Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

waffnete Pöbel -- den ein Marschall der Vereinigten Staaten anführte -- das
Städtchen in Brand.

Die Nachricht von diesen schmachvollen Vorgängen hat in allen Nichtskla-
venstaaten einen Sturm der Entrüstung gegen Mr. Pierce und seine Art zu'
regieren hervorgerufen. Jedermann scheint zu fühlen, daß die Krisis der Union
endlich gekommen ist. Selbst das Organ der Negierung gesteht das zu. In¬
dem es von Kansas spricht, sagt es: "Welche Frage sich auch in dem Wahl¬
kampfe geltend machen sollte, die Sklavenfragc, wie sie in der Maßregel gegen
Kansas eingeschlossen ist, wird den Vorrang behaupten -- in Vergleich mit
ihr sind alle andern Fragen von geringerer Bedeutung." Höchst wahrschein¬
lich wird sich, das erfüllen, trotz aller Versuche des Cabinets Pierce, diesen
Gegenstand in der Aufregung der Gemüther verschwinden zu lassen, welche
ein Krieg mit England hervorzurufen geeignet schien. Die Sklavenfragc muß
entschieden werden, selbst wenn sie zu einer Trennung der Union führen sollte.
Und wird das amerikanische Volk einen Kampf mit England wagen, wenn ein
solcher Entscheidungskampf zu gleicher Zeit im Inlande wüthet?




Die Bildung der Frnnen.
Bibliothek für die deutsche Frauenwelt. Erster Band: Mythologie der
Deutschen. Von Claire von Glümer. Leipzig, O. Wigand. --
Ueber weibliche Erziehung von Hanna More. (Aus ihrem "l^^!^-, "n
our>>in5 !iuI>!c:,>>!/°). Aus dem Englischen übersetzt und mit einer Einleitung
über den gegenwärtigen Stand der Literatur über weibliche Pädagogik be¬
gleitet von Ur. Robert König, Rector der Caeeilienschuls in Oldenburg.
Oldenburg, G. Stalling. --

Die Idee der Frauenemancipation, welche seit den Zeiten des jungen Deutsch¬
land und der nenromantischen Schule in Frankreich innerhalb der Literatur eine
so ungebührliche Ausdehnung gewonnen hat, stellt sich sür jedes gesunde Ge^
fühl augenblicklich als eine Verirrung dar, für welche kein Rechtfertigungsgrund
gefunden werden kann. Aber wie es überhaupt keine Wirkung ohne Ursache
gibt, wie auch'die Krankheit als ein Symptom von der innern Beschaffenheit
des Organismus aufgefaßt werden muß, so läßt sich der Grund deS Mi߬
behagens der modernen Frauen an ihrem Loose wol nachweisen. Nur liegt er
nicht in der Natur der Dinge , sondern in der eigenthümlichen Bildung, die
man ihnen gibt. In frühern Zeiten erlangten sie keine andere Bildung, als
diejenige, die sich aus ihren spätern Beruf bezog, und wer sich aus eigner Kraft
mehr davon aneignete, wurde von der Gesellschaft sofort als eine Ausnahme
betrachtet, auf welche die herkömmlichen Regeln nicht anzuwenden seien. In


waffnete Pöbel — den ein Marschall der Vereinigten Staaten anführte — das
Städtchen in Brand.

Die Nachricht von diesen schmachvollen Vorgängen hat in allen Nichtskla-
venstaaten einen Sturm der Entrüstung gegen Mr. Pierce und seine Art zu'
regieren hervorgerufen. Jedermann scheint zu fühlen, daß die Krisis der Union
endlich gekommen ist. Selbst das Organ der Negierung gesteht das zu. In¬
dem es von Kansas spricht, sagt es: „Welche Frage sich auch in dem Wahl¬
kampfe geltend machen sollte, die Sklavenfragc, wie sie in der Maßregel gegen
Kansas eingeschlossen ist, wird den Vorrang behaupten — in Vergleich mit
ihr sind alle andern Fragen von geringerer Bedeutung." Höchst wahrschein¬
lich wird sich, das erfüllen, trotz aller Versuche des Cabinets Pierce, diesen
Gegenstand in der Aufregung der Gemüther verschwinden zu lassen, welche
ein Krieg mit England hervorzurufen geeignet schien. Die Sklavenfragc muß
entschieden werden, selbst wenn sie zu einer Trennung der Union führen sollte.
Und wird das amerikanische Volk einen Kampf mit England wagen, wenn ein
solcher Entscheidungskampf zu gleicher Zeit im Inlande wüthet?




