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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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eine große Masse Silber erst anschaffen und würde dasselbe grade dadurch
im Preise steigern. Es wird von mehren Seiten behauptet, Gold
sei stetig im Werthe, das Silber aber gestiegen. Wenn man davon absieht,
daß eine solche Umkehrung der Sätze aus die Anschauung vieler Menschen
einen Einfluß übt, so ist dieselbe dem Wesen nach ganz gleichgiltig, dem
Sachverhalt nach ist es indeß passender zu sagen, Gold sei. gefallen. Der Werth
der edeln Metalle wie der Dinge überhaupt hängt von der Menge ab, in
welcher sie vorhanden sind; die Menge des Goldes hat sich durch die neuesten
Ausdeutungen vermehrt, also mußte das Gold fallen, natürlich auch demzufolge
das Silber, dessen Production nicht gleichen Schritt mit der deS Goldes gehal¬
ten, steigen. Treffend sagt der Versasser der Schrift "zur Bankfrage": "Was
hilft auch eine noch so scharfsinnige Deduction dieser Behauptung, Gold sei
stabil im Werthe, Silber aber gestiegen, wenn sich künftig z. B. die Werth-
rclation wie 1 : 10 stellen sollte? Wird der Mann, welcher eine Forderung in
Silber hatte, die man in Gold convertirte und der dann mit seiner Goldein¬
nahme nur zwei Drittel dessen bestreiten kann, was er früher mit seiner Sil¬
bereinnahme bestritten hat, dadurch getröstet werden, daß man ihm sagt, Gold
sei nicht gefallen, sondern Silber gestiegen?" --

Wir kommen jetzt zu dem Hauptargument der Vertheidiger des Uebergangs
zur Goldwährung. Wir müssen schon deshalb uns zu ihr wenden, so sagen sie,
weil das Silber verschwindet und nach dem Orient geht. Wir antworten
darauf, zu einer solchen Befürchtung ist bis jetzt kein Grund vorhanden, denn
wie der Preis eines Metalles durch seine Menge bestimmt wird, so schließt
man aus seinem Preise auf die vorhandene Menge, nun ist der Preis des
Silbers seit 1841 noch nicht um 1 Procent gestiegen, es kann also noch nicht
so selten geworden sein. Der Durchschnittspreis für die Unze Standardsilber
war 184-1 --1830 "uf dem londoner Markt 39°/g Proc., was ein Werthverhältniß
zum Golde von 13,82:1 ergibt, in den Jahren von 1833--53 war der
Durchschnittspreis 6I-/2 Proc., also das Verhältniß zum Gold 13,33:1.

Damit soll keineswegs die Bedeutung der Silberströmung nach Asien
verkannt werden. Nach den Angaben des Economist sind mit der Ueberland-
Post aus England allein an Silber nach Indien und China versandt worden:

1831 : 1,716,000 Pfd. Se. -- 18.32: 2,360,000 Pfd. Se. -- 1833:
4,710,663 Pfd. Se.
1834: 3,132,003. 1833: 6,409,889. 1836 bis 1. October 8,200,000 Pfd. Se.

dazu kommen yach Herrn Soetbeer noch die Silberverschiffungen mit der Ueber-
landpvst aus den Häfen des Mittelmeeres:

1833: 818,362 Pf. Se. 1834: 1,431,014 Pf. Se. 1833: 1,324,240. Pfd.

Es sind also in allem von 1831 bis Ende September 1836 über 240
Millionen pr. Thaler nach Asien gesandt. Gewiß eine beträchtliche Summe, allein


eine große Masse Silber erst anschaffen und würde dasselbe grade dadurch
im Preise steigern. Es wird von mehren Seiten behauptet, Gold
sei stetig im Werthe, das Silber aber gestiegen. Wenn man davon absieht,
daß eine solche Umkehrung der Sätze aus die Anschauung vieler Menschen
einen Einfluß übt, so ist dieselbe dem Wesen nach ganz gleichgiltig, dem
Sachverhalt nach ist es indeß passender zu sagen, Gold sei. gefallen. Der Werth
der edeln Metalle wie der Dinge überhaupt hängt von der Menge ab, in
welcher sie vorhanden sind; die Menge des Goldes hat sich durch die neuesten
Ausdeutungen vermehrt, also mußte das Gold fallen, natürlich auch demzufolge
das Silber, dessen Production nicht gleichen Schritt mit der deS Goldes gehal¬
ten, steigen. Treffend sagt der Versasser der Schrift „zur Bankfrage": „Was
hilft auch eine noch so scharfsinnige Deduction dieser Behauptung, Gold sei
stabil im Werthe, Silber aber gestiegen, wenn sich künftig z. B. die Werth-
rclation wie 1 : 10 stellen sollte? Wird der Mann, welcher eine Forderung in
Silber hatte, die man in Gold convertirte und der dann mit seiner Goldein¬
nahme nur zwei Drittel dessen bestreiten kann, was er früher mit seiner Sil¬
bereinnahme bestritten hat, dadurch getröstet werden, daß man ihm sagt, Gold
sei nicht gefallen, sondern Silber gestiegen?" —

Wir kommen jetzt zu dem Hauptargument der Vertheidiger des Uebergangs
zur Goldwährung. Wir müssen schon deshalb uns zu ihr wenden, so sagen sie,
weil das Silber verschwindet und nach dem Orient geht. Wir antworten
darauf, zu einer solchen Befürchtung ist bis jetzt kein Grund vorhanden, denn
wie der Preis eines Metalles durch seine Menge bestimmt wird, so schließt
man aus seinem Preise auf die vorhandene Menge, nun ist der Preis des
Silbers seit 1841 noch nicht um 1 Procent gestiegen, es kann also noch nicht
so selten geworden sein. Der Durchschnittspreis für die Unze Standardsilber
war 184-1 —1830 »uf dem londoner Markt 39°/g Proc., was ein Werthverhältniß
zum Golde von 13,82:1 ergibt, in den Jahren von 1833—53 war der
Durchschnittspreis 6I-/2 Proc., also das Verhältniß zum Gold 13,33:1.

Damit soll keineswegs die Bedeutung der Silberströmung nach Asien
verkannt werden. Nach den Angaben des Economist sind mit der Ueberland-
Post aus England allein an Silber nach Indien und China versandt worden:

1831 : 1,716,000 Pfd. Se. — 18.32: 2,360,000 Pfd. Se. — 1833:
4,710,663 Pfd. Se.
1834: 3,132,003. 1833: 6,409,889. 1836 bis 1. October 8,200,000 Pfd. Se.

dazu kommen yach Herrn Soetbeer noch die Silberverschiffungen mit der Ueber-
landpvst aus den Häfen des Mittelmeeres:

1833: 818,362 Pf. Se. 1834: 1,431,014 Pf. Se. 1833: 1,324,240. Pfd.

Es sind also in allem von 1831 bis Ende September 1836 über 240
Millionen pr. Thaler nach Asien gesandt. Gewiß eine beträchtliche Summe, allein


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/13>, abgerufen am 08.05.2024.