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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

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Freund vom Gymnase oder vom Theatre frau^ais wieder herauserkannt. --
Einzelne sehr seine Striche .enthält das Nvvellenbuch von Franz Dingelstedt;
vier Erzählungen aus den Jahren 18iÄ und -I8j3. Wie der Dichter über
seine Leistungen denkt, hat er in dem Widmungssonett ausgesprochen, das wir
hier mittheilen, weil uns bei Dingelstedt häufig ein ähnliches Gefühl über¬
kommt.


Wie wunderlich ist unser beider Leben:
Wir sind im strengen Bann der Pflicht gefeit,
Mit nnsreni inneren Beruf entzweit,
Und äußerlich vou Glück und Glanz umgeben!
Will unser Herz sich jugendlich erheben,
So flüchtet es in die Vergangenheit
Und heißt um sich, voll herber Seligkeit,
Der Kunst, der Dichtung Schattenbilder schwebe".
In solchem Sinne bring ich Dir dies Buch;
Ich weiß am besten, ohne Selbstverblendung:
Es blieb, wie alles, was ich schrieb, Versuch.
Geht doch durch unsre wahlverwandte Sendung
Bei gleichem Segen anch derselbe Fluch:
Am Ende sein, "och fern von der Vollendung!

Ijib1i()>,Kho.u"z intern ationals. Zruxöll-Zs I.eipniF, KikssUnA,
8etmv<z ^ Comp..-- Die neuen Lieferungen enthalten eine gut erzählte Dorf-
geschicl. te von Paul Meurice, l.czs l^rum8 et" villa^ö. Der brutale Klopffechter,
der Held dieser Erzählung, ist sehr charakteristisch gezeichnet und die Staffirnng
ist anziehend. -- Jda von Düringsfeld, gegenwärtig Baronin von Neinsberg,
hat zum ersten Mal einen französischen Roman geschrieben: MKo VoUKi. Die
Motive der Erfindung sind äußerst gewagt (eine mehrmonatliche Liebe zu einer
verheirateten Frau, ohne daß weder sie noch ihr Gatte etwas davon merken,
bis endlich die Erklärung in Gegenwart deS letzter" geschieht). -- Frau Gräfin
Dass beginnt einen Roman: NirZentoisklle ^obespierr", in welchem sie ver¬
sucht, dem innern Entwicklungsgang jenes berüchtigten Schreckensmannes auf
die Spur zu kommen, und seine ursprüngliche Anlage dabei so gut schildert,
als irgend möglich. -- A. Dumas setzt seine "großen Männer im Schlafrock"
fort. Seine Darstellung Nicheliens enthält eine ganze Menge sehr amüsanter
Anekvoten, die man sonst selten zusammen findet und vie ihm, wie es scheint,
von allen Seiten her zugetragen werden. Eine anmuthige Künstlergeschichte: Fa l-
cvne von Madame Lacroir, ganz im Stil unsers Hoffmann, die früher im
Pays erschien , durch eine 'Vorrede ihres Mannes, des Bibliophilen Jacob
Zugeführt, in welcher sich dieser ziemlich bitter über die Reiseeindrücke Italiens
ausspricht. --




Grenzboten. II. I8ut>.

Freund vom Gymnase oder vom Theatre frau^ais wieder herauserkannt. —
Einzelne sehr seine Striche .enthält das Nvvellenbuch von Franz Dingelstedt;
vier Erzählungen aus den Jahren 18iÄ und -I8j3. Wie der Dichter über
seine Leistungen denkt, hat er in dem Widmungssonett ausgesprochen, das wir
hier mittheilen, weil uns bei Dingelstedt häufig ein ähnliches Gefühl über¬
kommt.


Wie wunderlich ist unser beider Leben:
Wir sind im strengen Bann der Pflicht gefeit,
Mit nnsreni inneren Beruf entzweit,
Und äußerlich vou Glück und Glanz umgeben!
Will unser Herz sich jugendlich erheben,
So flüchtet es in die Vergangenheit
Und heißt um sich, voll herber Seligkeit,
Der Kunst, der Dichtung Schattenbilder schwebe».
In solchem Sinne bring ich Dir dies Buch;
Ich weiß am besten, ohne Selbstverblendung:
Es blieb, wie alles, was ich schrieb, Versuch.
Geht doch durch unsre wahlverwandte Sendung
Bei gleichem Segen anch derselbe Fluch:
Am Ende sein, »och fern von der Vollendung!

