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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

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Munde sprach, so hatte der Prinz eine große und für ihn gefährliche Clique
gegen sich, zu der auch der damalige einflußreiche Minister Feronce v.
Notenkreuz zählte. Der grade General übernahm es, auch diesen entge¬
genzutreten, wenn dem Prinzen zuviel geschah, und ihm ist das Verdienst nicht
abzusprechen, Vater und Sohn noch in diesem Jahre näher gebracht und end¬
lich ausgesöhnt zu haben.

Wir finden hier in der Jugendzeit des Prinzen manches Aehnliche mit
der Friedrich's des Großen. Beide Fürsten mußten eine harte Schule der
Prüfung durchmachen, die sie zwar für eine große Zukunft vorbereitete und
stählte, in beiden aber auch jenes bittere Gefühl und Mißtrauen gegen die
Menschheit erzeugte, das ihnen bis zum Tode anhing, und woraus, bei allen
guten Eigenschaften des Herzens, manche Unbill und Härte hervorging.

Das Regiment von Kalkstein gehörte bekanntlich zum Knob alt orf'schen
Corps, das zu Anfang des Jahres 17 93 ber Wesel zusammengezogen wurde
und auf den rechten Flügel der Alliirten operirte. Als Prinz Wilhelm bei
diesem eintraf, stand es bereits mit einen östreichischen Corps in den Lagern
bei Busicux und Cysoing in Flandern. In letzterem Orte hatte der Ge¬
neral-Lieutenant v. Knobelsdorf sein Hauptquartier genommen. Der Her¬
zog stand mit Wurmser bei Landau.

Der General v. Riedesel befand sich zu jeuer Zeit mit einem 3000
Mann starken Hilfscvrps das der Statthalter der Niederlande vom Herzog von
Braunschweig in Sold genommen hatte, in der niederländischen Festung Mastrich t.

Es war bereits im Jahr 1788 dahin abmarschirt und kam erst 1794
wieder in's Land zurück.

Dem Prinzen war noch der Brigadcmajvr v. Langwerth beigegeben,
den er, wie es scheint, seines ganzen Vertrauens würdigte. Den Briefen an.
Riedesel legte der Prinz gewöhnlich die Stücke des Journals vom Knobels-
dorsschcn Corps bei, soweit solches eben im Hauptquartier geführt wurde.
Auch dieses findet sich, bis auf wenige Lücken, noch vor. Es ist hie und da
vom Prinzen selbst abgeschrieben. Auch vou Langwerth sind noch Briefe
vorhanden, die manches Jntressante über den Herzog, den Prinzen und die
damaligen Ereignisse enthalten.

Die nun folgenden Briefe des Prinzen Wilhelm sind ganz treu nach dem
Original wieder gegeben, deshalb sind auch die hie und da vorkommenden
Verstöße gegen Orthographie und Stil beibehalten worden.

xra.es: d. 27. Mai 1793.


Hochwohlgeborncr,
Hochzuverehrender Herr General-Lieutenant.

1. Ew. Excellenz ersuche ich ganz gehorsamst, meinen Leuten eine Marsch-
routhe nach Brüssel und wo möglich bis zur nächsten Stadt oder Flecken zum


Munde sprach, so hatte der Prinz eine große und für ihn gefährliche Clique
gegen sich, zu der auch der damalige einflußreiche Minister Feronce v.
Notenkreuz zählte. Der grade General übernahm es, auch diesen entge¬
genzutreten, wenn dem Prinzen zuviel geschah, und ihm ist das Verdienst nicht
abzusprechen, Vater und Sohn noch in diesem Jahre näher gebracht und end¬
lich ausgesöhnt zu haben.

Wir finden hier in der Jugendzeit des Prinzen manches Aehnliche mit
der Friedrich's des Großen. Beide Fürsten mußten eine harte Schule der
Prüfung durchmachen, die sie zwar für eine große Zukunft vorbereitete und
stählte, in beiden aber auch jenes bittere Gefühl und Mißtrauen gegen die
Menschheit erzeugte, das ihnen bis zum Tode anhing, und woraus, bei allen
guten Eigenschaften des Herzens, manche Unbill und Härte hervorging.

Das Regiment von Kalkstein gehörte bekanntlich zum Knob alt orf'schen
Corps, das zu Anfang des Jahres 17 93 ber Wesel zusammengezogen wurde
und auf den rechten Flügel der Alliirten operirte. Als Prinz Wilhelm bei
diesem eintraf, stand es bereits mit einen östreichischen Corps in den Lagern
bei Busicux und Cysoing in Flandern. In letzterem Orte hatte der Ge¬
neral-Lieutenant v. Knobelsdorf sein Hauptquartier genommen. Der Her¬
zog stand mit Wurmser bei Landau.

Der General v. Riedesel befand sich zu jeuer Zeit mit einem 3000
Mann starken Hilfscvrps das der Statthalter der Niederlande vom Herzog von
Braunschweig in Sold genommen hatte, in der niederländischen Festung Mastrich t.

Es war bereits im Jahr 1788 dahin abmarschirt und kam erst 1794
wieder in's Land zurück.

Dem Prinzen war noch der Brigadcmajvr v. Langwerth beigegeben,
den er, wie es scheint, seines ganzen Vertrauens würdigte. Den Briefen an.
Riedesel legte der Prinz gewöhnlich die Stücke des Journals vom Knobels-
dorsschcn Corps bei, soweit solches eben im Hauptquartier geführt wurde.
Auch dieses findet sich, bis auf wenige Lücken, noch vor. Es ist hie und da
vom Prinzen selbst abgeschrieben. Auch vou Langwerth sind noch Briefe
vorhanden, die manches Jntressante über den Herzog, den Prinzen und die
damaligen Ereignisse enthalten.

Die nun folgenden Briefe des Prinzen Wilhelm sind ganz treu nach dem
Original wieder gegeben, deshalb sind auch die hie und da vorkommenden
Verstöße gegen Orthographie und Stil beibehalten worden.

xra.es: d. 27. Mai 1793.


Hochwohlgeborncr,
Hochzuverehrender Herr General-Lieutenant.

1. Ew. Excellenz ersuche ich ganz gehorsamst, meinen Leuten eine Marsch-
routhe nach Brüssel und wo möglich bis zur nächsten Stadt oder Flecken zum


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/42>, abgerufen am 15.05.2024.