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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

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Regiments von Kalkstein zu geben: auch habe ich ihnen befohlen, im Fall,
daß die Truppen zum retiriren gezwungen wären, auf denselben Weg, bis sie
sich in Sicherheit glauben, zurückzukehren. Sollten meine Leute") mit den 50
Louisdors nicht reichen, so ersuche ich Ew. Excellenz ihnen eine Summe, die
sie bedürfen werden, auszahlen zu lassen. Meinerseits kann ich noch nicht mit
Gewißheit den Tag meiner Ankunft bei Ihnen bestimmen, da ich die Absicht
habe, so geschwind als möglich von hier ab zum Regimente zu gehen.,

Mit den Gesinnungen der größten Hochachtung und Ergebenheit habe ich
die Ehre zu sein

Braunschweig den 12. Mai 1793.


Ew. Excellenz.
ganz gehorsamster Diener
Wilhelm Pr. v. Braunschweig.

Im Lager bei Cissoins den 6. Juni 1793.

2. Den Tag nach meiner Ankunft war eine Affaire bei Ottonge wo
wir 10 Offiziere gefangen gemacht, die Franzosen wollten uus mit einem kleinen
Corps überfallen,' allein hauptsächlich das Hauptquartier: dies ging sehr leicht
an, da die Holländer unter dem Commando des ältesten Prinzen von Oranien
weder Feldwache, noch irgend ein Piquet zur Sicherheit des Lagers ausgesetzt
und daher Ottonge nach Tournay zu von gar nichts gedeckt war, zu unserm
Glück wollten wir eine sehr starke Patrouille von den Franzosen, die täglich
bis eine kleine Viertelmeile vom Hauptquartier kam aufheben: unsere Leute
lagen im Freien ans dem Felde dicht an einem Kvrnselde, ein Spion hatte
dennoch uns verrathen, zum Glück aber im Dorfe gesucht, daher machten
unsere Leute von dem ersten Schrecken den sie bekamen. Gebrauch, sielen mit
Heftigkeit über sie her und schlugen sie zurück. Welches unerklärbare Glück,
mit einer Hand voll Leute ein Corps von 4000 Mann zurückgeschlagen.

Die Holländer stehen zwischen Tournay und Courtrai, die Oestreicher bei
Wallencienne und wir bei Cissoin, in wenig Tagen werden Engländer und
Oestreichs zu uns stoßen und die braunschweigschen Truppen, so daß wir
17,000 Mann ausmachen. Dies soll dann unter dem Commando von Kno-
belsdorf stehen.


So eben höre ich heftig schießen, ich endige, um zu wissen wo es ist.
Wilhelm Pr. v. Braunschweig.
xiÄks: d. 29. Juny 1793. Im Lager bei Cisoint d. 2K. Juni
1793.

3. Hierbei erfolgt das Journal, zwar würde ich schon auch was neues
von den Holländern und Oestreichern sagen; allein von beiden Armeen em¬
pfängt man nichts mit Gewißheit, als das was Knobelsdorsen zufällig ge-



*) Unter des Prinzen Leute ist hier dessen Dienerschaft gemeint, die mit dem Gepäck
vorausging.

Regiments von Kalkstein zu geben: auch habe ich ihnen befohlen, im Fall,
daß die Truppen zum retiriren gezwungen wären, auf denselben Weg, bis sie
sich in Sicherheit glauben, zurückzukehren. Sollten meine Leute») mit den 50
Louisdors nicht reichen, so ersuche ich Ew. Excellenz ihnen eine Summe, die
sie bedürfen werden, auszahlen zu lassen. Meinerseits kann ich noch nicht mit
Gewißheit den Tag meiner Ankunft bei Ihnen bestimmen, da ich die Absicht
habe, so geschwind als möglich von hier ab zum Regimente zu gehen.,

Mit den Gesinnungen der größten Hochachtung und Ergebenheit habe ich
die Ehre zu sein

Braunschweig den 12. Mai 1793.


Ew. Excellenz.
ganz gehorsamster Diener
Wilhelm Pr. v. Braunschweig.

Im Lager bei Cissoins den 6. Juni 1793.

