annähernd der dreifachen) transportiren
lassen, und dagegen in Rußland, in Schweden-, in Polen, Ungarn nur einige
Schienenstränge, die noch kein verbundenes Ganze darstellen, ohne einigenden
Mittelpunkt daliegen und unter denen die Bahn von Petersburg nach Mos¬
kau der längste ist. Endlich in der Türkei und den beiden Donaufürstenthümern
nichts von alledem.

Man muß eingestehen, daß der Kampf des Westens gegen den
Osten von jenem in dieser Hinsicht gut gewählt ist. Nie konnte sich
der erstere über den letzteren in communicativer Beziehung einer so unbestreit¬
baren Ueberlegenheit rühmen. Der Zar verfügt über ungeheure Massen, aber
er bewegt sie mit aller der Langsamkeit, mit welcher große Lasten ohne mecha¬
nische Hilfsmittel mcinipulirt werden. Das treffliche Chausseenetz, ein Werk
seines Bruders Alexander und sein eignes, welches Westrußland überspannt,
setzt zwar den Kaiser Nikolaus in den Stand, nach freiem Belieben Armee-


Georges Sands tritt in diesem Roman so glänzend hervor, wie nicht in allen
ihren beliebtesten und gelesensten Schriften.

(Schluß folgt.)




Ueber die drohende Machrertveiternng Rußlands infolge des
Ausbaues seiner Eisenbahnlinien.

Es sind nunmehr zwanzig Jahre verflossen, seitdem der Eisenbahnbau in
unsrem Welttheil allgemeiner geworden ist. In diesem Zeitraum, welcher mit
dem Jahre -1833 anhebt, kam das zur Ausführung, was man heutzutage daS
west- und mitteleuropäische Eisenbahnsystem nennen kann. Wenn auch einige
Bindeglieder, die in Zukunft in diesem großen Straßennetz nicht entbehrt wer¬
den können, derzeit noch mangeln, außerdem auf der pyrenäischen Halbinsel
noch wenig geschehen ist, so kann man den Hauptkörper des Systems dennoch
bereits als vollendet ansehen, was um so bemerkenswerther ist, da im Osten
Europas bis dahin noch nichts besteht, was man mit den Communicationen
im Centrum und im Westen unsres Welttheils in irgendeinen Vergleich stellen
könnte.

Vielleicht zu keiner Zeit vorher waren beide Weltgegenden in dieser Hinsicht
soweit voneinander verschieden. In Deutschland, in Frankreich, Belgien, Hol¬
land, der Schweiz, Italien, auf den. britischen Inseln und selbst in Dänemark
ein dichtgemaschtes Netz von Eisenlinien, auf denen sich Menschen und Güter
mit der Schnelligkeit von fünf geographischen Meilen per Stunde und, wenn
es noththut, mit der doppelten (ja annähernd der dreifachen) transportiren
lassen, und dagegen in Rußland, in Schweden-, in Polen, Ungarn nur einige
Schienenstränge, die noch kein verbundenes Ganze darstellen, ohne einigenden
Mittelpunkt daliegen und unter denen die Bahn von Petersburg nach Mos¬
kau der längste ist. Endlich in der Türkei und den beiden Donaufürstenthümern
nichts von alledem.

