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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

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wieder auf das gewöhnliche Niveau. Sie begann 18i8 mit 29,000 und stieg
am 29. Februar auf 63,000. 1852 war der Durchschnitt am Anfang 36,000
und die größte Höhe erreichte der Absatz am 19. November durch den Nekrolog
des Herzogs von Wellington. Jetzt M ihr täglicher Absatz bereits auf
60,000 Exemplare gestiegen I Diese ungeheure Zunahme ist die Ursache der ent¬
schiedenen Richtung der Anzeigen nach ihren Spalten. Indessen sind ihre
Mittel so groß, daß sie ohne Schaden einen bedeutenden Theil des dadurch
bedingten Einkommens opfern kann. Im Jahr 18i5, als die Eisenbahnmanie
auf ihrer Höhe war, war das Anzeigcblatt der Times mit Bahnprojecten
überschwemmt, und die Tageseinnahmen für Annoncen, die am 6. September
2839 Pfund 1" Schilling betragen hatte, stieg am-18. October auf 6687 Pfund
4 Schillinge. Aber während dieser selben Zeit brachte das Blatt dauernde
Leitartikel gegen den Schwindel in seinen eignen Annoncenspalten; die Folge
war, daß die Tageseinnahme für Annoncen "in 1. November bereits auf
3230 Pfund 6 Schillinge 4 Pence gefallen war.

Wenn die Times der universelle englische Anzeiger ist, wenden sich andre
Zeitungen mit ihren Anzeigen an bestimmte Classen, wie Morning Post an
die Aristokratie, Dells Life an die Liebhaber von Sports, das Athenäum an
die literarische Welt u. f. w. Die Jllustrated News haben unter den Wochen¬
blättern den höchsten Absatz: 170,000 Eremplare. Im Jahr 1851 erschienen
in den drei Königreichen überhaupt 2,336,593 Annoncen in den öffentlichen
Blättern, und diese Zahl hat seit Aufhebung der daraufgelegten Steuer be¬
deutend zugenommen. Die Jnsertionsgebühren sind am geringsten in Times
und Eraminer, am höchsten in der Jllustrated News.




Amerikanische Literatur.

Vürr8 Lolieetion ok ^meriesn sul-hors. l.lip7.ig, ^. Dürr. --

In der amerikanischen Literatur beginnt seit einigen Jahren ein ungemein
reiches Leben. So viel Leser auch die Zeitungen und Broschüren absorbiren,
um der Nachdrücke und Uebersetzungen nicht zu gedenken, so behauptet doch
auch die ursprüngliche Phantasie ihre Rechte, und wenn die Nachbildung der
europäischen Dichtkunst eine große Rolle spielt, so treten doch regelmäßig
Elemente ein, die man als specifisch amerikanisch bezeichnen muß. Den aus¬
gedehntesten Umfang nimmt der Tendenzroman ein, bei welchem die religiöse
oder politische oder auch volkswirthschaftliche Färbung den novellistischen Inhalt
fast ganz zurückdrängt. Einen wie ansehnlichen Umfang diese Literatur ein-


wieder auf das gewöhnliche Niveau. Sie begann 18i8 mit 29,000 und stieg
am 29. Februar auf 63,000. 1852 war der Durchschnitt am Anfang 36,000
und die größte Höhe erreichte der Absatz am 19. November durch den Nekrolog
des Herzogs von Wellington. Jetzt M ihr täglicher Absatz bereits auf
60,000 Exemplare gestiegen I Diese ungeheure Zunahme ist die Ursache der ent¬
schiedenen Richtung der Anzeigen nach ihren Spalten. Indessen sind ihre
Mittel so groß, daß sie ohne Schaden einen bedeutenden Theil des dadurch
bedingten Einkommens opfern kann. Im Jahr 18i5, als die Eisenbahnmanie
auf ihrer Höhe war, war das Anzeigcblatt der Times mit Bahnprojecten
überschwemmt, und die Tageseinnahmen für Annoncen, die am 6. September
2839 Pfund 1» Schilling betragen hatte, stieg am-18. October auf 6687 Pfund
4 Schillinge. Aber während dieser selben Zeit brachte das Blatt dauernde
Leitartikel gegen den Schwindel in seinen eignen Annoncenspalten; die Folge
war, daß die Tageseinnahme für Annoncen «in 1. November bereits auf
3230 Pfund 6 Schillinge 4 Pence gefallen war.

Wenn die Times der universelle englische Anzeiger ist, wenden sich andre
Zeitungen mit ihren Anzeigen an bestimmte Classen, wie Morning Post an
die Aristokratie, Dells Life an die Liebhaber von Sports, das Athenäum an
die literarische Welt u. f. w. Die Jllustrated News haben unter den Wochen¬
blättern den höchsten Absatz: 170,000 Eremplare. Im Jahr 1851 erschienen
in den drei Königreichen überhaupt 2,336,593 Annoncen in den öffentlichen
Blättern, und diese Zahl hat seit Aufhebung der daraufgelegten Steuer be¬
deutend zugenommen. Die Jnsertionsgebühren sind am geringsten in Times
und Eraminer, am höchsten in der Jllustrated News.




Amerikanische Literatur.

Vürr8 Lolieetion ok ^meriesn sul-hors. l.lip7.ig, ^. Dürr. —

In der amerikanischen Literatur beginnt seit einigen Jahren ein ungemein
reiches Leben. So viel Leser auch die Zeitungen und Broschüren absorbiren,
um der Nachdrücke und Uebersetzungen nicht zu gedenken, so behauptet doch
auch die ursprüngliche Phantasie ihre Rechte, und wenn die Nachbildung der
europäischen Dichtkunst eine große Rolle spielt, so treten doch regelmäßig
Elemente ein, die man als specifisch amerikanisch bezeichnen muß. Den aus¬
gedehntesten Umfang nimmt der Tendenzroman ein, bei welchem die religiöse
oder politische oder auch volkswirthschaftliche Färbung den novellistischen Inhalt
fast ganz zurückdrängt. Einen wie ansehnlichen Umfang diese Literatur ein-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/142>, abgerufen am 15.06.2024.