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geschicl. te von Paul Meurice, l.czs l^rum8 et« villa^ö. Der brutale Klopffechter,
der Held dieser Erzählung, ist sehr charakteristisch gezeichnet und die Staffirnng
ist anziehend. — Jda von Düringsfeld, gegenwärtig Baronin von Neinsberg,
hat zum ersten Mal einen französischen Roman geschrieben: MKo VoUKi. Die
Motive der Erfindung sind äußerst gewagt (eine mehrmonatliche Liebe zu einer
verheirateten Frau, ohne daß weder sie noch ihr Gatte etwas davon merken,
bis endlich die Erklärung in Gegenwart deS letzter» geschieht). — Frau Gräfin
Dass beginnt einen Roman: NirZentoisklle ^obespierr«, in welchem sie ver¬
sucht, dem innern Entwicklungsgang jenes berüchtigten Schreckensmannes auf
die Spur zu kommen, und seine ursprüngliche Anlage dabei so gut schildert,
als irgend möglich. — A. Dumas setzt seine „großen Männer im Schlafrock"
fort. Seine Darstellung Nicheliens enthält eine ganze Menge sehr amüsanter
Anekvoten, die man sonst selten zusammen findet und vie ihm, wie es scheint,
von allen Seiten her zugetragen werden. Eine anmuthige Künstlergeschichte: Fa l-
cvne von Madame Lacroir, ganz im Stil unsers Hoffmann, die früher im
Pays erschien , durch eine 'Vorrede ihres Mannes, des Bibliophilen Jacob
Zugeführt, in welcher sich dieser ziemlich bitter über die Reiseeindrücke Italiens
ausspricht. —




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[0113] Freund vom Gymnase oder vom Theatre frau^ais wieder herauserkannt. — Einzelne sehr seine Striche .enthält das Nvvellenbuch von Franz Dingelstedt; vier Erzählungen aus den Jahren 18iÄ und -I8j3. Wie der Dichter über seine Leistungen denkt, hat er in dem Widmungssonett ausgesprochen, das wir hier mittheilen, weil uns bei Dingelstedt häufig ein ähnliches Gefühl über¬ kommt. Wie wunderlich ist unser beider Leben: Wir sind im strengen Bann der Pflicht gefeit, Mit nnsreni inneren Beruf entzweit, Und äußerlich vou Glück und Glanz umgeben! Will unser Herz sich jugendlich erheben, So flüchtet es in die Vergangenheit Und heißt um sich, voll herber Seligkeit, Der Kunst, der Dichtung Schattenbilder schwebe». In solchem Sinne bring ich Dir dies Buch; Ich weiß am besten, ohne Selbstverblendung: Es blieb, wie alles, was ich schrieb, Versuch. Geht doch durch unsre wahlverwandte Sendung Bei gleichem Segen anch derselbe Fluch: Am Ende sein, »och fern von der Vollendung! Ijib1i()>,Kho.u«z intern ationals. Zruxöll-Zs I.eipniF, KikssUnA, 8etmv<z ^ Comp..— Die neuen Lieferungen enthalten eine gut erzählte Dorf- geschicl. te von Paul Meurice, l.czs l^rum8 et« villa^ö. Der brutale Klopffechter, der Held dieser Erzählung, ist sehr charakteristisch gezeichnet und die Staffirnng ist anziehend. — Jda von Düringsfeld, gegenwärtig Baronin von Neinsberg, hat zum ersten Mal einen französischen Roman geschrieben: MKo VoUKi. Die Motive der Erfindung sind äußerst gewagt (eine mehrmonatliche Liebe zu einer verheirateten Frau, ohne daß weder sie noch ihr Gatte etwas davon merken, bis endlich die Erklärung in Gegenwart deS letzter» geschieht). — Frau Gräfin Dass beginnt einen Roman: NirZentoisklle ^obespierr«, in welchem sie ver¬ sucht, dem innern Entwicklungsgang jenes berüchtigten Schreckensmannes auf die Spur zu kommen, und seine ursprüngliche Anlage dabei so gut schildert, als irgend möglich. — A. Dumas setzt seine „großen Männer im Schlafrock" fort. Seine Darstellung Nicheliens enthält eine ganze Menge sehr amüsanter Anekvoten, die man sonst selten zusammen findet und vie ihm, wie es scheint, von allen Seiten her zugetragen werden. Eine anmuthige Künstlergeschichte: Fa l- cvne von Madame Lacroir, ganz im Stil unsers Hoffmann, die früher im Pays erschien , durch eine 'Vorrede ihres Mannes, des Bibliophilen Jacob Zugeführt, in welcher sich dieser ziemlich bitter über die Reiseeindrücke Italiens ausspricht. — Grenzboten. II. I8ut>.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/113>, abgerufen am 15.06.2024.