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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.

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den gemeinschaftlichen Feind, so wird es doch wol nur sehr wenige geben, die
ernstlich an eine längere Zukunft für die Fortdauer des osmanischen Reichs
glauben möchten. Es kommt also vor allen Dingen darauf an, sich klar zu
machen, ob diese für den Weltverkehr so wichtige Ländermasse in der That dem
Schicksal unterworfen ist, von Nußland oder Oestreich verschlungen und so
jeder natürlichen Entwicklung beraubt zu werden, oder ob die einzelnen Theile
Lebenskraft genug haben, nach einer selbstständigen Existenz zu streben. Für
die Beantwortung dieser Frage ist das gegenwärtige Werk eine wichtige Vor¬
arbeit. Es ist außerdem bequem und selbst anziehend geschrieben und wird
deshalb auch auf das größere Publicum seine Wirkung nicht verfehlen. --


Diplomatisches Handbuch. Sammlung der wichtigsten europäischen Friedens¬
schlüsse, Congreßacteu und sonstigen Staatsurkunden vom westphälischen
Frieden bis ans die neueste Zeit. Mit kurzen geschichtlichen Einleitungen
herausgegeben von ">-. F. W. Ghillany. Nördlingen, Beck. --

Die Sammlung, deren Plan wir schon im Frühern angezeigt haben, ist
jetzt bis zur ersten Lieferung des zweiten Theils fortgesetzt; es fehlt nur noch
die zweite Lieferung. Der zweite Theil enthält die Actenstücke über die innern
Verhältnisse Dentschlands seit Auflösung des deutschen Reichs, die Actenstücke
über Schleswig-Holstein und die Verträge in Beziehung auf die orientalische An¬
gelegenheit. -- Daß bei der Unzugänglichkeit der größern diplomatischen Hand¬
bücher für das Publicum ein wohlfeiler und gedrängter Auszug wünschenswert!)
ist, haben wir schon früher angeführt, und die Auswahl und Arbeit des Ver¬
fassers ist im Ganzen verständig und sachgemäß. Aus das Weitere gehen wir
bei der Bollendung des Werkes ein. --


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Mit dem vierten Bande ist dieses Werk, welches gewissermaßen zur Ein¬
leitung der Geschichte der Girondisten dient, geschlossen. Der Tod Mirabeaus
bildet die Scheidegrenze zwischen beiden. -- Es geht Lamartine in seinen histo¬
rischen Werken gewöhnlich so, daß er am Anfang seinen Plan sehr breit und
ausführlich anlegt, daß er dann aber allmälig ermüdet und zuletzt mit unge¬
stümer Hast vorwärts eilt. So steht auch dieser Band an Ausführlichkeit den
früheren bei weitem nach, aber er liest sich nur um so pikanter, und da man
bei dem berühmten Dichter und Redner, der sich selbst in seinen politischen
Ercurscn stets von der Improvisation bestimmen läßt, und dem nicht blos die
Praxis, sondern selbst der Begriff der Kritik abgeht, ein eigentlich historisches
Werk nicht erwarten wird, so mag man sich dem Strom seiner Beredtsamkeit
um so ungestörter überlassen, da seine Wirkung nur für den Augenblick aus-


den gemeinschaftlichen Feind, so wird es doch wol nur sehr wenige geben, die
ernstlich an eine längere Zukunft für die Fortdauer des osmanischen Reichs
glauben möchten. Es kommt also vor allen Dingen darauf an, sich klar zu
machen, ob diese für den Weltverkehr so wichtige Ländermasse in der That dem
Schicksal unterworfen ist, von Nußland oder Oestreich verschlungen und so
jeder natürlichen Entwicklung beraubt zu werden, oder ob die einzelnen Theile
Lebenskraft genug haben, nach einer selbstständigen Existenz zu streben. Für
die Beantwortung dieser Frage ist das gegenwärtige Werk eine wichtige Vor¬
arbeit. Es ist außerdem bequem und selbst anziehend geschrieben und wird
deshalb auch auf das größere Publicum seine Wirkung nicht verfehlen. —


Diplomatisches Handbuch. Sammlung der wichtigsten europäischen Friedens¬
schlüsse, Congreßacteu und sonstigen Staatsurkunden vom westphälischen
Frieden bis ans die neueste Zeit. Mit kurzen geschichtlichen Einleitungen
herausgegeben von »>-. F. W. Ghillany. Nördlingen, Beck. —

Die Sammlung, deren Plan wir schon im Frühern angezeigt haben, ist
jetzt bis zur ersten Lieferung des zweiten Theils fortgesetzt; es fehlt nur noch
die zweite Lieferung. Der zweite Theil enthält die Actenstücke über die innern
Verhältnisse Dentschlands seit Auflösung des deutschen Reichs, die Actenstücke
über Schleswig-Holstein und die Verträge in Beziehung auf die orientalische An¬
gelegenheit. — Daß bei der Unzugänglichkeit der größern diplomatischen Hand¬
bücher für das Publicum ein wohlfeiler und gedrängter Auszug wünschenswert!)
ist, haben wir schon früher angeführt, und die Auswahl und Arbeit des Ver¬
fassers ist im Ganzen verständig und sachgemäß. Aus das Weitere gehen wir
bei der Bollendung des Werkes ein. —


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Mit dem vierten Bande ist dieses Werk, welches gewissermaßen zur Ein¬
leitung der Geschichte der Girondisten dient, geschlossen. Der Tod Mirabeaus
bildet die Scheidegrenze zwischen beiden. — Es geht Lamartine in seinen histo¬
rischen Werken gewöhnlich so, daß er am Anfang seinen Plan sehr breit und
ausführlich anlegt, daß er dann aber allmälig ermüdet und zuletzt mit unge¬
stümer Hast vorwärts eilt. So steht auch dieser Band an Ausführlichkeit den
früheren bei weitem nach, aber er liest sich nur um so pikanter, und da man
bei dem berühmten Dichter und Redner, der sich selbst in seinen politischen
Ercurscn stets von der Improvisation bestimmen läßt, und dem nicht blos die
Praxis, sondern selbst der Begriff der Kritik abgeht, ein eigentlich historisches
Werk nicht erwarten wird, so mag man sich dem Strom seiner Beredtsamkeit
um so ungestörter überlassen, da seine Wirkung nur für den Augenblick aus-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/213>, abgerufen am 29.05.2024.