Man muß eingestehen, daß der Kampf des Westens gegen den
Osten von jenem in dieser Hinsicht gut gewählt ist. Nie konnte sich
der erstere über den letzteren in communicativer Beziehung einer so unbestreit¬
baren Ueberlegenheit rühmen. Der Zar verfügt über ungeheure Massen, aber
er bewegt sie mit aller der Langsamkeit, mit welcher große Lasten ohne mecha¬
nische Hilfsmittel mcinipulirt werden. Das treffliche Chausseenetz, ein Werk
seines Bruders Alexander und sein eignes, welches Westrußland überspannt,
setzt zwar den Kaiser Nikolaus in den Stand, nach freiem Belieben Armee-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0228" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/99080"/>
          <p xml:id="ID_791" prev="#ID_790"> Georges Sands tritt in diesem Roman so glänzend hervor, wie nicht in allen<lb/>
ihren beliebtesten und gelesensten Schriften.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_792"> (Schluß folgt.)</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Ueber die drohende Machrertveiternng Rußlands infolge des<lb/>
Ausbaues seiner Eisenbahnlinien.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_793"> Es sind nunmehr zwanzig Jahre verflossen, seitdem der Eisenbahnbau in<lb/>
unsrem Welttheil allgemeiner geworden ist. In diesem Zeitraum, welcher mit<lb/>
dem Jahre -1833 anhebt, kam das zur Ausführung, was man heutzutage daS<lb/>
west- und mitteleuropäische Eisenbahnsystem nennen kann. Wenn auch einige<lb/>
Bindeglieder, die in Zukunft in diesem großen Straßennetz nicht entbehrt wer¬<lb/>
den können, derzeit noch mangeln, außerdem auf der pyrenäischen Halbinsel<lb/>
noch wenig geschehen ist, so kann man den Hauptkörper des Systems dennoch<lb/>
bereits als vollendet ansehen, was um so bemerkenswerther ist, da im Osten<lb/>
Europas bis dahin noch nichts besteht, was man mit den Communicationen<lb/>
im Centrum und im Westen unsres Welttheils in irgendeinen Vergleich stellen<lb/>
könnte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_794"> Vielleicht zu keiner Zeit vorher waren beide Weltgegenden in dieser Hinsicht<lb/>
soweit voneinander verschieden. In Deutschland, in Frankreich, Belgien, Hol¬<lb/>
land, der Schweiz, Italien, auf den. britischen Inseln und selbst in Dänemark<lb/>
ein dichtgemaschtes Netz von Eisenlinien, auf denen sich Menschen und Güter<lb/>
mit der Schnelligkeit von fünf geographischen Meilen per Stunde und, wenn<lb/>
es noththut, mit der doppelten (ja annähernd der dreifachen) transportiren<lb/>
lassen, und dagegen in Rußland, in Schweden-, in Polen, Ungarn nur einige<lb/>
Schienenstränge, die noch kein verbundenes Ganze darstellen, ohne einigenden<lb/>
Mittelpunkt daliegen und unter denen die Bahn von Petersburg nach Mos¬<lb/>
kau der längste ist. Endlich in der Türkei und den beiden Donaufürstenthümern<lb/>
nichts von alledem.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_795" next="#ID_796"> Man muß eingestehen, daß der Kampf des Westens gegen den<lb/>
Osten von jenem in dieser Hinsicht gut gewählt ist. Nie konnte sich<lb/>
der erstere über den letzteren in communicativer Beziehung einer so unbestreit¬<lb/>
baren Ueberlegenheit rühmen. Der Zar verfügt über ungeheure Massen, aber<lb/>
er bewegt sie mit aller der Langsamkeit, mit welcher große Lasten ohne mecha¬<lb/>
nische Hilfsmittel mcinipulirt werden. Das treffliche Chausseenetz, ein Werk<lb/>
seines Bruders Alexander und sein eignes, welches Westrußland überspannt,<lb/>
setzt zwar den Kaiser Nikolaus in den Stand, nach freiem Belieben Armee-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0228] Georges Sands tritt in diesem Roman so glänzend hervor, wie nicht in allen ihren beliebtesten und gelesensten Schriften. (Schluß folgt.) Ueber die drohende Machrertveiternng Rußlands infolge des Ausbaues seiner Eisenbahnlinien. Es sind nunmehr zwanzig Jahre verflossen, seitdem der Eisenbahnbau in unsrem Welttheil allgemeiner geworden ist. In diesem Zeitraum, welcher mit dem Jahre -1833 anhebt, kam das zur Ausführung, was man heutzutage daS west- und mitteleuropäische Eisenbahnsystem nennen kann. Wenn auch einige Bindeglieder, die in Zukunft in diesem großen Straßennetz nicht entbehrt wer¬ den können, derzeit noch mangeln, außerdem auf der pyrenäischen Halbinsel noch wenig geschehen ist, so kann man den Hauptkörper des Systems dennoch bereits als vollendet ansehen, was um so bemerkenswerther ist, da im Osten Europas bis dahin noch nichts besteht, was man mit den Communicationen im Centrum und im Westen unsres Welttheils in irgendeinen Vergleich stellen könnte. Vielleicht zu keiner Zeit vorher waren beide Weltgegenden in dieser Hinsicht soweit voneinander verschieden. In Deutschland, in Frankreich, Belgien, Hol¬ land, der Schweiz, Italien, auf den. britischen Inseln und selbst in Dänemark ein dichtgemaschtes Netz von Eisenlinien, auf denen sich Menschen und Güter mit der Schnelligkeit von fünf geographischen Meilen per Stunde und, wenn es noththut, mit der doppelten (ja annähernd der dreifachen) transportiren lassen, und dagegen in Rußland, in Schweden-, in Polen, Ungarn nur einige Schienenstränge, die noch kein verbundenes Ganze darstellen, ohne einigenden Mittelpunkt daliegen und unter denen die Bahn von Petersburg nach Mos¬ kau der längste ist. Endlich in der Türkei und den beiden Donaufürstenthümern nichts von alledem. Man muß eingestehen, daß der Kampf des Westens gegen den Osten von jenem in dieser Hinsicht gut gewählt ist. Nie konnte sich der erstere über den letzteren in communicativer Beziehung einer so unbestreit¬ baren Ueberlegenheit rühmen. Der Zar verfügt über ungeheure Massen, aber er bewegt sie mit aller der Langsamkeit, mit welcher große Lasten ohne mecha¬ nische Hilfsmittel mcinipulirt werden. Das treffliche Chausseenetz, ein Werk seines Bruders Alexander und sein eignes, welches Westrußland überspannt, setzt zwar den Kaiser Nikolaus in den Stand, nach freiem Belieben Armee-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_98851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_98851/228
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_98851/228>, abgerufen am 17.06.2024.