Die Bildung der Frnnen.
Bibliothek für die deutsche Frauenwelt. Erster Band: Mythologie der
Deutschen. Von Claire von Glümer. Leipzig, O. Wigand. —
Ueber weibliche Erziehung von Hanna More. (Aus ihrem „l^^!^-, „n
our>>in5 !iuI>!c:,>>!/°). Aus dem Englischen übersetzt und mit einer Einleitung
über den gegenwärtigen Stand der Literatur über weibliche Pädagogik be¬
gleitet von Ur. Robert König, Rector der Caeeilienschuls in Oldenburg.
Oldenburg, G. Stalling. —

Die Idee der Frauenemancipation, welche seit den Zeiten des jungen Deutsch¬
land und der nenromantischen Schule in Frankreich innerhalb der Literatur eine
so ungebührliche Ausdehnung gewonnen hat, stellt sich sür jedes gesunde Ge^
fühl augenblicklich als eine Verirrung dar, für welche kein Rechtfertigungsgrund
gefunden werden kann. Aber wie es überhaupt keine Wirkung ohne Ursache
gibt, wie auch'die Krankheit als ein Symptom von der innern Beschaffenheit
des Organismus aufgefaßt werden muß, so läßt sich der Grund deS Mi߬
behagens der modernen Frauen an ihrem Loose wol nachweisen. Nur liegt er
nicht in der Natur der Dinge , sondern in der eigenthümlichen Bildung, die
man ihnen gibt. In frühern Zeiten erlangten sie keine andere Bildung, als
diejenige, die sich aus ihren spätern Beruf bezog, und wer sich aus eigner Kraft
mehr davon aneignete, wurde von der Gesellschaft sofort als eine Ausnahme
betrachtet, auf welche die herkömmlichen Regeln nicht anzuwenden seien. In


