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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

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davon liefen, oder mit Bewilligung ihrer Herren, welche sie emancipiren mu߬
ten, um sie als bewaffnete Macht gegen den Feind zu verwenden. Das letztere
war das Resultat der spanisch-amerikanischen Kriege und das erstere würde
nicht blos von den freien Staaten des Nordens versucht werden. Auch Frank¬
reich, England und Spanien würden einer Occupation von Cuba nicht ruhig
zusehen, ohne die schwarze Schar seiner Bevölkerung zu entfesseln und ihr
Hilfe zu senden. Napoleon sagte in seinen Memoiren von Se. Helena, wo
er von dem Verlust und der Rückkehr Se. Domingos unter seine Fahnen
spricht: Die Republik würde ^eine Armee von 25--30,000 Schwarzen haben,
welche ganz Amerika zittern machen würden. Der Ausgang kann in der That
kaum zweifelhaft sein.

Was die zweite Frage betrifft, so hängt dieselbe von der Stellung
der Parteien und den Platformen ab, welche als Resultat aus ihren
Reorganisationsbestrebungen hervorgehen wird. Neben der gouvernementalen
Partei der aristokratischen Sklavenlreiber gibt es jetzt nur zwei große Partei¬
gruppen, die in Erwägung kommen. Das sind die Knownothings und die
Republikaner, welche in diesem Augenblick beide in vorbereitenden Conventio¬
nen in Philadelphia und Pittsburg versammelt sind. Bis jetzt hat nur die
Versammlung der ersteren, welche sich nicht mehr Knownothings oder Nati-
visten, sondern die amerikanische Partei schlechtweg oder par sxesUsnLö nennen,
ein bestimmtes Ergebniß geliefert, welches darin besteht, daß die Gesellschaft
ihrer principiellen Auflösung entgegengeht. sowol der Artikel, welcher die
einundzwanzigjährige Naturalisation fordert, als derjenige, welcher gegen den
katholischen Glauben gerichtet ist, wurden durch Beschluß und Zulassung von
denselben entgegengesinnten Delegaten zur Convention beseitigt, so daß nur
noch der Artikel im Sinne der Nebraskabill als Malliirungspunkt der Partei
übrigbleibt. Es ist sehr die Frage, ob derselbe Anziehungskraft genug besitzen wird,
die Partei ferner zusammenzuhalten, da derselbe sie ohne die beiden andern der
Negierung direct in die Arme führt und von dem Augenblick an, wo dieses voll¬
ständig klar wird, die ganze Genossenschaft zu einer Bande von bloßen Stellen¬
jägern herabsinken muß, was sie ohnedies in den Augen vieler stets war. Die
ganze Lage ist aber dadurch ungemein vereinfacht worden, indem sämmtliche
alte Parteiunterschiede vor dein einen und großen Gegensatze verschwinden,
der sich in den zwei Worten: Sklaverei oder Freiheit, Piercewirthschaft oder
constiMtionelle Negierung zusammenfaßt. Die republikanische Partei bildet das
Gefäß zur Aufnahme aller Elemente, welche die Opposition gegen die erstere¬
ins Leben ruft und sie hat den ersten Erfolg durch die Wahl Banks als
Sprechers in dem Hause der Repräsentanten gefeiert, welche eine standhafte An¬
strengung erfordert hat, die auf einen harten und mühseligen Kampf und von
noch ungewissem Ausgang hindeuten. Nach dem augenblicklichen Eindruck zu


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davon liefen, oder mit Bewilligung ihrer Herren, welche sie emancipiren mu߬
ten, um sie als bewaffnete Macht gegen den Feind zu verwenden. Das letztere
war das Resultat der spanisch-amerikanischen Kriege und das erstere würde
nicht blos von den freien Staaten des Nordens versucht werden. Auch Frank¬
reich, England und Spanien würden einer Occupation von Cuba nicht ruhig
zusehen, ohne die schwarze Schar seiner Bevölkerung zu entfesseln und ihr
Hilfe zu senden. Napoleon sagte in seinen Memoiren von Se. Helena, wo
er von dem Verlust und der Rückkehr Se. Domingos unter seine Fahnen
spricht: Die Republik würde ^eine Armee von 25—30,000 Schwarzen haben,
welche ganz Amerika zittern machen würden. Der Ausgang kann in der That
kaum zweifelhaft sein.

Was die zweite Frage betrifft, so hängt dieselbe von der Stellung
der Parteien und den Platformen ab, welche als Resultat aus ihren
Reorganisationsbestrebungen hervorgehen wird. Neben der gouvernementalen
Partei der aristokratischen Sklavenlreiber gibt es jetzt nur zwei große Partei¬
gruppen, die in Erwägung kommen. Das sind die Knownothings und die
Republikaner, welche in diesem Augenblick beide in vorbereitenden Conventio¬
nen in Philadelphia und Pittsburg versammelt sind. Bis jetzt hat nur die
Versammlung der ersteren, welche sich nicht mehr Knownothings oder Nati-
visten, sondern die amerikanische Partei schlechtweg oder par sxesUsnLö nennen,
ein bestimmtes Ergebniß geliefert, welches darin besteht, daß die Gesellschaft
ihrer principiellen Auflösung entgegengeht. sowol der Artikel, welcher die
einundzwanzigjährige Naturalisation fordert, als derjenige, welcher gegen den
katholischen Glauben gerichtet ist, wurden durch Beschluß und Zulassung von
denselben entgegengesinnten Delegaten zur Convention beseitigt, so daß nur
noch der Artikel im Sinne der Nebraskabill als Malliirungspunkt der Partei
übrigbleibt. Es ist sehr die Frage, ob derselbe Anziehungskraft genug besitzen wird,
die Partei ferner zusammenzuhalten, da derselbe sie ohne die beiden andern der
Negierung direct in die Arme führt und von dem Augenblick an, wo dieses voll¬
ständig klar wird, die ganze Genossenschaft zu einer Bande von bloßen Stellen¬
jägern herabsinken muß, was sie ohnedies in den Augen vieler stets war. Die
ganze Lage ist aber dadurch ungemein vereinfacht worden, indem sämmtliche
alte Parteiunterschiede vor dein einen und großen Gegensatze verschwinden,
der sich in den zwei Worten: Sklaverei oder Freiheit, Piercewirthschaft oder
constiMtionelle Negierung zusammenfaßt. Die republikanische Partei bildet das
Gefäß zur Aufnahme aller Elemente, welche die Opposition gegen die erstere¬
ins Leben ruft und sie hat den ersten Erfolg durch die Wahl Banks als
Sprechers in dem Hause der Repräsentanten gefeiert, welche eine standhafte An¬
strengung erfordert hat, die auf einen harten und mühseligen Kampf und von
noch ungewissem Ausgang hindeuten. Nach dem augenblicklichen Eindruck zu


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/107>, abgerufen am 15.06.2024.