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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

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nehmen. Atchison seinerseits fährt fort, Recruten in Missouri zu werben und
sich solche von den südlichen Staaten schicken zu lassen; er hat in einem Briefe
nach Georgia offen seinen Willen erklärt, Kansas zu einem Sklavenstaate zu
machen und die Legislaturen und Gouverneure des Südens wurden aufgefordert,
ihm mit Geld und Leuten beizustehen.

Wir haben keinen Zweifel, daß das Denouement des Complots, welches
mit den Regierungsmitgliedern verabredet worden ist, Anfang nächsten Juni
herbeigeführt werden wird, um die Nomination in Cincinnati, die zu dieser
Zeit vor sich gehen soll, zu beeinflussen. Der Süden und die nördlichen clouxk-
lÄctzs der Versammlung werden dann in den Händen von Präsident Pierce
als Oberbefehlshaber der Truppen der vereinigten Staaten in Kansas und in
Atchison als Untergeneral die Macht der Regierung vereinigt finden und sich
leicht bedeuten lassen, daß, um den Staat zu retten, für die nächste Prästden-
tur niemand anders als sie wieder gewählt werden dürfte. Dieser Vortheil
ist wenigstens der einzige, den Mr. Pierce über seinen Nebenbuhler Mr. Bu-
chanan, welcher der versteckte Alliirte des Südens ist und den Fehlern der
Partei durch seine Gesandtschaft nach London ausgewichen ist, erlangen kann.
Andrerseits werden alle diejenigen, welche die furchtbare Verantwortlichkeit
fühlen, die auf die Urheber dieses unedlen Bürgerkriegs fällt, sich bestreben,
neue Namen von einiger Bedeutung, die nichts damit zu thun haben, auf die
Liste zu bringen und dürfte der jetzige prästdentielle Sklavenmäkler vergeblich aus
die Dankbarkeit und Verbindlichkeit derjenigen zählen, denen er sich verkauft
und zu deren Nutzen er die Würde, die er einnimmt, so tief beschmuzt hat.
Aber das wird die Partei nicht abhalten, ihren gefaßten Plan, der noch viel
weiter geht und nichts weniger zum Zweck hat, alö eine selbstständige Con-
föderation der Sklavenstaaten, mit Missouri und Kansas in der Mitte und
Kalifornien, Nikaragua und Mexico als Grenzlinie, weiter zu verfolgen. Die
Herrschaft der Sklavenmacht würde dann der der andern Staaten "ebenbürtig"
sein, wie Herr Brooke meinte und von Cuba aus, welches als letztes An¬
hängsel betrachtet wird, könnte man dem Norden die Zunge zeigen.

Gibt es aber keine Schranken und Hindernisse, die der Verwirklichung
dieses ungeheuern Planes im Wege stehen? Wirb .der reiche, feste und be¬
völkerte Norden nichts thun, um der Ausbreitung dieses "Krebses in seinem
Gesicht" entgegenzutreten?

Die Antwort auf die erste Frage ergibt sich von selbst aus der Annahme
des Falles. Eine solche Conföderation würde nothwendig zu einem Bruch und
Kriege in der Union führen. Was aber bei einem solchen das Schicksal des
Südens und seiner vermeintlichen Macht sein würde, ist nicht schwer zu er¬
rathen. Die erste und nothwendige Folge davon würde die Aufhebung der
Sklaverei sein, entweder einseitig durch die Sklaven, die insurgirt würden und


nehmen. Atchison seinerseits fährt fort, Recruten in Missouri zu werben und
sich solche von den südlichen Staaten schicken zu lassen; er hat in einem Briefe
nach Georgia offen seinen Willen erklärt, Kansas zu einem Sklavenstaate zu
machen und die Legislaturen und Gouverneure des Südens wurden aufgefordert,
ihm mit Geld und Leuten beizustehen.

Wir haben keinen Zweifel, daß das Denouement des Complots, welches
mit den Regierungsmitgliedern verabredet worden ist, Anfang nächsten Juni
herbeigeführt werden wird, um die Nomination in Cincinnati, die zu dieser
Zeit vor sich gehen soll, zu beeinflussen. Der Süden und die nördlichen clouxk-
lÄctzs der Versammlung werden dann in den Händen von Präsident Pierce
als Oberbefehlshaber der Truppen der vereinigten Staaten in Kansas und in
Atchison als Untergeneral die Macht der Regierung vereinigt finden und sich
leicht bedeuten lassen, daß, um den Staat zu retten, für die nächste Prästden-
tur niemand anders als sie wieder gewählt werden dürfte. Dieser Vortheil
ist wenigstens der einzige, den Mr. Pierce über seinen Nebenbuhler Mr. Bu-
chanan, welcher der versteckte Alliirte des Südens ist und den Fehlern der
Partei durch seine Gesandtschaft nach London ausgewichen ist, erlangen kann.
Andrerseits werden alle diejenigen, welche die furchtbare Verantwortlichkeit
fühlen, die auf die Urheber dieses unedlen Bürgerkriegs fällt, sich bestreben,
neue Namen von einiger Bedeutung, die nichts damit zu thun haben, auf die
Liste zu bringen und dürfte der jetzige prästdentielle Sklavenmäkler vergeblich aus
die Dankbarkeit und Verbindlichkeit derjenigen zählen, denen er sich verkauft
und zu deren Nutzen er die Würde, die er einnimmt, so tief beschmuzt hat.
Aber das wird die Partei nicht abhalten, ihren gefaßten Plan, der noch viel
weiter geht und nichts weniger zum Zweck hat, alö eine selbstständige Con-
föderation der Sklavenstaaten, mit Missouri und Kansas in der Mitte und
Kalifornien, Nikaragua und Mexico als Grenzlinie, weiter zu verfolgen. Die
Herrschaft der Sklavenmacht würde dann der der andern Staaten „ebenbürtig"
sein, wie Herr Brooke meinte und von Cuba aus, welches als letztes An¬
hängsel betrachtet wird, könnte man dem Norden die Zunge zeigen.

Gibt es aber keine Schranken und Hindernisse, die der Verwirklichung
dieses ungeheuern Planes im Wege stehen? Wirb .der reiche, feste und be¬
völkerte Norden nichts thun, um der Ausbreitung dieses „Krebses in seinem
Gesicht" entgegenzutreten?

Die Antwort auf die erste Frage ergibt sich von selbst aus der Annahme
des Falles. Eine solche Conföderation würde nothwendig zu einem Bruch und
Kriege in der Union führen. Was aber bei einem solchen das Schicksal des
Südens und seiner vermeintlichen Macht sein würde, ist nicht schwer zu er¬
rathen. Die erste und nothwendige Folge davon würde die Aufhebung der
Sklaverei sein, entweder einseitig durch die Sklaven, die insurgirt würden und


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/106>, abgerufen am 16.06.2024.