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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

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Sohnes und Bruders in allen Staaten des Südens-sein muß; ich weiß, daß
davon die Ehre jedes Mädchens und jeder Frau abhängt -- einer jeden Frau,
ob Gattin oder Witwe, zwischen dem Fluß des Ohio und dem Golf von
Mexico; ich weiß, daß davon der Lebensfaden des Säuglings abhängt, der in
der Wiege liegt, unwissend, was um ihn her geschieht. Nro nicht die der
Weißen blos; denn sollen wir nicht auch todten, -- sollen wir nicht die
Scenen wiederholen, die in Guatemala und andern Orten vorfielen? -- aus¬
genommen mit verschiedenem Erfolg; -- denn, wenn wir mit unsrer Ueber-
legenheit an Zahl, Verstand und Muth gestatten könnten, hier wie dort be¬
siegt zu we.rden, so würden wir die Sklaven zu unsern Zuchtmeistern und als
Ehemänner unsrer Frauen verdienen. Das ist die unausweichliche Folge, welche
das Mitglied von Enrolina in demselben Lichte ansieht, wie ich --- und die
auch Sie, Sir, also betrachten und welcher jedes südliche Gefühl entspricht, --
eine Saite, die, wenn sie von der zartesten Hand berührt wird, zu dem Herzen
eines jeden Menschen in diesem Lande forttönt. Ich wünsche, ich könnte der
Wahrheit gemäß behaupten, daß sie zu der entgegengesetzten Reihe gehöre, --
daß sie eine geringe Gefahr sei; aber es ist eine große Gefahr -- eine Gefahr,
die immer zugenommen hat, fortwährend zunimmt, und die vermindert werden
muß, oder sie wird zu einer sachgemäßen Katastrophe führen.".

"Seit meiner frühesten Kindheit, waren alle meine Gefühle und Instincte
der Sklaverei in jeder Gestalt zuwider, der Unterwerfung des Willens eines
Menschen unter den eines andern, und seitdem ich Clarksons berühmtes Pam¬
phlet gelesen, wurde ich, mir schaudert noch, ebenso toll, als Clarkson selbst.
Ich las mich in diese Tollheit hinein, wie ich mich in einige Agriculturver-
besserungen hineingelesen habe, aber wie ich mich aus diesen wieder heraus¬
gearbeitet, so arbeitete ich mich auch aus jener wieder heraus. Zu jener Zeit,
wo der Abolitionismuö den Sklavenhandel für Seeräuberei erklärte, hatten wir
ebensogut das Recht ihn als Verrath zu erklären, wenn die Verfassung nicht
schon den Begriff von Verrath definirt hätte, -- es war ebensosehr Piraterie
als Verrath."

"Das Uebel wird seinen Verlauf haben -- es hat ihn in den nördlichen
Staaten schon gehabt; es ist im Begriff, ihn in Maryland zu nehmen. Das
natürliche Ende der Sklaverei ist die Unvorteilhaftigkeit ihrer zu theuern Arbeit.
Den Augenblick, wo die Arbeit aufhört dem Herren zu nützen, oder bald nach¬
dem sie diesen Punkt erreicht hat, wird, wenn der Sklave nicht dem Herrn
entlaufen will, der Herr dem Sklaven entlaufen; das ist die Geschichte des
Uebergangs von der Sklaverei zur Freiheit, in dem Frohnverhältnisse Eng¬
lands. Die freigebornen Engländer waren einst Klebae a-lsoriM, wie die
Leibeignen in Polen. Befinden sich die letztern nicht in Nußland und Polen
grade jetzt und aus denselben Ursachen in diesem Uebergange?" --


Sohnes und Bruders in allen Staaten des Südens-sein muß; ich weiß, daß
davon die Ehre jedes Mädchens und jeder Frau abhängt — einer jeden Frau,
ob Gattin oder Witwe, zwischen dem Fluß des Ohio und dem Golf von
Mexico; ich weiß, daß davon der Lebensfaden des Säuglings abhängt, der in
der Wiege liegt, unwissend, was um ihn her geschieht. Nro nicht die der
Weißen blos; denn sollen wir nicht auch todten, — sollen wir nicht die
Scenen wiederholen, die in Guatemala und andern Orten vorfielen? — aus¬
genommen mit verschiedenem Erfolg; — denn, wenn wir mit unsrer Ueber-
legenheit an Zahl, Verstand und Muth gestatten könnten, hier wie dort be¬
siegt zu we.rden, so würden wir die Sklaven zu unsern Zuchtmeistern und als
Ehemänner unsrer Frauen verdienen. Das ist die unausweichliche Folge, welche
das Mitglied von Enrolina in demselben Lichte ansieht, wie ich —- und die
auch Sie, Sir, also betrachten und welcher jedes südliche Gefühl entspricht, —
eine Saite, die, wenn sie von der zartesten Hand berührt wird, zu dem Herzen
eines jeden Menschen in diesem Lande forttönt. Ich wünsche, ich könnte der
Wahrheit gemäß behaupten, daß sie zu der entgegengesetzten Reihe gehöre, —
daß sie eine geringe Gefahr sei; aber es ist eine große Gefahr — eine Gefahr,
die immer zugenommen hat, fortwährend zunimmt, und die vermindert werden
muß, oder sie wird zu einer sachgemäßen Katastrophe führen.".

„Seit meiner frühesten Kindheit, waren alle meine Gefühle und Instincte
der Sklaverei in jeder Gestalt zuwider, der Unterwerfung des Willens eines
Menschen unter den eines andern, und seitdem ich Clarksons berühmtes Pam¬
phlet gelesen, wurde ich, mir schaudert noch, ebenso toll, als Clarkson selbst.
Ich las mich in diese Tollheit hinein, wie ich mich in einige Agriculturver-
besserungen hineingelesen habe, aber wie ich mich aus diesen wieder heraus¬
gearbeitet, so arbeitete ich mich auch aus jener wieder heraus. Zu jener Zeit,
wo der Abolitionismuö den Sklavenhandel für Seeräuberei erklärte, hatten wir
ebensogut das Recht ihn als Verrath zu erklären, wenn die Verfassung nicht
schon den Begriff von Verrath definirt hätte, — es war ebensosehr Piraterie
als Verrath."

„Das Uebel wird seinen Verlauf haben — es hat ihn in den nördlichen
Staaten schon gehabt; es ist im Begriff, ihn in Maryland zu nehmen. Das
natürliche Ende der Sklaverei ist die Unvorteilhaftigkeit ihrer zu theuern Arbeit.
Den Augenblick, wo die Arbeit aufhört dem Herren zu nützen, oder bald nach¬
dem sie diesen Punkt erreicht hat, wird, wenn der Sklave nicht dem Herrn
entlaufen will, der Herr dem Sklaven entlaufen; das ist die Geschichte des
Uebergangs von der Sklaverei zur Freiheit, in dem Frohnverhältnisse Eng¬
lands. Die freigebornen Engländer waren einst Klebae a-lsoriM, wie die
Leibeignen in Polen. Befinden sich die letztern nicht in Nußland und Polen
grade jetzt und aus denselben Ursachen in diesem Uebergange?" —


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/103>, abgerufen am 16.06.2024.