2. Den Tag nach meiner Ankunft war eine Affaire bei Ottonge wo
wir 10 Offiziere gefangen gemacht, die Franzosen wollten uus mit einem kleinen
Corps überfallen,' allein hauptsächlich das Hauptquartier: dies ging sehr leicht
an, da die Holländer unter dem Commando des ältesten Prinzen von Oranien
weder Feldwache, noch irgend ein Piquet zur Sicherheit des Lagers ausgesetzt
und daher Ottonge nach Tournay zu von gar nichts gedeckt war, zu unserm
Glück wollten wir eine sehr starke Patrouille von den Franzosen, die täglich
bis eine kleine Viertelmeile vom Hauptquartier kam aufheben: unsere Leute
lagen im Freien ans dem Felde dicht an einem Kvrnselde, ein Spion hatte
dennoch uns verrathen, zum Glück aber im Dorfe gesucht, daher machten
unsere Leute von dem ersten Schrecken den sie bekamen. Gebrauch, sielen mit
Heftigkeit über sie her und schlugen sie zurück. Welches unerklärbare Glück,
mit einer Hand voll Leute ein Corps von 4000 Mann zurückgeschlagen.

Die Holländer stehen zwischen Tournay und Courtrai, die Oestreicher bei
Wallencienne und wir bei Cissoin, in wenig Tagen werden Engländer und
Oestreichs zu uns stoßen und die braunschweigschen Truppen, so daß wir
17,000 Mann ausmachen. Dies soll dann unter dem Commando von Kno-
belsdorf stehen.


So eben höre ich heftig schießen, ich endige, um zu wissen wo es ist.
Wilhelm Pr. v. Braunschweig.
xiÄks: d. 29. Juny 1793. Im Lager bei Cisoint d. 2K. Juni
1793.

3. Hierbei erfolgt das Journal, zwar würde ich schon auch was neues
von den Holländern und Oestreichern sagen; allein von beiden Armeen em¬
pfängt man nichts mit Gewißheit, als das was Knobelsdorsen zufällig ge-



*) Unter des Prinzen Leute ist hier dessen Dienerschaft gemeint, die mit dem Gepäck
vorausging.
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[0043] Regiments von Kalkstein zu geben: auch habe ich ihnen befohlen, im Fall, daß die Truppen zum retiriren gezwungen wären, auf denselben Weg, bis sie sich in Sicherheit glauben, zurückzukehren. Sollten meine Leute») mit den 50 Louisdors nicht reichen, so ersuche ich Ew. Excellenz ihnen eine Summe, die sie bedürfen werden, auszahlen zu lassen. Meinerseits kann ich noch nicht mit Gewißheit den Tag meiner Ankunft bei Ihnen bestimmen, da ich die Absicht habe, so geschwind als möglich von hier ab zum Regimente zu gehen., Mit den Gesinnungen der größten Hochachtung und Ergebenheit habe ich die Ehre zu sein Braunschweig den 12. Mai 1793. Ew. Excellenz. ganz gehorsamster Diener Wilhelm Pr. v. Braunschweig. Im Lager bei Cissoins den 6. Juni 1793. 2. Den Tag nach meiner Ankunft war eine Affaire bei Ottonge wo wir 10 Offiziere gefangen gemacht, die Franzosen wollten uus mit einem kleinen Corps überfallen,' allein hauptsächlich das Hauptquartier: dies ging sehr leicht an, da die Holländer unter dem Commando des ältesten Prinzen von Oranien weder Feldwache, noch irgend ein Piquet zur Sicherheit des Lagers ausgesetzt und daher Ottonge nach Tournay zu von gar nichts gedeckt war, zu unserm Glück wollten wir eine sehr starke Patrouille von den Franzosen, die täglich bis eine kleine Viertelmeile vom Hauptquartier kam aufheben: unsere Leute lagen im Freien ans dem Felde dicht an einem Kvrnselde, ein Spion hatte dennoch uns verrathen, zum Glück aber im Dorfe gesucht, daher machten unsere Leute von dem ersten Schrecken den sie bekamen. Gebrauch, sielen mit Heftigkeit über sie her und schlugen sie zurück. Welches unerklärbare Glück, mit einer Hand voll Leute ein Corps von 4000 Mann zurückgeschlagen. Die Holländer stehen zwischen Tournay und Courtrai, die Oestreicher bei Wallencienne und wir bei Cissoin, in wenig Tagen werden Engländer und Oestreichs zu uns stoßen und die braunschweigschen Truppen, so daß wir 17,000 Mann ausmachen. Dies soll dann unter dem Commando von Kno- belsdorf stehen. So eben höre ich heftig schießen, ich endige, um zu wissen wo es ist. Wilhelm Pr. v. Braunschweig. xiÄks: d. 29. Juny 1793. Im Lager bei Cisoint d. 2K. Juni 1793. 3. Hierbei erfolgt das Journal, zwar würde ich schon auch was neues von den Holländern und Oestreichern sagen; allein von beiden Armeen em¬ pfängt man nichts mit Gewißheit, als das was Knobelsdorsen zufällig ge- *) Unter des Prinzen Leute ist hier dessen Dienerschaft gemeint, die mit dem Gepäck vorausging.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/43>, abgerufen am 15.05.2024.