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0518" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/102045"/>
          <p xml:id="ID_1429" prev="#ID_1428"> waffnete Pöbel &#x2014; den ein Marschall der Vereinigten Staaten anführte &#x2014; das<lb/>
Städtchen in Brand.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1430"> Die Nachricht von diesen schmachvollen Vorgängen hat in allen Nichtskla-<lb/>
venstaaten einen Sturm der Entrüstung gegen Mr. Pierce und seine Art zu'<lb/>
regieren hervorgerufen. Jedermann scheint zu fühlen, daß die Krisis der Union<lb/>
endlich gekommen ist. Selbst das Organ der Negierung gesteht das zu. In¬<lb/>
dem es von Kansas spricht, sagt es: &#x201E;Welche Frage sich auch in dem Wahl¬<lb/>
kampfe geltend machen sollte, die Sklavenfragc, wie sie in der Maßregel gegen<lb/>
Kansas eingeschlossen ist, wird den Vorrang behaupten &#x2014; in Vergleich mit<lb/>
ihr sind alle andern Fragen von geringerer Bedeutung." Höchst wahrschein¬<lb/>
lich wird sich, das erfüllen, trotz aller Versuche des Cabinets Pierce, diesen<lb/>
Gegenstand in der Aufregung der Gemüther verschwinden zu lassen, welche<lb/>
ein Krieg mit England hervorzurufen geeignet schien. Die Sklavenfragc muß<lb/>
entschieden werden, selbst wenn sie zu einer Trennung der Union führen sollte.<lb/>
Und wird das amerikanische Volk einen Kampf mit England wagen, wenn ein<lb/>
solcher Entscheidungskampf zu gleicher Zeit im Inlande wüthet?</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Die Bildung der Frnnen.</head><lb/>
          <list>
            <item> Bibliothek für die deutsche Frauenwelt. Erster Band: Mythologie der<lb/>
Deutschen.  Von Claire von Glümer.  Leipzig, O. Wigand. &#x2014;</item>
            <item> Ueber weibliche Erziehung von Hanna More. (Aus ihrem &#x201E;l^^!^-, &#x201E;n<lb/>
our&gt;&gt;in5 !iuI&gt;!c:,&gt;&gt;!/°). Aus dem Englischen übersetzt und mit einer Einleitung<lb/>
über den gegenwärtigen Stand der Literatur über weibliche Pädagogik be¬<lb/>
gleitet von Ur. Robert König, Rector der Caeeilienschuls in Oldenburg.<lb/>
Oldenburg, G. Stalling. &#x2014;</item>
          </list><lb/>
          <p xml:id="ID_1431" next="#ID_1432"> Die Idee der Frauenemancipation, welche seit den Zeiten des jungen Deutsch¬<lb/>
land und der nenromantischen Schule in Frankreich innerhalb der Literatur eine<lb/>
so ungebührliche Ausdehnung gewonnen hat, stellt sich sür jedes gesunde Ge^<lb/>
fühl augenblicklich als eine Verirrung dar, für welche kein Rechtfertigungsgrund<lb/>
gefunden werden kann. Aber wie es überhaupt keine Wirkung ohne Ursache<lb/>
gibt, wie auch'die Krankheit als ein Symptom von der innern Beschaffenheit<lb/>
des Organismus aufgefaßt werden muß, so läßt sich der Grund deS Mi߬<lb/>
behagens der modernen Frauen an ihrem Loose wol nachweisen. Nur liegt er<lb/>
nicht in der Natur der Dinge , sondern in der eigenthümlichen Bildung, die<lb/>
man ihnen gibt. In frühern Zeiten erlangten sie keine andere Bildung, als<lb/>
diejenige, die sich aus ihren spätern Beruf bezog, und wer sich aus eigner Kraft<lb/>
mehr davon aneignete, wurde von der Gesellschaft sofort als eine Ausnahme<lb/>
betrachtet, auf welche die herkömmlichen Regeln nicht anzuwenden seien. In</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0518] waffnete Pöbel — den ein Marschall der Vereinigten Staaten anführte — das Städtchen in Brand. Die Nachricht von diesen schmachvollen Vorgängen hat in allen Nichtskla- venstaaten einen Sturm der Entrüstung gegen Mr. Pierce und seine Art zu' regieren hervorgerufen. Jedermann scheint zu fühlen, daß die Krisis der Union endlich gekommen ist. Selbst das Organ der Negierung gesteht das zu. In¬ dem es von Kansas spricht, sagt es: „Welche Frage sich auch in dem Wahl¬ kampfe geltend machen sollte, die Sklavenfragc, wie sie in der Maßregel gegen Kansas eingeschlossen ist, wird den Vorrang behaupten — in Vergleich mit ihr sind alle andern Fragen von geringerer Bedeutung." Höchst wahrschein¬ lich wird sich, das erfüllen, trotz aller Versuche des Cabinets Pierce, diesen Gegenstand in der Aufregung der Gemüther verschwinden zu lassen, welche ein Krieg mit England hervorzurufen geeignet schien. Die Sklavenfragc muß entschieden werden, selbst wenn sie zu einer Trennung der Union führen sollte. Und wird das amerikanische Volk einen Kampf mit England wagen, wenn ein solcher Entscheidungskampf zu gleicher Zeit im Inlande wüthet? Die Bildung der Frnnen. Bibliothek für die deutsche Frauenwelt. Erster Band: Mythologie der Deutschen. Von Claire von Glümer. Leipzig, O. Wigand. — Ueber weibliche Erziehung von Hanna More. (Aus ihrem „l^^!^-, „n our>>in5 !iuI>!c:,>>!/°). Aus dem Englischen übersetzt und mit einer Einleitung über den gegenwärtigen Stand der Literatur über weibliche Pädagogik be¬ gleitet von Ur. Robert König, Rector der Caeeilienschuls in Oldenburg. Oldenburg, G. Stalling. — Die Idee der Frauenemancipation, welche seit den Zeiten des jungen Deutsch¬ land und der nenromantischen Schule in Frankreich innerhalb der Literatur eine so ungebührliche Ausdehnung gewonnen hat, stellt sich sür jedes gesunde Ge^ fühl augenblicklich als eine Verirrung dar, für welche kein Rechtfertigungsgrund gefunden werden kann. Aber wie es überhaupt keine Wirkung ohne Ursache gibt, wie auch'die Krankheit als ein Symptom von der innern Beschaffenheit des Organismus aufgefaßt werden muß, so läßt sich der Grund deS Mi߬ behagens der modernen Frauen an ihrem Loose wol nachweisen. Nur liegt er nicht in der Natur der Dinge , sondern in der eigenthümlichen Bildung, die man ihnen gibt. In frühern Zeiten erlangten sie keine andere Bildung, als diejenige, die sich aus ihren spätern Beruf bezog, und wer sich aus eigner Kraft mehr davon aneignete, wurde von der Gesellschaft sofort als eine Ausnahme betrachtet, auf welche die herkömmlichen Regeln nicht anzuwenden seien. In

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/518
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/518>, abgerufen am 16.06.2024.